Die Nationalmannschaft & der Verband

    Mal abgesehen davon, dass ich mit vielen Spielern der Nationalmannschaft nichts anfangen kann: gestern war zumindest die erste Hälfte doch ok. Engagement war da, der Versuch, zielstrebig nach vorne zu spielen, schnelle Kombinationen. Anfang 2. Hälfte bin ich wieder wahnsinnig geworden, weil keine Abschlüsse gesucht wurden, und weil nach hinten deutlich schlechter gearbeitet wurde, aber bis dahin (hab nicht mehr weiter geschaut) fand ichs wirklich gut anzuschauen.

    in the trench of pestilence the bible screams announce your faith

    Mal angenommen, ich hätte das letzte halbe im Koma gelegen und hätte nichts vom WM-Debakel mitbekommen und von dem anschließenden ganzen Gerede von einem Neuanfang, Modernisierung der Strategie und der notwendigen Erdung eines von der Fanbasis abgehobenen Marketing-Konstrukts namens "Mannschaft":


    Nach dem Spiel gestern abend wäre mir nicht im Geringensten aufgefallen, dass sich irgendwas geändert haben soll. Komplettes NM-Business as Usual: Durch ewige Querpassstafetten erzeugte megahohe Ballbesitzquoten, die in der Regel keinen Ertrag bringen, miserable Chancenverwertung und hinten bei Kontern offen wie ein Scheunentor. Dazu das übliche fussballferne und stimmungslose Schlandpublikum, das zum UN-ER-TRÄG-LICH-EN "schwarz und weiss" schunkelt.


    Ich bin jemand, der im Gegensatz zu vielen anderen hier, früher eigentlich immer eine gewisse Begeisterung für NM-Spiele hatte. Aber momentan finde ich es nur noch zum Kotzen.<X

    yeahralfi schrieb:

    Mal angenommen, ich hätte das letzte halbe im Koma gelegen und hätte nichts vom WM-Debakel mitbekommen und von dem anschließenden ganzen Gerede von einem Neuanfang, Modernisierung der Strategie und der notwendigen Erdung eines von der Fanbasis abgehobenen Marketing-Konstrukts namens "Mannschaft":


    Nach dem Spiel gestern abend wäre mir nicht im Geringensten aufgefallen, dass sich irgendwas geändert haben soll. Komplettes NM-Business as Usual: Durch ewige Querpassstafetten erzeugte megahohe Ballbesitzquoten, die in der Regel keinen Ertrag bringen, miserable Chancenverwertung und hinten bei Kontern offen wie ein Scheunentor. Dazu das übliche fussballferne und stimmungslose Schlandpublikum, das zum UN-ER-TRÄG-LICH-EN "schwarz und weiss" schunkelt.


    Ich bin jemand, der im Gegensatz zu vielen anderen hier, früher eigentlich immer eine gewisse Begeisterung für NM-Spiele hatte. Aber momentan finde ich es nur noch zum Kotzen.<X

    Dazu kommen noch die Lobeshymnen in den Medien, egal wer sie losläßt, wie toll sich doch alles entwickelt. Ich habe dann immer den Eindruck, ein anderes Spiel gesehen zu haben. Und dann wundern sich die Verantwortlichen , daß sie die Stadien nur noch mühsam vollbekommen.

    Was würde passieren, wenn dem Deutschen das meckern verboten würde?


    Für mich sind die Tickets auch zu teuer. Aber... Für Smartphone, Klamotten und sonstigem Konsum-Unsinn wird Kohle bis zum kotzen aus dem Fenster geworfen. Da regt sich keiner auf. Was kostet so ein beschissenes i-Phone: 600 Ocken? 1000?

    dosti63 schrieb:

    Dazu kommen noch die Lobeshymnen in den Medien, egal wer sie losläßt, wie toll sich doch alles entwickelt. Ich habe dann immer den Eindruck, ein anderes Spiel gesehen zu haben. Und dann wundern sich die Verantwortlichen , daß sie die Stadien nur noch mühsam vollbekommen.

    Joo, das war teilweise schon regelrecht befremdlich. Allgemeiner Tenor war doch: "Klar, es gibt im Detail noch viel zu tun. Aber alles in allem geht es doch in die richtige Richtung. Alles wird gut. Wir können uns wieder hinlegen." Es ist mir vollkommen unklar, wie man zu dieser Einschätzung kommen kann, ausser man will sich die Realität zwanghaft zurechtbiegen.


    Bei Bela Rethy im Frankreichspiel war das noch extremer. Ich kam mir vor wie bei Pippi Langstrumpf:"Ich mach mir die Welt. Widde widde wie sie mir gefällt."

