" Unser Fussball wird zerstört"

Ich kann es bald nicht mehr hören/lesen. Der Fussball entwickelt sich weiter und passt sich an, damit er als Sport überlebt. Und solange es Fans gibt, die die Spiele live besuchen und klatschen, grölen und jubeln, wird dem Fussball dieser Spagat zwischen der Moderne und der Tradition auch weiterhin Gelingen. Es kann nicht alles so sein wie 1895, 1933 oder auch nur 1979.

Im Boxen hat man sich Anfangs noch mit leinenumwickelten Fäusten auf die Hirse gehauen, heute werden noch weiche Lederhandschuhe drüber gepackt und keinem würde es einfallen nach alter Sitte zu Boxen. Wer das will, muss in den Käfig in irgendeiner Tiefgarage.

Will sagen: Es ist wie es ist, grundlegend ändern, können wir wenig. Anstatt sich über Sanktionen für die Trainer aufzuregen, sollten wir eher in Feldern investieren, in denen wir was bewegen können: Verhinderung der Auslagerung des Profifussballs, Erhalt der Stehplätze und mein Gott von mir aus auch pro kontrollierte Pyrotechnik (sieht ja schon geil aus). Fankultur statt Kundenbetreuung.

Interessant ist, wie Personen mit praktischer Schiedsrichtererfahrung, JTM, Stefan Leichlingen etc, im Gegensatz zur "die machen unseren Fussball kaputt-Fraktion" die Änderungen sehen...

pommesrotweiss schrieb:

Der Fussball entwickelt sich weiter und passt sich an, damit er als Sport überlebt.

Der Fussball entwickelt sich weiter, damit er überlebt...

Angesichts von 2-stelligen Millionengehältern und 9-stelligen Ablösesummen ein absoluter Witz. Der Fussball "entwickelt sich weiter", damit er die Umsatzschraube immer noch weiter drehen und drehen kann. Immer neues Geld um nach Möglichkeit auch in der Spitze weiter konkurrenzfähig zu bleiben. Nicht mit anderen Sportarten, sondern mit anderen Klubs. Der Fussball ist mit Abstand die Nummer eins Sportart auf der Welt. Zwar nicht in allen Ländern, aber in den allermeisten und Global gesehen sowieso. Als würde er Probleme bekommen, wenn er sich mal wieder ein wenig back to basics bewegen und auch hier den Menschen und eine gewisse Ethik, Compliance, etwas mehr in den Vordergrund stellen würde. Klingt pathetisch, aber der von uns geliebte Fussball hat sich (natürlich schon über Jahrzehnte hinweg) zu einem knallharten globalen Business entwickelt, indem nur eine Sache zählt und das ist Geld. Ausnahmen gibt es nur noch ganz, ganz wenige.

Und wenn wir über die Weiterentwicklung des Fussballs sprechen seitens FIFA und anderen Obrigkeiten, dann sprechen wir nicht davon den Fussball wirklich besser zu machen. Das haben nur die wenigsten Entwicklungen der letzten Jahre. Es geht am Ende nur darum, wie man aus viel Geld noch mehr Geld machen kann. Mit einem Überlebenskampf hat das aber mal so gar nichts zu tun. Das würde nur geschehen, wenn sich die Basis endgültig abwenden würde. Aber trotz allen Entwicklungen pilgern Jahr für Jahr Millionen Menschen in die Stadien und tun sich auch die neuesten "Verbesserungen" des Fussballs auf allen Ebenen wieder an. Und solange wird sich auch nichts ändern und an der Spirale immer weiter gedreht. Demnächst gibt es dann das erste CL-Finale in Hong-Kong, das erste DFB-Pokalfinale in New York und ich fiebere jetzt der nächsten WM in Katar sowie der 64 Teams WM in den USA, Kanada und Mexiko entgegen. Alles nur zum Wohle des Fussballs, der ohne den ganzen Spökes nicht überlebensfähig wäre.

Vielleicht gelingt wieder der Schlenker back to topic...

Klar finden wir Fußballenthusiasten die dem reinen Kommerz geschuldete allgemeine Entwicklung des Szenarios schlimm.

Auch eine Überregulierung dämpft das emotionale Momentum enorm, Stichwort Videoassi.

