Beiträge von Egon18Geye95Allofs

    Die Crux mit der Krux


    Angesichts der Crux, dass dieselbe zumeist in der eingedeutschten Variante Krux (= die Schwierigkeit) zu lesen ist, welche korrekt eben nur in der Einzahl [Singularetantum] Verwendung findet, wird leichthin die lateinische Herkunft des Wortes übersehen, die einen Plural vorsieht:

    die Crux, die Cruces = das Kreuz, die Kreuze.


    Zum Vergleich: der Index, die Indizes oder Indices - im mathematisch-statistischen Zusammenhang (bitte nicht Indexe, die den Listen verbotener Bücher vorbehalten sind).


    Nun mag die Verwendung der bildungsprachlichen ›Cruces‹ in einer alltäglichen Unterhaltung befremden. Doch diese ›Schwierigkeiten‹ lassen sich vermeiden, indem wir stattdessen direkt von ihnen sprechen.

    Gewisse Beiträger in diesem Strang und ihre Hervorbringungen hier vor, während und noch einige Zeit nach der ersten Covid-19-Welle – und manche gar noch inmitten der jetzigen zweiten Welle – habe ich mir gut gemerkt:


    Es sind jene, ...


    ... die stets - vorgeblich - ›nur einmal kritisch hinterfragt‹ haben wollten;

    ... die sich in allen Fragen dieser Welt demonstrativ als höchst rationale ›Skeptiker‹ sahen und sehen – ohne jemals ihre daraus abgeleitete Auffassung, diese ohnehin zumeist nur in Form von Setzungen, konsequenterweise ebenfalls in Zweifel zu ziehen;

    ... die so großen Wert auf die Unterscheidung ›mit oder an Covid 19 verstorben‹ legten und damit Schicksale zu relativieren trachteten;

    ... die die durch Covid-19 bedingten Tod entgangenen Lebensjahre mit der ökonomischen und seelischen Situation der Gesunden aufrechneten;

    ... die dabei Jung gegen Alt ausspielten und damit zur gesellschaftlichen Spaltung beitrugen;

    ... die ihre absichtliche Ignoranz gegenüber simplen Vorsichtsmaßnahmen heroisch zum Widerstand und zur kraftvollen Selbstbestimmung verklärten;

    ... die mit großem Fleiß (der an anderer Stelle eingebracht nützlicher gewesen wäre) entfernteste ›Studien‹ ausgruben, um ganz erbärmlich doch noch Recht behalten zu wollen;

    ... die den gesammelten geistigen Unrat der organisierten Leugner in Auszügen immer wieder subtil in die hiesige Diskussion (zu Dokumentationszwecken?) einspeisten ...


    ... und es ist auch ...


    ... Herr Laschet, der sich nunmehr in seiner Weihnachtsansprache zerknirscht für Fehler entschuldigt hat, die »in der Politik« gemacht wurden. Von dem konkreten Fehler, den er durch sein Abweichen vom damaligen stringenten Beschluss der Ministerpräsidenten, begleitet von seiner Lieblings-Formel von ›Maß und Mitte‹, als Amtsträger selbst zu verantworten hat, spricht er nicht.


    *****


    Mein Beileid gilt allen Forumskolleg(inn)en, die Angehörige verloren haben.

    Wie immer: Ein lehrreicher juristischer Leckerbissen, für den ich danke - und bei dieser Gelegenheit ebenso für die vielen in anderen Strängen. Da kann und will ich nichts hinzufügen und beim sprachwissenschaftlichen Leisten bleiben:



    Diejenigen, die sich mit einer auch nur gemurmelten ›Entschuldigung‹ aus der Affäre ziehen wollen, finden neben der weiter oben gegebenen entlastenden Begründung aus dem Wörterbuch und dem Hinweis auf einen in dieser Hinsicht wohl üblich gewordenen Sprachgebrauch noch eine zusätzliche Unterstützung in der ›Sprechakttheorie‹. Danach darf solch ein expressiver Sprechakt, wie z. B. ein umgangssprachliches ›Tschulligung‹, auch als sprachliche Äußerung gewertet werden, die zugleich einen sozialen Handlungsvollzug in gegebenem situativen Kontext darstellt.


