Beiträge von Bretzelburger

    So richtig gehört das ja nicht hierher, ich könnte es auch im "modernen Fußball"-Thread schreiben, aber dieses "Erlebnis" gärt schon ein paar Tage in mir und angesichts der Modeste-Verpflichtung will es jetzt heraus. Ich halte mich mit Namen zurück, weil es auch in die Privatsphäre Dritter eingreift, weshalb ich mich allgemein ausdrücke.


    Vor ca. 3 Wochen war ich auf einem Garten-Fest in einem Chemnitzer Reihenhaus, dass einem ehemaligen Kicker des Chemnitzer FC gehört, der in den 90er Jahren (erst 2.Liga und später Regionalliga, damals 3.Liga) viele Jahre in der 1.Mannschaft spielte (meine Frau ist mit dessen Frau befreundet). Auch andere Spieler - alle heute etwa Ende 40 - waren anwesend. Das ist alles so unprätentiös und im besten Sinn normal, wie man es sich angesichts solcher Modeste-Vorgänge kaum noch vorstellen kann. Angesichts der heutigen Gelder, die ganz selbstverständlich auch in der 2.Liga gezahlt werden (man könnte auch sagen, gezahlt werden müssen), kam mir das aus der Zeit gefallen vor.


    Es ist nicht so, dass ich den Jungs die Kohle nicht gönne, aber die Diskrepanz, die in den letzten 20 Jahren entstanden ist, ist schon enorm und mit keinem anderen Berufsfeld (auch incl. Rock- und Schauspielstars) zu vergleichen.

    Mir fehlt ja angesichts unserer aktuellen Situation die Gelassenheit um über andere zu lästern, aber mal ganz rational betrachtet: wurde nicht das Fehlen sogenannter "Übermannschaften" in der letzten Saison als einer der Gründe genannt, warum es Fortuna und Nürnberg ins Oberhaus schafften? - Quasi als die Einäugigen unter den Blinden?


    Also wenn ich mir den Punktestand des 12.Spieltags der letzten Saison betrachte, lägen der HSV und Köln mit ihrer jetzigen Punkte-Ausbeute auf Platz 3 und 5. Fortunas Vorsprung auf Platz 12 betrug am 12.Spieltag 15 Punkte, beim HSV sind es aktuell 7, bei Köln 4. Für eine Mannschaft wie den HSV, bei der es zu Beginn nur um 102 Punkte minus kleinem x ging, sind 14 Tore nach 12 Spieltagen auch kein Ruhmesblatt.


    Ständen Fortuna und Nürnberg jetzt mit der selben Tor- und Punktebeute an der Stelle vom HSV und Köln, würde es wieder von Kommentaren wimmeln, wie wahnsinnig ausgeglichen die 2.Bundesliga doch wäre und das sich keine Mannschaft für die 1.Liga wirklich anböte. Stattdessen durfte ich mir heute im Radio wiederholt anhören, dass die Paarung HSV vs. Köln nach Bundesliga klänge und man doch hoffen könne, dass sie nächstes Jahr wieder im Oberhaus stattfindet. Warum eigentlich? - Weil die noch so viel Kohle haben? - An der Spielstärke ist es bis jetzt noch nicht abzulesen. Auch wenn der HSV gerade zu einer 1:0 Effektivität gefunden hat, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, wie wenig souverän sie auftreten.


    Ich glaube, dass denen der Arsch gerade ganz schön auf Grundeis geht, angesichts der Situation in der Bundesliga. Um so mehr Gelder verteilt werden, um so rasanter wird man abgehängt - das dürfen wir ja gerade hautnah erleben. Es ist ja kein Zufall, dass mit Hannover und Stuttgart die 2 Mannschaften mit im Abstiegskampf stecken, die im Jahr zuvor aufgestiegen sind. Der direkte Wiederaufstieg ist deshalb unbedingte Pflicht und ich befürchte, dass sie das dank ihrer Spieler-Qualität auch irgendwie schaffen, aber wieso sollten sie dann mehr als wieder gegen den Abstieg spielen? - Weil Oppa Kühne dann vor wieder entdeckter Begeisterung wieder die Schatulle öffnet oder der zurückgekehrte Torjäger Modeste sonstige spielerische Schwächen überdeckt?


    So Stories wie mit der Wiedergeburt von Kaiserslautern in den 90er Jahren oder - noch nachhaltiger - von Werder Bremen in den 80er Jahren (die kannte ich von den frühen 70er Jahren an nur als graue, gegen den Abstieg spielende Maus), halte ich dank der Gelderverteilungen inzwischen für extrem unwahrscheinlich.

    Ich bin mir nicht sicher, ob die "Herren Geschäftsführer" diese Idee mit der Super-League wirklich ernst meinen - im besten Fall profitieren sie ein paar Jahre von einem weltweiten Interesse, aber wenn Spiele zwischen Real und Mancity zum Alltag werden, nimmt das Interesse auch wieder ab. Insgesamt ist aus meiner Sicht ein Abflauen der Begeisterung bei den - ich nenne sie mal ganz neutral - "Sonst-nicht-Fußball-Interessierten" zu beobachten, die ja den eigentlichen ausbaufähigen Markt ausmachen. Bei der letzten WM war das schon deutlich zu bemerken, nicht nur, weil die deutsche Mannschaft früh ausschied - übrigens ein Umstand, der 20-30 Jahre früher definitiv Konsequenzen zur Folge gehabt hätte, egal wie sinnvoll diese wären. Dank des Titels 2014 war generell eine Sättigung eingetreten. Ich glaube auch nicht, dass die EM 2024 annähernd an die WM 2006 herankommt, obwohl bestimmt alles dafür getan wird. Um es mal in Erinnerung zu rufen - die Macher wurden damals selbst von der allgemeinen Begeisterungswelle überrascht. So etwas kann man nicht "herbei zwingen".


    Mich erinnert die Situation an ein Gespräch mit einem Gastronomen, der mir einmal erzählte, wie schwer es ist, einen schleichenden Niedergang bei den Gästezahlen festzustellen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Es gibt immer Schwankungen, auch jahreszeitbedingt, und natürlich hat man zwischendurch immer mal wieder "die Bude voll", so dass man nur über einen längeren Zeitraum verlässlich erkennen kann, dass einem die Leute weglaufen - entsprechend lang kann man sich das auch schönreden. Das passiert jetzt schon, nach gerade einmal 3 Jahren Bundesliga, in Leipzig, die ihr Stadion kaum noch voll bekommen. Man kann da marketingtechnisch so viel behaupten, wie man will, eine echte Bindung in Größenordnung baut sich erst über Jahrzehnte auf - ob man das als Tradition bezeichnen will oder nicht. Wer die Bilder aus Leutzsch gesehen hat bei den beiden Pokalspielen von Fünftligist Chemie Leipzig erkennt das sofort - die Begeisterung war, so ausgenudelt das Wort inzwischen ist, schlicht authentisch.


