Phänomen Ultras

Sokrates schrieb:

Cymru : krass wie trocken realistisch dein Beitrag herüberkommt. Im Sommer wurden ich und andere hier für ähnliche Meinungen (Kampf für den oldschool-Fußball verloren) teilweise hart angegangen...aber das war ja auch immer im RS-Thread und mit seiner Person verbunden.

Zur Sache selbst -das wird dich nicht verwundern- sehe ich deine Ausführungen als insgesamt korrekt an. Eine ‚Alternative‘ zur Super-Show fände ich sehr interessant und wünschenswert, sehe aber keinerlei verband im Fußballbereich der dahingehend irgendwas wirkliches im Köcher hat...Es wird am ‚Kunden‘ liegen so etwas zu schaffen und dafür müssten weite Teile dieser an einem Strang ziehen! Schaut man sich unser Publikum bei Fortuna an und beispielhaft das Forum in 2017, so kommen mir diesbezüglich starke Zweifel das so etwas passieren wird.

Wir werden wahrscheinlich aufsteigen ohne uns massiv zu freuen uns zu umarmen und uns zu bündeln, wir werden in teilen weiter alles und jeden im Verein kritisieren und vor lauter meckern vergessen, was positives zu schaffen...und das ist in meinen Augen kein F95-Phänomen sondern Ausdruck der Lage in der Gesamtgesellschaft....meckern, haten, selbst nichts lösen/schaffen....

Ich glaube schon, dass man die Richtung erahnen kann.

Das viel beschworene "Produkt Bundesliga" ist international absolut nicht konkurrenzfähig, da kann Herr Seyfert noch so lange schwärmen. Die Allmacht der Bayern führt dazu, dass Fussballinteressierte aus dem Rest der Welt allenfalls noch das Duell mit dem BvB gucken und vielleicht noch das Pokalfinale. Meisterschaftsspiele aus Deutschland sind bei den Kanälen Supersport (Afrika), Star Sports (Indien) oder BeinSports (arabische Welt) genauso wenig gefragt wie Spiele aus Frankreich oder alles außer Madrid und Barcelona in Spanien. Die Premierleague stellt hier alles in den Schatten.

Es geht mehr in die Richtung, dass einige Vereine zur Ausbildungsschmiede für die Megavereine werden, die sich am Ende auch zu einer Europaliga zusammenschließen werden müssen. Nur so kann der Rubel weiter rollen.

Also wird die Zukunft der Traditionsvereine die Ausbildung von Talenten werden. Man wird in einem sekundären Produkt mehr Derbys erleben, jedoch werden die jungen Spieler alle darauf hoffen (und darum spielen) zu den Megavereinen zu gehen. In 15-20 Jahren wird es die ersten Milliardäre im Fussball geben (zur Info, Ronaldo wird auf 250 Mio EUR geschätzt). Man muss dies dann einfach akzeptieren und auch dann ignorieren. Lasst dem Boulevard und aufstrebenden Ländern die Fussballelite und den lokalen Fans den Fussball.

Fortuna (und viele andere Vereine) tut in diesem Zusammenhang auch genau das Richtige. Man baut Jugendleistungszentren, man gibt sich als Ausbildungsverein her. Dies erlebt auch der HSV, dies erleben Gladbach oder Schalke. Nur ist die Selbstwahrnehmung noch eine andere (außer übrigens bei Gladbach). Der HSV wird den Bayern NIE mehr Konkurrenz bieten können. Sobald die Fans dies kapieren und akzeptieren, dass die Lücke zwischen Groß und Klein nicht mehr zu schließen ist, kann eine Fussballbundesliga erschaffen werden, die wirklich Faninteressen miteinbezieht. Dann wird man auch keine abgehalfterten Politiker wie Herrn Grindel an der Spitze des Verbandes sehen, sondern es können kreativ-denkende, kluge Köpfe übernehmen, die in einer Art Galliermentalität die großen Vereine ärgern können. Dank des Internets wird man auch Einnahmen generieren können und man kann wahrscheinlich sogar kreativer arbeiten als die Konkurrenz bestehend aus der Megalomanie. Mehr aber auch nicht.