Es macht vermutlich einen riesigen Unterschied, ob man Fußballer ist oder nicht.
Im Alltag haben wir es viel mit Familie, Freunden und Kollegen zu tun. Denen bringt man das 1x bei und das Thema ist durch. Kommt traurigerweise nicht nicht jeder mit klar, aber was soll’s. Mit den 2-3 öffentlichen Begegnungen in der Fußgängerzone kommt man dann klar. Letztendlich interessiert sich eh keiner für dich.
Beim Fußball ist das aber anders. Da steht man so dermaßen in der Öffentlichkeit, dass man sich dem nicht entziehen kann. Stell mal vor ein Fußballer outet sich jetzt. Titelseite Bild: „erster Schwuler Fußballer XY mit coming out. Wir stehen zu dir.“ dann geht die ganze Scheisse auf Facebook, Instagramm und co los: die Hälfte der Leute postet lqbtq Flaggen. Ein Zehntel schreibt „scheiss schwuchtel, verpiss dich“ unter deine Bilder. Darauf antworten viele Menschen und es beginnt eine Diskussion unter jedem deiner Fotos. Währenddessen gräbt die BILD irgendwelche Fotos deiner Exen aus und postet ein Foto von irgendeinem Typen mit dem Titel: „Ist das der erste Spielermann?“ Natürlich gibt es auch viele Leute die einen da unterstützen würden, aber es wäre eben doch medial ein großes Thema. Und dazu gehört vielleicht dann auch übermäßiger öffentlicher Support. Dann kommen die Fan-Kurven dazu. Fast jeder von uns hat sich doch mal im Stadion richtig aufgeregt und den Gegner beschimpft. Nur hätte ich halt keine Lust bei jeder Ecke in der Nachspielzeit meine Sexualität von irgendwelchen Betrunkenen an den Kopf geworfen zu bekommen. Im Relegationsspiel gegen Dresden wirft dir dann bei der Ecke irgendjemand Kondome oder Dildos vor die Füße.
Das es eben nicht Normalität ist, erkennt man doch schon daran, dass es 47 Seiten zu dem Thema im Forum gibt. Ich verstehe jeden, Fußballer der sich einfach auf Fußball konzentrieren will und sich nach der Karriere outet. Dann lebt man meist deutlich zurückgezogener. Ich jedenfalls hätte keine Lust darauf reduziert zu werden und mich würde auch stören, wenn das monatelang das primäre Gesprächsthema mit Bezug zu mir wäre.
*gilt im Prinzip für alles was unter lgbtq fällt. Habe homosexuelle als plakatives Beispiel gewählt.