    Deshalb will Matteschitz ja auch unbedingt in die Champions-League, denn nur damit kann er noch einen gewissen Hype erzielen. Aber wie lange soll das funktionieren? - Das gilt auch für die "Super-League". Die Vereine entfernen sich zunehmend von ihrer eigentlichen Fan-Basis, nur um sich einer vergnügungssüchtigen, materiell gut versorgten Freizeit-Gesellschaft zuzuwenden, die Fußball bei Sekt und Häppchen mit großen Stars guckt statt ins Rock-Konzert oder ins Restaurant zu gehen. Oder - die Mehrheit - per Bezahl-Sender vor der Glotze oder dem PC sitzt. Da mag man Planungssicherheit in der Liga haben, eine Planungssicherheit bei den wankelmütigen Zuschauern gibt es nicht. In dem Zusammenhang sollte man auch nicht vergessen, dass Stars wie Messi und Ronaldo ein absoluter Glücksfall in ihrer weltweiten Vermarktungsqualität waren und nur noch kurze Zeit sind. Die Beiden sind inzwischen deutlich über 30 - sieht Jemand adäquate Nachfolger? - Das gilt auch - eine Stufe tiefer - für Ribery und Robben bei Bayern. Fussballerisch sind sie schon über ihren Zenit, aber als Identifikationsfiguren quasi unersetzlich. Bayern hat ne Menge guter Fußballer, aber aus Marketingsicht wird die Mannschaft immer austauschbarer (was ich gut finde).


    Ich begrüße diese Entwicklung, aber ich bin ja auch nicht das "Objekt der Begierde" der Marketing-Strategen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass denen diese Entwicklung nicht auffällt. Es gibt mit Sicherheit einige Experten, die mit der "Super-League" noch ordentlich Margen abschöpfen wollen - quasi die "Nach-mir-die Sintflut"-Mentalität - aber langfristig ist das Risiko zu groß, an Rückhalt bei der bestehenden Fan-Basis zu verlieren und allein auf die "Eventies" angewiesen zu sein. Selbst wenn man nicht aus dieser Liga absteigen kann, ist das keine Garantie dafür, dass man immer mithalten kann, da ja alle ordentlich Kohle haben und die Anzahl an Topp-Spielern oder Trainern begrenzt bleiben wird. Was wäre, wenn Bayern plötzlich fast nur noch verliert, so richtig schön gegen ManCity oder Barcelona einen eingeschenkt bekommt? - Dann sehnen die sich nach der Bundesliga zurück und das wäre dann die absolute Loser-Nummer.


    Also wenn ich mir das so überlege ...ein geiler Gedanke, bitte "Super-League" schon ab nächste Saison...

    Das mit den Fachleuten und Experten ist immer so eine Sache - wie oft haben wir hier schon erlebt, dass anerkannte Fußballtrainer plötzlich zumVersager und Nichtskönner gestempelt wurden? - Ich kenn das auch aus meiner inzwischen 30jährigen Berufserfahrung (die Hälfte davon selbstständig). Die Bandbreite reichte von der Flitzpiepe bis zum Ober-Guru. Die Extreme waren quatsch, aber selbstkritisch muss ich sagen, dass ich auch nicht immer Top-Leistungen abgeliefert habe: mal war ich nicht so interessiert, dann überfordert, das nächste Mal war es einfach nicht mein Gebiet. Und das soll Politikern anders gehen ?


    Hinsichtlich der generellen Qualität der Politiker gebe ich Wolfgang recht, aber der Trend geht doch seit Jahrzehnten Richtung Selbstdarsteller in allen Bereichen und davor macht auch die Politik nicht halt. Andererseits darf man nicht vergessen, dass es auch eine Errungenschaft der Nachkriegsgesellschaft ist, dass die Standesgrenzen etwas durchlässiger wurden. Tatsächlich hätten es vor 50 Jahren einige der heutigen Politiker nicht zum Pförtner gebracht, aber die Gründe lagen nicht an der Qualität, allein Frauen existierten doch kaum in gehobenen Gremien. Und wenn es mal eine Ausnahme gab, war sie hoch gebildet.


    Mir ist es zu einfach, von den heutigen Politikern einzufordern, die seit Jahrzehnten aufgebauten Mechanismen zu durchbrechen. Einerseits soll die Wirtschaft brummen, andererseits der gordische Knoten von Lobby und Macht zerschlagen werden - und das von Politikern, die oft selbst aus der Szene sind. Mir fällt da immer ein Beispiel aus den "goldenen 60er und 70er Jahren" in meiner Familie ein. Mein Vater hatte bei einer uns wohlbekannten Firma einen guten Job, aber trotz aller Reputation war für ihn in einer mittleren Führungsebene Schluss, obwohl er mit einigen Kollegen befreundet war, die an ihm in die nächste höhere, für deutliche Vergünstigungen notwendige Ebene vorbeizogen. Der Grund lag in der sehr peniblen Spesenabrechnung, die mein Vater betrieb. Wenn ihn beispielsweise meine Mutter nach Lohausen fuhr, berechnete er nichts, während es üblich war dafür die Taxi-Kosten gegenzurechnen. Ich erinnere mich, dass auch ich mich darüber lustig gemacht habe. In den 90er Jahren, nach der Pensionierung erzählte mir einmal ein Kollege aus der höheren Ebene, der ihn mochte, dass die in der Ebene einfach keinen Bock auf einen Moralapostel hatten. Da ließ man eben auch mal Fünfe gerade sein.


    Und jetzt denkt euch dieses sehr harmlose Beispiel in die heutige Gegenwart, abgesehen davon das heute Typen, die moralische Standards einfordern, Materialismus und gesellschaftlicher Anerkennung abschwören (und damit Lobbyisten wenig Angriffsfläche bieten), selten populär sind. Die müssen schon verdammt cool und fähig sein, damit sie nicht als moralinsaure Besserwisser rüberkommen - das ist dünnes Eis. Man sieht, Inkonsequenz überall...


    Gruß Udo

    Ich bin selbst Diesel-Fahrer (der seinen Wagen auch nicht eintauschen will) und wenig glücklich über den sich hinziehenden Diesel-Kompromiss wahrscheinlich zu Ungunsten der Verbraucher, aber wenn ich hier (und natürlich auch draußen auf der Straße) das ganz Politiker-Bashing mitkriege anstatt den tatsächlichen Verursacher abzustrafen, frage ich mich, welchen Traumjob Alle haben müssen, bei dem sie ausschließlich gemäß ihrer konsequenten Einstellung agieren können, von kleinen die eigene Haltung selbstverständlich nicht aushöhlenden Kompromissen einmal abgesehen. Und wenn sich diese Haltung nicht durchsetzen lässt (z.B. dominanter Vorgesetzter, Abweichung von vereinbarten Leistungsumfängen, moralische Bedenken), dann kündigt man sofort den Job oder gibt den Auftrag zurück. Wer so handelt gilt unter Zeitgenossen eher als Idiot (wie, du hattest noch keinen neuen Job/Auftrag?) und nicht als konsequent, aber bei den Politikern ist logisch alles nur Machterhaltung.


