Das Europapokal-Archiv

  • So Leid es mir tut aber das werden wir niemals hinbekommen

    Wenns halbwegs läuft, würden wir sicherlich auch einiges auf die Beine stellen.

    War eigentlich jemand gegen Schalke in der Arena?

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • Fände ich gut. Sollen die verrecken an ihrem Super-Duper-Kohle-über-alles-Fußballbusiness.


    Aber dann bitte auch aus der BuLi aussteigen - und wir hätten bald endlich wieder eine echte Liga. Und wenn ich dieses wachsweiche Geschwätz vom Watzke wieder lese, der in alle Richtungen offen ist:


    BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bestätigte dem Spiegel Gespräche über eine Super League und wird mit den Worten zitiert: "Das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Klubs Europas da deutlich dran stricken." Allerdings seien die Pläne "noch nicht sehr konkret". Für Watzke sei klar: Der BVB würde sich nicht an solch einer Liga beteiligen, wenn dies den Ausstieg aus der Bundesliga bedeuten würde: "Das ist die Brandmauer." Allerdings würde sich sein Klub alle Optionen offenhalten, denn wenn es eine solche Liga geben würde, "würde das nicht ohne den BVB gehen".


    Dann mal tschö, Herr Watzke, Sekt (Super League) oder Selters (BuLi), Sie werden sich schon entscheiden müssen. Und nein, wir werden Sie nicht vermissen, wir sind auch lange ohne den BVB in der Bundesliga ausgekommen, erinnern Sie sich noch an 1972/73 bis 1975/76? Ging prima, ganz ohne den BVB.


    Dass der BVB 2005 ausgerechnet am Düsseldorfer Flughafen vor dem endgültigen Exitus bewahrt wurde (=> Der schwierigste Tag der BVB-Geschichte), wurmt mich noch heute. Gab's keine Kneipe in Gelsenkirchen, in der man das hätte abhalten können, wenn man Dortmund als Ort der möglichen Exekution schon unbedingt vermeiden wollte? Das hätte wenigstens noch einen gewissen morbiden Charme gehabt.


    @Difosi: nicht wundern, wenn ich mich hier auf den BVB kapriziere. Die Buyern habe ich diesbzgl. eh abgeschrieben, die muss man zu einer Super League gar nicht mehr überreden (bzw. zu einem Verbleib in der BuLi überreden), und zu Hoeneß und Rummenigge erübrigt sich jeder Kommentar. Sollen beide Clubs verschwinden, und hoffentlich folgen ihnen später noch RBL, Hoppenheim und Hangover.


    "Echte Liebe", dass ich nicht lache. Selbst deren => eigene Fans wenden sich teilweise schon ab. Richtig so.


    Habe fertig.

  • ... die Gehaltsspirale bis runter in die 3.Liga wird dadurch aber leider nicht gestoppt


    Sollte es wirklich so kommen, dass die Krösusse der Liga selbige verlassen, wird das auch dahingehend einen Effekt haben.

  • Na ja, entweder sollte das mal wieder einer der Erpressungsmöglichkeiten werden oder jetzt meinen sie es Ernst. Vor allem, weil das lokale Abwenden wird bislang noch von den "Märkten" in Asien und Nordamerika aufgefangen, heißt: finanziell noch alles mehr als okay. Diese Klubs sind halt eben Megaunternehmen geworden, mit all ihrer Logik, kann man ja auch sehen: man versucht die finanzielle und Marktposition aufrecht zu erhalten, dafür braucht man die höchstmögliche Planungssicherheit (die ersten vier in der CL-Gruppenphase, größere Beteiligung an den Fernsehgeldern usw.) und das wollen sie knallhart durchboxen. Die globale Popularität dieser Klubs gibt ja auch ihnen Rückenwind.


    Das eine, was z. B. eine Mitteleuropa-Liga (der Chef des Hauptsponsors vom ung. Klub Vidi FC hat diese Möglichkeit schon erwähnt, liegt offiziell aber damit alleine da) bislang unmöglich macht, wäre halt eben der in dieser Form limitierte Zugang zu den internationalen Töpfen (bei dieser Liga wäre der Beliebtheitswert meilenweit von der westeuropäischen "Superliga" entfernt, da kann man diese schon aus finanziellen Gründen nicht vergessen).


    Eine weitere (wenn in der Sache auch nicht unbedingt die dringendste) Frage besteht ja darin, ob diese Super League eine geschlossene Liga sein soll oder nicht? Zumindest sind/waren ja einige Klubs (wie Atletico Madrid, der BVB oder OM) als "initial guests" gekennzeichnet, was das auch heißen soll. Eine offene Liga mit Auf- und Abstieg könnte diese für andere Klubs auch schmackhaft machen, aber würde gegen den Planungssicherheitsgedanken gehen.

    Ach ja, ich finde die ganze Idee der Super League einfach nur blöd...

  • Ganz ehrlich? Sollen se ihre "European Super League" gründen, von mir aus nach NFL Vorbild, sich gegenseitig mit Kohle zuscheißen und Spiele in New York, Dehli, Tokio und Shanghai austragen. Fänd ich sogar gut. Mich berühren Spiele der Konzerne die da in Frage kommen emotional sowieso nicht. Wenn dadurch vllt. noch eine kleine Umstrukturierung was die Gelderverteilung in der BL betrifft stattfindet, bekämen wir vllt. wieder richtigen sportlichen Wettbewerb. Ich kann mir Vorstellen, dass es dem Fußball wie wir ihn lieben sogar gut tun kann.


