Alles rund um den VAR

  • Man sollte den VAR nicht abschaffen, aber deutlich in seiner Masse an Entscheidungen abspecken. Das Handspiel für uns gegen Nürnberg hat der Schiri nicht gesehen, der VAR sollte hier also auch nicht eingreifen.

    Einfach weil es bei Handspielen eine wahnsinnig große Grauzone gibt. Als Schiri ist man doch selbst die ärmste Sau wenn man für ne schwammige Situation zum Bildschirm gerufen wird. Abseits ebenso. Dann sollen die Jungs an der Seitenlinie eben mal wieder stärker in die Verantwortung genommen werden. Aber wenn ein Stürmer mit seinen Fans jubelt, dann soll es auch ein Tor geben und dieses nicht nach 3 Minuten wegen einem viertel Millimeter Abseits wieder zurückgenommen werden.

    Anders beispielsweise bei Tätlichkeiten die der Schiedsrichter nicht sieht. Hier kann durchaus jemand aus dem Keller anrufen und sagen hey da ist was außerhalb deines Blickfelds passiert, guck dir das nochmal an.

    Aber alles was im Blickfeld des Schiedsrichters und seinen Assistenten passiert, sollte auch nur durch diese im laufenden Spiel endgültig entschieden werden.

    Dann ist das eben mal falsch, aber jeder weiß sofort woran er ist.

  • Das Grundproblem sehe ich darin, dass man versucht Schiedsrichterentscheidungen immer objektivierbarer und damit unangreifbarer zu machen. Aber genau das kann letztlich nicht funktionieren. Weil gerade in den besonders strittigen Fällen immer ein Stück Subjektivität in der Entscheidung bleibt. Manchmal kann man sich eine Szene zehnmal hintereinander angucken, auch in Super-Slomo, und dabei doch seine eigene Meinung noch dreimal wieder ändern. Deshalb sollte man letztlich dann doch eben lieber der Intuition eines Schiedsrichters vertrauen, auch wenn man da dann ab und zu mit ärgerlichen Fehlentscheidungen leben muss.


    Aber das muss man ja auch mit dem VAR. Weil die Versuche, Entscheidungen objektivierbarer zu machen - was ja eigentlich vom Ansatz her gar nicht mal verkehrt ist -, am Ende dann oft nur zu neuen Problemen führt. Denn dieser Prozess der Verobjektivierung hat nun einmal die Tendenz, sich zu verselbständigen. Ein konkretes Beispiel:


    Handspiel im Strafraum: Die Grundregel besagt ja, dass es dann Strafstoß gibt, wenn im Strafraum der Ball von der verteidigenden Mannschaft absichtlich mit der Hand gespielt wird. So weit, so gut. Um aber dieses "absichtliche Handspiel" zu verobjektivieren, hat man der Grundregel dann verschiedene Kriterien hinzugefügt, die einen Hinweis darauf geben sollen, ob das Handspiel wirklich absichtlich passiert ist (Ball kommt aus kurzer Distanz/Hand geht zum Ball/Körperfläche wird vergrößert). In der Realität eines Spieles aber muss der Schiedsrichter innerhalb eines Sekundenbruchteils über absichtlich oder nicht entscheiden. Und selbst äußerst multitaskfähige Frauen wären vermutlich überfordert, alle drei Kriterien gleichzeitig beim Sehen einer solchen Szene anzuwenden, um dann dann daraus den Schluss zu ziehen, ob hier eine Absicht vorliegt oder nicht. Das führt dazu, dass nicht mehr der gesamte Bewegungsablauf als solcher mehr oder weniger instinktiv dahingehend interpretiert wird, ob nun ein absichtliches Handspiel vorliegt oder nicht, sondern man fokussiert sich stattdessen auf ein einzelnes Kriterium (wie z.B. eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche durch die Hand oder den Arm). Was für sich alleine gesehen dann aber vollkommen überbewertet ist. Weil dann gar nicht mehr das, worum es eigentlich geht (nämlich Absicht oder nicht), im Blick ist, sondern nur noch das Hilfskriterium. Das aber alleine und für sich gesehen gar nichts oder halt nur wenig über eine Absicht oder Nichtabsicht aussagt.


    Nun mag man einwenden, das sei aber doch gerade ein gutes Argument für den VAR, wenn ein einzelner Schiedsrichter damit überfordert ist, in einem Sekundenbruchteil sachgerecht eine solche diffizile Entscheidung zu treffen. Da sollen dann doch lieber die Männer im Kölner Keller ran. Die dann immerhin die Möglichkeit haben, sich die Szene noch mal genau anzugucken.


    Was in der Theorie folgerichtig und logisch klingt, führt aber in der Praxis zu neuen Schwierigkeiten und Problemen. Wovon sich als eines der gravierensten die Frage herausgestellt hat, wann denn der VAR überhaupt einschreitet. Nur bei offenkundigen und schwerwiegenden Fehlentscheidungen des Feldschiedsrichter lautet die offizielle Maßgabe. Die nur leider das Problem nicht löst. Weil: Die Grauzone zwischen einer noch gerade vertretbaren und einer offenkundigen Fehlentscheidung ist oft groß. Also gibt es manchmal ein Eingreifen des VAR, aber manchmal eben auch nicht. Und eine Seite wird sich auch davon immer benachteiligt fühlen.


    Um das aber zu vermeiden und sich weniger angreifbar zu machen, tendiert so ein System dann dazu, im Zweifelsfall immer einzuschreiten. Also lieber auch mal eine Aktion überprüfen, die auf den ersten Blick zwar völlig unauffällig war, aber man könnte ja trotzdem was übersehen haben, was einem hinterher von allen öffentlich aufs Butterbrot geschmiert wird. Was in Folge dazu führt, dass im Grunde jede irgendwie relevante Szene im Spiel noch mal vom VAR seziert wird. Und das wiederum führt dazu, dass der Zuschauer zunehmend lernt:

    Entscheidend ist nicht mehr das, was du auf dem Platz siehst, sondern wie das Gesehene im Kölner Keller

    interpretiert wird!

