Alles rund um den VAR

  • Die aktuelle Debatte belegt für mich erneut: Die Einführung des VAR verlagert den Ermessensspielraum des Schiedsrichters vor Ort in (vermeintlich) strittigen Szenen auf die Schiedsrichter im Videokeller.

    Das Problem ist meines Erachtens, und das hat das Schalke-Spiel deutlich gemacht, dass der Schiedsrichter den Videobeweis als taktisches Mittel einsetzt. Brych hat das angebliche oder tatsächliche Foul von Raman nicht unmittelbar bewerten wollen, das Spiel weiterlaufen lassen, um erst anschließend mit Hilfe des VAR seine Entscheidung "wasserdicht" machen zu können. Das kann nicht im Sinne dieser neuen Regel sein, es käme eine Abschaffung der Tatsachenentscheidungen gleich. Ich befürchte, dass sich derartige Vorkommnisse in Zukunft häufen werden, zumal sich auch die Schiedsrichter untereinander in einem Konkurrenzkampf um Anerkennung und internationale Reputation befinden (siehe u.a. Gräfe vs. Zwayer). Der VAR darf m.E. auf keinen Fall dazu führen, dass aus Angst vor Fehlern die Schiedsrichter direkte Entscheidungen scheuen und sich erst auf den "zweiten Blick" entscheiden.

  • Also um nochmal auf unser 1. Tor (aberkannt durch *öln oder Brych) zu kommen: Ich fand die offizielle Erklärung sehr witzig, welche auf dem Videowürfel geschrieben stand: Foul bei Erzielung des Tores....????!!!!!!????? Dat stimmt ja nu hinge un vorne nich....

  • Also ich finde es eigentlich gut wenn ein SR erst laufen lässt und sich dann selbständig vergewissert.

    Das Problem ist das ständige Eingreifen in Deutz

    Genau das ist nicht der Sinn des VAR. Der Zuschauer im Stadion und auch an den Bildschirmen benötigt transparente und unmittelbare Entscheidungen. Wenn Brych in Schalke eine 50:50 Situation laufen lässt, um dann erst nach einem Blick auf den Monitor eine Entscheidung fällt, dann ist dies gegen den Sinn und der Intention des VAR. Offensichtliche Fehlentscheidungen können gerne korrigiert werden, auf Schalke handelt es sich aber nicht um eine solche.


    Betrachten wir im Vergleich dazu das Handspiel von Mühl im Nürnberg-Spiel. Es wird im Strafraum eine andere Sportart ausgeübt - nämlich Volleyball - und der Schiedsrichter ist noch nicht einmal bereit, sich diese Szene noch einmal anzusehen. Wo bleibt hier die Vergleichbarkeit und die Transparenz? Vollkommen absurd wurde es am Wochenende in Nürnberg. Es wird ein Foul außerhalb des Strafraums gepfiffen und der foulende Spieler erhält eine gelbe Karte. Der VAR mischt sich ein, da das Foul auf der Strafraumlinie stattfand, es gibt Elfmeter für Nürnberg. Was aber niemand im Stadion mitbekommt ist, dass die gelbe Karte wieder zurückgenommen wird, da der Schiedsrichter eine Doppelbestrafung (Elfmeter und gelbe Karte) verhindern will. Was ist das für ein Schwachsinn? Hier blieb die Transparenz vollkommen auf der Strecke.

  • Die aktuelle Debatte belegt für mich erneut: Die Einführung des VAR verlagert den Ermessensspielraum des Schiedsrichters vor Ort in (vermeintlich) strittigen Szenen auf die Schiedsrichter im Videokeller.

    Das Problem ist meines Erachtens, und das hat das Schalke-Spiel deutlich gemacht, dass der Schiedsrichter den Videobeweis als taktisches Mittel einsetzt. Brych hat das angebliche oder tatsächliche Foul von Raman nicht unmittelbar bewerten wollen, das Spiel weiterlaufen lassen, um erst anschließend mit Hilfe des VAR seine Entscheidung "wasserdicht" machen zu können. Das kann nicht im Sinne dieser neuen Regel sein, es käme eine Abschaffung der Tatsachenentscheidungen gleich. Ich befürchte, dass sich derartige Vorkommnisse in Zukunft häufen werden, zumal sich auch die Schiedsrichter untereinander in einem Konkurrenzkampf um Anerkennung und internationale Reputation befinden (siehe u.a. Gräfe vs. Zwayer). Der VAR darf m.E. auf keinen Fall dazu führen, dass aus Angst vor Fehlern die Schiedsrichter direkte Entscheidungen scheuen und sich erst auf den "zweiten Blick" entscheiden.

    Die einzigen, die entscheidend vom Einsatz des VAR profitieren, sind die Schiedrichter!