    Zufällig habe ich Einblick in das Leben einer sächsischen Landtagsabgeordneten (eine Freundin meiner Frau) und kann nur sagen: mit der möchte ich nicht tauschen - 60-80 Stunden Wochen-Arbeitszeit, schwierig zu händelnde Familienverhältnisse und dann ständig in der Kritik und in Angst vor der Wählerabstrafung - Heidewitzka! - Für uns klingen 4-5 Jahre Abstand zwischen Wahlen als lang, für Jemanden, der etwas als Politiker bewirken will, rennt die Zeit angesichts von Zwischen- und sonstigen Wahlkämpfen dagegen davon - alles eine Frage der Perspektive. Und die sollte Jeder auf Grund der Erfahrungen im eigenen Job eigentlich einnehmen können. Also ich habe noch nie erlebt, dass nach Beendigung eines Projekts alle mit mir zufrieden waren - dafür erfordert mein Job viel zu viele Abwägungen zwischen unterschiedlichen Interessen.


    Wie gesagt, mir geht es nicht um die Verteidigung von Parteien, ich kann nur diese üblichen Litaneien über Politiker nicht mehr hören, die besonders der AFD Stimmen einbringt. Angesichts der dort angetretenen Riege für mich jenseits aller ideologischen Überzeugungen völlig unverständlich. Wenn man dieses Argument in einer Diskussion anbringt, bekommt man immer als Antwort zu hören, dass die jetzigen "Polit-Schauspieler" (auch so ein unflätiges Vorurteil) versagt hätten und neue Gesichter eine Chance verdient hätten. Den möchte ich sehen, dem ein Berufsanfänger ohne Reputation als Vorgesetzter vom Chef mit den Worten " wir müssen mal was Neues ausprobieren, einfach mal was riskieren" vor die Nase gesetzt wird. Und schon sind wir wieder in der Lebenswirklichkeit des Einzelnen angekommen. Angeblich fühlen sich ja Viele nicht mehr von den "abgehobenen Politikern" gesehen, geschweige denn vertreten, warum fangen sie nicht selbst mal an, andere Menschen nicht nur aus ihrer eigenen kleinen Perspektive zu betrachten?

    Ich sehe auch Abend für Abend halbwegs ordentlich gekleidete Menschen Flaschen und Dosen aus den Mülleimern vor meinem Stammgriechen und der gegenüberliegenden Straßenbahnhaltestelle am Spichernplatz fischen, werde ständig um 'ne Kippe angeschnorrt, und habe dabei keineswegs den Eindruck und Verdacht, dass die Betroffenen sich gerade die restlichen noch fehlenden 5.000 € für den zweiten Porsche zusammensparen. Und "komischerweise" sind das nie Migranten.

    Sympiiiiiiiiii :D

    Nein, ich glaube auch nicht an den Zweitporsche, aber auch nicht, dass sie die AFD wählen, weil sie sich davon eine Verbesserung ihrer Situation versprechen oder einen gezielten faktenbasierten Protest gegen die jetzige Regierung ausdrücken wollen. Seltsamerweise erlebe ich die höchsten Zustimmungsbezeugungen zur AFD, gepaart mit Femdenangst, hier im Osten beim aus der kleinstädtischen Region stammenden Angestellten/Selbstständigen mit Durchschnittseinkommen und 2-5 Jahre altem PKW vor der Haustür meist des eigenen Hauses - vielleicht ist es der Neid auf den Zweitporsche der Migranten, die dafür nicht einmal Flaschen sammeln müssen?

    ein deutscher Miethai

    Differenzierung wäre eigentlich angesagt, aber genau die findet in großen Teilen der Bevölkerung und am Stammtisch nun mal nicht statt.

    Du kritisierst, daß am Stammtisch nicht differenziert wird, aber genau das machst du doch auch nicht. Du bezeichnest den Vermieter mal eben als deutschen Miethai, kennst aber genauso wenig wie ich den Vermieter (es könnte ja auch ein Nichtdeutscher sein!?), kennst nicht die Wohnung bzw. die Wohnungsgröße oder ob es sich nicht doch eher um ein Haus handelt. Du Kennst nicht die Gegend, wo die Familie wohnt. --;;)

    Um dem gleich etwas hinzuzufügen - ich hatte erst letztes Wochenende ein Gespräch über Miethöhe und Mietsituation in einer bürgerlichen, zentral gelegenen Wohngegend. Dort beschrieb eine Freundin, dass der Vermieter selbst im Haus wohnt und bei Missständen auch selbst Hand anlegt, um die Nebenkosten zu verringern. Die Kaltmieten liegen dort bei 3-5 Euro/m2 (Altbau, teilsaniert) - und wo befand ich mich? - In Chemnitz, das statistisch als Großstadt mit den geringsten Miethöhen in Deutschland gilt. An dem Mietwucher und Spekulationsobjekten in Großstädten wie München, Hamburg, Berlin usw. ändert das nichts, aber ich glaube, dass unter den darunter Leidenden die Wähler der AFD eher unterrepräsentiert sind.


    Auch unter den hier montäglich rumlaufenden Pegida-Jüngern wird man nur Wenige finden, die Solidarität mit Wohnungssuchenden in München oder Kreuzberg bekunden werden, dafür Mehr die vor einer Islamisierung warnen, für die man schon sehr Statistiken zurechtdrücken und ausgesuchte News bemühen muss, um dafür Gründe zu finden. Warum gehen sie nicht auf die Straße gegen Steuergesetze, die Wohlhabende bevorteilen, warum setzen sie sich nicht für allein erziehende Mütter ein, warum gehen sie nicht dagegen vor, dass Hartz 4 sogar um Beträge gekürzt werden, die eine wohlwollende Großmutter ihrem Enkel als Haushaltshilfe blöderweise überwiesen hat ? - Wir reden hier immer von versagenden politischen Parteien. Geschenkt - es geht ja hier um Protest, um außerparlamentarische Opposition. Aber anstatt gegen Missstände aufzubegehren, die Viele tagtäglich real betreffen, marschieren seit Jahren irgendwelche Schreihälse gegen "Volksverräter", Frau Merkel" und das Fremde schlechthin über die Straßen.


    Daran wird deutlich, dass es eben nicht um Renten oder Miethaie geht, sondern dass diese nur als Feigenblatt dienen, um zu verdecken, dass es ausschließlich um "Stimmungsmache" zu eigenen Zwecken geht - ganz profan um die eigene Machtstellung. Hier in Ostdeutschland hat die AFD viele Punkte mit der Integrierung der noch in der Türkei lebenden Eltern von "Gastarbeitern" in deren gesetzliche Krankenversicherung machen können - die Nachricht ging herum wie ein Lauffeuer. Hintergründe des Gesetzes aus den 60er Jahren einer damals mehr als konservativen Regierung und die tatsächliche wirtschaftliche Größenordnung spielen keine Rolle - es passt ja bestens zu den eigenen Vorurteilen. Vor 3 Jahren, als die Flüchtlingswelle auf dem Höhepunkt war, lagen Zettel im Briefkasten, die die Schließung eines ALDI-Marktes auf Grund krimineller Flüchtlinge beklagten. Der ALDI liegt in einem entfernten Stadtteil Dresdens, wurde nie geschlossen und ist heute noch präsent, aber ich bin mir sicher, gerade die ältere, nur noch wenig bewegliche Bevölkerung glaubte das sofort. Auch die hier viel diskutierten öffentlich-rechtlichen "Zwangsgebühren" oder die Politiker-Diäten gehören zu diesem Themenbereich, dabei komplett auslassend, dass das Kleingeld ist, gemessen an Bankenrettung, Rentenkosten usw. Wir alle bezahlen so viele versteckte Kosten (siehe oben Miet-Nebenkosten als Beispiel), aber diskutieren seitenlang über 10 Euro plus/minus monatlich wegen angeblicher Verschwendung von Fernsehgeldern.