    Für die Fans tut es mir natürlich leid. Aber, da hätte aus der Fanbasis heraus schon viel früher gegengesteuert werden müssen.

    Ceterum censeo Coloniam esse delendam.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob die "Herren Geschäftsführer" diese Idee mit der Super-League wirklich ernst meinen - im besten Fall profitieren sie ein paar Jahre von einem weltweiten Interesse, aber wenn Spiele zwischen Real und Mancity zum Alltag werden, nimmt das Interesse auch wieder ab. Insgesamt ist aus meiner Sicht ein Abflauen der Begeisterung bei den - ich nenne sie mal ganz neutral - "Sonst-nicht-Fußball-Interessierten" zu beobachten, die ja den eigentlichen ausbaufähigen Markt ausmachen. Bei der letzten WM war das schon deutlich zu bemerken, nicht nur, weil die deutsche Mannschaft früh ausschied - übrigens ein Umstand, der 20-30 Jahre früher definitiv Konsequenzen zur Folge gehabt hätte, egal wie sinnvoll diese wären. Dank des Titels 2014 war generell eine Sättigung eingetreten. Ich glaube auch nicht, dass die EM 2024 annähernd an die WM 2006 herankommt, obwohl bestimmt alles dafür getan wird. Um es mal in Erinnerung zu rufen - die Macher wurden damals selbst von der allgemeinen Begeisterungswelle überrascht. So etwas kann man nicht "herbei zwingen".


    Mich erinnert die Situation an ein Gespräch mit einem Gastronomen, der mir einmal erzählte, wie schwer es ist, einen schleichenden Niedergang bei den Gästezahlen festzustellen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Es gibt immer Schwankungen, auch jahreszeitbedingt, und natürlich hat man zwischendurch immer mal wieder "die Bude voll", so dass man nur über einen längeren Zeitraum verlässlich erkennen kann, dass einem die Leute weglaufen - entsprechend lang kann man sich das auch schönreden. Das passiert jetzt schon, nach gerade einmal 3 Jahren Bundesliga, in Leipzig, die ihr Stadion kaum noch voll bekommen. Man kann da marketingtechnisch so viel behaupten, wie man will, eine echte Bindung in Größenordnung baut sich erst über Jahrzehnte auf - ob man das als Tradition bezeichnen will oder nicht. Wer die Bilder aus Leutzsch gesehen hat bei den beiden Pokalspielen von Fünftligist Chemie Leipzig erkennt das sofort - die Begeisterung war, so ausgenudelt das Wort inzwischen ist, schlicht authentisch.


    Deshalb will Matteschitz ja auch unbedingt in die Champions-League, denn nur damit kann er noch einen gewissen Hype erzielen. Aber wie lange soll das funktionieren? - Das gilt auch für die "Super-League". Die Vereine entfernen sich zunehmend von ihrer eigentlichen Fan-Basis, nur um sich einer vergnügungssüchtigen, materiell gut versorgten Freizeit-Gesellschaft zuzuwenden, die Fußball bei Sekt und Häppchen mit großen Stars guckt statt ins Rock-Konzert oder ins Restaurant zu gehen. Oder - die Mehrheit - per Bezahl-Sender vor der Glotze oder dem PC sitzt. Da mag man Planungssicherheit in der Liga haben, eine Planungssicherheit bei den wankelmütigen Zuschauern gibt es nicht. In dem Zusammenhang sollte man auch nicht vergessen, dass Stars wie Messi und Ronaldo ein absoluter Glücksfall in ihrer weltweiten Vermarktungsqualität waren und nur noch kurze Zeit sind. Die Beiden sind inzwischen deutlich über 30 - sieht Jemand adäquate Nachfolger? - Das gilt auch - eine Stufe tiefer - für Ribery und Robben bei Bayern. Fussballerisch sind sie schon über ihren Zenit, aber als Identifikationsfiguren quasi unersetzlich. Bayern hat ne Menge guter Fußballer, aber aus Marketingsicht wird die Mannschaft immer austauschbarer (was ich gut finde).


    Ich begrüße diese Entwicklung, aber ich bin ja auch nicht das "Objekt der Begierde" der Marketing-Strategen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass denen diese Entwicklung nicht auffällt. Es gibt mit Sicherheit einige Experten, die mit der "Super-League" noch ordentlich Margen abschöpfen wollen - quasi die "Nach-mir-die Sintflut"-Mentalität - aber langfristig ist das Risiko zu groß, an Rückhalt bei der bestehenden Fan-Basis zu verlieren und allein auf die "Eventies" angewiesen zu sein. Selbst wenn man nicht aus dieser Liga absteigen kann, ist das keine Garantie dafür, dass man immer mithalten kann, da ja alle ordentlich Kohle haben und die Anzahl an Topp-Spielern oder Trainern begrenzt bleiben wird. Was wäre, wenn Bayern plötzlich fast nur noch verliert, so richtig schön gegen ManCity oder Barcelona einen eingeschenkt bekommt? - Dann sehnen die sich nach der Bundesliga zurück und das wäre dann die absolute Loser-Nummer.


    Also wenn ich mir das so überlege ...ein geiler Gedanke, bitte "Super-League" schon ab nächste Saison...

  • Toller Beitrag! Kluge Überlegungen, ich habe hier richtig was gelernt. Danke!