Beiträge von Egon18Geye95Allofs

    In den letzen Tagen wurde in verschiedenen Strängen mehrmals auf Hervorbringungen der *ild-„Zeitung“ Bezug genommen - und noch bedauerlicher: direkt eine Verknüpfung damit hergestellt.


    Dies möge bitte nicht zur schlechten Angewohnheit werden, sondern nur einen kurzzeitigen Rückfall darstellen. Das Schmutz- und Lügenblatt gehört nicht in unser schönes Forum.

    ›zu/zum Bett gehen‹


    Dazu kann ich nur diese Erklärung liefern:


    Mit der recht alten [dazu gleich mehr] Redewendung ›zu Bett gehen‹ wird ein umfassender Vorgang umschrieben, der sich von dem konkreten kurzen Schritt hin zum Bette unterscheidet:

    Zu Bette gehen‹ schließt die Vorbereitungen ein, wie zB die abendliche Körperpflege, das Anlegen der Nachtkleidung usw.


    In unserer deutschen Sprache, die auf Sparsamkeit der zur Verfügung stehenden Wörter angelegt ist, haben unterschiedliche Wörter trotz ihrer Ähnlichkeit allermeist auch eine unterschiedliche Bedeutung. Dies erst rechtfertigt ihre Existenz. So auch hier. Echte Synonyme gibt es kaum; es lassen sich fast immer feine Bedeutungsunterschiede finden.


    Wer darüber weiter sinnieren möchte, suche zB einmal nach den markanten Bedeutungsunterschieden zwischen ›zum Beginn‹, ›zu Beginn‹ und ›am Beginn‹, die auch schon mal in Texten von Qualitätszeitungen oder in der Tagesschau übersehen werden.


    Die Redewendung ›zu Bett …‹ ist seit Langem in Gebrauch. So fand ich u. a. diese Belege:


    bettrisen = sich vor Krankheit zu Bette legen müssen

    JOHANN JACOB SPRENG [1699-1768]: Allgemeines deutsches Glossarium (756). Basel 2022 [begonnen 1740]


    … und noch älter:


    ›Früh zu beth, spat auff, hat keinen langen [Lebens]lauff.

    HENISCH = Georg Henischii [1549-1618]: Teutsche Sprach und Weiszheit. (343) Augsburg 1616


    *****


    Bei dieser Gelegenheit noch ein anderer Nachtrag zum Ruhrgebietsdeutsch – und der geschätzte Forumskollege Fortunist möge mir hier die vorsichtige Ergänzung seines schönen Beispiels bitte mit einem Schmunzeln über die Regelhaftigkeit dieses Regiolektes nachsehen:


    »Und wennste das nich tust, dann musste morgen nan Ahzt.«


    Das Bindewort ›wenn‹ unterliegt als einziges Bindewort einem Verschmelzungsprozess, der hierzu führt:


    • ›wenn du‹ => wennze oder seltener wenne

    • ›wenn er‹ => wenner

    • ›wenn sie‹ => wennse

    • ›wenn wir‹ => wennwer


    Ähnlich wird ›musst du‹ verschmolzen zu ›musse‹. Das Verhältniswort ›zu‹ wird sehr richtig durch ›nach‹ ersetzt, für das die Übersetzung allerdings ›nachem‹ ist. Somit lautet der gesamte Umformulierungsvorschlag:


    ›Und wennze dat nich tust, dann musse morgen nachem Ahzt.‹




    Die Freunde des Ruhrgebietsdeutschen finden hier mehr zum Thema:

    https://www.ruhrgebietssprache.de/grammatik.html| Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop

    • CLAUS SPRICK: Hömma!. Sprache im Ruhrgebiet. Straelen 1989 | (gebraucht vereinzelt zu finden für ca. 3 EUR), darin im Anschluss an ein Wörterverzeichnis 30 Regeln zur Lautgestalt und zur Grammatik. Das 175-seitige Büchlein schließt mit dieser letzten bemerkenswerten Regel:


    ›zu Bett gehen‹


    Es wurde nach der Wortart von ›zu‹ in der Redewendung ›zu Bett gehen‹ gefragt. Hier wird eine Handlung angezeigt ­ und zugleich die Richtung, in der sie stattfinden wird. Das Substantiv ›Bett‹ ist das Zielobjekt der Handlung, und es beschreibt den Ort, an dem die Person schlafen wird.