    Es ist ja nicht so, dass ich nicht ebenso tiefsitzende Vorurteile habe. Wenn ich jetzt, wie bei der Befragung des angehenden Verfassungs-Richters in den USA höre, dass dieser mit einem Kumpel als 17jähriger versucht hat, eine 15jährige zu vergewaltigen, glaube ich das instinktiv sofort. Irgendwelchen von sich überzeugten Highschool-Jüngelchen aus bürgerlich-potentem Hause traue ich emotional jede Schandtat zu, aber das bedeutet nicht gleichzeitig, dass ich das nicht hinterfrage und kritiklos verbreite. Dass ist das, was ich von jedem einfordere, auch in Gesprächen, wenn Jemandem mir gegenüber eine Bemerkung rausrutscht. Ich kritisiere das nicht als solches und gestehe Jedem zu, seine Meinung zu sagen, aber ich will wissen, warum er es sagt und was er wirklich denkt. Das fordere ich ein, auch wenn man sich danach aus dem Weg geht - das kann man letztlich sowieso nicht beeinflussen,


    Gruß Udo

    Was sind eigentlich Rundfunkgebühren oder sämtliche Steuern? Freiwillige Abgaben oder doch Zwangsgebühren? Der Staat, also Wir, wird von uns,dem arbeitenden Volk, finanziert. Warum dies allerdings nur für Arbeiter und Angestellte gilt, werde ich nie verstehen. Das Rentensystem ist stark gefährdet, weil eben Selbstständige,Beamte,Politiker nicht ins System einzahlen müssen. Wenn der Selbstständige nicht selbst vorsorgt und Pleite geht,wird er vom Staat unterstützt. Und das geht mir gegen den Strich! Würden ALLE einzahlen, hätten wir auch in Zukunft kein größeres Problem mit dem Rentensystem. In unserem Staat läuft nicht alles verkehrt, aber hier und da MUSS reformiert werden. Vorallem bei der Zwangsabgabe für Beamte,Politiker und Selbstständige! Rundfunkgebühren muss ja auch jeder bezahlen...

    Ich habe mal das Zitat zu den Selbstständigen, die bei einer Pleite vom Staat unterstützt werden, als für mich signifikantes Beispiel der grundsätzlichen Debattenproblematik genommen, weil es a) hier dazu keine Reaktion gab und b) viele das so auch unterschreiben werden.


    Im Prinzip ist die Aussage richtig, aber nur wenn man eine zugespitzte Situation als Beispiel nimmt. Ein Selbstständiger, der jahrzehntelang ordentlich verdient, kurz vor der Rente in die Pleite geht (am Besten er hat noch frühzeitig eine Absicherung wahlweise ins Ausland oder an Vertrauenspersonen transferiert) und dann Grundsicherung kassiert, obwohl er nie oder nur ganz kurz ins Rentensystem eingezahlt hat. Klar, solche Fälle mag es geben, aber wie hoch ist deren Anteil an den Millionen Selbstständigen? In der Regel kommen Pleiten nicht kurz vor der Rente und in die Selbstständigkeit gehen die Meisten auch erst nach ein paar Jahren Arbeiter-/Angestelltendasein. Gleichzeitig werden private Vorsorgen bei einer Pleite komplett "aufgefressen". Der Staat unterstützt den Pleitier mit keinem Cent, denn für eine Rente knapp oberhalb der Grundsicherung haben die Meisten noch irgendwie selbst gesorgt. Die Kritik am Rentensystem ist grundsätzlich gerechtfertigt, doch gerade dieses Ausspielen verschiedener Bevölkerungsgruppen gegeneinander ( hier als Bashing-opfer die gesichtslose Masse "Selbstständige") ist aus meiner Sicht kontraproduktiv.


    Doch differenzierte Betrachtungen sind weder populär, noch leicht rüberzubringen (oben meinte ein Forist "Wackinho" hätte bei seiner differenzierten Argumentation "um die Ecke gedacht" zur "Zwangsabgabe" - fand ich übrigens nicht). Lieber wird aus der "persönlichen Erfahrung" heraus argumentiert. Mir fehlt dabei einerseits das Augenmaß, seine eigene Situation im Gesamtkontext betrachten zu können, andererseits die Ehrlichkeit, dass diese Begrifflichkeiten über die wahre Intention der sie Benutzenden hinwegtäuschen sollen.


    Die Begrifflichkeit "Zwangsabgabe/gebühr" ist verhältnismäßig neu und in dieser Vehemenz erst aufgetaucht, seitdem die GEZ konkret per Haushalt eingezogen wird. Eine verpflichtende Gebühr war sie schon zuvor, aber jahrzehntelang galt es als Volkssport, sich ihr zu entziehen. Stories über Gebühreneintreiber, die plötzlich vor der Haustür standen, sind Legion, gepaart mit coolen Sprüchen, wie man deren Eintreten verhindert hätte. Die Qualität der öffentlich Medien und die Kritik daran hat sich dagegen in den vergangenen Jahrzehnten kaum geändert, egal ob mangelnde Objektivität, Abhängigkeiten von Geldgebern und politischen Parteien, Uneffektivität des Verwaltungsapparats (gilt so ziemlich für jede Behörde/Firma mit mehr als 10 Mitarbeitern), schwache Qualität der Sendungen usw.

    Gleichzeitig gibt es viele weitere verpflichtende Abgaben wie der Beitrag zur Müllentsorgung, den Jeder bezahlen muss, obwohl einige sich durch ihre Lebensgestaltung die größte Mühe geben, möglichst wenig Müll zu erzeugen. Doch denen fehlt jede Lobby, sie werden eher als "Gutmenschen" belächelt (positiv ausgedrückt) und müssen den selben Anteil an der Müllentsorgung entrichten wie Alle. Wo bleibt da der Aufschrei?


    ich könnte jetzt noch das Beispiel der hier in Sachsen mit Aufklebern wie "Todesstrafe für Kinderschänder" Herumfahrenden nehmen, mit denen ich schon Diskussionen versucht habe. Aber das funktioniert nicht, denn denen sind sowohl Kinder, wie deren Schänder letztlich egal - die wollen das Grundgesetz aushebeln und nehmen ein besonders schändliches Verbrechen, um eine Mehrheit hinter sich zu bringen. Den Begriff "Zwangsgebühr" sehe ich nicht so schwerwiegend, aber die eigentliche Intention liegt für mich darin, die Staatsverdrossenheit zu fördern - und nicht im Sinn einer konstruktiven Förderung der Demokratie. Ich unterstelle das nicht jedem Nutzder des Begriffs, aber man solllte sich der Wirkung schon bewusst sein,


