Mauke und Mauken
Die Suche nach einer Wortbedeutung mag in der vertrauten Online-Enzyklopädie beginnen, doch ein manches Mal endet sie erst mit dem Blick ins aufgeschlagene Wörterbuch ... oder denen in mehrere.
# Im ›DUDEN – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache‹ [1] finden sich zwei Angaben:
1. die Mauke in der Verbindung mit ›keine Mauke zu etwas haben‹ (landschaftlich: keine Lust zu etwas haben)
2. die Mauke aus dem mittelniederdeutschen muke mit den Bedeutungen
a) Entzündung im Fesselgelenk, Fußgrind (bei Huf- und Klauentieren)
b) umgangssprachlich veraltend: Gicht, Zipperlein
c) (meist im Plural) landschaftlich, besonders Berlin: Fuß ›zieh mal deine Mauken ein!‹
Mit ›Fuß‹ ist der Bezug zu Helmut Johannsens Trainingsanweisung nun schon erahnbar, doch vielleicht gibt es noch weitere Wortbedeutungen?
# In einer älteren Sammlung von deutschen Sprichwörtern, dem WANDERER [2], ist die Redewendung ›Er hat eine gute Mauke‹ in der schlesischen Bezeichnung für einen geheimen Sparschatz von Geld wie anderen Dingen, zu denen insbesondere Obst gehörte, zu suchen.
# In diese Richtung weist auch ein Eintrag im Deutschen Wörterbuch der Brüder GRIMM [3]:
Danach ist die Mauke
1. eine, damals schon, üblichere Variante von Mauche (diese mit oberdeutscher Konsonantenstufe) = Ort zum Verbergen, heimlicher Winkel
2. ›eine art blattläuse‹
und auch hier eben
3. eine ›eine kleine Geschwulst, welche sich an den füssen der pferde unter den langen haaren zwischen den zwischen den fesseln setzet, endlich aufbricht, und grindig wird‹.
Möge Letzteres allen Balltretern erspart bleiben. Nun haben wir schon einmal Hinweise auf eine Verwendung u. a. in Berlin und Schlesien. Was findet sich dazu?
# In einem Berlin-Brandenburger Wörterbuch [4] stoßen wir wieder erstens auf die Pferdekrankheit, nähern uns aber auch endlich dem Fuß und der Fußbekleidung an:
2. ›Gicht‹ Berlin; ›Mauke in de Beene‹ Fußgicht
3. Mauken ›Füße‹ allg., oft abwertend: ›mine olle Mauke dutt mei hüde so weih‹
4. unförmiger oder ausgetretener Schuh; allg.: in Anlehnung an Schuh = gelegentlich der Mauke, die Mauken. – Etymologisch wohl zu mittelhochdeutsch muche ›Lahmheit verursachende Krankheit der Pferde‹.
Vor dem Zuschlagen des Buches fällt der Blick noch auf eine fünfte Bedeutung:
5. Mauke für ›Mehlbrei‹ – entlehnt aus dem Sorbischen muka = Mehl.
Unserem Forumsfreund aus Dresden ist das vertraut, und in der Tat findet sich in einem sächsischen Wörterbuch [5] neben den nun bekannten Bedeutungen auch diese Konkretisierung:
# Mauke (f.) ›Mus, Brei‹, insbesondere Kartoffelbrei – vorwiegend Lausitz; ›zum Obde (Abend), do gibt’s Mauke glei, gebrutte (gebratene) Pilze rihr mei rei‹.
Die griffigste Erläuterung hält für uns jedoch – wie so oft – die Ruhrgebietssprache [6] bereit. Deshalb soll mit ihr die kleine Rundreise durch Zeiten und Regionen ihren Abschluss finden:
# Mauken | Füße; ›Käsemauken‹ = schuhlose Füße, die möglicherweise stinken
Dazu als Beispiel die durchaus mögliche Vorbereitung einer energischen sprachlichen Auseinandersetzung:
»Nimmste gez deine Käsemauken von Tisch, sonz gibt Knies inne Bude!«
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Quellen:
[1] DUDEN: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. [Ausg. in 10 Bd.] 3. Aufl. Mannheim 1999. Band 6 Lein – Peko, S. 2539.
[2] WANDERER, Karl Friedrich Wilhelm: Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Hermsdorf 1873. Dritter Band Lehrer – Satte, Spalte 502.
[3] GRIMM, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. [33 Bd.] Leipzig 1885. Band 6 l – m, Spalten 1771 u. 1781 f.
[4] WIESE, Joachim: Kleines Brandenburg-Berliner Wörterbuch. Leipzig 1996. S.74
[5] BERGMANN, Günter: Kleines sächsisches Wörterbuch. Leipzig 1990. S. 124.
[6] BOSCHMANN, Werner: Lexikon der Ruhrgebietssprache von Aalskuhle bis Zymtzicke. 6. Aufl. Bottrop 2004. S. 47.