    Mithin haben wir es hier mit einer räumlichen Beziehung zu tun. Beziehungen, ob räumliche oder ob zeitliche, werden in der Regel durch Verhältniswörter angezeigt. Im Grammatikunterricht werden zumeist die lateinischen Fachbegriffe verwendet [was ihn manchem verleidet], und daher kennen wir die Wortart ›Verhältniswörter‹ als Präpositionen (von lateinisch praepositioVoranstellung‹).

    *****

    Die Redewendung ›zu Bett gehen‹ ist ein alltäglicher Ausdruck, dessen klare Struktur eine einfache Kommunikation ermöglicht. Gleichwohl ist die Wahl anderer Sprachebenen möglich:

    • ›sich zu Bett begeben‹ => in gehobener Sprache

    • ›sich ins Bett hauen‹ => umgangssprachlich


    In der Sprache des Ruhrgebietes, der auch die obige umgangssprachliche Formulierung entlehnt ist, gibt es im Zusammenhang mit der Redewendung eine weitere Besonderheit. Eine nicht bösartig, sondern fast liebevoll gemeinte Drohung unter Familienangehörigen lautet dort:

    komm du im Bett!‹ oder auch ›nach Bett


    Im Ruhrgebiets-Deutsch wird also der dritte Fall (Dativ) gebraucht, wenn man sich den Endpunkt der Handlung vorstellen will oder kann: das ›Am-Ziel-Angelangtsein‹.

    Zur Verdeutlichung dieser sprachlichen Eigenheit [und zur Erbauung mancher Wortstudiosi] als weitere Beispiele eine typische Wegbeschreibung und ein Erlebnisbericht:

    Der ehedem fleißige Befüller dieses Stranges, dessen Genauigkeit in Wort, Sprache und Argumentation ich besonders schätze, ist gestern auch für eben seine Präzisionsarbeit in der Rheinischen Post gewürdigt worden, da er eine bedeutende Korrektur vornahm, die seine/unsere DEG betrifft:


    »DEG vs. Haie: Warum es jahrelang falsche Derby-Zahlen gab«


    Der von mir vermisste Forumskollege Michael, der hier vielleicht doch manchmal mitliest, hat demnach die Statistik dieser Duelle mit einigem Rechercheaufwand berichtigen können:


    »An diesem Mittwoch nun haben DEG und Haie aber etwas verkündet. Die ewige Derby-Statistik war seit Jahren falsch berechnet worden. Es steht bereits Unentschieden, und zwar 114:114. „Kein Scherz, sondern das Ergebnis langer Recherchen und grundsätzlicher Diskussionen“, schreiben die Klubs, die aber nicht selbst auf die Idee kamen, die Zahlen mal genauer zu untersuchen. Das tat DEG-Fan und Hobby-Sporthistoriker Michael Heydekamp. Der hatte sich monatelang hingesetzt und alle möglichen Ergebnisse recherchiert. Und heraus kam eben, dass seit Jahren falsche Daten kursieren.«


    Die bisherige Zählung war u. a. aus diesem bemerkenswerten Grunde unbemerkt irrig:


    »Und selbst diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mancher Spieler früher bei den Schiedsrichten vorstellig wurde, weil er bei dem und dem Tor doch angeblich die zweite Vorlage gegeben hatte. Die konnte wertvoll sein, ohne Filmaufnahmen und große Scouting-Netzwerke wurden Spieler gern nach Statistiken verpflichtet oder bezahlt. Da konnten ein paar Punkte entscheidend sein. Auch heute werden nicht selten falsche Vorlagengeber durchgesagt.«


