Beiträge von Achim

    Mein erster Gedanke dazu war: einfach abartig, soviel Knete in wenigen Händen, irgendwie asozial, wenn mann andere Berufsgruppen und deren Einkommen vergleicht.

    Aber sie haben dafür doch soviel härter gearbeitet als du und ich. -)weg-)weg

    Nun, bei Hopp mag das sogar stimmen... Er hat nicht unbedingt "härter" gearbeitet als andere, aber er und seine Mitfirmengründer (z. B. Hasso Plattner, und Klaus Tschira) hatten im richtigen Moment die richtige Idee, die sie richtig umgesetzt haben.

    Von Beruf ist Hopp Dipl. Ingenieur der Nachrichtentechnik und hat als einfacher Programmierer bei der damals führenden Computerfirma IBM (ich glaub in der Niederlassung Mannheim) gearbeitet. Es und die genannten Mitgründer waren dort Kollegen. Sie kamen auf die geniale Idee, dass alle Unternehmen ihre Aufgaben in ähnlichen Prozessen abwickeln. (Zum Beispiel ein Einkaufsvorgang ist Bestellung, Wareneingang, Lagerung, Rechnungsabwicklung egal ob ich Autos, Papier, Windeln oder Seife herstelle. Der Vorgang das Material dafür zu bestellen ist gleich.)

    Ihre Superidee war, eine anpassbare Software zu entwickeln, die man ALLEN Unternehmen anbieten kann. Also eine Standardlösung für alle Firmen, die jeweils nur durch Parametereinstellungen "oberflächlich" angepasst werden muss.

    Das war eine geniale und supergute Idee! Aber seine Vorgesetzten von IBM wollten davon nix wissen.


    Deshalb haben die drei genannten und zwei/drei andere Kollegen bei IBM gekündigt - und eine eigene Firma aufgemacht, die später zu SAP wurde. Das war Anfang der 1970er Jahre.

    In den 1980er hatten sie den großen Durchbruch: Die Großunternehmen in Deutschland (und der Welt) merkten, dass ihre eigenen EDV Abteilungen zu teuer wurden, um ständig hauseigene Lösungen zu programmieren. Man stieg deshalb um auf Standard SAP Lösungen.


    Hopp hatte als kleiner Programmierer die richtige Idee! Und er hat diese Idee mutig und klug umgesetzt.

    Er hat - anders als andere auf der Milliardärs-Liste - seine Kohle zumindest selbst erarbeitet. Eben vom Programmierer zum Milliardär)

    Kühne kann sich den HSV nicht leisten? Meinst du finanziell oder wie? Kühne verfügt über noch mehr Milliarden als das Dietmar Hopp tut. Der Kühne kann sich Real Madrid, FC Liverpool, Juventus Turin und den HSV zusammen leisten wenn er denn wollte.


    Nur zur Information: so viel reicher als Hopp ist der Kühne auch nicht.

    Noch nicht mal ne Milliarde mehr Vermögen. Hier die Tabelle der reichsten Deutschen. Stand Ende 2019. Wie sich die Börsenverluste durch Corona ausgewirkt haben, und was das an der Reihenfolge ändert weiß ich nicht. Aber wir müssen feststellen: beide können sich fast alle Top-Clubs leisten ...





    Beate Heister & Karl Albrecht Jr.31,48 Milliarden
    2Dieter Schwarz21,7 Milliarden
    3Susanne Klatten16,68 Milliarden
    4Theo Albrecht, Jr.16,12 Milliarden
    5Klaus-Michael Kuehne13,67 Milliarden
    6Dietmar Hopp12,7 Milliarden
    7Stefan Quandt12,34 Milliarden
    8Walter P.J. Droege12,11 Milliarden
    9Hasso Plattner12,07 Milliarden
    10Heinz Hermann Thiele11,49 Milliarden

    Meldung auf NTV:


    +++ 14:34 Hopp: Impfstoff bis Herbst +++
    SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp geht davon aus, dass bis zum Herbst ein Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung steht. "Das müsste dann verfügbar sein, aber es müssten ja erst mal Tests gemacht werden an Tieren und dann an Menschen", sagte der Mehrheitseigner des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim.

