Gesundheit & Corona

  • Carola Holzner vom UKE hat eine Verschärfung der Maßnahmen auch eben bei Lanz gefordert. Ich würde mich da auf die Meinung der Fachleute verlassen.

    Die gibt es aber doch nur hier im Forum oder habe ich da was falsch verstanden? Zumindest bekommt man diesen Eindruck beim Überfliegen dieses Freds. Dass in diesem Forum gerne mal Unsinn gepostet wird ist ja nicht neu, aber was man in diesem Fred für aberwitzig verpeilten, hanebüchenen, blanken Unsinn lesen muss, das ist schon aller Ehren wert. Ich frage mich immer wieder ob das die Leute ernst meinen. Dann hört man von Querdenker-Corona-Party-Demos und es wird einem klar: Ja natürlich meinen Leute das ernst. Ich bin mittlerweile fassungslos ob der Dummheit von Teilen der Menschheit. Und ich bewundere hier jeden der mit diesen Leuten überhaupt noch diskutiert. Ich halte das für vollkommen sinnlos. Mein Dackel spielt auch nicht plötzlich Beethovens Neunte auf der Violine nur weil ich ihm immer und immer und immer wieder die Partitur vorlege.

    ...wo kaufst Du eigentlich Deine Dackel ? Umtauschen !

  • Beitrag von AlexR ()

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  • Melanie Brinkmann nagelt gerade Kretschmer und Kubicki an die Wand, herrlich. :love:


    Hinweis (und/oder Link) zur Sendung wäre ganz hilfreich (gewesen).

  • Hinweis (und/oder Link) zur Sendung wäre ganz hilfreich (gewesen).

    Das war eben bei Lanz im ZDF.


    Bin nicht ganz so TV-affin. Hab's aber schon selbst gefunden:


    https://www.zdf.de/live-tv


    Kann man auch jetzt noch quasi-live von Beginn an (nach)schauen, indem man etwas "zurückspult".

  • Melanie Brinkmann nagelt gerade Kretschmer und Kubicki an die Wand, herrlich. :love:


    Hinweis (und/oder Link) zur Sendung wäre ganz hilfreich (gewesen).

    Wirst du beim ZDF sicher im Laufe des Tages, jedenfalls bald in der Mediathek finden. Sehr engagiert geführte Sendung. :D

    Brothers, Sisters

    One Day we will be free.

    From Fighting, Violence, People Crying in the Streets.


  • Hab mir das zum größten Teil gerade zeitversetzt gegeben:


    Grandios, diese Frau Brinkmann (nie vorher von ihr gehört)! Eine Schwester im Geiste, wie sie sich Gehör verschafft: "Ich dreh grad erst auf, jetzt lassen Se mich doch mal", "So, jetzt geht's los", "Ich rede jetzt" (zu Kretschmer), "Eigentlich brauchen wir Sie nicht mehr" (zu Lanz), "Jetzt Sie nicht auch noch von links" (zu Kubicki).


    Solche Frauen (und Männer auch) braucht das Land! Ahnung und (Fach)Wissen, gepaart mit Überzeugungskraft und Durchsetzungsfähigkeit.


    Rein inhaltlich ein Detail, was mich auch generell in Diskussionen aller Art immer aufregt: sie hält Kretschmer vor, dass bei den Schulöffnungen im Februar in Schleswig-Hostein Sachsen keine Maskenpflicht bestand und fragt, warum nicht. Darauf die lahme "Antwort", man könne das nicht mehr rückgängig machen und solle nach vorne schauen. Ein typisches Politiker-Lavieren statt einfach mal zuzugeben "Stimmt, war 'n Fehler, hätte man besser machen können und sollen" - und dann daraus die Konsequenzen zu ziehen.


    Also Leute, schaut und hört Euch mal Frau Brinkmann an! Und zwar hier (mittlerweile nämlich auch in der Mediathek):


    https://www.zdf.de/gesellschaf…vom-1-april-2021-100.html


  • .die Melanie B. wäre bei mir Gesundheitsministerin....sie war gerade zu Begin der Pandemie direkt3 oder 4 mal beim Lanz zu Gast, immer sehenswert gewesen, als Mutter von 3 ( oder 4? ) Söhnen durchaus mit einer gewissen Dominanz ausgestattet, die aber wohltut, mMn...sehr interessante Frau

  • Rein inhaltlich ein Detail, was mich auch generell in Diskussionen aller Art immer aufregt: sie hält Kretschmer vor, dass bei den Schulöffnungen im Februar in Schleswig-Hostein keine Maskenpflicht bestand und fragt, warum nicht. Darauf die lahme "Antwort", man könne das nicht mehr rückgängig machen und solle nach vorne schauen. Ein typisches Politiker-Lavieren statt einfach mal zuzugeben "Stimmt, war 'n Fehler, hätte man besser machen können und sollen" - und dann daraus die Konsequenzen zu ziehen.