    Die berichtigte aktuelle Bilanz [239 Spiele zwischen DEG und KEC, jede Seite gewann 114 Mal, dazu gab es elf Remis] und das Fazit der RP für übermorgen:


    »Die Bilanz ist nun eine andere, es steht Unentschieden. Am Sonntag geht es also nicht nur um drei Punkte, sondern auch darum, wer in der ewigen Bilanz in Führung geht.«



    Quelle: https://rp-online.de/sport/eis…er-haie-gab_aid-102422885 | abgerufen am 30.11.2023

    Erster Halbsatz: vice versa.


    Eine Einsicht: Den von mir beschriebenen Zweck dieses Stranges will ich nunmehr richtiger als nur meinen Wunsch nach nach einer Verfolgung dieses von mir so vermuteten Zweckes umformulieren..


    In diesem Sinne also auf zur weiteren Erörterung aller Auffälligkeiten, Fragen und Anmerkungen, die mit unserer schönen deutschen Sprache zu tun haben.

    Das Aktuelle Wortstudio erscheint mir zweckentfremdet zu sein, wenn in ihm die Fragen nach treffenden Bezeichnungen oder nach Synonymen zum Vorwand genommen werden, um damit im einen Falle eine Kritik an in einem anderen Diskussionsstrang Vorgebrachtem zu äußern und im anderen Falle auf eine mehrfache fahrlässige Themaverfehlung in einem dritten Strang hinzuweisen.


    Für Unmutsbekundungen (denen ich mich in beiden konkreten Fällen übrigens in Gedanken anschließe) gibt es doch einen speziellen - etwas derb betitelten - anderen Strang.



    Diesen Beitrag werde ich morgen wieder löschen, da sein Verbleib anderenfalls meiner eigenen Intention zuwiderliefe, welche auf den weitgehenden Verzicht auf themenfremde Ausführungen gerichtet ist.

    Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages
    Expertenanhörung heute ab 11 Uhr


    Der Haushaltsausschuss hat in seiner 65. Sitzung am 15. November 2023 einvernehmlich beschlossen, am 21. November 2023 von 11 bis 13 Uhr eine öffentliche Anhörung zum

    • Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2024 (BT-Drs. 20/7800) und zum
    • Entwurf eines Haushaltsfinanzierungsgesetzes (BT-Drs. 20/8298)

    durchzuführen.


    Die Anhörung erfolgt per Videokonferenz und wird im Parlamentsfernsehen übertragen:


    https://www.bundestag.de/parlamentsfernsehen



    Die schriftlichen Stellungnahmen der sieben Experten sind hier abrufbar:


    https://www.bundestag.de/aussc…Anhoerungen/978316-978316


    ZIG Heft XVII/4 - Winter 2023

    Die Großen in der NBA


    In der jüngsten Ausgabe der geisteswissenschaftlichen Fachzeitschrift ›Zeitschrift für Ideengeschichte‹ [C.H. Beck Verlag] schreibt der Soziologe WOLFGANG LEPENIES, dessen Begeisterung für Film, Politik, Literatur und eben auch BASKETBALL die Frankfurter Allgemeine Zeitung [*] anlässlich seines 80. Geburtstag hervorhob, über ›Die Großen in der NBA‹.


    Der nach eigenem Bekunden 1,94 Meter große Autor nimmt in dem 10-seitigen Beitrag die körperlich großen Spieler in den Blick und erzählt von

    ... Dunks, Sky Hooks, One-Legged-Fadeaways und Switches, ›Through-the-legs‹-Dribblings oder ›Behind-the-back‹-Pässen ...

    und ausführlich über einige Protagonisten in der langen Geschichte der NBA.