    Der 79-Jährige ist Mehrheitseigner der Tübinger Firma CureVac, die seit Jahresbeginn nach einem Impfstoff forscht. US-Präsident Donald Trump versuchte offenbar vergeblich, Hopp das Exklusivrecht für den neuen Impfstoff abzukaufen. "Es kann nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird", sagte Hopp dazu.

    Ich denke, das sollte man auch wissen:


    Dietmar Hopp bremst Donald Trump aus +++
    Das Biotechunternehmen Curevac wird weiter in Deutschland an einem Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 forschen. Der Haupteigentümer hinter der Tübinger Forschungsfirma lehnt entsprechende Übernahmeangebote aus den USA ab.

    • Ein Impfstoff solle solidarisch den Menschen auf der ganzen Welt helfen, teilte der Unternehmer Dietmar Hopp mit.
    • Hopp ist mit 80 Prozent der größte Anteilseigner an Curevac, das mit verschiedenen staatlichen Institutionen zusammenarbeitet.
    • Auch aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es, man sei daran interessiert, "dass Impf- und Wirkstoffe gegen das Coronavirus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden."


    Quelle ist ntv:

    :https://www.n-tv.de/panorama/9…rus--article21626512.html

    Glaube ist ein Gefühl. Und Gefühle können schwer erklärt oder bewiesen werden.


    Platt gesagt: würde es Beweise für einen Gott o.ä. geben, würden wir diese Diskussion nicht führen und alle würden sich Mühen um nicht in Missgunst oder was auch immer zu fallen.


    Glaube ist also Gefühl. Entweder man fühlt was oder man fühlt eben nichts. Beides gilt es zu respektieren. Hardcore Atheisten die mir oder sich selbst anhand wissenschaftlicher Daten irgendwas beweisen wollen nerven mindestens genauso, wie religiöse Missionierer. Hitler, Mao, Pol Pot und Stalin waren alles Atheisten. Ihre religiöse (nicht-) Überzeugung aber dafür verantwortlich zu machen käme doch auch niemanden in den Sinn?

    Ich würde religiösen Glauben NICHT als Gefühl bezeichnen, sondern definiere das so:

    "Ein religiöses System (bestehend aus Gott/Götter, Offenbarer, heilige Schriften, Organisation/Klerus/ Autoritäten, Dogmen) für

    wahr und richtig zu halten, ohne jedoch objektive, wissenschaftlich erfassbare Nachweise für Kernaussagen des Systems zu haben und ohne diese zu fordern."

    Das ist zumindest so für Leute, die an eine Religion glauben. (Für Esoteriker mag das anders sein.)

    Nur in der Alltagssprache jedoch ist Glaube tatsächlich so was wie ein Gefühl, zum Beispiel: ich glaube Fortuna gewinnt, oder: ich glaube gleich kommt die U-Bahn.


    Und noch was: Hitler war definitiv KEIN Atheist. Er war bis zu seinem Tode Mitglied der katholischen Kirche. Und erst seine Kooperation mit der Kirche hat ihn an die Macht gebracht. Diese in der Welt einmalige Zusammenarbeit mit dem Papst (Konkordat) führte zur Zustimmung der christlichen Zentrums Partei zum Ermächtigungsgesetz. Das waren die entscheidenden Stimmen zur Machtergreifung.

    Vor 33 gab in der Kirche zwar einige skeptische Stimmen, nach seiner Zustimmung die Rechte der Kirchen zu schützen (Konkordat) standen die kirchlichen Organisationen voll hinter ihm. Dokumente wie die kriegsunterstützenden Durchhalteparolen der Bischöfe sind noch vorhanden, auch wenn beide Kirchen das heute lieber verschweigen und vertuschen. (Eben genauso wie die andere schlimmen Dinge auch.)