    Solch eine durch Sprache vollzogene Handlung wird als ›Illokution‹ oder ›illokutiver Akt‹ bezeichnet. Dabei sind das Aussprechen des Wortes der ›lokutionäre Akt‹ und die damit verbundene Handlung der ›illokutinäre Akt‹. Der beim Adressaten hervorgebrachte beabsichtigte Effekt, hier die Annahme einer Entschuldigung und Vergebung, wäre dann der dritte und vervollständigende Akt - der ›perlokutionäre Akt‹.


    *****


    Ob nun Max Eberl oder unter dessen Anleitung Marcus Thuram-Ulien bei ihren Einlassungen ausgerechnet die Sprechakttheorie nach John Langshaw Austin [1911-1960] bemühen wollten, oder ob sie doch nur auf den inzwischen allgemeinsprachlich gewordenen Gebrauch zurückgegriffen haben, das weiß ich nicht. Hier im Forum scheint beiden der perlokutionäre Akt jedenfalls noch versagt geblieben zu sein.

    Da vermute ich, dass Du den strafrechtlichen Schuldbegriff in den Vordergrund gestellt hast - und will und kann Deiner daraus abgeleiteten Interpretation nicht widersprechen. Meinen Verweis auf die rechtliche Bedeutung bezog ich - vielleicht verkürzend - auf diese etymologischen Angabe in einem 25 Jahre alten Wörterbuch zur Rechtssprache:


    »Schuld, F., ›Bewertung eines Verhaltens als vorwerfbar (Verschulden), Vorwerfbarkeit, Schuld, Verpflichtung (z.B. Gattungsschuld), Zahlungsverpflichtung, Vergehen, Ursache‹, mhd. schult, F.,‹ Strafe, Anklage, Vergehen‹, ahd. skuld (765), sculd, F., ›Schuld, S•nde, Missetat, Vergehen, Verbrechen, Geschuldetes, Pflicht, Verdienst, Veranlassung, Grund, Anklage‹, as. skuld, F., ‹ Schuld, Abgabe‹. germ. *skuldi, *skuldiz, F., ›Schuld‹, zu germ. *skulan, V., £sollen‹, zu idg. *skel- (2), V., ›schuldig sein, schulden, sollen‹«

    Quelle: KÖBLER, Gerhard, Deutsches Etymologisches Wörterbuch, 1995 | im Weltnetz hier abrufbar: http://www.koeblergerhard.de/der/DERS.pdf


    Zumindest deckt sich das (vorbehaltlich [m]eines Interpretationsirrtums) mit der - wie geschrieben: unverbindlichen - Auslegung im DUDEN. Mich interessiert, was denn die aktuelle Rechtswissenschaft dazu sagt.

    (Bitte um) Entschuldigung


    Die Frage ›Wer entschuldigt wen?‹ ist gar nicht so eindeutig zu entscheiden:


    Der DUDEN, der allerdings nur die formale Richtigkeit der deutschen Sprache und den allgemeinen Sprachgebrauch abbildet, jedoch nicht immer auch die inhaltliche Korrektheit, gibt die Wendung ›sich wegen od. für etwas entschuldigen‹ wieder. Wer sich also selbst entschuldigen möchte, mag sich darauf berufen. Er/sie kann sich überdies sogar auf die Herkunft des Wortes ›Schuld‹ stützen: Schuld leitet sich vom mittelhochdeutschen ›schulde, schult‹ und dies vom althochdeutschen ›sculd(a)‹ ab – diese wiederum vom Verb ›sculan= sollen‹. Damit kann Schuld als eine Gegenleistung verstanden werden für etwas, das man tun soll – also für eine Verpflichtung.


    Auch im rechtlichen Sinne wird ›Schuld‹ als ›Bewertung eines Verhaltens als vorwerfbar‹ verstanden. Mithin kann eine solche Schuld vom Schuldner selbst abgetragen werden. Wer sich also ›selbst entschuldigt‹, findet im Wörterbuch dafür durchaus eine Rechtfertigung.


    Mit diesem Thema hat sich vor einiger Zeit auch die Gesellschaft für deutsche Sprache befasst. Sie weist hingegen, jenseits der obigen Darlegung, auf den Zusammenhang von Schuld und Vergebung hin und folgert daraus: »Entschuldigen kann man (folgt man der zugrunde liegenden Sachlogik) nicht sich selbst, sondern allenfalls jemanden, der einen um Entschuldigung bittet.« Demnach könne ungeachtet des eingebürgerten Sprachgebrauchs die Schuld vom Schuldiger also nicht selbst abgetragen, sondern nur bekannt und vom Adressaten vergeben werden. »Ich kann mich nicht selbst entschuldigen, sondern nur entschuldigt werden.«



    Diese Überlegung bevorzugend, bitte ich die Leser um Entschuldigung für meine vielleicht wieder einmal etwas zu lang geratenen Ausführungen zu einem sprachlichen Thema.