    Gruß Udo

    schön auch wie Pollersbeck nach dem Spiel noch Grund zum lachen hat

    Ich finde das nicht überraschend, auch wenn ich den tatsächlichen Grund dafür nicht kenne. Fakt ist, das Köln und Hamburg auf den Plätzen 1 und 2 stehen trotz jeweils hoher Heimniederlagen an den letzten 2 Wochenenden. Fürth hat in Heidenheim 0:2 verloren und nicht von der HSV-Niederlage profitiert. Gegen Heidenheim hätte der HSV zu Hause auch fast verloren, bis ihn Lasogga mit 3 späten Toren rettete. Mich erinnert das an deren Durchwursteln in Liga 1 bis zum jeweiligen Klassenerhalt, obwohl der HSV da auch oft für die höchsten Saison-Niederlagen aller Vereine sorgte. In Liga 2 geht diese unausgegorene Mischung aus komplett abgegebenen Spielen und glücklichen Ergebnissen wie zuletzt in Dresden nur eben in umgekehrter Richtung zum Aufstieg.

    Ich habe mir letzte Nacht nach dem "Rasenfunk" noch die aktuelle "Bohndesliga"-Ausgabe angesehen und stelle eine gewisse Homogenität der Meinungen fest.

    Man begegnet den Aufsteigern Fortuna und auch Nürnberg mit Respekt und Sympathie, aber es traut ihnen Niemand zu, sich dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren. Als Beispiele werden Ingolstadt und Darmstadt genannt, die es auch schafften, dank angemessener Taktik nicht sofort wieder abzusteigen, die es aber folgerichtig in ihrer zweiter Saison "erwischte". Ein wenig weicht Marian Laske davon ab, der Fortuna - sollten sie das erste Jahr überstehen - zutraut, weiter etwas aufzubauen und damit den Abstand zu den "gestandenen Bundesligisten" zu verringern. Er sieht das allerdings auch als zwingende Notwendigkeit an.


    Wie groß dieser Abstand inzwischen geworden ist, wird daran deutlich, dass der HSV und Köln dagegen ganz selbstverständlich zu den "Bundesligisten" gezählt werden, die sich nur mal ein Jahr Auszeit gönnen. Auch Stuttgart, Hannover oder Frankfurt werden solche "Eskapaden" zugestanden. Hoffenheim oder Redbull werden in diese Bundesliga-Etablierungs-Überlegungen natürlich nicht mit einbezogen, für die gelten andere Regeln. Auch Wolfsburgs zweifacher Relegationsplatzbesuch gilt immer noch als "Betriebsunfall" - unter den Abstiegskandidaten tauchen sie ebensowenig auf wie Leverkusen trotz des kleinen Fehlstarts. Allein an der Selbstverständlichkeit, mit der bei diesen 4 Vereinen die sonstigen Experten-Ansichten außer Kraft gesetzt werden, wird deutlich, dass deren wirtschaftliche Voraussetzungen die üblichen Fußball-Markt-Gesetze aushebeln. Leider wird das auch in diesen sehr differenzierten Gesprächen über die Situation der Aufsteiger nie auch nur mit einem Wort erwähnt, als ob Redbull schon ewig in der 1.Liga mitspielte.


    Für mich, der ich mich seit 5 Jahren nicht mehr annähernd so intensiv mit der 1.Bundesliga beschäftigt habe, entsteht zunehmend der Eindruck einer geschlossenen Gesellschaft, bei der jedes Mitglied froh ist, nicht zu den Opfern (Kaiserslautern, Bochum, Bielefeld usw.) der Verdrängung durch die von "unten" hervorstoßenden kapitalstarken Vereine wurde. Deutlich wird das an dem bärtigen Bremen-Fan (den Namen habe ich jetzt nicht extra nachgesehen), der ganz selbstverständlich die Rolle seines Vereins in der Bundesliga sieht, obwohl die Bremer in den letzten Jahren arge Probleme hatten. Gefahr von unten durch neue Investments ist aktuell nicht zu erwarten und der Vorsprung zur 2.Liga vergrößert sich mit jedem Jahr dank der üppig fließenden Tantiemen weiter. In deren idealer Welt tauschen der HSV/Köln mit Fortuna/Nürnberg nächstes Jahr wieder die Plätze (das wurde wörtlich so formuliert) und steigen im kommenden Jahr noch Mainz und Augsburg ab - dann ist man wieder unter sich mit Freiburg (oder einem gelegentlichen Besucher) als Maskottchen. Ein Zustand, der sich - sollte Niemand einen schwerwiegenden Fehler machen (die Fehler der HSV-Führung waren noch nicht schwerwiegend genug) - zunehmend manifestiert.


    Die übrigens originelle Bemerkung, wenn Jemand, der in den 80er Jahren ins Koma gefallen ist, jetzt wieder aufwacht und Fortuna mit Funkel in der Bundesliga sieht, denkt, es hätte sich seitdem nichts verändert, täuscht darüber hinweg, dass sich tatsächlich seit Jahren nichts mehr verändert - sieht man von den Plastik-Clubs ab. Meine spontane Reaktion ist "leckt mich" und das mit der ganz Laden hinten vorbei geht, aber es würde mich diebisch freuen, wenn Fortuna einen der sogenannten "Etablierten" verdrängen könnte - so schwierig, wie unrealistisch es aktuell auch sein mag.


    Gruß Udo

    Das Problem wird auch nicht der Bau sein oder das Handwerk. Problematisch werden Dienstleistungsberufe die von Maschinen/Computern effizienter und erheblich preiswerter ausgeübt werden können als von Menschen. Zum Dienstleistungssektor zählen mittlerweile rund 80% der Unternehmen in Deutschland!

    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Handwerk wieder einen Zuwachs erleben wird. Dennoch wird die Zahl verfügbarer Jobs insgesamt dramatisch sinken.

    Sorry, das ist für mich wieder der Klassiker der Diskussionskultur. Auf mein Handwerk-Beispiel reagierst du, um deine Arbeitslosen-Voraussage zu bekräftigen, die du genauso nur vermuten kannst wie ich das Gegenteil. Ich baue meine Erwartungshaltung auf den Erfahrungen seit den 80er Jahren auf, seit denen sich der Arbeitsmarkt entsprechend der Bedürfnisse angepasst hat, du hast andere Quellen - aber in beiden Fällen bleibt es eine Vermutung.


