Das Heben der Fahne bedeutet in aller Regel aber doch gleichzeitig die sofortige Unterbrechung des Spiels durch den Schiedsrichter (auch das weiß jeder Spieler). Dann nützt es aber auch nichts mehr, die Entscheidung im Nachhinein zu revidieren bzw. zu überprüfen. Deshalb sage ich ja, dass man in jedem Fall solange weiterspielen lassen sollte, bis entweder ein Tor gefallen ist, die verteidigende Mannschaft den Ball kontrolliert oder eine neue Spielsituation entstanden ist. Oder wie auch immer die Regelhüter das wasserdicht formulieren wollen.
Ohne VAR entscheidet der Schiedsrichter ob weitergespielt wird. Pfeift er, ist der Spielzug beendet. Welchen Grund sollte es geben, das Spiel laufen zu lassen und ggf. sogar eine Verletzung eines Spielers zu riskieren (Foul o.ä.), obwohl sich seine Entscheidung ja nicht ändern wird?
Es gibt im Falle des Weiterspielens und des etwaigen Erzielens eines Tores ja doch noch gar keine Entscheidung (des Schiedsrichters)! Also wird er diese - je nach deren Bedeutung - auch ohne Videobeweis (über den VAR reden wir ja gar nicht) vielleicht nochmal mit dem Linienrichter abstimmen wollen, wenn er spontan und tendenziell anderer Meinung ist als dieser. Also den Linienrichter befragen, wie sicher dieser sich seiner Abseitsentscheidung ist, wie deutlich für ihn das Abseits war etc. Und wenn der Linienrichter nur einen Funken von Unsicherheit zeigt, ihn ggf. überstimmen. Abseitsentscheidungen sind oft extrem knappe Entscheidungen - und können extrem wichtige sein.
Sollte kein Tor erzielt worden sein, ist die Entscheidung von geringerer Bedeutung, und der Schiedsrichter wird daher weniger geneigt sein, eine Debatte mit seinem Linienrichter zu beginnen (oder im Falle des Videobeweises diesen zu Rate zu ziehen).
Wembley-Tor schon vergessen? Nicht dass es da um Abseits ging, aber um eine Abstimmung zwischen Linien- und Schiedsrichter (nachdem der Schiri zunächst auf Eckball entschieden hatte).