    Der Beitrag ist vom Verlag als Leseprobe freigeschaltet und hier abrufbar:

    https://www.wiko-berlin.de/fil…tm_campaign=ZIG_2023-11-8



    _____

    [*] JÜRGEN KAUBE: Ein Virtuose der Vielfalt. Wolfgang Lepenies zum 80.FAZ, 11.01.2021

    Der großartige Roy Fox Lichtenstein wäre heute 100 Jahre alt geworden.


    Mit Bezug zu Düsseldorf:



    University-of-Dusseldorf-Brushstroke-Mural-1970.jpg


    »Pinselstrich-Wandbild der Universität Düsseldorf, 1970

    Das 1970 an der Universität Düsseldorf entstandene Wandgemälde enthält Elemente aus Roy Lichtensteins berühmter Pinselstrich- Serie . Er stellte den verehrten Status des malerischen Zeichens und grundlegende Überzeugungen über den künstlerischen Prozess in Frage, indem er die Essenz der Malerei – den Pinselstrich – in die Pop-Sprache einbettete.

    Mit Tropfen dargestellt und wiederum vor einem Feld aus Ben-Day-Punkten dargestellt, stellt es eher eine Geste der Kontrolle als der Spontaneität dar, die in der Ära des Abstrakten Expressionismus wurde. Roy Lichtenstein stellte diese Vorstellung künstlerischer Autorität in Frage, indem er diese spontanen Zeichen auf kommerzielle, massenproduzierte Weise neu interpretierte .

    Die Serie gilt als die bedeutendste seiner langen und produktiven Karriere.«

    Quelle: https://www.widewalls.ch/magaz…sseldorf-brushstroke-1970| abgerufen am 27.10.2023



    Nicht nur Donaldisten kennen überdies sein wichtiges Frühwerk ›Look Mickey‹, auf dem der Enterich dem Angesprochenen zuruft: »Look Mickey, I’ve hooked a big one!!«. Roy Lichtenstein verhalf es zum Durchbruch. [1961]


    Alle Achtung


    Die so simpel erscheinende lautliche Hervorbringung, zumeist als umgangssprachliches Anredepronomen für einen männlichen Gleichaltrigen verwendet, erfordert für die Erkennbarkeit des zum Ausdruck zu bringenden ergänzenden spezifischen Sinngehaltes bei sparsamster Formulierung immerhin die Beherrschung vielfältiger Intonationskonturen …



    IMG_1348.jpeg

    Zitat
    Zitat

    Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich Heide/Atheist bin.

    Das alleine erklärt deinen durch und durch miesen Charakter!


    Diese Replik ist eine der übelsten Grenzüberschreitungen, die in diesem Forum bislang zu lesen war – ein Tiefpunkt der zugestandenermaßen hier ohnehin gelegentlich recht robusten Debattenkultur.


    Eine Reflexion und die daraus resultierende Rücknahme oder Löschung durch den Verfasser selbst hielte ich für angezeigt ... und löschte hernach auch diese meine Anregung dazu.

    […] Jemand mit einer so großen Öffentlichkeit, dessen Wort für viele eine Relevanz hat, muss bei so sensiblen Themen einfach vorsichtiger sein und sich besser informieren, bevor er sich zu fachfremden Themen äußert. Weil er sonst ungewollt als starker Multiplikator für Verschwörungen oder Ressentiments dient. Dafür darf und soll er dann auch kritisiert werden.


    Es ist auch nicht das erste mal. Er ist in letzter Zeit häufig in Fettnäpfchen getreten, weil er sich zu Dingen geäußert hat, wo er keine Ahnung von hat. Sei es bei Corona oder beim Ukraine-Konflikt. Er ist halt sehr meinungsstark und hat ein sehr großes Ego. Das ist sehr gefährlich, weil einem dann die nötige Refflektion fehlt.
    […]

    So befähigt das einen Philosophen nicht, tatsächlich auch in allen Themen zu Hause zu sein.


    Da pflichte ich bei.


    „Si tacuisses, philosophus mansisses“ - diese Worte seines spätantiken Berufskollegen Boethius klingen Richard David Precht jetzt in Bezug auf seine inkriminierte Aussage erkennbar in den Ohren.


