DAS geht mir auf den Sack!

  • Habe überhaupt nichts mitbekommen - hat jemand auf die Schnelle einen Link?

    Gib einfach in einer Suchmaschine die Wörter "Attentat" und "Halle" ein.

    Kurzversion:

    Gescheitertes Attentat auf eine Synagoge in Halle, in dessen Folgen zwei Passanten vom Attentäter erschossen wurden.

  • Beitrag von Werner Lungwitz ()

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  • Solche Urteile


    https://rp-online.de/panorama/…-ss-wachmann_aid-52354827


    Da frage ich mich ob das Gesetz da nicht andere Möglichkeiten hat Recht zu Sprechen, oder wäre es da nicht sogar sinnvoll es besser zu lassen.

    Natürlich wirkt es albern wenn fast Hundertjährige nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, da sie in ihrem Alter im Zeitpunkt der Tatbegehung eben unter heute geltendes Jugendstrafrecht fallen würden. Es geht in diesen Urteilen aber auch weniger um die konkrete Strafhöhe.


    Die BRD ist Rechtsnachfolgerin des deutschen Reiches und damit fällt die Tat unter unser heute geltendes Strafrecht gemäß dem Strafgesetzbuch. Das StGB sagt in § 78 Abs. 2 das Mord und damit auch dessen Beihilfe oder Anstiftung nicht verjährt. Folglich ist das Betreiben dieser Strafverfahren gemäß StPO absolut korrekt.


    Um die Strafen an sich geht es dabei aber wie gesagt überhaupt nicht oder nur eher weniger. Ist ja überhaupt fraglich, ob solch alte und gebrechliche Menschen überhaupt noch in der Lage sind, Ihre Haft überhaupt anzutreten, sofern das Urteil nicht auf Bewährung ergeht. Es geht in diesen ganzen Prozessen vielmehr um die Schuld der an diesen Verbrechen Beteiligten. Schuld, also die individuelle Vorwerfbarkeit einer Tat. Oder wie der Volksmund sagt: Er konnte etwas dafür.


    Und darum geht es. Die Täter dieses größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte soweit sie noch Leben mit ihrer individuellen Vorwerfbarkeit, mit ihrer Schuld zu konfrontieren und ihnen klar zu machen: Du hast dich wissentlich und willentlich beteiligt, also trägst du auch eine Schuld für das, was geschehen ist. Auch DU bist dafür verantwortlich. Konfrontation des Täters mit seiner Tat, Prävention und ein Zeichen an die Gesellschaft, dass solche Taten nicht vergessen werden (was ja in so einigen Fällen in der Nachkriegszeit durchaus geschehen ist, man denke an die Probleme der Entnazifizierung aufgrund der durch alle Winkel der Gesellschaft durchzogenen Ideologie im dritten Reich) und nicht zuletzt auch ein Funken Gerechtigkeit für die Opfer, von denen nicht wenige ihren Tätern ja nach all den Jahrzehnten sogar vergeben haben. Vergeben heißt aber nicht vergessen.


    Und genau das ist ein solcher Prozess: Ein wichtiger Bestandteil der deutschen Vergangenheitsbewältigung und ein Mahnmal gegen das Vergessen.


    In Zeiten, in denen von einem Vogelschiss geredet wird, wenn es um die Zeit der Naziherrschaft geht, ist dies umso wichtiger. Nicht mehr lange und die letzten Zeitgenossen werden uns verlassen, die diese Zeit bewusst erlebt haben. Dann stammt alles, was wir über diese Zeit wissen nur noch aus Dokumenten, Aufzeichnungen, Bildern, Videos etc. und das gesellschaftliche Bewusstsein über die Tragweite dessen, was damals passiert ist, wird allmählich schwinden.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Recht schafft selten Gerechtigkeit und moralische Schuld wird selten durch juristische Schuld abgebildet. Insofern sind Gerichtsurteile selten mit gesundem Menschenverstand zu fassen. Auch wenn es gerade für die Opfer oft schwer zu ertragen ist.


    Gestern kam eine lange Dokumentation über den Loveparade-Prozess. Menschlich schwer zu verkraften (gerade für die Opfer), dass da niemand für verantwortlich sein soll. Aber ein Gericht muss halt immer mehrere Perspektiven berücksichtigen und juristisch war der Ausgang wohl kaum anders möglich.

  • Recht schafft selten Gerechtigkeit und moralische Schuld wird selten durch juristische Schuld abgebildet. Insofern sind Gerichtsurteile selten mit gesundem Menschenverstand zu fassen. Auch wenn es gerade für die Opfer oft schwer zu ertragen ist.


    Gestern kam eine lange Dokumentation über den Loveparade-Prozess. Menschlich schwer zu verkraften (gerade für die Opfer), dass da niemand für verantwortlich sein soll. Aber ein Gericht muss halt immer mehrere Perspektiven berücksichtigen und juristisch war der Ausgang wohl kaum anders möglich.