    Auf den eigentlichen Inhalt meines Beitrags, dass das Grundeinkommen meiner meinung nach nicht die tatsächlichen menschlichen Probleme - sprich die von dir angesprochene "Würde" - löst, gehst du mit keinem Wort ein,

    Im Grunde ist es simpler als man annimmt. Wir wissen, dass bald sehr viele Jobs wegfallen. Das kann in der Konsequenz nur bedeuten, dass wir den Begriff der Arbeitslosigkeit aus unserem Wortschatz streichen. Es gibt rund 45 Mio. Erwerbstätige in Deutschland bei etwas über 2 Mio. Arbeitslosen. Fallen nun 50% der Jobs weg, landen wir bei 22 Mio. Erwerbstätigen und 24 Mio. Arbeitslosen. Nicht zu arbeiten wird weiter verbreitet sein, als zu arbeiten. Wenn wir also damit nicht aufhören, Arbeitslosigkeit als Stigma zu sehen, dann haben wir ein Problem.

    Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass die nicht arbeitenden ein vernünftiges Leben führen können. Die können wir nicht alle in ein überholtes Sozialsystem stecken das den Menschen die Würde nimmt.

    In meinem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis wird das bedingungslose Grundeinkommen sehr positiv betrachtet, ich selbst sehe das skeptischer - unabhängig von einer von mir nicht einzuschätzenden Finanzierung. Du sprichst zurecht die "menschliche Würde" an, aber in dieser Hinsicht ist das Grundeinkommen für mich keine Lösung, nur weil es humaner ist als das Hartz4-System.


    Die von mir angesprochenen Freunde sind vor allem künstlerisch/schriftstellerisch tätig - reines Engagement aus persönlicher Begeisterung, denn solche Aktivitäten werfen kaum Gewinne ab. Viele von Ihnen, die langsam über die 30er hinauskommen, sehen sich deshalb gezwungen einen Job suchen zu müssen, um ihr Leben finanzieren zu können, von Familie usw. ganz zu schweigen. Mit dem Ergebnis, dass ihre jahrelang betriebenen Aktivitäten (Filmfestivals, Konzerte, Bücher) schlicht in Gefahr sind. Für sie wäre das Grundeinkommen die Rettung. Die Basis ist da, was darüber hinaus eingenommen wird, ist willkommen, aber nicht notwendig.


    Aber das Grundeinkommen selbst ist noch keine Motivation. Wer Schwierigkeiten hat, sich sein Leben zu gestalten, wird sie auch haben, wenn ihm keine Behörde auf die Nerven fällt. Wer gut verdient, wird den Abstand beibehalten, wer "nur" Grundeinkommen hat, wird zum neuen Prekariat, weniger hat ja Niemand. Klar fürs Leben reicht es - gehen wir mal von einem anständigen Betrag aus - aber "Würde" ist leider eine Angelegenheit, um die sich Jeder selbst kümmern muss. Was für den Einen dicke reicht, lässt den Anderen im Frust versinken - nur bedingungslos erhaltenes Geld ist da keine Lösung.


    Gänzlich anderer Meinung bin ich aber hinsichtlich der Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Angesichts der Voraussagen in den 80er Jahren müsste der von dir prognostozierte Fall längst eingetreten sein. Gemessen an damals sind Millionen Arbeitsplätze weggefallen, gleichzeitig aber noch mehr entstanden. Ich arbeite als Bauleiter und mache die entgegen gesetzte Erfahrung. Auf dem Bau sind fast alle über 50 und in absehbarer Zeit in Rente. Häuser werden nach wie vor von Hand gebaut. Klar, es gibt Maschinen, die die körperliche Belastung erleichtern, aber viel hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Da greift das Smartphone-Beispiel nicht. Das gilt nicht nur für Häuser, sondern für das Handwerk generell - da besteht akuter Notstand, der sich weiter verschlechtert. Ich denke, auch gerade auf Grund der Überalterung der Gesellschaft, wird die Arbeit eher zunehmen und sie wird gezwungenermaßen auch besser bezahlt - eine Dystopie mit 22 Millionen Arbeitslosen in 20 Jahren halte ich dagegen für dramatisiert. Und ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit diese stillhalten, für keine Lösung


    Gruß Udo

    Leider müssen die gar nicht mehr Qualität ins Spiel bringen, es reicht die Substanz. Während die nominell schwächeren Mannschaften am Limit spielen müssen, genügen Mannschaften wie HSV und Köln oft gute 10-20 Minuten. Das kann mal schief gehen wie gegen effektive Kieler im 1.Spiel, aber über 34 Saisonspiele lässt sich so etwas locker verkraften. Man muss sich nur das Szenario vor 2 Jahren ansehen, als Hannover und Stuttgart durchaus Probleme hatten, beide sogar ihre Trainer auswechselten, obwohl sie immer im Spitzenfeld lagen. Hätten nicht Braunschweig und mit Abstrichen Union eine für ihre Verhältnisse überragende Saison gespielt, wäre die Angelegenheit früh entschieden gewesen. Mit dem Ergebnis, das Braunschweig jetzt gegen den Abstieg in Liga 4 kämpft - sie hatten vor 2 Jahren aus ihrer vorhandenen Substanz das Beste herausgeholt, aber sobald ein Negativ-Sog entsteht, lässt sich der kaum noch umkehren.


    Ich wünschte mir auch, die fielen von ihrem hohen Ross noch etwas tiefer, aber realistisch ist das nicht. Es ist ernüchternd.

    So gerne ich prinzipiell über Fortuna lese, aber diese Experten-Meinungen vor jeder Saison gehen mir - außer sie nehmen sich selbst nicht ernst - nur noch auf die Nerven. Bis auf kleine Nuancen irgendwelcher Mittelfeld-Mannschaften wie Gladbach oder Leverkusen, denen mal "zugetraut wird, dass sie um die Qualifikation irgendeines Europa-Pokals" spielen werden, wird alles nur nach "Kohle" und irgendwelchen Verdiensten der vergangenen Jahre eingeschätzt.


    Bayern vorne, Dortmund dahinter, Mainz, Freiburg und die Aufsteiger gegen den Abstieg, Gääähn - bloß nicht riskieren, dass Einem der Experten eine eigenwillige Einschätzung später auf die Füße fällt. Spielen mal Mannschaften wie Schalke, Leverkusen unter "ferner liefen", Wolfsburg gar gegen den Abstieg, läuft das ebenso unter "Überraschung" wie Darmstadts Klassenerhalt oder der Freiburger Höhenflug vorletzte Saison. Dann werden danach wieder der "große Zusammenhalt", die günstige Situation und die zufällige Entdeckung eines Talents beschworen, um der gleichen Mannschaft in der kommenden Saison erneut nicht viel zuzutrauen (generelles Beispiel seit Jahren Augsburg, aktuelles Beispiel Eintracht Frankfurt).


    Ja, das ist alles sehr wahrscheinlich, aber um die kommende Saison nach Wahrscheinlichkeitsrechnung vorher zu sagen, benötige ich keine Experten, die das im Gemeinschafts-Chor vortragen. Interessant wäre mal, wenn Jemand echten Einblick in diverse Mannschaften gewinnt (von Profis könnte man das erwarten), erkennt, dass innere Abläufe im Training schon gut funktionieren, dass eine Mannschaft früh zusammen findet - und daraufhin einen gewagten Tipp abgibt. Nicht das übliche "Ducksch war letztes Jahr der beste Torschütze in Liga 2, abzuwarten ist, ob er sich in der Bundesliga durchsetzt"-Blabla, sondern "Ducksch wird sich durchsetzen bei seinen Anlagen" (was ich übrigens glaube).