    Auch der Codex Hammurapie gehört zu den Gesetzes Texten weit vor den christlichen Vorschriften für ein gutes Leben. Wir haben uns aber eben für die 10 Gebote entschieden als zum großen Teil inhaltliche Vorlagen ( die Du ja in Deinem Beitrag erwähnt hast) für unsere Gesetzgebung.

    Alex,

    nochmal: die 10 Gebote werden als Ursprung unserer Gesetze völlig überschätzt.

    Schau mal genau hin:

    Die ersten vier Gebote beschäftigen sich lediglich mit den Eifersüchteleien Gottes selber (keine Götter neben mir, keine Götzenbilder und so...) .

    Die Gebote 6 bis 10, die Leben, Eigentum und die Ehe schützen und Ehrlichkeit einfordern gab es auch schon VOR der Bibel. (Siehe mein Beitrag zum Codex Ur-Nammu)

    Das fünfte Gebot wurde wohl nicht in unsere Rechtsprechung übernommen - oder übersehe ich was.

    Hier zum besseren Verständnis eine Kurzform der 10 Gebote. (Verschiedene christliche Richtungen zählen diese unterschiedlich. Bei den Katholiken fällt - denke ich - das zweite weg - sonst wären die Kirchen nicht voller Bilder Gottes.)


    1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

    2. Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt.

    3. Du sollst den Namen des Herrn nicht mißbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.

    4. Den Sabbattag sollst du halten, daß du ihn heiligest.

    5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren

    6. Du sollst nicht töten.

    7. Du sollst nicht ehebrechen.

    8. Du sollst nicht stehlen.

    9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

    10.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist.

    Nun, AlexR, man sollte auch nicht vergessen, dass es schon 2100 VOR (!!) Christus das erste gefundene Gesetzbuch gab.

    Den Codex Ur-Naum.

    Diese vor-biblischen Gesetzestafeln enthielten 40 Paragraphen. Zu den Themen: Mord, Raub, falsche Anschuldigung/Zeugenaussage, Ehebruch, Vergewaltigung, Eherecht, Scheidung, Körperverletzung, Miete für Ochsen und Felder, Darlehen/Zins, Erbe, Sklaven, Wasserdiebstahl, Nicht bearbeiten von Land usw...

    Also schon vor der Bibel mit ihren 10 Geboten haben sich die Menschen sinnvolle Regeln für ihr Zusammenleben gegeben.


    Und auch die goldene Regel: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ in ihren verschiedenen Formulierungen und Ausdrucksformen gibt es schon seit vielen Jahrtausenden.

    Lieber Mexdus, dann erkläre doch einfach mal den Unterschied zwischen Islam und Islamismus. Und wie verhält sich das Leben und die Taten Mohammeds dazu. (Literaturempfehlung dazu: "Hamed Abdel Samad: Mohammed". Wie Du weißt sind im Koran die Suren nach ihrer Länge sortiert. Abdel Samad sortiert die Suren nach ihrer Entstehung und bringt sie in Zusammenhang mit der jeweiligen Lebenssituationen Mohammeds. Äußerst aufschlussreich.)


    Ich verstehe das so: Religiöser Fundamentalismus (also auch Islamismus) ist zunächst mal das "wörtlich nehmen" der Heiligen Schriften und/oder eine starke die Orientierung am Vorbild der Religionsstifter oder anderen Persönlichkeiten. (Gibt's auch bei den Christen (Kreationisten, Evangelikale usw.) und allen anderen großen Religionen.)

    Da der Koran - anders als die Bibel mit ihren Geschichten und Gleichnissen - als von Gott offenbarte Handlungsanweisung(!) zu verstehen ist, sind diese Anweisungen nicht abänderbar. Und es gibt keine Institution, die islamweit die Autorität hätte etwas zu ändern oder umzuinterpretieren. (Die katholischen Christen haben zumindest den Papst, der - wie jüngst geschehen - mal die Todesstrafe ächten kann, obwohl sie in der Bibel und von Gott persönlich oft angewendet wurde.) Solch eine Institution gibt es im Islam nicht. Und erst recht nicht sind das die modernen europäische Islaminterpreten wie Mouhanad Khorchide oder Seyran Ates (die wegen ihrer Koranauslegung unter Polizeischutz leben muss).