    Ein Phänomen unserer Zeit ist, dass man bei vielen Normenbrüchen versucht die Konsequenzen mit dem Mittel der Rechtsnormen zu initiieren, bzw. zu ziehen. In einigen Fällen ist es aber nicht oder nur beschränkt dafür geeignet. Da aber andere Normensysteme entweder nicht mehr gefolgt werden oder keine Allgemeingültigkeit mehr haben, versucht man halt die materielle Gerechtigkeit via der Rechtsnormen einzufordern (s. a. Gewaltmonopol des Staates). Was in der Form auch verständlich ist, aber halt nicht immer zum Ziel führt.


    Dies ist ein interessantes Gebiet der Moralphilosophie, aber ich drifte wieder ab, also btt.

  • Beitrag von Werner Lungwitz ()

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  • Beitrag von Werner Lungwitz ()

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  • 100 Mal lebenslänglich willst du als mögliches Strafmaß im Jugendstrafrecht sehen? Ehrlich, da läuft es mir auch kalt den Rücken runter wenn ich so was lesen muss..

    Immer noch besser als in der Gaskammer oder Genickschussanlage zu Enden.

    Wasndas für eine absurde Argumentation?

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!

  • Bei dieser Schuld von Jugendlichen die sich an den Holocaust beteiligt haben, könnte man ja auch von verführte Jugend oder Generationen sprechen, und mit in die Urteilsbegründung einfließen lassen.


    Mein Onkel hat sich im Februar 45 von der Wehrmacht entfernt. Er war damals 17 und hat es auch nur gewagt, weil er nach Hilden verlegt wurde und sich auskannte und wusste, wo er unterschlüpfen könnte. Wir hatten vor 30 Jahren mal ein langes Gespräch darüber, weil ich wissen wollte, wie die Jugend damals so drauf war.

    Was mir vor allem noch in Erinnerung geblieben ist waren seine Schilderungen zu der Ernüchterung unter den jungen, als die zuerst von den älteren Soldaten aufgeklärt wurden was da so abgeht und als die dann in die ersten Kampfhandlungen verwickelt wurden. Die hatten alle Schiss bis zum Knöchel in der Bux und waren überhaupt nicht heroisch, sondern haben nur versucht zu überleben. Wer beim abhauen erwischt wurde, hat den nächsten Tag nicht mehr erlebt.


    Einem gestandenen Mann, der durch das Erlebte bereits "gefestigter" ist darf man das nicht durchgehen lassen und da bin ich bei dir dass das auch hart bestraft werden müsste. Aber das Jugendstrafrecht gibt es nicht umsonst. Die lütten waren einfach nicht in der Lage auf zu begehren .


    Onkel hatte sich übrigens in Gruiten in einem Schmiedekotten versteckt, der schon seit Jahren Opas Schlosserei beliefert hatte ...

    Willkommen im Fussballaufzug


    Wann geht es wieder aufwärts?

    Klausi, was machst Du :?::?::?:

  • Hört und liest sich so ein bisschen nach Freifahrtschein an Bado . Es gab schon junge Leute, die aufbegehrt haben, die wussten welche Verbrecher da am Werk waren. Da erinnere ich mal an die Geschwister Scholl.

    Ich weiß aber, wie du es meinst. Nur dieses "Wir haben alle nichts gewusst" habe ich kaum jemandem abgenommen.

  • Hört und liest sich so ein bisschen nach Freifahrtschein an Bado . Es gab schon junge Leute, die aufbegehrt haben, die wussten welche Verbrecher da am Werk waren. Da erinnere ich mal an die Geschwister Scholl.

    Ich weiß aber, wie du es meinst. Nur dieses "Wir haben alle nichts gewusst" habe ich kaum jemandem abgenommen.

    Da gebe ich Dir vollkommen Recht.

    Man darf dabei aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass die Scholls erstens schon älter waren und einen absolut anderen Bildungsstand hatten. Das war damals nicht weit verbreitet, dass Kinder offengeistig erzogen wurden.
    Ich möchte damit nichts entschuldigen, natürlich hat mein Onkel eingeräumt der HH nachgelaufen zu sein, die Realität hat ihn aber dann geläutert.
    Ich habe mich sehr intensiv mit der Zeit und wie es dazu kommen konnte beschäftigt in den letzen 35 Jahren und würde es so beschreiben.
    Die Menschen waren verblendet und sind viel zu spät aufgewacht (sofern sie überhaupt geweckt werden konnten - Kaisertumbegierde usw ...), aber zu demZeitpunkt war der Point of no Return schon überschritten und alle hatten nur noch Angst um die eigene Haut. Das Attentat vom 20 Juli war die absolut letzte Möglichkeit dem Schrecken ein Ende aus eigener Kraft zu bereiten und dass es erst so spät dazu gekommen ist - aus Reihen der obersten Heeresleitung die nie wirklich mit dem Zustand einverstanden waren - zeigt doch wie schwer in damals gewesen sein muss sich zu vernetzen um derartiges dann umzusetzen....