    Aber Fußball ist bekanntlich ein Spiel, bei dem es ne Menge Zufälle und Unwägbarkeiten gibt. Also lieber nix riskieren, Bayern wird Meister, die Aufsteiger gehen wieder zurück in Liga 2 und alles andere ist "sensationell"...Prost.

    Mir wird immer zu viel vom "sinnvoll wirtschaften" gesprochen im Zusammenhang mit den unbegrenzten Geldmengen, die dem "Projekt" zur Verfügung steht. Was ist mit der psychologischen Seite? - Wie sagte Hasenhüttel so schön "wir sind mit breiter Brust angetreten". Welcher Aufsteiger kann so etwas von sich behaupten, wenn er mal ein paar Spiele in der anfänglichen Euphorie gewinnt? - Welcher Aufsteiger hat nicht gleichzeitig Schiss davor, ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen?


    Klar, wird es auch für die Brause mal wieder abwärts gehen, aber das hat doch mit dem Risiko nichts zu tun, wie es etwa Darmstadt gerade erlebt. Wir wissen doch aus unserer Historie genau, in welches Dilemma man dann gerät. Nochmal richtig investieren, um die Klasse zu halten, damit aber Schulden riskieren, oder mit den vorhandenen Mitteln das Beste daraus zu machen? - Eine Situation, die bei dem Projekt überhaupt nicht vorkommen kann. Und so etwas entspannt ungemein. Da lässt sich das "Sieger-Gen" deutlich leichter züchten.


    Deshalb ist das auch mit den Kölmel-Millionen nicht zu vergleichen, denn die waren nicht nur endlich, sie sollten auch schnell investiert werden. Mit Sicherheit hätte es Leute gegeben, die das Geld hätten sinnvoller anlegen können, aber wann wären die gekommen? - Sollte man mit dem Ausgeben noch warten? - Bei der Brause ist so etwas Teil des Bussiness-Plans. Geht mal eine Investition daneben, wird sie eben abgestoßen und durch eine andere ersetzt. Wer von uns weiß denn, wieviel Geld dort noch im Hintergrund ausgegeben wird? - Das Jahr, als Chemnitz den Aufstieg verhinderte, war bestimmt nicht eingeplant, also ist man die Chause noch etwas intensiver angegangen. So etwas kann bei einem "normalen" Verein zum Zusammenbruch führen.


    Auch die Sache mit dem Jugenzentrum und Spielern unter 25 Jahren ist eine solch verlogene Selbstbeweihräucherung, dass ich mich vor Gruseln nur schwer zusammenreißen kann. Die Sache als solche ist sicherlich ökonomisch sinnvoll, aber mich kotzt diese selbstzufriedene Bescheidenheit an, die damit gerne in Zusammenhang gebracht wird. Jeder weiß doch, dass es ungemein schwer ist, junge, zukunftsweisende Spieler zu verpflichten. Real, Barcelona usw. streiten sich doch schon um 14jährige. Bei so etwas kann man nur mithalten, wenn man die nötige Kohle hat - und auch entsprechende Gehälter in Aussicht stellen kann.


    Positiv möchte ich noch anfügen, dass mir hier im Osten Deutschlands kaum Jemand begegnet, der das Projekt mag, auch nicht in Leipzig. Ich freue mich sogar, wenn Jemand sich zumindest anerkennend äußert, weil das mir die Gelegenheit gibt, die Haltung zu hinterfragen. Ergebnis: es handelt sich um keinen echten Fußball-Fan, sondern Jemand, der mal die Nationalmannschaft im TV ansieht. Echte Fans begegnen mir von Dynamo, Aue oder Union - und von denen kotzt Jeder ab. Diese natürlich rein subjektive Erfahrung widerspricht den schönen Reden von Ralf und Co., die immer etwas vom beliebtesten Verein im Osten faseln. Und man merkt doch: trotz des Erfolgs und der Aufmerksamkeit in der Medienlandschaft, wirkliches Erstaunen löst der Erfolg des Projekts doch bei Niemandem aus.


    Aber wenn man den Müll schon nicht verhindern kann, dann sollen sie wenigstens unter die ersten Drei kommen - wenn Jemand die paar Milliönchen aus der "Champions League" nicht braucht, dann Matteschitz. Und ein anderer Verein guckt schön in die Röhre - okay, genug aufgeregt

    Samstag Abend lief spät auf BR3 ein bisher im TV nicht gezeigter Film von 1982 "Neonstadt" - ein Episodenfilm mit fünf Kurzfilmen, jeweils die Abschlussarbeiten junger Regisseure von der Münchner Filmhochschule. Die einzelnen Stories spielen auch in München, die erste Story "Running Blue" am 22.04.1981 während des Europapokal Halbfinales Bayern München gegen den FC Liverpool, Endstand 1:1 (die Bayern scheiden nach einem 0:0 im Hinspiel aus). Das ist so erfreulich wie nebensächlich, wichtig ist, dass einer der Darsteller immer mit seinem "Fortuna"-Button an der Brust auftritt (er spielt einen nächtlich umher streifenden Einzelgänger). Es handelt sich um Andreas Thiel, leider schon 2006 an einem Gehirnschlag verstorben (obwohl nur 3 Jahre älter als ich), aber ebenso gebürtiger Düsseldorfer und auch in München Stellung nehmender Fortuna-Fan. Mir gefiel der Film sowieso, aber das war der Höhepunkt - im Bild übrigens mit Michaela May.

    Für mich wurde hier viel richtiges geschrieben und ich sympathisiere mit jedem Gegner dieses kalkulierten Marketing-Objekts, aber mir fehlt jeder Optimismus, das es aufzuhalten ist. Nicht die UEFA, die DFL, nicht mal Mateschitz sind für mich die Ursache, sondern Konsumenten, für die Fußball nichts anderes ist als jedes andere Unterhaltungs-Ereignis - gerade erst wieder gut bei den Public-Viewing-Veranstaltungen zur WM zu beobachten. In den USA ist es schon lange üblich, Vereine einfach zu verkaufen und in einer anderen Stadt zu etablieren - die Leute bekommen Stars und Action geboten und das reicht ihnen. Und das bei einer Pleite Jemand abgeschreckt wird, wage ich zu bezweifeln - ich erinnere nur an Bayer Uerdingen, früherer Pokalsieger - eben Pech gehabt.