    Der Islam sieht zudem das Leben des Propheten als vorbildlich an, dass zu großem Teilen (mindestens 622 bis 632) aus Krieg und Kampf bestand, nachdem er 610 den Monotheismus zu predigen begann.

    Fazit: Der "...ismus" führt zum eigentliche Kern der Religion.


    In den Staaten, die Du nennst (Syrien, Afghanistan, Iran) haben sich die dort lebenden Menschen - zu den von Dir genannten liberalen Zeiten - NICHT um die Vorschriften der Religion gekümmert. Jedenfalls nicht ernsthaft und fanatisch, was ich aus eigener Anschauung zu der Zeit dort vor Ort (76 in Syrien, 77 in Afghanistan und Iran) voll bestätigen kann. Aber Fakt ist: nicht die Religion war liberal - sondern die Menschen haben sie in weiten Teilen ignoriert. (Es war damals dort so ähnlich wie derzeit bei uns. Religion läuft dabei irgendwie nebenher und bestimmt NICHT das alltägliche Leben.)

    Du hast Recht: erst die westlichen und sowjetischen Einmischungen haben Religion im Islamischen Raum wieder besonders wichtig gemacht. Das hat zu einem (erneuten) Erstarken der reformatorischen Kräfte (Salafisten, Wahabiten, fundamentalistische Schiiten) geführt, die sich auf die Ursprünge des Islam zurückbesonnen haben, und ihn dann noch als Gegensatz zum westlichen Lebensstil positioniert haben. Das ist die Situation die wir jetzt haben.


    Und Religion und Staat kann man - aus der Sicht der Religion(!) - nicht trennen. Denn "Religion" glaubt ja immer sich auf "göttliche Anweisungen" stützen zu können. Und die sind - aus Sicht der Religion(!) - immer höher zu bewerten, als von Menschen entwickelte Gesetze. Aus Sicht der Religionen ist das völlig logisch. Deswegen haben nahezu alle religiös ausgerichtete Staaten religiöse Kontrollgremien, wie den "Wächterrat" und ähnliches. (Wohlgemerkt: Nicht nur im Islam. In Bhutan (einem streng buddhistischen Land) zum Beispiel wird kein Gesetz vom König unterschrieben, dass nicht die Zustimmung der Mönche hat.)


    Ich halte das natürlich für falsch. Religionen sind Erfindungen der Menschen, sie orientieren sich an Vorstellungen in die Zeit, in der sie erdacht wurden (wie Grimms Märchen). Sie dürfen nicht länger Maxime für staatliches Handeln sein.

    Erst wenn wir strikt säkulare Staaten haben, dann kann man einen religiösen Glauben als Privatsache(!) leben. Dann können auch vielfältige Vorstellungen über den Sinn des Lebens und über ein eventuelles Jenseits friedlich NEBENEINANDER gelebt werden.

    Auch bei uns in Deutschland ist noch ein weiter Weg zu gehen, um Staat und Religion völlig zu trennen. Aber in den heutigen etwa 40 islamischen Ländern ist die Strecke um ein vielfaches länger.


    Mit der Blütezeit des Islam hast Du Recht. Die erfolgte allerdings nach heftigen und brutalen Eroberungskriegen, wobei nicht Konvertierungswillige extremst unterdrückt wurden (Steuern, Sklaverei, Ghettoisierung, Vernichtung usw.) Im christlichen Europa herrschte dabei extrem finsteres Mittelalter, weil die Kirchen die Erkenntnisse der antiken Philosophie unterdrückten und vernichteten.

    Aber auch die letzten paar hundert Jahre kam aus der Islamischen Welt nichts, wann an diese 1000 Jahre zurückliegende Blütezeit anknüpfen könnte. Oder übersehe ich was?

    Um es mal einfach zu sagen: Religion ist Privatsache und man soll nicht Dritte damit "tangieren", sondern seinen Glauben für sich leben - ist übrigens auch im Islam eigentlich Usus.