    Jedoch: Soll er sich und sollen sich auch andere zum Zeitgeschehen Befragte nur noch auf ihre vergleichsweise enge fachliche Expertise allein beziehen dürfen?


    Als der Neu-Düsseldorfer im Jahr 2017 seinen „Einstand“ in der neuen Heimatstadt mit drei ausverkauften Reden im großen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses gab, sprach er zum Beispiel über die Transformation der Arbeitsgesellschaft oder über Schule und Bildungsgerechtigkeit. Langanhaltender Beifall bei zweien für einen Philosophen vielleicht zunächst fernliegend erscheinenden Themen. (Er hat dazu auch publiziert.)


    Ein zweiter Punkt ist mir noch wichtiger: Die unzutreffende Aussage, die übrigens in dem angeregten Gespräch mit Markus Lanz eher beiläufig fiel, beruhte auf implizitem Nichtwissen, wie er er im heutigen Podcast vorbehaltlos einräumte, ohne diesen Begriff zu verwenden.


    Woher wollen er oder auch wir hier in diesem Forum jeweils genau wissen, dass wir irren, wenn wir es in der Situation nicht besser wissen? Erst durch die Korrektur von Mitforisten erkennen wir (bestenfalls) den eigenen Irrtum. Precht hat den seinen zweifelsfrei erkannt und sich berichtigt.


    Selbst ein Weiser kennt allenfalls den Teil seines expliziten Nichtwissens, weiß jedoch nicht, was er denn alles nicht weiß (implizites Nichtwissen), bevor ihm dies durch Rückmeldungen, durch nachgeholte Lektüre oder durch erneutes Nachdenken deutlich wird.


    Deshalb möchte ich mit Blick auf die eigene Irrtumsanfälligkeit mit ihm und anderen nicht zu hart ins Gericht gehen.


    Am Rande: Besser sieht es gewiss mit manchem Wissen aus, von dem wir gar nicht wissen, das wir darüber verfügen: dem eher verziehenen impliziten Wissen.

    Richard David Precht


    In diesem Strang wurde kürzlich in Bezug auf die 110. Ausgabe des Podcasts „Lanz & Precht“ eine Aussage von Richard David Precht aufgegriffen (oder vielleicht auch nur in Bezug auf journalistische Reaktionen darauf und ohne Anhören jener 1-Stündigen Folge), die ihn in den Verdacht einer antisemitischen Gesinnung rückten.


    Als regelmäßiger Hörer des Podcasts und als Leser einiger seiner Werke hätte es für mich der heute veröffentlichten Sonderfolge mit einer ausführlichen Klarstellung nicht bedurft, um zu wissen, dass ihm eine solche Intention (auf die es noch mehr ankäme als auf den herausgegriffenen Wortlaut eines einzelnen Satzes) völlig fremd war und ist.


    Diejenigen, die am Thema interessiert sind und zu diesem zunächst kritischen Urteil (oder auch nur der Wiedergabe eines vorschnellen Urteils anderer) gelangt waren, bitte ich, sich nach den nur 24 Minuten der heutigen Sonderfolge zu einer erneuten Beurteilung durchzuringen. Jenen, die ihn ohnehin nicht leiden können, wird damit hingegen nicht geholfen sein.


    Jedenfalls freue ich mich auf den schon lange vorbestellten und in der nächsten Woche ausgelieferten Abschlussband seiner 4-bändigen Philosophiegeschichte, in der Precht ausführlich und, wie er sagt: „liebevoll“, auch auf die vielen bedeutenden jüdischen Philosophen der jüngeren Geschichte eingeht.


    Zum Zweiten scheint mir die aktuelle Aufregung zur Besinnung darüber geeignet zu sein, wie wir denn so zu unseren Urteilen über dieses oder jenes gelangen. Eine Abhilfe sähe ich darin, hier und bei anderen Gelegenheiten die jeweilige Quelle selbst zu studieren - und weniger auf skandalisierende Reaktionen zu hören. Ein Teil des Phänomens ist zudem die Unsitte der Dekontextualisierung.