Darum geht's hier aber gar nicht, glaube ich, auch nicht primär um das Unterbinden der Emotionen der Trainer.

Es geht auch um die gefühlten 100 Minuten reklamieren, fuchteln, kollektives Aufspringen der gesamten Bank usw., usf., gepaart mit den reihenweise auf den Plätzen sich im Sterben wälzenden Spielern, während Andere sich ständig beim Schiri ausheulen, beschweren und was weiß ich nicht noch alles.

Das ist den Spielern, dem Trainerstab schon im Blut (siehe Manuel Neuer), das geht mir ehrlich gesagt oftmals noch viel mehr auf den Sack als die Pfeife an der Pfeife.

Und wenn das alles nicht reicht, wird der Schiri auf dem Rasen auch noch von greisen Managern und Sportdirektoren vollgesabbert, alles schön medienwirksam.

Und immer schön bewusst machen, der Schiedsrichter als fast Ehrenamtler gegen Multimillionäre, teilweise gerade stubenrein.

Natürlich sind für uns Fans die Schiris ein rotes Tuch, aber wenn wir mal ehrlich sind, wir brauchen die ja schon irgendwie.

Von daher finde ich die neue Möglichkeit der Einflussnahme seitens des Schiris auf die Trainer vielleicht nicht so optimal, nervt aber weniger, wenn die unsportliche Kasperei drumherum dadurch vielleicht ein kleines bisschen abnehmen würde.

Andele schrieb:

wenn wir mal ehrlich sind, wir brauchen die ja schon irgendwie.

Dieser Punkt kommt mir immer ein bisschen zu kurz. Wir brauchen sie nicht nur irgendwie, sondern sie sie essentiell für jedes Fußballspiel. Ist kein Schiedsrichter da, gibt es kein Spiel. Punkt. Und der Dank der den Schiris entgegengebracht wird, ist dafür in sehr vielen Fällen eher als Undank zu bezeichnen. Sie werden angeschrien, bedroht, sogar angegriffen obwohl sie etwas tun, ohne das es kein einziges Fußballspiel gäbe. Unterhalb der Profiligen auch für Entgelte von denen man sich wirklich kaum nen Appel oder ein Ei kaufen kann.

Im deutschen Profifußball liegt das entscheidende Problem bei selbstherrlichen, kritikunfähigen und stellenweise parteiischen Schiedsrichtern, die mit Willkür Spielausgänge beeinflussen. Trotz Videobeweis setzt sich der Negativtrend fort. Ich freue mich schon auf die kommende Saison. Ein Fortunafan.

JTM schrieb:

Andele schrieb:

wenn wir mal ehrlich sind, wir brauchen die ja schon irgendwie.

Dieser Punkt kommt mir immer ein bisschen zu kurz. Wir brauchen sie nicht nur irgendwie, sondern sie sie essentiell für jedes Fußballspiel. Ist kein Schiedsrichter da, gibt es kein Spiel. Punkt. Und der Dank der den Schiris entgegengebracht wird, ist dafür in sehr vielen Fällen eher als Undank zu bezeichnen. Sie werden angeschrien, bedroht, sogar angegriffen obwohl sie etwas tun, ohne das es kein einziges Fußballspiel gäbe. Unterhalb der Profiligen auch für Entgelte von denen man sich wirklich kaum nen Appel oder ein Ei kaufen kann.

Meine Lieblingsnummer in den ganz tiefen Liegen... Heimverein will das Geld für ein "Gespann" sparen, läßt den Schiedsrichter allein auf dem Platz aber moniert jede Abseitsentscheidung...

Ich glaube allerdings nicht, dass es in den ganz unteren Ligen am Heimverein liegt. In den unteren Kreisligen kann man froh sein, wenn überhaupt ein "echter" Schiedsrichter kommt. Es gibt nicht genug Schiedsrichter um alle Spiele zu versorgen. Von 3 Schiedsrichtern für ein Spiel braucht man da gar nicht mehr reden. In der Regel wirst du unterhalb der Landesliga auch gar kein Gespann bekommen, selbst wenn du es anforderst.