    Eine sehr gewagte Aussage. Warst Du denn schon mal in Islamischen Ländern?

    Hast Du Dir angesehen, wie dort die Religion die staatlichen Gesetzte, das öffentliche Leben, die Ausbildung, die Wissenschaft und die Kunst beeinflusst.

    Weißt Du nicht , dass in vielen islamischen Ländern ein "Wächterrat" (oder ähnliches) eine die "nicht aus Geistlichen" bestehende Regierung" überwacht und Regierungshandeln auf Konformität mit dem Islam kontrolliert?

    Oder hast Du schon mal erlebt, wie die Religionspolizei zur religiösen Kontrolle in Dein Hotelzimmer eindringt?

    Hast Du schon mal gehört, dass in Islamischen Ländern Menschen zum Tode verurteilt werden, die an der Existenz Gottes öffentlich zweifeln? (Hierzu sind mir aktuelle Fälle in Saudi Arabien, Mauretanien, Ägypten, Iran und Bangladesch bekannt. Einen aktuellen Fall aus einem der genannten Länder unterstütze ich persönlich. )

    Und so weiter... Deine Aussage, dass Religion im Islam Privatsache sein soll, ist meines Erachtens also nicht durch den gelebten Islam in islamischen Ländern gedeckt. Und auch nicht durch die Aussagen des Koran oder der Scharia - im Gegenteil! Die Trennung von "spirituellem Glauben" und Leben in der Gemeinschaft (Staat) gibt es nicht!

    (Den Anspruch das Leben der Gläubigen bis ins Detail zu bestimmen haben übrigens ALLE großen Religionen gemeinsam!

    Auch der Buddhismus, der Hinduismus und das Christentum. In Westeuropa, wurde allerdings durch den Siegeszug der Wissenschaft und Aufklärung eine formale - leider noch sehr lückenhafte - Trennung von Staat gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen durchgesetzt.)

    Mit unseren abendländischen Werten hat der nix am Hut

    Magst du mir erklären / aufzählen was "unsere abendländischen Werte" genau sind?

    Abendländische Werte:

    - UN-Charta für Menschenrechte

    - Grundgesetz

    - Bürgerliches Gesetzbuch

    - Strafgesetzbuch


    Darin stehen die Normen und Werte, die die hier lebenden Menschen untereinander ausgehandelt und über Jahrhunderte formuliert haben. Diese Texte regeln unser Zusammenleben. Und sie unterscheiden sich zum Teil sehr deutlich sich von anderen Wertesystemen.


    Großen Anteil an der Erschaffung der o. g. Regeln für unser Zusammenleben hatte dabei die "Aufklärung", die in den letzten 200 Jahren im Abendland dafür gesorgt hat, dass die religiöse Bevormundung den "individuellen Menschenrechten" weichen musste. Gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen wurden Meinungs- und Informationsfreiheit, Abschaffung der Sklaverei, Frauenrechte, Freiheit von Forschung und Wissenschaft, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst usw. usw. durchgesetzt. Solche erkämpften Rechte sowie viele weitere Abmachungen für unser gemeinsames Zusammenleben stehen in den oben genannten Texten. Diese Texte formulieren damit unsere "abendländischen Werte".

    Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

    Und genau das halte ich für ausgesprochen dummen Schwachsinn.

    Ich kann ein patriotischer, loyaler deutscher Staatsbürger sein und trotzdem eine tiefe emotionale Bindung zur Türkei haben (und Erdogan gegenüber trotzdem ablehnend sein).

    Jeder, der etwas anderes behauptet hat keine Ahnung, was es heisst Eltern aus Land A zu haben und in Land B geboren /aufgewachsen /sozialisiert worden zu sein.

    Deshalb interessiert mich Dein schwadronieren über das Thema nur am Rande. Du und einige andere hier reden und schreiben über das Thema wie der Papst über K*lner darkroom parties. :gaehn:

    Du hast Recht, man kann ein "patriotischer, loayler deutscher Staatsbürger sein und trotzdem eine emotionale Bindung zur Türkei haben".

