Alles anzeigenWeder in Blomes Kommentar noch in Lauterbachs Interview im aktuellen Spiegel fordert irgendjemand einen neuen Lockdown. Niemand.
Warum behauptest Du das?
Welche Ideologie soll denn Deiner Meinung nach "durchgedrückt" werden von Lauterbach oder sonst wem?
Die Ideologie ist, dass man diesen Nanny-Staat durchdrücken will, also ein Staat, der seinen Bürgern allen möglichen Schutz bieten will. Das geht dann soweit, dass in Singapur den Einreisenden Armbänder zum Monitoring verteilt werden. Nicht freiwillig, sondern als Pflicht.
Dies ist ein entscheidender U-Turn zu Herangehensweise an die Pandemie in den 70ern. Die Hongkong-Grippe hat man mit Empfehlungen begleitet, aber sie durchlaufen lassen. Alles andere ist auch schwer nachvollziehbar für die Bürger.
Das bedeutet nicht, dass C-19 ungefährlich ist oder man es als Grippe abtun sollte, aber es ist und bleibt die Pflicht jedes Einzelnen sich zu schützen. Alles andere ist ein schwerer Eingriff in die Freizügigkeit bis hin zur freien Berufsausübung.
Mehr als Empfehlungen kann der Staat meiner Meinung nach nicht abgeben. Private Unternehmen wie Supermärkte können eine Maskenpflicht einführen. Das ist vollkommen richtig und nachvollziehbar. Aber jeder Versammlung von Bürgern gleich nachzurufen, dass sie mit der Gesundheit spielen und für neue Ausbrüche verantwortlich sind, ist spaltend und gesellschaftlich gefährlich.
Es ist auch in Ordnung, wenn man dies anders sieht. Das ist Demokratie. Ich akzeptiere auch, dass die Mehrheit stärkere Maßnahmen befürwortet. Aber bitte hört auf mit irgendwelchen Vergleichen zu antisemitischen Reichsbürgern zu kommen, wenn man die Maßnahmen unverhältnismäßig findet. Das vergiftet nämlich das Klima und zwar nachhaltig.
Das ist schon ein ganz anderer Sound!
Zuvor klang es bei Dir so, als hätten Lauterbach und und Co einen erneuten Lockdown geradezu als erwas Wünschenswertes präsentiert, was ja schlicht nicht zutrifft. Niemand will das. D'accord?
Die Gefahren eines starken, invasiven, paternalistischen Staates werden außerdem recht breit diskutiert, zum Beispiel im Kontext der Beteiligung des Bundes an CureVac etc. Und das ist auch gut so!
Aber glaubst Du wirklich, dass das Teil einer ideologischen Agenda ist? Ich sehe es eher so, dass da in gut gemeintem Aktionismus übers Ziel hinaus geschossen wurde- was nichtsdestotrotz zu kritisieren ist.
Erkläre doch mal bitte, wer Deiner Meinung nach warum den nanny state als Ideologie hat und woran Du das festmachst.
Welches Interesse hat zB ein Altmeier an "Berufsverboten?"
Und selbstverständlich ist nicht jeder Kritiker des Pandemie-Managements gleichzusetzen mit Antisemiten, Reichsbürgern, Impfgegnern und Anhängern von Verschwörungserzählungen.
Trotzdem würde ich mir ein klares Distanzieren der Kritiker*innen der Maßnahmen von eben diesen wünschen.
Ein unkritisches Seit-an-Seit-Marschieren mit solchen Menschen ist für mich unerträglich. Und ich habe nicht den Eindruck, dass bei diesen Menschen überhaupt Diskussionsbereitschaft oder eine Offenheit gegenüber anderen Argumenten besteht.
Jeder Widerspruch scheint eine Bestätigung der eigenen, oft verquasten Sicht zu sein.
Und den letztlich ja noch nicht völlig klaren infektiologischen, epidemiologischen Aspekt des Verhaltens der Demo-Teilnehmer klammere ich dabei noch aus. Selbst wenn sonnenklar wäre, dass ein Missachten von AHA draußen im Sommer ein großes Risiko darstellte, unterstelle ich mal, dass sich ein Großteil der Demonstranten nicht anders verhalten hätte. Weil das ja alles gelogen wäre...
Und nebenbei, ich bin so ermüdet, immer wieder hören zu müssen, dass man seine Meinung nicht äußern dürfe, nachdem man genau dies gerade getan hat. Damit meine ich weniger Dich als andere, hier und überall.