Der FC St. Pauli (aktuell 5. Platz mit 3 Punkten) ist mit einem Auswärtssieg in Kaiserslautern in die neue Saison hineingekommen. Das war für einen Zweitligisten richtig gut und abgeklärt gespielt. Sie waren in der vergangenen Saison ganz klar die beste Mannschaft der Rückrunde mit 41 Punkten und haben daran angeknüpft. Vielleicht ist es übertrieben von mir, aber dieses Spiel am Millerntor ist so etwas wie ein erster Gradmesser für unsere Mannschaft. Wir fahren zu einem echten Spitzenteam der 2. Bundesliga und danach können wir die unterschiedlichen Meinungen über die Qualität unserer Mannschaft -- etwas -- besser einordnen. (Ich nehme es jedenfalls an)
Der FC St. Pauli gehört auch zu den Traditionsvereinen des deutschen Fußballs. Sie sind bisher fünfmal in die Bundesliga (1977, 1988, 1995, 2001 und 2010) aufgestiegen. Also jeweils nach einem größeren zeitlichen Abstand und eigentlich immer überraschend. Das ist eben St. Pauli. Insgesamt spielten sie acht Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse.
Zur Gegenwart:
Was können wir am Millerntor erwarten ?
Viele Zweikämpfe, viel Leidenschaft und eine laufintensive Partie. Das müssen wir von der ersten Minute an annehmen und tatsächlich auf dem Platz zeigen. Beide Teams haben die Möglichkeit, einen Saisonstart mit sechs Punkten zu erreichen. In der letzten Saison haben wir dort in einem sehr intensiven Spiel 0:0 gespielt.
Normalerweise wird St. Pauli in seinem erfolgreichen 3-4-3 bzw. 3-4-2-1 System spielen. Es gibt keinen ersichtlichen Grund für sie, dieses System zu ändern. In Kaiserslautern spielten ihre beiden äußeren vorderen Spieler doch eher hängend. Sie waren aber immer wieder vorne präsent. Ein Grund für ihren 2:1 Sieg dort. Sie sind gut eingespielt auf die Taktik ihres Trainers Fabian Hürzeler.
Überhaupt liegt die besondere Bedeutung dieser Aufstellung in der vorderen Reihe mit drei offensiven Akteuren. Besonders gut gefallen hat mir Elias Sand (stark im Dribbling). Auf ihn müssen wir wirklich aufpassen. Es wird im Mittelfeld mit einer Raute gespielt. Das Zentrum lässt sich damit gut kontrollieren.
Ein Nachteil für St. Pauli und damit ein Vorteil für uns ergibt sich daraus, dass ihre beiden Seiten doch defensiv etwas vernachlässigt werden. In Kaiserslautern haben sie das allerdings gut gelöst. Wir müssen einfach schneller spielen als Kaiserslautern und ballsicherer sein.
Es erwartet Fortuna ein intensives Pressing durch St. Pauli. Mit ihrem System und ihren Spielertypen können sie das gut umsetzen. Auch in der letzten Saison kamen viele Teams damit nicht gut zurecht. Es entsteht ein hoher Druck auf die gegnerischen Verteidiger, was das Verteidigen schwierig macht. Darauf brauchen wir eine entsprechende Antwort in unserer Spielweise.
Sollte sich unser Trainer für das "pass-orientierte" Spiel entscheiden, dann brauchen wir eine große Ballsicherheit in unserem Spiel. Sonst schaffen wir unnötige Möglichkeiten für St. Pauli durch ständige Ballverluste. Sie werden versuchen, 1 gegen 1 Situationen herzustellen. Diese Spielweise zeigen sie im Mittelfeld und auch auf den Außenbahnen. Für einen Zweitligisten machen sie das sehr gut.
Ich denke, wir müssen gerade in Hamburg über die Flügel spielen und das mit einem entsprechenden Tempo. Damit zwingen wir ihre Flügelspieler in die Rückwärtsbewegung. Insgesamt brauchen wir eine besonders hohe Laufleistung und Aufmerksamkeit unserer Spieler.
Ihre drei Verteidiger stehen etwas weiter auseinander. St. Pauli versucht mit schnellem Kurzpassspiel den Gegner in Schwierigkeiten zu bringen. Das müssen wir unterbinden. Ihre Dreiecke auf dem Platz, ein Sechser vor der Abwehr, zwei Außenspieler in den Halbräumen und ein Zehner sind gefährlich. Diese Dreiecke dürfen wir nicht in Gang kommen lassen und müssen in diesen Räumen aktiv stören. Oder eben vorher schon stören.
Wenn wir eine Dominanz im Mittelfeld erreichen können, dann gewinnen wir in St. Pauli. Mit Dominanz meine ich allerdings nicht langes Ballhalten im Zentrum des Spiels. Diese Begegnung wird unsere Spieler besonders viel Energie und Kraft kosten, wenn die Gastgeber einen guten Tag erwischen sollten.
Am Samstag sollten wir uns ganz besonders gut verteidigen, eng am Gegenspieler sein, bei Eckbällen nahe am Gegner sein und die Laufwege von St. Pauli sehen. Das erfordert eine hohe Konzentration in allen Spielsituationen. Sonst würden gerade die Hamburger mit ihrer Spielweise das bestimmt nutzen.
Immer wieder müssen wir sie durch gutes Stellungsspiel in "ihren Räumen" zu Ballverlusten zwingen. Das erfordert eine gute Spielintelligenz für unsere Mannschaft. Das Nutzen der Halbräume sollten wir immer wieder unterbinden. Vor allem darf es nicht geschehen, dass sie unsere Reihen öffnen können.
O.k. alles leichter geschrieben als umgesetzt. Ich möchte damit auch nicht sagen, dass ich alles besser machen würde, wenn ich auf der Bank sitzen würde. Auf keinen Fall.
Auf der anderen Seite möchte ich St. Pauli auch nicht zu stark reden. Ich hoffe, dass am Samstag viele Fortunen am Millerntor sein werden.
Ich glaube, dass wir sie schlagen können. Jedenfalls ist St. Pauli eine gute "Qualitätsprüfung" für unsere Mannschaft als Ganzes.
Wir werden nach diesem Spiel etwas mehr wissen, wie stark unsere Fortuna wirklich ist.