    Das ist kein Problem! Überhaupt keins!! Aber dann (zumindest wenn man Deutschland, das Grundgesetz, die rechtsstaatlichen Prinzipien, die Gewaltenteilung und die Menschen- und Freiheitsrechte wirklich verstanden und als Werte verinnerlicht hat) kann man NICHT solche Quasidiktatoren wie Erdogan anhimmeln, wie Özil und Gündogan es getan haben.

    Das sehe ich anders:

    Die 16-18 Menschen im Exekutivkomitee , die das entscheiden, können ihrer eigenen Agenda haben. Das System ist extrem anfällig für Korruption. Und wenn der Bewerber Deutschland in die rassistische Ecke gestellt wird, fällt es dem ein oder anderen der entscheiden Leute sehr viel leichter - nach der entsprechenden Zuwendung aus der Türkei - gegen Deutschland zu stimmen. Es beruhigt dann das Gewissen der möglichen korrupten Delegierten. Sie stimmen ja gegen die Rassisten...

    Außerdem spielen noch einige weitere Fragen eine Rolle, die die Türkei - als Quasidiktatur - wesentlich leichter erfüllen kann. Z. B. die Steuerfreiheit für die Gewinne der UEFA und ähnliches. In der Türkei sind solche und andere nötige Rechtsbeugungen kein Problem und können problemlos zugesichert werden. Ein Erdogan-Dekret und schon ist es passiert. In Deutschland gelten aber zunächst mal die allgemeinen Steuergesetze, die vom Bundestag und Bundesrat angepasst werden müssten. Und ob es da z. B. eine Mehrheit für die Steuerbefreiung von solchen "Unternehmen" wie die UEFA gibt ...?

    Es geht ja nicht ums "Verleugnen". Jeder kann und darf zu seiner Heimat, seinen Wurzeln stehen. Kein Problem. Das kommt auch häufig vor. Wir erinnern uns an Büskens mit dem Düsseldorf Schal, als er mit Fürth aufstieg.


    Aber das Staatsoberhaupt eines anderen Landes (der zudem nach unseren Kriterien ein Despot ist) als "mein Präsident" zu titulieren und ihm beim Wahlkampf zu helfen, ist einfach nicht passend. Und was völlig anderes.


    Vergleicht es doch mal:

    Fortuna hat einen sehr guten Spieler der in Ostholland geboren wurde. Und der trifft sich kurz vorm Bundesligastart mit dem Bürgermeister von Ostholland, überreicht ein Trikot und signiert es mit "mein Bürgermeister"...

    Der Bürgermeister postet es umgehend im Kommunalwahlkampf auf der Seite seiner Partei.

    Klar, das kann man nicht 100% vergleichen. Der Bürgermeister von Ostholland ist schließlich kein Tyrann, er achtet die Grundrechte und die UN-Menschenrechte.

    Aber man kann es sich ja trotzdem mal überlegen, wie wir Fortuna-Fans zu diesem Spieler stehen würden.

    Und ob Funkel den Spieler im nächsten Spiel noch einsetzen würde?

    Dankbarkeit und Hochachtung einer offenen Gesellschaft gegenüber und gegenüber den Menschen, die dafür kämpfen, dass es eine offene, tolerante Gesellschaft bleibt. Mißachtung all jenen gegenüber, die offene und tolerante Gesellschaften bekämpfen. Özil hat sich mit seiner Huldigung Erdogans auf die Seite derer gestellt, die er jetzt verurteilt.


    Ein sachlicher und richtiger Beitrag. Aber ein Gesichtspunkt wird ausgeblendet: Erdogan ist - ob es uns gefällt oder nicht - ein demokratisch gewählter Präsident der Türkei. Natürlich muss mindestens seit dem Putschversuch 2016 der Begriff "demokratisch" weit gefasst werden, aber selbst die türkische Opposition zweifelt nicht die grundsätzliche Rechtmässigkeit der Wahl an. Die Türkei ist bedauerlicherweise auf dem Weg in eine Autokratie, aber die Mehrheit der türkischen Zivilgesellschaft wünscht sich einen starken "Führer" und Erdogan geniesst hohes Ansehen insbesondere in der ländlichen Bevölkerung. Wir sollten sehr darauf achten, andere Länder nicht zu belehren, was der richtige Weg ist. Erdogan, Putin, Trump und Co. müssen wir einfach aushalten, es ist nicht unsere Wahl.