JTM schrieb:

Ich glaube allerdings nicht, dass es in den ganz unteren Ligen am Heimverein liegt. In den unteren Kreisligen kann man froh sein, wenn überhaupt ein "echter" Schiedsrichter kommt. Es gibt nicht genug Schiedsrichter um alle Spiele zu versorgen. Von 3 Schiedsrichtern für ein Spiel braucht man da gar nicht mehr reden. In der Regel wirst du unterhalb der Landesliga auch gar kein Gespann bekommen, selbst wenn du es anforderst.

Also ab Kreialiga A siehst du Spiele mit Gespann und ohne. Kenne zwei Vereine aus der Bezirksliga, wo aus finanziellen Gründen gar kein Gespann angefordert wird, ob du am Spieltag eins bekommst, das mag nochmal ein anderes Problem sein (zeigt ja so direkt dann auch den Schiedsrichtermangel).

Wobei du für Kreisliga B bis D mit Sicherheit Recht hast.

NEUREGELUNG BEI ABSTÖSSEN WIRD ÜBERPRÜFT

Die erst zur neuen Saison geänderte Abstoßregel im Profifußball wird nach einigen Vorfällen möglicherweise nochmals überarbeitet. Konkret geht es um die Neuregelung, nach der der Ball bei einem Abstoß den Strafraum nicht mehr verlassen muss. Der Mitspieler kann den Ball noch im Strafraum annehmen.

In den bisherigen Spielen der 2. Bundesliga und der 3. Liga hatten Torhüter den Ball in der Folge aber gelupft, der Mitspieler köpfte den Ball dann direkt in die Arme des Torhüters zurück. Das galt bislang als erlaubt, jedoch gibt es Zweifel, ob dieses Vorgehen der Spieler "im Geiste der Regeln" sei.

Laut dem International Football Association Board (IFAB), das die Regeln im Fußball festsetzt, wird das Thema neu diskutiert. Bis dahin sollen Unparteiische bei einer Anwendung des Tricks den Abstoß wiederholen lassen. Es soll jedoch keine Strafe ausgesprochen werden.

Info vom Lehrwart

Die pfeift sowieso in den letzten Jahren immer weniger. Sie wird sehr oft als 4. Offizielle eingesetzt und neuerdings auch vermehrt im Keller. Obwohl sie da oft eher unglücklich agiert. Zuletzt beim Heimspiel des HSV mit den beiden umstrittenen Elfmetern.

Die Spiele werden ja auch in arabische Länder übertragen und wenn Bibi dann Dortmund gegen München pfeift dass alle sehen wollen, übertragen die nicht weil Frau darf nicht zu sehen sein....

Ich finde Manuel Gräfe nicht erst seit gestern gut. Nach den unsäglichen Leistungen damals in Liga 3 mit Fortuna Beteiligung, freue ich mich schon ca. 6-7 Jahre, wenn er uns pfeift.

Ist auch oft ein ansehnliches Spiel, da er viel laufen lässt. Für mich ein Top-Schiri.

Wahlhesse schrieb:

Ich finde Manuel Gräfe nicht erst seit gestern gut. Nach den unsäglichen Leistungen damals in Liga 3 mit Fortuna Beteiligung, freue ich mich schon ca. 6-7 Jahre, wenn er uns pfeift.

Ist auch oft ein ansehnliches Spiel, da er viel laufen lässt. Für mich ein Top-Schiri.

Gestern fand ich ihn auch top. Nicht zuletzt, weil er sparsam mit gelben Karten umging und trotzdem - oder gerade deswegen - das Spiel voll im Griff hatte.

Ich habe gestern meine Meinung über Gräfe grundlegend geändert. Ein guter Schiri, der nicht bei jedem Aua aua ich bin gefallen pfeift.

in der Spielleitung gibt es kaum einen besseren. Aber der gute Gräfe ist eben auch immer mal wieder für nen Klops gut, auch wenns jetzt durch den Video-Schiri natürlich die Möglichkeit des Korrektivs gibt

Mein persönliches highlight in HZ 2: Da liegt ein Wolfsburger todesnah am Boden, Gräfe hatte weiterspielen lassen und als die Wolfsburger den Ball dann ins Aus befördert hatten rannte Gräfe zu dem sterbenden Spieler, wechselte 2 Worte und zog ihn dann förmlich wieder auf die Beine. Sensationell .

Spannenderweise lief der Spieler danach auch wieder kerngesund los.