Beiträge von Egon18Geye95Allofs


    Halbwahrheit


    In einem anderen Strang wurde nach der gebräuchlichen Verwendung des Wortes ›Halbwahrheit‹ gefragt:

    Zitat

    »Mir ging es weniger um die Bedeutung, sondern wie man es einsetzt. [...]«


    Bei einer Suche nach der Bedeutung wird häufig auf den DUDEN verwiesen und dabei angenommen, dass dieser über eine Definitions-Hoheit verfüge – er also normiere. Das jedoch ist nicht seine Aufgabe: Die in den DUDEN aufgenommenen Wörter entstammen einem fortlaufend aktualisierten Wortcorpus, welches das Ergebnis sorgfältiger Auswertungen von insbesondere Tages- und Wochenzeitungen (›Qualitätspresse‹), Sachbüchern und Belletristik ist.


    Die aus dem jeweiligen Textzusammenhang erkennbare Bedeutung führt sodann zur Definition. Tritt das Wort im Laufe der Zeit häufig und in stets ähnlichem Zusammenhang auf, wird es von der DUDEN-Redaktion ins Wörterbuch übernommen. Der DUDEN normiert also nicht, sondern er beschreibt nur, was es bereits gibt: Er hat hier ausschließlich eine deskriptive Funktion.


    Wer nun wissen möchte, wann und in welcher Bedeutung ein interessierendes Wort in unseren Wortschatz gelangte, kann zum Beispiel im Digitalen Wörterbuch der deutschen SpracheFundstellen finden.


    Zum Wort ›Halbwahrheit‹ sind dort diese Belege angegeben:


    Quelle: https://www.dwds.de/wb/Halbwahrheit | abgerufen am 28.09.2023


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    Bei der Prüfung, ob eine Darstellung denn auch der Wirklichkeit entspricht, sie also wahr ist, können uns Binsenwahrheiten, Glaubenswahrheiten, Lebenswahrheiten, Teilwahrheiten oder eben Halbwahrheiten gelegentlich in die Irre führen. Davor möge uns die Schwarm-Intelligenz dieses Forums bewahren.



    Titanic vorerst gerettet

    Der befürchtete Schiffbruch ist nun abgewendet


    »Auch das Satiremagazin ›Titanic‹ kann dem Untergang entgehen: „Wir haben unser Ziel erreicht", sagte Chefredakteurin JULIA MATEUS dem ›Spiegel‹, es liege sogar eine Übererfüllung des Plans‹ vor. Innerhalb von nur zwei Wochen sei es dem Blatt gelungen, 6.000 neue Abos abzuschließen, 500 Shirts zu verkaufen und 34.000 Euro auf dem Spendenkonto einzunehmen, heißt es: ›Wir sind jetzt erst mal für mindestens ein Jahr safe, Abos und Großspenden sind trotzdem weiterhin willkommen‹, so Mateus.«


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    Quelle: MEEDIA (deutscher Branchendienst zu Medienthemen), 21.09.2023 | hier abrufbar: https://www.meedia.de/publishe…84a142039851514621f126a43

    Bei der Tautologie werden sinngleiche Wörter der gleichen Wortart zusammen verwendet; eines davon ist somit überflüssig:

    nie und nimmer

    • ganz und gar nicht

    • angst und bange

    • nackt und bloß

    [Tautologie = (lateinisch tautologia = das Dasselbebesagen). Fügung, die einen Sachverhalt doppelt wiedergibt]


    Der Pleonasmus enthält eine zusätzliche Erklärung zu einem Wort, mit dem seine hervorstechende Eigenschaft nur wiederholt wird:

    der weiße Schimmel

    • die subjektive Meinung

    • der alte Greis

    [Pleonasmus = (griechisch-lateinisch = Übermaß, Überfluss): überflüssige Häufung sinngleicher oder sinnähnlicher Ausdrücke]


    Beide Begriffe aus der Rhetorik und Stilkunde werden alltagssprachlich gelegentlich synonym verwendet, wenngleich das ungenau ist.