    Genauso wird es nämlich kommen, dass die Schiedsrichter auf dem Spielfeld sich immer mehr scheuen werden, strittige Entscheidungen unmittelbar zu treffen. Das überlassen sie dann lieber den "unsichtbaren" Männern im Kölner Keller. Und wenn sie deren Einschätzung einfach folgen, kann ihnen hinterher auch keiner mehr was. Formal bleiben sie zwar letztlich für die Entscheidung verantwortlich, aber wenn mehrere Experten nach mehrmaligem Ansehen einer Szene mit Standbildern und Slomo zu einem bestimmten Ergebnis gekommen sind, warum sollte sich der Mann auf dem Feld dann noch gegen deren Entscheidung stellen? Zumal die Gefahr droht, dass er sich äußerst unangenehme Fragen wird gefallen lassen müssen, falls sich seine "einsame" Entscheidung dann doch eher als eine Fehlentscheidung erweisen sollte ...


    D.h., letztlich führt die Einführung des VAR zu einer Entmachtung des Schiedsrichters, auch wenn man das umgeht, indem man ihn formal weiter als "letzte Instanz" hinstellt. Aber das ist er halt nur noch auf dem Papier. De facto werden die Entscheidungen längst außerhalb von Spielort und Spielzeit im Keller getroffen, statt auf dem Spielfeld.


    Und ob Entscheidungen, die die beiden Kollegen im Keller in Absprache mit ihrem Kollegen im Stadion unter enormem Zeitdruck treffen müssen, letztendlich "gerechter" und "sachorientierter" sind, das ist noch die große Frage. Immerhin entscheidet da ein Team von Kollegen. Und die müssen auch über das Spiel hinaus miteinander auskommen. Und da wird es sowohl auf der fachlichen wie auch auf der persönliche Ebene immer gewisse Beziehungen wie auch Abhängigkeiten geben. Und wie sollte man vermeiden, dass auch solche Dinge miteinfließen in den Entscheidungsprozess!


    Für mich steht fest:

    Je mehr Instanzen beteiligt sind, desto mehr Fehler-Schnittstellen gibt es auch!


    Und zudem wird das System halt zwangsläufig dahin tendieren, immer mehr Entscheidungen an sich zu ziehen. Die Schiedsrichter wird's größtenteils freuen, weil ihre bisherige Alleinverantwortung auf mehrere Schultern verteilt und "anonymisiert" wird. Sie werden also durch den VAR deutlich entlastet. Und das ist ja erst mal gar nichts Schlechtes. Aber der Preis dafür ist mir persönlich viel zu hoch. Nämlich dass die Spiele mehr und mehr nicht mehr einfach auf dem Feld entschieden werden, sondern von irgendwelchen "anonymen Mächten" in einem Kölner Keller. Und das vor allen Dingen nicht mehr unmittelbar und innerhalb des Spielgeschehens, sondern sozusagen von außerhalb und mit minutenlangen Verzögerungen. Und das ist nicht mehr das, was nach meinem Empfinden den Fußball eigentlich ausmacht ...

    Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.

    Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden.

  • Im Ergebnis glaube ich, dass wir nach 1000 Spielen mit VAR unterm Strich gerechtere Entscheidungen gehabt haben werden. Ebenso bin ich aber überzeugt, dass die in der Praxis gewonnene Gerechtigkeit kleiner ist, als die in der Theorie angenommene.


    Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob der Preis, den der Fußball dafür bezahlt (Logistik, Kosten, verlorene Emotionen!!) diesen Vorteil aufwiegt.

    Es wiegt den Preis nicht auf, da das selbst gesehene, die eigene Wahrnehmung, abgewertet wird. Es gibt keine Diskussionsgrundlage bei Entscheidungen mehr. Mir persönlich raubt das den Spass am Spiel. Ich sehe als ehemaliger Verteidiger die Dinge anders als ein Stürmer oder ich erinnere hier mal den Friedie an die alte internationale Regel. Die wurde leider abgeschafft. Die Balleroberung von Raman war für mich eindeutig kein Foul, da er ja den Ball gespielt hat. Aber die zwar eindeutige Rote Karte gegen den Club hat mir schon irgendwie die Stimmung genommen. Der Videobeweis nimmt dem Fussball das Volkstümliche. Es spielt den großen in die Karten wenn ein "Keiner" den Gegner nichtmehr mit allen Mitteln bekämpfen darf. Ich finde das nicht gut. Die Brüder Förster hätten das wohl auch nicht so toll gefunden. Oder Uli Borowka.

    Das Problem ist meines Erachtens, und das hat das Schalke-Spiel deutlich gemacht, dass der Schiedsrichter den Videobeweis als taktisches Mittel einsetzt. Brych hat das angebliche oder tatsächliche Foul von Raman nicht unmittelbar bewerten wollen, das Spiel weiterlaufen lassen, um erst anschließend mit Hilfe des VAR seine Entscheidung "wasserdicht" machen zu können.