    Und das geht natürlich immer nur in entsprechender Zeitverzögerung - von einigen Sekunden bis zu einigen Minuten. Und auch wenn sich das Spiel also längst schon ganz woanders hin entwickelt hat, kann man sich deshalb niemals sicher sein, dass der "deus ex cellerar" oder Kölner Schickslasgott nicht doch noch nachträglich zuschlägt. Und plötzlich gibt es dann einen Elfer, einen direkten Freistoß oder eine gelbe Karte wie aus dem Nichts ... und niemand ahnt erst mal, warum überhaupt. Mal ganz abgesehen vom retardierenden Torjubel und dem Torjubel interruptus ...


    Mein Fazit:

    Wenn ein Schiedsrichter scheiße pfeift, wird das durch den VAR kaum besser!

    Wenn ein Schiedsrichter gut pfeift, braucht man den VAR so wenig wie Fußpilz!

    Umstrittene Entscheidungen gibt es sowieso - mit und ohne VAR, Fehlentscheidungen auch.

    Möglicherweise gibt es insgesamt vielleicht weniger Fehlentscheidungen, allerdings nicht signifikant viele,

    dafür aber auch zusätzliche Fehlentscheidungen, die es ohne VAR nicht gegeben hätte.

    Und vor allem gibt es mit VAR viel mehr umstrittende Entscheidungen.

    Ich jedenfalls sehe mir weit lieber ein Fußballspiel an als so eine Folge aus der Serie "Der Video-Schiedsrichterassistent tagt".

    Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.

    Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden.

  • Wenn schon dieser (für mich) unsägliche Videobeweis herhalten soll, dann doch bitteschön auch die strittigen Szenen in Realgeschwindigkeit ansehen. In Zeitlupe sieht alles ganz anders aus. Egal ob nun beim Handspiel oder der Abseitsentscheidung. Das auf Abseits entschieden wird, obwohl es sich oft um ne "Wimpernlänge" handelt, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Gleiche Höhe ist damit abgeschafft.


    Videobeweis nur bei klaren Verstössen, wenn es sich um ein Foul oder Handspiel im 16er dreht oder wie zuletzt um eine Tätlichkeit ausserhalb des Blickwinkels des Schiris handelt. Alles andere ist Käse und macht den Fussball kaputt!

  • Die machen den Fussball kaputt, weg mit dem Mist.

    Es ist nicht der Videobeweis, der den Fußball kaputt macht.

    Es sind die Verbände, gefolgt von Investoren, gefolgt von Vereinen, die jeden Sche**s mitmachen, um ein paar Groschen abzugraben (Holand Casino z.B.), gefolgt von anderen Funktionären, die die BWLisierung des Fußballs vorantreiben, gefolgt von Spielern, die alles unternehmen um einen Vorteil zu erhalten (Schwalben, vorgetäuschte schwere Verletzungen).

  • Ist deren Arbeitskleidung oder nicht ?

    Habe nicht mit einer ernsten Antwort gerechnet... Sorry !

    Wie soll man denn auch eine ernste Antwort geben. Meiner Meinung nach gibt's zwei Möglichkeiten. Entweder die tragen die Trikots, damit man die Schiedsrichter von den ganzen anderen Leuten im Keller unterscheiden kann oder die hatten die Trikots nur an, weil das Fernsehen da war.


    Beides erscheint mir albern.

  • Auch ich kann fast alle Spiele leider nicht live sehen. Aber ich habe zuhause alles für Fortuna geschmückt und ich habe immer, wirklich bei jedem Spiel irgendein Bekleidungsstück der Fortuna an.

    T-Shirt, Jacke, Kappe egal was.

    95 Olè.:beer:

  • Zitat

    Wieso tragen die im Keller eigentlich Trikots? [...]

    Auf diese bewegende Frage und die nach einem üblichen Tagesablauf gab PATRICK ITTRICH, einer der auch in Köln als Video Assistant Referee (VAR) eingesetzten DFB-Schiedsrichter, dem Hamburger Abendblatt unter dem 01.12.2018 die folgende Antwort:



    »An einem Sonnabend bin ich spätestens um 13.20 Uhr in Köln im Videocenter. Deshalb reise ich meist schon am Vorabend an. Dann zieht man sich um. Mittlerweile haben wir das gleiche Trikot an, das auch der Schiedsrichter trägt. Unsere Arbeitskleidung. Das stärkt den Teamgedanken. Um 13.30 Uhr betritt das Schiedsrichterteam den Rasen. Dann findet der erste Check statt, ob die Kommunikation funktioniert. Man hört sich danach erst wieder, wenn der Schiedsrichter zum Warmlaufen geht, das ist um 15 Uhr der Fall. Ich habe also anderthalb Stunden Zeit, im Nebenraum Situationen durchzugehen, mich mit den Kollegen auszutauschen und mich auf das Spiel vorzubereiten. Dazu gibt es auch Kaffee und Gummibärchen. Um 17.20 Uhr ist Abpfiff. Wenn nichts ist, kannst du nach Hause fahren. Wenn etwas Außergewöhnliches war, dann bereitet man sofort nach. Aber in der Regel bin ich gegen 0.30 Uhr wieder in Hamburg.«


    Quelle: https://www.abendblatt.de/spor…n-Fussball-gerechter.html

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Kaffee und Gummibärchen?<X

  • bei dem Mix ist es kein Wunder, dass aus dem Keller ab und an "miese" Entscheidungen kommen.;--)b