    Über das Undenkbare


    In einem anderen Strang wurde die Formulierung »das Undenkbare denken« erörtert. Dazu diese Anmerkungen:


    • Zumeist wird mit der Wendung »das Undenkbare denken« dazu aufgefordert, bislang nicht gefundene Möglichkeiten zu suchen oder aber weithin abgelehnte Möglichkeiten nunmehr doch in Überlegungen einzubeziehen.


    • In diesem Sinne müsste die Aussage somit richtig lauten: »das bislang Ungewollte oder für unmöglich Gehaltene denken.«


    • Das lässt den Schluss zu, dass Undenkbares nicht auch zugleich unmöglich ist (oder positiv formuliert: »das Undenkbare ist gleichwohl möglich«), wiewohl wir Menschen in unserer Selbstüberschätzung zum gegenteiligen Fehlschluss neigen => »Was ich nicht denken kann, das kann es auch gar nicht geben.«


    • Wir können zB die räumliche und zeitliche Unendlichkeit nicht denken, und doch ist sie möglich. So wird in der Mathematik der Terminus ›unendlich‹ zur Charakterisierung einiger mathematischer Begriffe verwendet. Können wir die Unendlichkeit also doch denken?


    • Für die erwähnte Aussage in der politischen Diskussion (THEO KOLL fragt JOACHIM GAUCK) neige ich zum Kommentar: »Undenkbares kann nicht gedacht werden.«

    Deshalb halte ich die Kritik an der Formulierung in diesem Zusammenhang für zutreffend.




    Da das ganze Vermögen zu denken auf Sprache beruht, seien die obigen Überlegungen hier in diesem schönen Wortstudio gestattet.

    1 | In diesem Forum haben wir alle nur eine Möglichkeit zur Verfügung, uns zu äußern: in Textform. Das beobachtete Kommunikationsverhalten lädt ein, Rückschlüsse auf Werte, Fähigkeiten und Verhalten der Verfasser zu ziehen. Damit aber unterliegen allfällige Reaktionen der Gefahr, über das Vorgetragene hinaus auch die Person anzugreifen – oder jedenfalls dort auch nur das Gefühl hervorzurufen, durch die Replik angegriffen worden zu sein.


    2 | Die Meinungsfreiheit ist ein hohes und schützenswertes Gut. Doch was versteht der Einzelne unter ›Meinung‹? Zumeist ist es ein Fürwahrhalten der eigenen Anschauung eines Ausschnitts von der Welt. Über diese Anschauung ließe sich dann beherzt diskutieren, wenn ihr Argumente beigegeben worden sind. Nur dann kann der Leser zB prüfen,

    • ob das Argument zutrifft oder nur in Teilen oder gar nicht,

    • ob das zwar zutreffende Argument überhaupt zur vorgetragenen These passt – es sie also nicht nur scheinbar stützt

    • und was sodann zur These gesagt werden mag.


    3 | Von ›Meinungen‹ im obigen Sinne möchte ich hingegen Geschmacksurteile unterscheiden: Diese geben allein Präferenzen des Verfassers wieder. Sofern sie keine Begründungen liefern, sind sie gar nicht diskutabel – jedenfalls nicht in den Kategorien ›wahr‹ oder ›falsch‹ bearbeitbar.


    4 | Solche ›Geschmacksurteile‹, einem Kreis von persönlich Unbekannten offenbart, mögen eine Stimmung wiedergeben oder erzeugen, doch sind sie für eine Diskussion unerheblich.


    5 | Eine Diskussion ist nach meinem Dafürhalten nur dann eine echte solche, wenn ein jeder sich in dem Bewusstsein daran beteiligt: »Es könnte sogar sein, dass die Hervorbringungen des anderen oder gar ein Drittes zutreffend sind. Das gilt es nun herauszufinden.« Anderenfalls ginge es von vornherein nur ums ärmliche Recht-haben-wollen.