    Mauke und Mauken


    Die Suche nach einer Wortbedeutung mag in der vertrauten Online-Enzyklopädie beginnen, doch ein manches Mal endet sie erst mit dem Blick ins aufgeschlagene Wörterbuch ... oder denen in mehrere.

    # Im ›DUDEN – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache[1] finden sich zwei Angaben:

    1. die Mauke in der Verbindung mit ›keine Mauke zu etwas haben‹ (landschaftlich: keine Lust zu etwas haben)

    2. die Mauke aus dem mittelniederdeutschen muke mit den Bedeutungen

    a) Entzündung im Fesselgelenk, Fußgrind (bei Huf- und Klauentieren)

    b) umgangssprachlich veraltend: Gicht, Zipperlein

    c) (meist im Plural) landschaftlich, besonders Berlin: Fuß ›zieh mal deine Mauken ein!


    Mit ›Fuß‹ ist der Bezug zu Helmut Johannsens Trainingsanweisung nun schon erahnbar, doch vielleicht gibt es noch weitere Wortbedeutungen?

    # In einer älteren Sammlung von deutschen Sprichwörtern, dem WANDERER [2], ist die Redewendung ›Er hat eine gute Mauke‹ in der schlesischen Bezeichnung für einen geheimen Sparschatz von Geld wie anderen Dingen, zu denen insbesondere Obst gehörte, zu suchen.


    # In diese Richtung weist auch ein Eintrag im Deutschen Wörterbuch der Brüder GRIMM [3]:

    Danach ist die Mauke

    1. eine, damals schon, üblichere Variante von Mauche (diese mit oberdeutscher Konsonantenstufe) = Ort zum Verbergen, heimlicher Winkel

    2. ›eine art blattläuse

    und auch hier eben

    3. eine ›eine kleine Geschwulst, welche sich an den füssen der pferde unter den langen haaren zwischen den zwischen den fesseln setzet, endlich aufbricht, und grindig wird‹.


    Möge Letzteres allen Balltretern erspart bleiben. Nun haben wir schon einmal Hinweise auf eine Verwendung u. a. in Berlin und Schlesien. Was findet sich dazu?

    # In einem Berlin-Brandenburger Wörterbuch [4] stoßen wir wieder erstens auf die Pferdekrankheit, nähern uns aber auch endlich dem Fuß und der Fußbekleidung an:

    2. ›Gicht‹ Berlin; ›Mauke in de Beene‹ Fußgicht

    3. Mauken ›Füße‹ allg., oft abwertend: ›mine olle Mauke dutt mei hüde so weih

    4. unförmiger oder ausgetretener Schuh; allg.: in Anlehnung an Schuh = gelegentlich der Mauke, die Mauken. – Etymologisch wohl zu mittelhochdeutsch muche ›Lahmheit verursachende Krankheit der Pferde‹.

    Vor dem Zuschlagen des Buches fällt der Blick noch auf eine fünfte Bedeutung:

    5. Mauke für ›Mehlbrei‹ – entlehnt aus dem Sorbischen muka = Mehl.


    Unserem Forumsfreund aus Dresden ist das vertraut, und in der Tat findet sich in einem sächsischen Wörterbuch [5] neben den nun bekannten Bedeutungen auch diese Konkretisierung:

    # Mauke (f.) ›Mus, Brei‹, insbesondere Kartoffelbrei – vorwiegend Lausitz; ›zum Obde (Abend), do gibt’s Mauke glei, gebrutte (gebratene) Pilze rihr mei rei‹.