    Hat sie wirklich Kretschmar gefragt, warum bei den Schulöffnungen im Februar in Schleswig-Hostein keine Maskenpflicht bestand?

  • Dann will ich mal versuchen, nach besten Wissen auf Deine Fragen zu antworten. Einschränkend muss ich sagen, dass ich zwar epidemiologische Forschung betreibe, viel und bisweilen auch recht hochrangig hierzu publiziere, aber mit dem Schwerpunkt Herz-Kreislauferkrankungen und Depression. Von Infektionsepidemiologie verstehe ich nicht viel. Insofern kann ich die 6 Reviews zur globalen Infektionssterblichkeitsrate an COVID-19 nicht fachkundig hinsichtlich ihrer Qualität beurteilen. Da fehlt mir die Kenntnis zu möglichen Verzerrungen (biases) zum Beispiel in den Seroprävalenzstudien. Du hast mich ja gefragt, ob die, freundlich formuliert, unglücklichen persönlichen Bemerkungen, die Ioannidis im Appendix seines Artikels vornimmt, seine grundsätzliche Ausarbeitung zur Einschätzung der Infektionssterblichkeitsrate denn ungenauer und unglaubwürdiger macht. Meine Antwort darauf wäre, nein, grundsätzlich erst einmal nicht, das sollte man schon trennen. Aber wie die Qualität von Ioannidis inhaltlichen Aussagen zu den 6 Reviews zu bewerten ist, das kann ich nicht beurteilen. Ich habe von den 6 Reviews auch nur einen gelesen, den Review den Ioannidis selbst im Oktober 2020 veröffentlich hat. Da hatte ich damals, als der als preprint vorlag, sogar was hier im Forum gepostet. Finde, was ich damals dazu geschrieben hatte, immer noch ziemlich richtig. Kann man unter diesem link nachlesen, wenn man möchte.

    Die Corona-Topics


    Mir scheint grundsätzlich die Suche nach der globalen Infektionssterblichkeitsrate von COVID-19 nicht besonders sinnvoll zu sein, angesichts des immensen Einflusses des Lebensalters auf die Sterblichkeit. Die Altersstruktur einer Gesellschaft (das scheint die wichtigste Variable zu sein), aber auch die Prävalenz von Herzkreis-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Adipositas und Diabetes in einer Gesellschaft beeinflussen die COVID-19 Sterblichkeit so massiv und so dramatisch, dass es mir als nicht sinnvoll erscheint, Infektionssterblichkeitsraten von Deutschland, Brasilien, Kenia, Laos, Taiwan etc. zusammenzumischen. Die Infektionssterblichkeitsrate in einzelnen Ländern oder auch vergleichbaren Regionen zu ermitteln, was schwierig genug ist, finde ich wichtig und interessant. Die globale Infektionssterblichkeitsrate aber erscheint mir fast unmöglich zu ermitteln zu sein, und selbst wenn man sie ermitteln könnte, scheint sie mir ziemlich sinnlos zu sein. Nur ein Beispiel: Ioannidis schätzt in seinem Meta-Review, dass die globale COVID-19 Infektionssterblichkeitsrate bei 0,15% liegt. Erzähl das mal der britischen Regierung. In UK gibt es ca. 66.650.000 Einwohner. Ca. 127.000 sind an COVID-19 bislang gestorben. 127.000 geteilt durch 66.65 Millionen ist gleich 0.19%. Das heisst, unter der der völlig irrealen Annahme, dass sich alle 66.65 Millionen Briten schon mit SARS-CoV-2 infiziert haben (was ja die perfekte Herdenimmunität geben sollte), unter dieser völlig irrealen Annahme, liegt die Infektionssterblichkeit in UK schon höher als die von Ioannidis geschätzte globale Infektionssterblichkeit. Nimmt man an, dass sich die Hälfte aller Britten, also 33.33 Millionen schon mit SARS-CoV-2 infiziert haben (was mir auch als eine sehr gewagte Annahme erscheint), dann würde die Infektionssterblichkeitrate in UK bereits bei 0,38% liegen.