    5 | Bei manchen Verfassern hege ich die Vermutung, dass sie weniger für die Leserschaft als für sich selbst schreiben. Sollte ich – selten genug – einen inneren Widerstand zum vorgebrachten argumentationsfreien Geschmacksurteil verspüren, ist mir dies ein willkommener Anlass zum Training meiner Impulskontrolle.

    Einen sorgsameren Umgang mit der Lebenszeit der Leser, die ja erst durch die Lektüre eines Beitrages über dessen Ausmaß an Gehalt und Erkenntnisgewinn befinden können, hielte ich zuweilen für rücksichtsvoll.


    Damit stünde das hoffentlich erhoffte Interesse von Lesern, für die ein jeder Text nach meinem Dafürhalten in erster Linie verfasst sein sollte, im Vordergrund. Eine etwaig nur beabsichtigte Entlastung des Verfassergemütes träte dahinter zurück.

    1969 in Düsseldorf

    Teenage Fair


    Danke für den Anstoß zur Erinnerung an die Messe ›Teenage Fair‹, die im Jahr 1969 in den alten Düsseldorfer Messehallen von der Messegesellschaft NOWEA ausgerichtet wurde und mit Unterstützung von Charles Wilp [1932-2005] als »Lustorgie ohnegleichen« mit dem Ziel der ›Enthemmung‹ inszeniert wurde. Zu dieser 9-tägigen Veranstaltung, die wohl meinen ersten Messebesuch überhaupt auslöste (die von Charles Wilp erwartete Enthemmung versagte ich mir allerdings), erschien im SPIEGEL der folgende Bericht:


    Die blau gefärbte Hervorhebung zeigt einen kritischen Blick damaliger Erwachsener auf jene Jugendlichen, die 50 Jahre später der heutigen ›Boomer‹-Generation zugerechnet werden. Diese aber haben es heute in der Hand, den ewigen Kreislauf der leidigen Jugendbeschimpfung einfach mal zu unterbrechen.

    DBP Merkblatt §49 der Allgemeinen Dienstverordnung (ADA)

    Mit dieser seiner, manchen vielleicht bekannten, Parodie auf die Beamtensprache, deren Urheberschaft jedoch nur selten ausgewiesen wird, sei dem Schriftsteller

    Wolf Wondratschek

    zur heutigen Vollendung des

    80. Lebensjahres

    gratuliert. Der Verfasser von Hörspielen, Drehbüchern und Kurztexten hat mit einigen seiner Gedichte auch deutschsprachige Sänger zu Vertonungen angeregt.



    *****



    Eine Interpretin deutscher Kompositionen von u. a. Edo Zanki, Udo Lindenberg, Herwig Mitteregger, Rio Reiser oder Manfred Maurenbrecher, die aktuell gelegentlich auch mit Wolf Maahn auftritt, feiert heute ebenfalls Geburtstag:



    Herzlichen Glückwunsch,

    Ulla Meinecke,

    »Trauminterpretin einer ganzen Generation«,

    wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute schreibt –

    zur heutigen Vollendung des

    70. Lebensjahres.

    Forderung oder hypothetische Überlegung?


    Der generativ vortrainierte Transformer ›ChatGPT‹ verfügt zwar über kein Leseverständnis in der uns vertrauten Bedeutung, doch gelangt dieses große Sprachmodell mittels der einfachen Aneinanderreihung von Buchstaben und Wörtern in diesem Falle bereits zum richtigen Ergebnis:


    Prompt:

    »Bitte zerlege den folgenden Satz in seine grammatischen Bestandteile. Verwende dafür die lateinischen und die deutschen Fachbezeichnungen. Der Satz lautet: ›Erst wenn der Liter 100 Euro oder mehr kostet, werden unsere lieben Mitbürger*innen anfangen, langsam darüber nachzudenken, ob es auch mal ohne Auto geht.‹«


    ChatGPT-3.5 Turbo Deutsch:


    Prompt:

    »Ist dieser Satz als Forderung nach Erhöhung des Benzinpreises auf 100 EUR je Liter zu verstehen? Oder drückt der Satz eine hypothetische Überlegung aus? Bitte begründe Deine Stellungnahme gemäß den Gesetzmäßigkeiten der Aussagenlogik.«


    ChatGPT:

    »Der Satz drückt eine hypothetische Überlegung aus. Dies lässt sich anhand der Konjunktion "wenn" erkennen, die eine Bedingung oder einen hypothetischen Sachverhalt einleitet. Der Satz besagt, dass erst dann, wenn der Liter 100 Euro oder mehr kostet, unsere Mitbürger*innen darüber nachdenken werden, ob es auch ohne Auto geht. Es handelt sich also um eine Vorstellung oder Annahme, die auf einer bestimmten Bedingung basiert. Es wird keine Forderung nach einer Erhöhung des Benzinpreises ausgedrückt.«


    Prompt:

    »Bitte stelle das Ergebnis in der Fachsprache der Aussagenlogik dar.«


    ChatGPT:


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    Noch immer hoffe ich auf die Überlegenheit der menschlichen Intelligenz. Die beobachtete Wirkung polemischer Hervorbringungen der Boulevard-Presse auf die Leser lässt mich jedoch zweifeln.

    Bei Leverkusen braucht man gar nicht so weit gucken.

    Die haben ein Europa-League-Spiel vor der Brust gehabt und wollten deshalb lieber Freitag spielen.

    Der liebe NRW -Innenminister Herbert Reul half da etwas nach und prompt gab es 2 Freitagsspiele, auch wenn Köln damit nicht einverstanden war.

    Die SPD wollte das mal prüfen lassen ... ist jetzt 2,5 Monate her und interessiert keine […]


    Die SPD-Landtagsabgeordneten CHRISTINA KAMPMANN und TÜLAY DURDU hatten die angekündigte Kleine Anfrage Nr. 1780 gestellt [Drucksache 18/4252 vom 04,05,2023]und haben am 05.06.2023 die ebenfalls veröffentlichte Antwort des Ministers des Innern namens der Landesregierung NW erhalten.


    Hier der relevante Auszug daraus:


    *****


    Die Kleinen und Großen Anfragen an die Landesregierung sind ebenso öffentlich zugänglich wie die circa vier Wochen später eintreffenden Antworten – dies auch für Journalisten, sofern sie nach ihrer Aufmerksamkeit (gelegentlich auch Aufregung) heischenden Berichterstattung zur Anfrage später noch an einer Antwort interessiert sind … und überdies eine geordnete Wiedervorlage führen.

    Es ist von uns gegangen …

    … die älteste Tageszeitung der Welt:


    Mit der heutigen Ausgabe vom 30. Juni 2023 erscheint die WIENER ZEITUNG letztmalig in gedruckter Form. Eine Reihe von Tageszeitungen musste in der Vergangenheit aus Mangel an Nachfrage und Wirtschaftlichkeit zum Bedauern der verbliebenen Leserschaft vom Markt genommen werden. Das Besondere hier:


    Die WIENER ZEITUNG – eine staatliche, aber redaktionell unabhängige Publikation – blickt auf eine durchgängige Historie von 320 Jahren zurück. Auf der Titelseite der heutigen letzten Ausgabe wird die Dimension dieses langen Zeitraums deutlich:


    »320 Jahre, 12 Präsidenten, 10 Kaiser, 2 Republiken, 1 Zeitung«

    * 8. August 1703 – † 30. Juni 2023

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    https://www.wienerzeitung.at/n…escheiterten-Rettung.html


    Universität Leipzig:

    Befragung: Viele Ostdeutsche fühlen sich von politischer Teilhabe ausgeschlossen

    Für die am Thema Interessierten:


    Heute hat die Pressestelle der Universität Leipzig diese aktuelle Mitteilung über das Ergebnis einer dort durchgeführten Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse eignen sich auch für die Diskussion des Wahlverhaltens in den östlichen Bundesländern.