    Die griffigste Erläuterung hält für uns jedoch – wie so oft – die Ruhrgebietssprache [6] bereit. Deshalb soll mit ihr die kleine Rundreise durch Zeiten und Regionen ihren Abschluss finden:

    # Mauken | Füße; ›Käsemauken‹ = schuhlose Füße, die möglicherweise stinken


    Dazu als Beispiel die durchaus mögliche Vorbereitung einer energischen sprachlichen Auseinandersetzung:

    »Nimmste gez deine Käsemauken von Tisch, sonz gibt Knies inne Bude!«







    _____

    Quellen:

    [...] Interessieren würde mich, wie das in anderen Sprachen aussieht, ob es in Italien wirklich so viel normaler ist, dass es männliche Hebammen gibt, ob es einen Beruf gibt, für den es nur eine männliche Bezeichnung gibt und ob man, wenn eine männliche Hebamme im Krankenhaus Dienst hat, sagt: "Der Hebamme kommt gleich zu Ihnen"?


    Beispiele für die Umschreibung mit ›männliche Hebamme‹:


    # italienisch | ostetrica [w] und ostetrica maschio [m]


    # spanisch | partera [w] und partera masculina [m]


    # französisch | sage-femme [w] und homme sage-femme [m]


    # englisch | midwife [w] und male midwife [m]



    Beispiel für die Umschreibung mit ›Hebammen-Fachperson‹:


    # japanisch | ehedem nur Josan-pu (pu = Frau), jetzt offiziell neutralisiert zu Josan-shi (shi = Fachperson)

    Ich bin gespannt ob Geisel sein Stadtratsmandat behalten wird.

    >>DÜSSELDORF | (arl) Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wird sein Ratsmandat nicht antreten. „Ich möchte nicht in der Rolle des Dauermäklers sein“, sagte Geisel am Montagabend. Diese Gefahr bestehe, wenn er seinen Nachfolger Stephan Keller von der Ratsbank aus begleite. „Ich habe es ernst gemeint, als ich ihm am Wahlabend alles Gute gewünscht habe.“ Geisel war als Spitzenkandidat der SPD in den Rat eingezogen.<<


    Rheinische Post, 29.09.2020


    Aus einer kreisangehörigen Nachbarstadt berichtet:

    # Bürgermeister, Rat und Kreistag wurden hier vor 14 Tagen gewählt.

    # Heute stand noch die Stichwahl des Landrates an.

    # Besondere Konstellation also: Für die Stadt Neuss mit ihren 154.000 Einwohnern ist bereits alles gewählt; für den in der Großstadt Neuss für eher unwichtig gehaltenen Rhein-Kreis Neuss (450.000 Einwohner) wäre noch ein Kreuzchen zu setzen.


    Wahlbeteiligung in dem Wahlbezirk, in dem ich wohne (Wahllokal und Briefwahlbezirk sind ausgezählt): 20, 41 Prozent ...

    Bei der Wahl vor 14 Tagen hatte der CDU-Kandidat in den Briefwahlbezirken, in denen ja deutlich mehr Stimmen vom Wahlvorstand auszuzählen sind als in den Wahllokalen und deren Ergebnisse daher in der Regel erst spät eintreffen, einen deutlicheren Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten als in den Wahllokalen. Diese Tendenz auch für heute unterstellt ...

    Test zum Tag der Satzzeichen


    CHRISTIAN STANG, der 45-jährige Autor der Quiz-Fragen, wird dort als ›Linguist‹ (= Sprachwissenschaftler) vorgestellt. Seine Biografie ist interessanter, als es diese trockene Bezeichnung vermuten lässt und ein Beweis dafür, dass sich auch ein Amateur (französisch, von lateinisch ›amator‹ = Liebhaber) so gründlich in eine Materie einarbeiten kann, bis er die Profis übertrifft:


    Nach der Mittleren Reife hat Christian Stang viele Jahre lang als Postbeamter im mittleren Dienst am Postbankschalter Kunden beraten und in der Freizeit seine Liebhaberei, die Zeichensetzung, perfektioniert. Nach späteren Veröffentlichungen in renommierten Verlagen gewann ihn schließlich die DUDEN-Redaktion, gemeinsam mit einer Co-Autorin, für das 256-seitige Handbuch zur Zeichensetzung ›Komma, Punkt und alle Satzzeichen‹ (2018). Es gibt derzeit kein Werk, das mit seinen praxisnahen Beispielen zu jeder Regel besser zum Erlernen der Interpunktion geeignet wäre.


    Inzwischen leitet er, von der Deutschen Post dorthin abgeordnet, an der Universität Regensburg das Tutorium ›Schlüsselkompetenz und Kulturtechnik Rechtschreibung‹.