    Angermunder schrieb:

    Was würde passieren, wenn dem Deutschen das meckern verboten würde?


    Für mich sind die Tickets auch zu teuer. Aber... Für Smartphone, Klamotten und sonstigem Konsum-Unsinn wird Kohle bis zum kotzen aus dem Fenster geworfen. Da regt sich keiner auf. Was kostet so ein beschissenes i-Phone: 600 Ocken? 1000?

    von einem iPhone hast du nur bedeutend länger etwas als von so nem beschissenen Länderspiel ?

    Gesendet von meinem iPhone

    Nachts ging das Telefon und keiner weiß wohin und wann es zurückkommt.

    Angermunder schrieb:

    Was würde passieren, wenn dem Deutschen das meckern verboten würde?


    Für mich sind die Tickets auch zu teuer. Aber... Für Smartphone, Klamotten und sonstigem Konsum-Unsinn wird Kohle bis zum kotzen aus dem Fenster geworfen. Da regt sich keiner auf. Was kostet so ein beschissenes i-Phone: 600 Ocken? 1000?

    Was ist denn das jetzt für ein Vergleich??? Ein Smartphone kann ich mir von Apple kaufen wenn ich will, oder von einem günstigeren Hersteller. Oder auch gar nicht.

    Der Fußball, der bekanntermaßen den Fans gehören sollte, der wird einem durch die Preise der Tickets schlicht und ergreifend alternativlos weggenommen. Wenn man es mit der Nationalmannschaft hält, dann kann man sich die eben nun unter Umständen nicht mehr leisten, fertig.

    Ich verstehe auch diese Argumentation überhaupt nicht. Die Ticketpreise sind zu teuer. Punkt. Nicht die Ticketpreise sind zu teuer, ABER Smartphones sind auch zu teuer. Ja und?? Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Die Ticketpreise sind zu teuer, darüber darf man sich völlig zurecht aufregen. Selbiges gilt für sämtliche Fanartikel.

    Angermunder schrieb:

    Was würde passieren, wenn dem Deutschen das meckern verboten würde?


    Für mich sind die Tickets auch zu teuer. Aber... Für Smartphone, Klamotten und sonstigem Konsum-Unsinn wird Kohle bis zum kotzen aus dem Fenster geworfen. Da regt sich keiner auf. Was kostet so ein beschissenes i-Phone: 600 Ocken? 1000?

    Nun ja, wenn irgendwann keiner mehr meckert, kostet uns der Spaß Fußball ganz schnell das doppelte und dreifache und das zu Anstoßzeiten, die wirt uns gar nicht vorstellen möchten... .

    Ich habe das Ganze jetzt mal ein paar Tage sacken lassen.

    Das war also das Ergebnis der Selbsterkenntnis und des Neuanfangs des Herrn Löw.


    Doch was ist da neu angefangen worden?

    Natürlich, gerade nach einem Turnier werden neue Spieler ausprobiert, an die Nationalmannschaft herangeführt. Das ist schon mal nicht neu, sondern normal.

    Ein neues Spielsystem? I wo! Natürlich, gerade gegen Frankreich - gegen Peru sah das schon wieder wilder aus - wurde das defensive Arbeiten verstärkt. Man hat zur Abwechslung mal den Gegner Ernst genommen, mehr aber auch nicht.

    Nach vorne? Das gleiche Ball-20-Meter-vor-dem-Tor-Rumgeschiebe mit - ja, ok - mehr Versuchen, mal (!) direkt in die Spitzen zu spielen.

    Der Abschluss? Die gleichen Vielleicht-geht-der-irgendwie-rein-Schüsse. Nicht viel wirklich Herausgespieltes, Klares, Zwingendes.


    OK, ein Neuaufbau braucht Zeit. Braucht aber auch Strukturen, die einen Neuaufbau ermöglichen und sogar befeuern. Da liegen meine Zweifel ...

    Löw hätte im August 2016 freiwillig aufhören sollen - dann wäre er unsterblich gewesen. Aber alles, was nach 2014 folgte war ein schleichender Niedergang - vor allem der Fankultur (des DFB) und des Sportgeistes (Aufgebung des Leistungsprinzips und Ersetzen durch Amigo-System).

    Was willst Du denn in 3 Trainingseinheiten vor dem Frankreichspiel und nochmal 2-3 bis zum Peruspiel groß ändern, wenn man zuvor mindestens 6 Jahre ein und das selbe System spielte?


    Das Deutschland, neben Belgien, in der Qualifikation mit weitem Abstand die meisten Tore geschossen hat, wird auch schnell wieder verkant. Natürlich hat Deutschland seit Jahren ein klassisches Mittelstürmerproblem. Vor einigen Tagen las ich hier, seitdem Klose nicht mehr dabei ist, ging es bergab.