    Das wäre ja fast noch akzeptabel, wenn nicht in der Zwischenzeit solch emotionale Momente wie ein Tor passieren würden. So geht das nicht. Es muss einen Zeitpunkt geben, an dem es eine Art Vorteilsregel gibt. Dieser darf allerdings nicht so lange von der Aktion entfernt liegen, dass in der Zwischenzeit spielentscheidende Dinge passieren.

    Für mich steht fest:

    Je mehr Instanzen beteiligt sind, desto mehr Fehler-Schnittstellen gibt es auch!

    Das glaube ich nichtmal. Aber es hilft dem Spiel nicht weiter.

  • VAR ist mE eine gute Idee.


    Aber in dieser Ausführung, nämlich dass der Ei greifen kann und darf wann ER will, ist völlig widersinnig.

    Es MUSS eine Reform hin zur Regelung des American Footballs geben. Die Trainer (!) dürfen den VAR innerhalb einer kurzen Frist bei Fehlentscheidungen rufen, ansonsten hat der Sendepause zu haben!

  • VAR ist mE eine gute Idee.


    Aber in dieser Ausführung, nämlich dass der Ei greifen kann und darf wann ER will, ist völlig widersinnig.

    Es MUSS eine Reform hin zur Regelung des American Footballs geben. Die Trainer (!) dürfen den VAR innerhalb einer kurzen Frist bei Fehlentscheidungen rufen, ansonsten hat der Sendepause zu haben!

    Da würde ich als gegnerischer Trainer es ja immer versuchen?:D

  • bestes Beispiel wann der VAR eben nicht eingreifen darf:


    Contra schiri-pfiff: arm ist angelegt.

    Pro schiri-pfiff: er geht mit dem angelegten arm klar zum ball hin. Auch ein angelegter arm ist kein freifahrtschein.


    Ergo: strittige Situation, kann man geben, muss man aber nicht. Der schiri hat ihn gegeben und es war keine klare fehlentscheidung.


    Folglich hatte der VAR nichtmal eine Berechtigung einzugreifen. Genau wie letzten samstag mit Raman auf Schalke.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Für normale Menschen ist das auch so....aber wer weiß was für Vollpfosten da im Keller sitzen und jeder sieht es etwas anders. Man soll meinen da sitzen Spezialisten, tun es aber anscheinend nicht. Also ganz ehrlich ich bin mittlerweile dafür den Dreck wieder abzuschaffen!

  • Auf Schalke musste er eingreifen da jedes Tor inklusive der Entstehung geprüft werden muss. Bei Elfmeter gilt das meines Wissens nach nicht.

    Lieber Gott wir danken dir für garnichts wir haben alles selbst bezahlt

  • VAR ist mE eine gute Idee.


    Aber in dieser Ausführung, nämlich dass der Ei greifen kann und darf wann ER will, ist völlig widersinnig.

    Es MUSS eine Reform hin zur Regelung des American Footballs geben. Die Trainer (!) dürfen den VAR innerhalb einer kurzen Frist bei Fehlentscheidungen rufen, ansonsten hat der Sendepause zu haben!

    Da würde ich als gegnerischer Trainer es ja immer versuchen?:D

    Deshalb schrieb ich "American Football"...


    Dort hat jeder Trainer pro Halbzeit ZWEImal die Chance auf eine Challenge.

    Ist sie erfolgreich und die Entscheidung wird revidiert, wird der Einspruch nicht gezählt. Wird die Challenge abgelehnt, verliert das Team eine Auszeit; beim Fußball könnte man eine Auswechselung streichen.

  • Der *ölner *eller hat doch eine offizielle Adresse; Die würde ich dann zwecks Kontrolle gerne mal besuchen.

    Mit Macheten im Rücken schauen die sicher auch drei mal hin um ganz sicher zu gehen.

    Sorry; soooooo geht das einfach nicht.

    "Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht, und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100 000 Euro fällig werden."
    "Bitte, Pfefferspray ist immer noch milder als der Schlagstock! Es tut kurz weh, die Augen tränen, das wars. "
    Im Namen der Toleranz sollten wir das Recht beanspruchen, die Intoleranz nicht zu tolerieren!
    Wahnsinnige explodieren nicht wenn sie vom Sonnenlicht getroffen werden, ganz egal wie wahnsinnig sie sind.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von RaggaMuffin ()

  • überprüfen ist das eine, eingreifen das andere.


    Der zweikampf stambouli gegen Raman war ebenfalls 50:50. Man kann ihn abpfeifen, muss es aber nicht. Brych steht daneben und sagt sofort weiterspielen lassen. Vertretbare entscheidung im Ermessen des Schiedrichters. Genauso wäre es im Ermessen gewesen, den Zweikampf abzupfeifen. 50:50 Situation eben.


    Dass der VAR das überprüft ist richtig - nämlich darauf, ob es eine klare Fehlentscheidung war. Das war es aber nicht und damit ist kein Spielraum für einen Eingriff des VAR ins Spiel vorhanden.


    Selbiges kann man 1:1 auf den heutigen Elfmeter übertragen.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."