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Der Besuch war eine Handreichung, um dem Land eine Chance zu geben, durch Handel und steigendem Wohlstand auch gesellschaftliche Prozesse innerhalb des Landes zu fördern. Auch wenn "Wandel durch Handel" gerade in Russland und auch schon in vielen anderen Ländern krachend gescheitert ist, so ist die Idee nicht falsch und man sollte das immer wieder probieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies wirkt, ist jedenfalls höher, als wenn ein Land komplett isoliert wird.
Es darf dann aber nicht nur eine reine Wirtschaftsbeziehung sein, sondern das Ganze muss auch politisch flankiert sein, wo immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden muss, wenn die Menschenrechte nicht gewahrt werden. Das geht natürlich nur, wenn es keine einseitige Abhängigkeit gibt. Dass Baerbock beim ersten Besuch einer deutschen Vertreterin seit vielen Jahren nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt, dürfte auch klar sein. Da muss man dann diplomatisch agieren. Aber dass sie als Begründung für ihren Besuch die Werte anspricht und dass man sich nicht von jemandem abhängig machen will, der die Werte nicht teilt, ist eine indirekte Botschaft an Marokko. Dass nämlich Werte nicht gar keine Rolle in Deutschland Handelspolitik spielen.
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....also auf den ganzen Post will ich nicht mehr eingehen, weil wir da eh nicht zusammenkommen und das ist für mich auch gar kein Problem.
Den fett markierten Teil möchte ich aber so nicht stehen lassen und ich muss mich schon sehr wundern so einen Schmuh (sorry!!) zu lesen.....glaubst du das eigentlich wirklich - also diese selbstlose Nummer der Handreichung, um dem Land Marokko eine Chance zu geben.....is ja wie ein Rosamunde Pilcher Roman.....also diese Erzählung ist wirklich absurd.
Die zuletzt "nicht so guten Beziehungen" zu Marokko resultierten doch aus der bisherigen Verurteilung der widerrechtlichen Besetzung der Westsahara durch Marokko und dem Festhalten am Selbstbestimmungsrecht der Westsaharuris durch die Regierung Merkel.
Diese hatte sich dem Trumpschen Alleingang - die marokkanische Besatzung zu legitimieren - widersetzt und blieb damit der bis heute gültigen Linie der Vereinten Nationen und somit dem Völkerrecht treu.
Die UN fordert u. a. ein Referendum zur Unabhängigkeit der Westsahara und hat dazu eine UN-Resolution verabschiedet, die völkerrechtlich bindend ist - von Marokko aber verweigert wird.
Aufgrund dessen hat Marokko mächtig Druck gegen die EU aufgebaut - insbesondere gegen Spanien und Deutschland. Der Botschafter aus Deutschland wurde z. B. abgezogen.
Bezüglich Spanien wurde dann - ganz in Erdoganmanier - die Flüchtlingskarte ausgespielt. Die dramatischen Bilder von der Grenzöffnung zur spanischen Enklave Ceuta im Mai 21 und den tausenden, überwiegend Jugendlichen "Grenzgängern" ist vielleicht noch in Erinnerung.
Im Ergebnis knickte Spanien ein, wechselte die Seite und vertritt seitdem die Pläne Marokkos, die eben keine Unabhängigkeit, sondern nur eine Autonomie der Westsahara vorsehen.
Da die Energiekrise nun alles in den Hintergrund geraten lässt und auch Marokko, als ein - für die zukünftige Sicherung der Energieversorgung - wertvoller Partner auserkoren wurde, ist nun auch die neue Bundesregierung umgeschwenkt und findet den Autonomieplan Marokkos plötzlich voll duffte.
Dies wird natürlich anders "verkauft". Baerbock erzählt, dass es hinsichtlich der Westsahra nur in Nuancen Unterschiede gebe, was aber schon aufgrund des Widerspruchs zur völkerrechtlich bindenden Resolution der Vereinten Nationen - die übrigens auch vom Europäischen Gerichtshof als Entscheidungsgrundlage für das Selbstbestimmungsrecht der Westshauris gesehen wird - nur als blanker Hohn bzw. als Abkehr vom geltenden Völkerrecht verstanden werden kann.
Abgesehen also von der legendenhaften Erzählung des selbstlosen Samariters Deutschland, stellt sich hier also auch nicht die Frage nach der Moral, sondern eher die nach Beachtung von geltendem Völkerrecht bzw. dessen Unterordnung unter eigene Interessen.
Ach ja, und wenn man diese - die Westsahara und Marokko betreffenden - Fragen in Bezug auf das Völkerrecht dann vor dem Hintergrund des Rußland/Ukraine-Krieges sieht, finde ich das zumindest sehr "bemerkenswert".