    Zu Deiner zweiten Frage: Ich finde die Aussagen von John Ioannidis zu Covid-19 sehr ambivalent. Das fängt schon mit seinem ersten Beitrag damals am 17. März 2020 in seinem blog in statnews an

    https://www.statnews.com/2020/…ns-without-reliable-data/


    Natürlich hat er Recht damit, dass man damals dramatische Entscheidungen (lockdowns) auf extrem dünner Datenbasis getroffen hat. Ich glaube nicht, dass da irgendjemand widersprechen kann. Aber keine Entscheidung zu treffen, also die Pandemie weitestgehend laufen zu lassen, ist ja auch eine dramatische Entscheidung. Marc Lipsitch hat das damals in seiner Antwort auf statnews, wie ich finde, gut zusammengefasst.

    https://www.statnews.com/2020/…isively-against-covid-19/


    Dass dann John Ioannidis im Frühjahr 2020 seine Energie nicht darauf fokussiert hat, bessere Daten zu bekommen und diese zu analysieren, sondern stattdessen versucht hat, ein Treffen mit Donald Trump zu arrangieren, um Trump von weitgehenden Massnahmen gegen die Pandemie abzuhalten, finde ich schon sehr speziell.

    https://www.buzzfeednews.com/a…use-coronavirus-lockdowns


    Das war vor einem Jahr. Aber auch heute, ein Jahr später ist, meiner bescheidenen Meinung nach, die Antwort auf die Frage, ob die Massnahmen der Regierungen mehr Schaden oder mehr Nutzen gebracht haben, immer noch offen. Hier stimme ich Dir zu. Diejenigen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass lockdowns und ähnliche Massnahmen die Rettung sind und auf keinen Fall mehr Schaden als Nutzen anrichten können, tun dies nicht, weil sie es wissen, sondern weil sie es hoffen. Ich denke, wenn die Epidemiologen einen phantastischen Job machen und wir ganz, ganz viel Glück haben, dann werden wir in 5 bis 10 Jahren vielleicht einschätzen können, ob die Massnahmen Menschenleben gerettet oder gekostet haben. Wenn wir nur Deutschland betrachten, dann halte ich es für sehr gut möglich, dass die ganzen Massnahmen der Regierung zur Durchsetzung der Kontaktvermeidung, also hierbei insbesondere die lockdowns, zehntausende von Menschenleben gerettet haben könnten. Hauptsächlich natürlich durch die Covid-19 Toten, die vermieden wurden. Aber es gibt auch die kollateral geretteten Menschenleben, diejenigen, die durch die Kontaktvermeidungen von anderen tödlichen Infektionserkrankungen verschont wurden, wie z.B. der Grippe, diejenigen, die nicht in Verkehrsunfällen gestorben sind, aufgrund reduzierten Verkehrsaufkommens (home office), möglicherweise auch weniger Herzinfarkte aufgrund reduzierter Luftverschmutzung (Luftverschmutzung und Micropartikel sind keine Hauptursachen des Herzinfarkts, aber sie spielen wahrscheinlich eine gewissen Rolle).


    Es ist aber auch möglich, dass die Massnahmen der Regierung mehr Tote verursacht haben, als die Pandemie verursacht hätte, wenn man sie, in kontrollierten Masse, hätte laufen lassen. Menschen, mit Symptomen eines (leichten) Herzinfarkts, die keine medizinische Hilfe aufgesucht haben, nicht behandelt wurden und dann gestorben sind; unterbrochene Krebsbehandlungen; einschränkte Massnahmen der Krebsprävention; steigende Depressionsinzidenz (Depression ist mit deutlich reduzierter Lebenserwartung verbunden); das Syndrom, das seit einigen Jahren (also schon vor Covid-19) in den USA als „Death of despair“ (Tod durch Verzweifelung) bezeichnet wird (Suizid, Alkohol- und Drogen/Medikamentenmissbrauch relatierte Todesfälle (siehe Case & Deaton, 2020, https://press.princeton.edu/bo…-the-future-of-capitalism).