    Kommt doch nicht immer mit dem Argument Erdogan sei "demokratisch gewählt".

    Ja, das ist er vielleicht, wenn man all die Einschüchterungen der Presse, die Manipulationen der Öffentlichkeit, seine Täuschungen, die allgemeine Korruption und Vetternwirtschaft einfach mal außer Acht lässt. (Schon die überraschende Terminierung (1,5 Jahre zu früh) der letzten Wahl, ist eine erbärmliche Manipulation, weil die Opposition keine Gelegenheit hatte, sich zu organisieren.)


    Aber selbst wenn er nach unseren Maßstäben demokratisch gewählt wäre, Hitler wurde auch demokratisch gewählt! Honecker, Putin oder Orban auch. Und auch Mugabe aus Simbabwe.


    Aber macht das "Wahlverfahren" Erdogan und die anderen genannten Herren dann etwa zu Demokraten?

    Nein! Das Verfahren der Wahl ist eine Seite. Die weitaus wichtigere Seite ist das Verhalten nach der "Wahl".

    Und das ist bei Erdogan alles andere als demokratisch: Geiselnahme von ausländischen Journalisten, Einschränkung der Gewaltenteilung, Zulassen von Polizeiwillkür, Verhaftungs- und Entlassungswellen. Einschränkung der Pressefreiheit dahingehend, dass jede kritische Recherche als Unterstützung von Terrororganisationen geahndet wird. Abschaffung der Demonstrationsfreiheit, Abschaffung der Informationsfreiheit, Abschaffung der Meinungsfreiheit usw. usw.

    Die säkulare, freie und offene Gesellschaft wird systematisch, gezielt und mit brutalen Mitteln vom "demokratisch gewählten" Präsidenten Erdogan und seinen Helfern abgeschafft.

    Bist Du eine Person des öffentlichen Lebens?

    Hat Hitler und die NSDAP mit Deinem Bild Wahlwerbung gemacht?

    Hast Du ihm ein Trikot gewidmet, mit "meinem Reichskanzler"?

    Wenn nein, alles gut!

    Wenn ja ...

    Wo war eigentlich der Aufschrei 2011,2012,2016,2017?


    Da gab es auch Fotos von Özil mit Erdogan, hat aber keine Sau interessiert. Aktuell ist es aber schick über den Dreckstürken mit den Glubschaugen zu schimpfen, ohne dass irgendeiner was sagt, eher sogar nickt man noch zustimmend. Passt halt gerade in die Zeit.


    Ich mag Özil überhaupt nicht, aber diese Entwicklung hier in Deutschland, die auch gerade wieder in dieser Causa offensichtlich wird, die macht einfach nur Angst und beschämt.

    Da war Erdogan noch nicht Alleinherrscher. Da war der Allgemeinheit noch nicht so bekannt, wir Freiheitsrechte in der Türkei mit Füßen getreten werden, da war die staatliche und religiöse Unterdrückungsmaschinerie noch nicht so brutal angelaufen, da waren Journalisten als Geiseln noch kein Thema...

    Es ist ja auch ein Unterschied, ob sich jemand 1930 oder 1942 mit Hitler fotografieren ließ.

    Nein, weil er sich zu einem Diktator bekennt.

    So wie Özil sich ausdrückt, sieht er Erdogan völlig losgelöst von politischer Amtsausübung als höchsten Repräsentanten der Türkei.

    Damit hat er rein formell auch nicht Unrecht.

    Was ist der Unterschied? Die heutige Türkei ist das Werk des Präsidenten, die heutige Türkei IST Erdogan.

    Die Queen, May und Merkel hatte diese Auftritte mit Erdogan in ihren amtlichen Funktionen! Özil hat keine amtliche Funktion.