    Es gibt offensichtlich tausende Menschen, denen das Event genügt, und um so sicherer der Erfolg gewährleistet ist, um so mehr fühlen sie sich selbst wie Sieger - darin liegt bekanntlich der Werbeeffekt. Nur ich kenne Niemanden, der so tickt, auch Keinen, der RB für ein ostdeutsches Projekt hält oder ernsthaft an die Mär von Stärkung der Struktur glaubt. Auch Niemanden, der nicht kapiert, dass die Gelder, die Profivereine üblicherweise von Sponsoren bekommen, normalerweise knallhart auf Basis einer Gegenleistung ausgehandelt sind, nicht zuletzt abhängig vom Erfolg, während RB nach Gutsherren-Art aus dem üppigen Werbe-Etat bezahlt wird. Ich kenne auch Niemanden, der beim nächsten Erfolg der Bayern nicht ausgiebig gähnt. Und damit komme ich zum Punkt - ich will auch Niemanden davon näher kennenlernen. Ändern kann man die Angelegenheit aus meiner Sicht nur, wenn Jeder deutlich werden lässt - ohne die üblichen Argumente zu benutzen, auf die die Befürworter schon reflexartige Antworten haben - wie hohl und oberflächlich die ganze Chose ist und wie uncool. Der Mist muss wieder aus der Mode kommen, der Trend sich umkehren.

    Aus meiner Sicht ein schwaches Spiel bisher in der 2.Halbzeit - von beiden Seiten. Die wenigen jeweiligen Chancen entstanden nur auf Basis grober Abwehrschnitzer. Und das Rethy sich mit seiner Aussage: "Solche Fehler darf man sich in der Champions-League nicht erlauben" mal nicht irrt - in der Bundesliga werden die hoffentlich am Samstag wirklich bestraft


    So erfreulich diese Wendung für euch und uns ist, sollte man nicht vergessen, dass es sich um eine Sache handelt, die ich vor kurzer Zeit noch für selbstverständlich hielt. Und selbst wenn es stimmt, dass Irgendjemand unerlaubt über das Ziel hinaus geschossen ist, zeigt sich daran doch, wie genau der DFL seine Marketing-Strategie verfolgt, denn wenn solche Überlegungen weit von der Realität entfernt wären, hätte kaum ein "Dienstleister" entsprechende Maßnahmen treffen können. Diese Privatvideos zu verbieten, wäre schlicht dumm gewesen, da dem DFL dadurch kein Schaden entstanden wäre, die Klientel aber verärgert wird. Doch sobald diese "Verdienstgrenze" auch nur einen Hauch aus Sicht des DFL überschritten wird, stehen diese Knaben wieder vor der Tür.

    Ich kann mich mit diesem ganzen "Kommerz" in der 1. Liga, den Auflagen + Sanktionen etc. nicht identifizieren !


    Das ist wohl wahr und ich befürchte, dass man die Entwicklung nicht aufhalten, sondern lediglich verlangsamen kann. Dafür geht es auch um zuviel Geld. In Liga 2 empfand ich vieles auch noch "unbeschwerter" und manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mir die Zeit zurückwünsche...


    Für mich ist die Sperrung der Videos nur die Spitze des Eisbergs, denn meine Ernüchterung hinsichtlich der 1.Liga nimmt täglich zu. Wahrscheinlich habe ich seit 15 Jahren im Dornröschenschlaf meiner romantischen Erinnerungen an die 1.Liga verbracht, weshalb ich jetzt so aufschrecke. In der 1.Liga ist alles nur noch "Premium-Produkt" für "Winner". Dagegen ist die 2.Liga noch ein Hort alter Fußballherrlichkeiten, die noch nicht vollends vom Wert der Spieler und Werbeeinnahmen bestimmt wird. Man sieht doch täglich, dass die Schere zwischen den finanziellen Möglichkeiten der Vereine immer weiter auseinander driftet und die Verhältnisse in der 1.Liga deutlich zementierter sind als in den unteren Ligen, wo man mit Engagement und taktischem Vermögen noch etwas bewirken kann.


    Das hat alles wirtschaftliche Gründe, denn wo Millionen investiert werden, kann man die Rendite nicht mit so etwas Profanem wie dem "Verpassen der Championsleague-Plätze" riskieren, von Abstieg gar nicht zu reden. Deshalb investieren solvente Unternehmer auch nur in die Vereine, wo ihre Renditen abgesichert sind. Im Notfall, wenn ein unerwarteter Absturz droht, werden eben ein paar Millionen nachgeschoben. Dieser Kreislauf funktioniert so gut, dass die DFL sich nicht um die Unzufriedenheit diverser Fangruppen schert, wenn damit auf Einnahmen verzichtet werden müsste (wobei mir nicht einmal klar ist, worauf sie dabei verzichten müssen). Fans - so viel sollte inzwischen deutlich geworden sein - benötigen vor allem die Vereine, die noch nicht durch den wirtschaftlichen Kreislauf abgesichert sind und die auf die Zufriedenheit ihrer Anhänger angewiesen sind. Ein Verein wie Bayern München, der weit mehr Mitglieder als Plätze in seinem Stadion hat, wird sein "Premium-Event" immer verkaufen, so lange entsprechende "Winner"-Mentalitäten angeboten werden. Die können gar nicht auf Dauer verlieren, weil es in ihrer Situation viel klüger ist, 40 Mio für einen prominenten Spieler rauszuhauen als auf bessere Leistungen zu warten. Das investierte Geld kommt schnell wieder rein.


    Um ein verwandtes Beispiel zu bemühen - das Verbot von "Megaupload" hat zu Umsatzeinbußen in der Filmbranche geführt, nicht zu mehr Gewinn, wie jetzt eine Untersuchung ergab. Das gilt aber nur für die "kleineren" Filme, die weniger durch Werbung auf sich aufmerksam machen können, weshalb die Verbreitung per "Megaupload" ihren Bekanntheitsgrad und damit Umsatz vergrößerte. Nur die "Block-Buster" profitieren dagegen von dem Verbot, denn diese geben sowieso viel Geld für Werbung aus.


    Wenn man sich durchs Internet pirscht, erlebt man ähnliches. Es sind vor allem die Anhänger weniger betuchter Vereine, die mit viel Engagement ihre Begeisterung ausleben und damit auch Werbung für ihren Lieblingsverein betreiben. Es stellt sich nur die Frage, warum der DFL nicht großzügiger ist, warum er immer mehr gegen solche Nischen vorgeht, die doch jahrelang blühen durften, ohne das Irgendjemand dadurch einen Schaden erlitt - mal ganz unabhängig von der rechtlichen Legitimation? - Für mich ist das ein beunruhigendes Zeichen, dass verdeutlicht, dass der Prozess der totalen Vermarktung schon sehr weit fortgeschritten ist. Als Fan, der jeden Tag mit seinem Verein emotional mitfiebert, sollte man sich keine Illusionen machen. Wir sind in der Minderheit - die Masse will berechenbare, möglichst immer positive Gefühle, was sich schon seit Jahrzehnten in der Unterhaltungsbranche abzeichnet. Der Fußball war noch ein Hort des Unberechenbaren, nicht Vorhersehbaren, der Glück wie Trauer erzeugte - ist er glücklicherweise in den unteren Ligen immer noch - aber in der 1.Liga arbeiten einige A....löcher schwer daran, daraus ein glattes, gut vermarktbares Event zu machen, dass dem Konsumenten ein spannendes Erlebnis mit leichten emotionalen Schüben verspricht - er soll danach schließlich noch Geld ausgeben wollen und nicht frustig nach Hause gehen - ich darf mir das gar nicht so genau vorstellen, ich krieg wirklich das :-w