    Wie sehr das alles zu Buche schlagen wird, wird auch davon abhängen, wie sehr sich die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Ländern und Regionen nach Ende der Pandemie entwickeln wird, auch wie sehr Sozialstaaten in der Lage sein werden, die schlimmsten ökonomischen Verwerfungen abzufedern. Und man muss natürlich hier auch unterscheiden, zwischen den wirtschaftlichen Folgen, die durch die Pandemie hervorgerufen wurden und denen, die durch die Massnahmen zur Bekämpfung der Bekämpfung der Pandemie hervorgerufen worden sind. Welche Konsequenzen wirtschaftliche Verwerfungen in low income countries haben werden, kann ich überhaupt nicht einschätzen.


    Sieht alles ziemlich komplex aus. Und das hier ja nur alleine, wenn man versucht, die Toten auf beiden Seiten zu zählen. Wird noch komplexer, wenn man versucht die Erkrankten abzuwägen, diejenigen die an long Covid leiden werden, versus diejenigen, die an körperlichen Erkrankungen und seelischen Störungen leiden werden, die durch den lockdown und andere Massnahmen hervorgerufen worden sind.


    Hmm, wenn ich mir das jetzt ansehe, was ich gerade hier so schreibe, dann fürchte ich, dass meine oben gemachte Einschätzung, dass wir mit viel, viel Glück in 5 bis 10 Jahren wissen werden, ob die Massnahmen mehr Nutzen oder mehr Schaden angerichtet haben, extrem optimistisch ist. Aber für Epidemiologen werden die nächsten Jahre auf jeden Fall eine sehr spannende Zeit. Immerhin etwas Positives in dem Ganzen.


    Wie so häufig, treffen auch hier die bekannten Worte des grossen dänischen Philosophen Søren Kirkegaard (1813-1855) zu: ”Livet forstås baglæns, men må leves forlæns”. Das ist sozusagen die Krux, um nicht zu sagen, die Tragik des menschlichen Daseins, oder zumindest die Tragik der Epidemiologie in Zeiten eines akuten Gesundheitsnotstandes.

  • Schleswig-Hostein

    Bei Kretschmer meinte sie Sachsen. Ändert aber nichts an der Richtigkeit deines Beitrags.


    Danke, ist korrigiert.


    Fand ich übrigens auch bemerkenswert: An einer Stelle sprach sie davon, den R-Wert "unter Null" drücken zu wollen. Hatte ich sofort bemerkt und mir war klar, dass sie natürlich "unter 1" gemeint hatte. Sie wurde dann auch von Lanz korrigiert, und sie fragte "Oh, was hab ich gesagt?", und als Lanz antwortete "unter Null", hat sie das sofort nochmal selbst korrigiert und war überhaupt nicht beleidigt, darauf angesprochen und korrigiert worden zu sein.


    Sehr souverän! Viele reagieren dann ja eher verärgert nach dem Motto "Ist doch klar, was gemeint war".


    Nach über einem Jahr Pandemie noch nix von Melanie Brinkmann gehört zu haben, ist aber auch erstaunlich. --;;)


    Finde ich im Nachhinein auch, und auch (für mich) bedauerlich. Zu Beginn habe ich mir täglich jeden Drosten-Podcast auf NDR reingezogen, aber irgendwann fand ich, dass mein Informationsbedürfnis hinreichend gestillt war, um eine Position zu diesem Thema einnehmen zu können. Zu dieser Zeit hatte ich von Melanie Brinkmann noch nix mitbekommen.


    Seitdem habe ich mich so verhalten, wie ich es für richtig hielt. Wie gesagt, bin nicht so der TV- und Talkshow-Junkie, aber i.S. Melanie Brinkmann scheine ich tatsächlich was verpasst zu haben. Und aus diesem Thread war ich schon länger raus (und würde es nach diesem kurzen Ausflug auch gerne wieder bleiben).

  • Ich sollte Politikberater werden ;--)b:

    https://www.spiegel.de/politik…29-404c-adfc-3f1db6693a33

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  • Ich poste schon seit einiger Zeit hier, dass ich in Sachen "Korona" nur noch Melanie Brinkmann, Christian Drosten und Wieler lese, weil die mir am kompetentesten erscheinen und verständlich daher kommen. Natürlich gibt es auch noch andere sehr kompetente Wisselschaftler. Einige aber sind Gefääligkeitsgutachter in diversen Medien. Und das sind die Genannten nicht.

    Ich mag Amateure. Denn sie tun es aus Liebe.