    In seiner häuslichen Bibliothek stehen 4000 Bände Fachliteratur, berichtete der SPIEGEL im Jahr 2013. Seither dürften einige hinzugekommen sein.


    Christian Stang mag ein Vorbild für alle sein, die sich auch jenseits der klassischen Ausbildungswege einfach nur aus Liebe zu einem Fachgebiet zum absoluten Experten entwickeln möchten. Dafür ist es nie zu spät.

    Den politischen Hintergrund jetzt den Usancen im Wortstudio folgend ausdrücklich außer Acht gelassen, gefällt mir diese soeben auf DER SPIEGEL Online Nachrichten entdeckte hübsche Formulierung:


    »Doch den von Merkel beschworenen ›Hochdruck‹ vermittelte der Gipfel nicht. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte nach dem Gespräch lediglich mit, es seien Handlungsstränge identifiziert worden‹.«

    *****


    Das nehme ich jetzt in den Vorrat der Phraseologismen auf, falls ich im häuslichen Umfeld mal nach einem Sachstands- oder gar Tätigkeitsbericht gefragt werden sollte.

    Unvergesslicher Ausspruch eines gebürtigen und damals auch wohnhaften Aacheners während der Grundausbildung vor fast 40 Jahren:

    "Ich hab kalt! "

    Rühren!


    => https://oecherwoerter.de/produkt/ich-hab-kalt-muetze/


    Dort auch geläufig:

    Dat trekt hü atworm = Das zieht heute wieder

    Bejster ene labendije Eäsel wi e duet Peäd! = Lieber einen lebendigen Esel als ein totes Pferd!

    Wenn et net reänt, da dröppt et = Wenn es nicht regnet, dann tropft es.

    Vertrag haben


    Es gibt freilich Verbindungen artikelloser Nomen mit transitiven Verben, also mit jenen Verben, die ein Akkusativobjekt benötigen und im Passiv stehen können:

    • Taxi fahren

    • Pfeife rauchen

    • Klavier spielen


    # Die Zulässigkeit lässt sich mit dafür vorgesehenen Testverfahren feststellen, von denen eines eben bei ›Vertrag haben‹ zu einem negativen Ergebnis führt:

    Eine Verneinung ist - anders als in den obigen Beispielen - nur mit ›kein, keine, keinen‹ möglich, jedoch nicht mitnicht‹:

    kein Taxi fahren ✅ | nicht Taxi fahren ✅

    keine Pfeife rauchen ✅| nicht Pfeife rauchen ✅

    kein Klavier spielen ✅ | nicht Klavier spielen

    aber

    keinen Vertrag haben ✅ | nicht Vertrag haben ❌


    # Zweiter Test: Ist die Verbindung erweiterbar? ›Ich habe befristeten Vertrag‹ ... wie klingt nun das?


    # Ein schlichter, allerdings nicht ganz vollständiger, dritter Test fragt einfach nach der Zählbarkeit. Demnach könne der Artikel in der Regel nur bei unzählbaren Hauptwörtern entfallen: ›Zeit, Hunger oder Vorfahrt haben‹.



    Die artikellose Variante ›Vertrag haben‹ ist vor allem im fußballspezifischen Soziolekt verbreitet. Erstmals hörte ich sie aus dem Munde von WERNER ›Beinhart‹ LORANT - und seither von vielen Nachahmern. BASTIAN SICK, dem von manchen Linguisten eine Sprachrichtigkeitsauffassung unterstellt wird, die auf einer spracharistokratischen, vorwissenschaftlich-normativen Haltung beruhe, und den ich deshalb in aller Vorsicht zitiere, schrieb dazu einmal:


    »Vielleicht empfinden manche Spieler den Umstand, in vertraglicher Verpflichtung zu stehen, als derart bedrückend, dass sie ›Vertrag‹ mit einer Krankheit gleichsetzen: ›Mein Vater hat Asthma, meine Mutter hat Rheuma, und ich habe Vertrag.‹«

    Aber was wollte der FDPler erreichen? Warum haben die sich nicht an die Absprache gehalten?