    „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“, lautet Immanuel Kants Leitspruch aus dem Jahr 1784 zur Aufklärung.


    Wer ihn im größten, stets überfüllten Hörsaal inmitten von Studenten aller Fakultäten und vieler begeisterter Nichtstudenten aus Düsseldorf und Umgebung erleben durfte, trauert nach der heutigen Nachricht um


    Professor emeritus Dr. Herbert Anton

    *16.02.1936 +21.09.2023


    Die Rheinische Post würdigte den Literaturwissenschaftler und damals bereits emeritierten Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Düsseldorf anlässlich seiner Vorlesung über Gottfried Benn am 08.10.2008:


    Alte Notizen aber zieht der in Alfter bei Bonn lebende Professor nie zu neuen Vorträgen heran, auch nicht für den über Gottfried Benn am 21. Oktober in der evangelischen Stadtakademie. Das erklärt die Lebendigkeit seiner Veranstaltungen. "Das kann auch schief gehen, sie müssen aufpassen, dass Sie nicht Dinge sagen, die Sie gar nicht sagen wollen", erklärt er verschmitzt. "Mir liegt sehr an einem partnerschaftlichen Dialog, ohne störende Pausen — außer denen des Nachdenkens. Die Teilnehmer sind meist sehr wach, kommen oft mit berechtigter Kritik." Inhaltlich kann er deshalb über seinen nächsten Vortrag noch nicht viel sagen.


    Sicherlich aber werden Antons Markenzeichen dabei sein: Schal und Ledertasche, beides Arbeitsutensilien. Den Schal strickte ihm seine Frau nach dem ersten Vortrag in Heidelberg wo er die Lüftung gefährlich im Nacken hatte, seitdem kommt der mit. Die Tasche ist dem freien Vortragsstil geschuldet: "Da ich nicht genau weiß, was ich sagen werde, weiß ich auch nicht, welche Zitate wichtig sein werden. Deshalb habe ich immer alle Bücher dabei." Nervös ist er trotzdem, auch als alter Hase.


    Quelle: https://rp-online.de/nrw/staed…liest-wieder_aid-11917729



    Gedenkveranstaltung

    am Samstag, dem 11. November 2023, 14:00 Uhr,

    Im Heinrich-Heine-Institut, Bilker Allee 12-14

    Die Anredepronomen DU und Sie


    Über die jeweils bevorzugte Möglichkeit des Ansprechens und des Angesprochenwerdens möge ein jeder selbst entscheiden – und dies situationsbezogen.


    Die semantischen Dimensionen der gewählten Anreden betreffen zum einen die Orientierungspole ›Formalität <=> Intimität‹, zum anderen die Pole ›Solidarität <=> soziale Distanz‹.


    Möglichkeit 1:

    SIE ist die Standardanrede, die prinzipiell allen Kommunikationspartnern gilt. SIE drückt hier insbesondere das Akzeptieren des Gegenübers als mündigen Mitbürger und Rollenträger aus [Formalität].

    DU bleibt als differenzierende Alternative guten Bekannten und Freunden vorbehalten [Intimität].


    Möglichkeit 2:

    Hier ist DU die Standardanrede. Das DU richtet sich an alle Mitglieder einer Bezugsgruppe (das kann auch ein Fußball-Forum sein), in der Solidarität besteht oder erwünscht ist [Solidarität].

    Hier ist SIE die differenzierende Alternative, oftmals verwendet gegenüber Inhabern höherer sozialer Positionen und Mitgliedern anderer Gruppen mit anderen Interessen oder Auffassungen. Mit dem SIE drückt der Standard-Duzende aus: Distanz oder Nicht-Solidarität. [Soziale Distanz].