    1. Wenn man Weltmeister wird, kann es im Grunde nur bergab gehen, es sei denn, man verteidigt den Titel.


    2. Klose war über viele viele Jahre unbestritten ein herausragender Stürmer und Sympathieträger. Aber ganz ehrlich. Als Deutschland 2014 Weltmeister wurde, war Klose kein unumstrittener Stammspieler mehr und erzielte (in Anführungszeichen) auch nur noch 2 von insgesamt 18 Toren der Nationalmannschaft. Klar waren der Ausgleich gegen Ghana und das 2:0 gegen Brasilien eminent wichtige Treffer, aber letztlich war es doch nicht Klose, der den Unterschied ausmachte. Damals trafen halt noch die Müllers, Schürrles und Hummels, allesamt Spieler, die diesmal entweder gar nicht dabei-, oder eher mit sich selbst beschäftigt waren.


    Egal, wie Jeder zu der Personalie Löw steht, aber es konnte doch niemand davon ausgehen, dass nach den 3-4 Tagen, die das Team zusammen war, ein komplett anderes Spiel entstehen würde.


    Was hätte die DFB-Elf denn gegen Frankreich machen sollen? Da kommt der Weltmeister, der im gesamten Turnier, trotz unglaublicher individueller offensiver Klasse, meist defensiv steht und den Gegner kommen lässt. Ich bin schon davon ausgegangen, die Franzosen trotzen nur so vor Selbstvertrauen und gehen mal etwas mutiger zu Werke. Was war? Der Weltmeister stellt sich wieder hinten rein. War zwar stehts gefährlich, wenn man mal in die Nähe von Neuer kam, aber für einen amtierenden Weltmeister war mir das trotzdem zu wenig. Was hätte also Löw, oder die Mannschaft tuen können? Auch einen Nicht-Angriffspakt starten, damit die Zuschauer schon nach 10min pfeifen?


    Löw hat da schon die richtige Balance gefunden. Zwar offensiv, damit es nach eigenem Bemühen aussieht, gleichzeitig aber nicht die Mannschaft komplett ins offene Messer laufen lassen, so wie es noch in Russland war.


    Für mich steht aber auch zweifelsfrei fest, die DFB-Elf konnte problemlos mit Frankreich mithalten, bzw. war mindestens gleichwertig, daher bin ich auch weiterhin der festen Überzeugung, dass dieses Team zur absoluten Weltspitze gehört und sicherlich realistische Chancen haben wird, in 2 Jahren Europameister zu werden. Interessant könnte das Rückspiel in Frankreich werden. Ob die Franzosen da auch so defensiv stehen werden? Können sie das dem eigenen- und dem Weltpublikum so verkaufen?

    Löw hat doch in seiner Erklärung zu den unsäglichen Negativleistungen bei der WM gesagt, dass er sehr arrogant und überheblich daher gekommen ist. Jetzt, wenn er mit fast dem selben Personal und der selben Taktik uns einen Neuanfang verkaufen will, geht er steil sich zu wiederholen. Er hat nichts dazu gelernt.

    Ich mag Amateure. Denn sie tun es aus Liebe.

    .....

    Was willst Du denn in 3 Trainingseinheiten vor dem Frankreichspiel und nochmal 2-3 bis zum Peruspiel groß ändern, wenn man zuvor mindestens 6 Jahre ein und das selbe System spielte?

    .....


    Die Mehrheit unserer Nationalspieler ist in ihren Vereinen aber mit anderen Spielsystemen bzw Spielphilosophien unterwegs...

    Und warum lassen wir sie unter Löw nicht das spielen, was sie können, wenn es zusammen geht? Für mich ist Löw nicht nur ein arroganter Mensch sondern er hat durchaus auch Züge eines Machtmenschen. Das verträgt sich aber nicht mit Spielspaß. Deshalb spielen wir in letzter Zeit auch nicht sondern schieben lediglich den Ball hin und her. Obwohl wir anders könnten.

    Ich mag Amateure. Denn sie tun es aus Liebe.

    Löw.

    Er spielt den Coolen, Abgeklärten.

    Manchmal verrät er sich, wenn er vertane Chancen als Rumpelstilzchen darstellt.

    Einmal habe ich ihn "echt" in Erinnerung. Er wurde irgendwann des Platzes verwiesen, und man sah ihn hinter einer Glasscheibe hektisch rauchen und Rotwein trinken.
    Das ist der wahre Löw, ein Absahner von Gelegenheiten, Opportunitäten - aus dem Schonraum-DFB extrahiert er für sich das Optimale.