    Vielleicht wollte er damit seine Partei einfach nur weiterhin im Gespräch halten, so wie es ihm und seinen Fraktionskolleg/-innen in den letzten fünf Jahren mehrfach gelungen ist. Angesichts der folgenden Relation hat mich deren faktischer Einfluss auf das Geschehen in der Landeshauptstadt aus meiner nachbarschaftlichen (Neusser) Perspektive häufig staunen lassen:


    Bei der Kommunalwahl vom 15.06.2014 wurde diese Partei gerade einmal von jedem 30. Düsseldorfer Wahlberechtigten gewählt ... einer von dreißig ... mehr waren's nicht.

    [15.944 FDP-Wähler von 471.272 Wahlberechtigten = 3,38 Prozent]

    Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Prof. Dr. JOCHIM THIERY hat zu den Hervorbringungen der dortigen Arbeitsgruppenleiterin und ihres emeritierten Ehemannes unter dem 18.08.2020 folgende distanzierende Stellungnahme an die niedersächsische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur gerichtet:




    »Stellungnahme zur SARS-CoV2-lnfektion


    Die überwältigende Zahl der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Mitglieder des Bundesexzellenzclusters "Precision Medicine in Chronic Inflammation" widersprechen entschieden den unbelegten und im Gegensatz zu seriösen internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Behauptungen von Frau Professor Reiß und Herrn Professor Bhakdi zur Corona-Pandemie in dem Interview der Kieler Nachrichten vom 08.08.2020. Das in dem Interview präsentierte Buch beider Autoren enthält nach Auffassung der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer tendenziöse Aussagen, die die wissenschaftliche Sorgfalt medizinischer Forschung in Deutschland und international in Frage stellt. Uns ist durchaus bewusst, dass es methodische Limitationen und offene Fragen gibt. Diese können aber nur durch wissenschaftlich fundierte Untersuchungen geklärt werden, wie sie aktuell durch die Universitäten und großen Wissenschaftsorganisationen mit hoher Sorgfalt und Verantwortung für die Gesundheit unserer Bevölkerung vorangetrieben werden. Vertreter und Vertreterinnen der Fachschaft Medizin der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel unterstützen diese Stellungnahme.


    Die vergleichsweise positive Entwicklung der Pandemie in Deutschland, die im internationalen Vergleich eine der niedrigsten Todesraten aufweist, darf nicht zu der irreführenden Annahme verleiten, die Infektion mit Sars-CoV-2 sei harmlos oder gar ein banaler Infekt. Dem äußerst besonnenen Verhalten unserer Landesregierungen, der Bundesregierung, der vielen Bürgerinnen und Bürger und dem flächendeckend hohen Versorgungsstandard des Deutschen Gesundheitssystems ist es vielmehr zu verdanken, dass wir nicht die traurigen Erfahrungen machen mussten wie andere Länder auf dieser Welt. Es gilt, am Erreichten festzuhalten und die Hygiene-Regeln konsequent weiter einzuhalten, die uns vor der Infektion und deren schlimmen Folgen schützen.
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    Der Bundesgerichtshof zum dolus eventualis



    »Bedingt vorsätzliches Handeln setzt voraus, dass der Täter den Eintritt des tatbestandlichen Erfolges als möglich und nicht ganz fernliegend erkennt (Wissenselement) und dass er ihn billigt oder sich um des erstrebten Zieles willen mit der Tatbestandsverwirklichung zumindest abfindet (Willenselement). Beide Elemente der inneren Tatseite, also sowohl das Wissens- als auch das Willenselement, müssen in jedem Einzelfall umfassend geprüft, durch tatsächliche Feststellungen belegt und in eine individuelle Gesamtschau einbezogen und bewertet werden [...]«


    »Be­dingt vor­sätz­li­ches Han­deln setzt vor­aus, dass der Täter den Ein­tritt des tat­be­stand­li­chen Er­fol­ges als mög­lich und nicht ganz fern­lie­gend er­kennt, fer­ner, dass er ihn bil­ligt oder sich um des er­streb­ten Zie­les wil­len mit der Tat­be­stands­ver­wirk­li­chung zu­min­dest ab­fin­det.«


    Das inhaltliche Anliegen will ich nicht kommentieren, wohl aber die daraus abgeleitete Wahlempfehlung zu ausgerechnet der bevorstehenden KOMMUNAL-Wahl. Was sollen oder wollen die am Sonntag gewählten neuen Mitglieder des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf gegen ›globale Armut und Missstände‹ jenseits symbolischer Bekundungen bewirken? Der obige Wahlaufruf träfe allenfalls im Herbst 2021 zur Bundestagswahl passende Adressaten.