Ich schrieb zudem, das ich da bei ihm eher den Interessenkonflikt Politik vs Arzt sehe.
Den gibt es nicht. Er ist ja nicht Teil der Regierung und hat auch sonst kein Amt inne außer seinem Bundestagmandat. Er spricht derzeit hauptsächlich als Wissenschaftler und nutzt seine Prominenz als Politiker, um wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er kritisiert sogar eigene Parteikollegen, wenn die sich anders verhalten, als er es aus wissenschaftlicher Sicht für richtig halten würde. Und das zunehmend schärfer. Letzte Woche beim Lanz sprach er sogar davon, dass es ihn ankotzt, dass die Pandemiebekämpfung zunehmend für parteipolitische Taktiererei genutzt wird und deshalb Zeit verschwendet wird.
Meine Ärzte und die welche ich kenne sind immer sehr vorsichtig mit irgendwelchen Prognosen
wenn auch nur die kleinste Unsicherheit besteht.
Er ist im Gegensatz zu einem Drosten in der Formulierung sicher nicht sehr vorsichtig und immer gerade heraus. Aber natürlich muss man sich immer ein "nach aktuellem Stand der Wissenschaft" dazu denken, was andere noch explizit erwähnen. Liegt vielleicht auch daran, dass er Rheinländer ist, dass er direktere Aussagen macht. Er erhebt aber nicht den Anspruch, die absolute Wahrheit gepachtet zu haben und ist, wie man am aktuellen Beispiel sieht, offen für neue Erkenntnisse.
Genauso verhält es sich mit Prognosen. Da bezieht er sich auf anerkannte Modellierer und hält bestimmte Modelle für sehr wahrscheinlich. Dafür sind Modellierungen da und sie sind nie eine zuverlässige Prognose. Trotzdem muss man ja mit irgendwas arbeiten, wenn man sich Strategien überlegt. Zudem haben sich diese Modellierungen, auf die er sich bezieht (in der Regel von Dirk Brockmann oder Michael Meyer-Hermann) meist genauso bestätigt.