    _____

    Ausführlicher dazu:

    WERNER BESCH: Duzen, Siezen, Titulieren. Zur Anrede im Deutschen heute und gestern. Göttingen 1998



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    Ans Duzen in diesem feinen Forum hatte ich mich zunächst langsam, doch bald schon gerne gewöhnt.

    Weidel, Söder, Merz: Die Populismus-Falle enthüllt


    In einem 17-minütigen Beitrag für das NDR-Medienmagazin ›ZAPP‹ erklärte der Journalist DANIEL A: BRÖCKERHOFF, wie rechter Populismus funktioniert und welcher Stilmittel er sich bedient. Aus der Ankündigung zur gestern [04.10.2023] ausgestrahlten Sendung:


    »Alice Weidel, Markus Söder, Friedrich Merz oder Sahra Wagenknecht fallen immer mal wieder durch populistische Aussagen auf. ›Nicht Kreuzberg ist Deutschland, Gillamoos ist Deutschland‹, sagte CDU-Chef Merz kürzlich bei einem Bierzeltauftritt im bayerischen Gillamoos. Ein gefundenes Fressen für Medien, um das aufgeregt zu diskutieren.

    ZAPP Autor Daniel Bröckerhoff hat sich die Beziehung zwischen Populismus und Medien genauer angeschaut – und dabei mehrere Tricks entlarvt, wie Populistinnen und Populisten arbeiten und dadurch Aufmerksamkeit bekommen.«



    Die Tricks der Populisten fasst der Autor in diesen sieben Punkten zusammen:


    Quelle: https://www.ndr.de/fernsehen/s…-enthuellt,zapp14292.html | Die Verschriftlichung der 7 Punkte besorgte der auch für das ›SZ-Magazin‹, für ›Übermedien‹ und für den ›*ILDBlog‹ schreibende RALF HEIMANN im heutigen Newsletter der Medienkolumne ›Altpapier‹ des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR).



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    Die Mechanismen und Strategien von Populisten können mit dem Ziel der Immunisierung – auch der unseres feinen Forums – nicht oft genug transparent gemacht werden.


    Grunderbe


    Der Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW) ist in dessen Wochenbericht Nr. 50/2021 näher ausgeführt. Demnach muss weder eine »Geisteskrankheit« der Ideengeber befürchtet werden, noch dürften »Autohäuser oder Reiseunternehmen« auf Umsatzsteigerungen hoffen, wie in der hiesigen Erörterung vorschnell gemutmaßt wurde.


    So wird in dem zwei Jahre alten DIW-Beitrag vom Verfasser STEFAN BACH zur Verwendung eines bedingungslosen Grunderbes von beispielhaften 20.000 EUR ausgeführt:


    »Das Grunderbe wäre insoweit bedingungslos, als es nicht an eine Bedürftigkeit im Sinne von eigenem Vermögen oder Einkommen gebunden ist. In seiner Verwendung wird die Politik es aber sinnvollerweise an bestimmte Zwecke binden: Ausbildungsfinanzierung, Erwerb von Wohneigentum, Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen, Weiterbildung oder für Einkommenseinbußen bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Gefördert werden könnte auch die Betreuung von Kindern, Alten oder Behinderten. Solche Konzepte wurden entwickelt als Lebenschancenkreditinfo oder als Chancenkonto beziehungsweise persönliches Erwerbstätigenkonto. Nicht ausgeschöpfte Beträge könnten verzinst und im höheren Alter für die Altersversorgung oder zur freien Verfügung gestellt werden.«


    Quelle: https://www.diw.de/de/diw_01.c…leichheit_verringern.html | abgerufen am 03.10.2023


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    Es empfiehlt sich nach meinem Dafürhalten auch hier, einen etwa empfundenen Empörungsimpuls zunächst zurückzustellen, damit zugleich die Affektkontrolle zu trainieren – und stattdessen erst einmal die Quellen einer Nachricht zu erforschen (›ad fontes‹), bevor eine Meinung gebildet und sogar noch geäußert wird.