    Der "einfache Bürger" hatte da noch viel weniger Möglichkeiten....

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  • Und die Leute waren natürlich auch charakterlich unterschiedlich unterwegs.

    Dazu vielleicht kurz eine Geschichte, die meine Mutter vor einigen Monaten erlebt hat.

    Meine Ma hat in der Zeitung der Heimatvereinigung meines Heimatortes Mettmann einen Artikel veröffentlicht, in dem es um einen sehr jungen Soldaten der Wehrmacht ging, der sich in den letzten Kriegstagen unerlaubterweise von der Truppe entfernt hatte und sich auf einem Hof bei Mettmann bei seiner Mutter versteckt hat. Vater gefallen, Bruder gefallen, er war der einzig noch lebende Erbe.

    Leider wurde er von einem übereifrigen Nachbarn verraten und daraufhin verhaftet. Man kann sich vorstellen, was ihm als Deserteur erwartete. Erschießung natürlich.

    Für die anstehende Exekution wurden mehrere junge Soldaten aus Mettmann zwangsverpflichtet. Sie wurden im Neandertal zusammengerufen und das Urteil wurde dort vollstreckt. Ein engagierter Pfarrer hat sich um den Delinquenten gekümmert und die Geschichte später auch niedergeschrieben.

    Die Reaktionen auf den Artikel waren enorm. Es kamen viele Briefe und auch Anrufe dazu. Sehr viele alte Mettmanner konnten sich an die Geschichte noch gut erinnern.

    Unter anderem bekam meine Mutter zu diesem Thema 2 unabhängig voneinander abgeschickte Briefe, die viel über die Situation aussagen.

    Zum Einen eine Frau, die berichtete, dass ihr Bruder einer der Soldaten des Kommandos gewesen sei und er nach seiner Heimkehr deswegen tagelang nur geheult hätte und sich ob des Erlebten gar nicht wieder beruhigen konnte, und zum anderen eine Dame, die 1945 noch recht jung war, sich aber daran erinnern konnte, dass bei ihrer Familie ein junger Soldat einquartiert war, der ebenfalls zum Erschießungskommando gehörte und danach unfassbar stolz auf den Orden war, den er für seine "Tat" erhalten hatte und sich damit gebrüstet hat.

    "Der Niederrheiner weiß gar nichts, kann aber alles erklären..."

    Hanns Dieter Hüsch

  • Mein Opa wurde sehr alt, so dass ich schon recht reif war als wir uns immer wieder über den Krieg unterhielten.

    Was die erlebt haben kann man sich nicht vorstellen. Auch Kriegsverbrechen.

    Mein Opa hat bis in die Siebziger hinein Albträume gehabt, sprang nachts neben das Bett und schrie "Granateneinschlag".

    Und solange ich denken kann hatte der ne Wärmedecke im Bett. Der wollte nie wieder im Schlaf frieren,

    Und er hatte noch Glück, war nie an der Ostfront und kam von der Rheinwiese recht früh heim.


    Und obwohl Pazifist (und verkappter Kommunist) hat er sich 1937 auf Zeit verpflichtet weil der Arbeitsmarkt so scheiße war. Da hatte er schon geahnt dass bald Krieg kommt, das aber hoffend verdrängt. Ist nämlich auch so ein Gerücht dass Hitler das Land nach 1929 wieder nach vorne gebracht hat. Das stimmt nur in Teilen, genau wie die Autobahnmythologie.

  • Das hat aber nicht nur etwas mit "Charakter" zu tun sondern auch mit der Ideologie die damals sprichwörtlich gelebt wurde. Führerkult und Nationalismus der über HJ und andere Organisation schon von Kindsbeinen in die jungen Menschen indoktriniert wurde. Freies Denken war in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens doch gar nicht mehr möglich.


    Diese Diskrepanz in den Reaktionen der Soldaten des Erschießungkommandos zeigt indes eindrücklich, wie tief diese Gehirnwäsche der Volksseele in die Menschen eingedrungen ist. Während es sich für den einen trotz allem falsch angefühlt hat, gab es für den anderen nichts stolzeres als seinem Land gedient zu haben und den Feind aus den eigenen Reihen liquidiert zu haben. Und als Beweis für seine Treue und den Dienst fürs Vaterland gabs dann diesen Orden. So tief war er von der totalitären Ideologie durchdrungen, dass selbst die Tötung eines anderen Menschen sich gut angefühlt hat, wenn es das einzig richtige für die Sache gewesen ist.


    Sinnbild für eine totalitäre Diktatur - dem absoluten Gegenteil von Staatssystem in dem wir heute Leben.

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