Nach dem ich erst einmal eine Nacht darüber geschlafen habe, man soll ja keine voreilgen Schlüsse ziehen, steht für mich eines fest. Nachdem sich die FIFA und die UEFA schon vor längerer Zeit von dem gewöhnlichen Fussballfan verabschiedet hat, hat die DFL gestern diesen Schritt ebenfalls endgültig vollzogen.
Die gestrige Message lautet: Die Interessen der Fans, die Woche für Woche nicht selten ihr letztes Geld zusammenzukratzen, um den eigenen Verein im Stadion anzufeuern, gehen uns glatt am Arsch vorbei.
Wenn ich bedenke, welche Folgen Corona für die Basketball-, Handbll- oder Eishockeyvereine hat, dann empfinde ich die Äusserung von Herrn S. "ohne Geisterspiele ist die Existenz der (meisten) Bundesligavereine bedroht" als Schlag ins Gesicht aller Sportbegeisterten. Die Sportart, die das meiste Geld scheffelt, schreit am Lautesten.
Wer sich die Entwicklung in China ansieht, der kann jetzt schon erkennen, dass die Krankheitskrise Ende April, Anfang Mi den Höhepunkt erreicht haben dürfte. Es sollte also kein übertriebener Optimismus sein, dass ab Mai wieder der Ball in den Stadien rollen wird. Und vor dem Hintergrund hat man jetzt erklärt, lieber so schnell wie möglich mit Geisterspielen zu beginnen (und auf die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern zu verzichten) als zwei drei Wochen später dann aber mit Zuschauer(einnahmen) zu beginnen.
Und auch die Äußerungen von Herrn S., die meisten Fussballer seien doch keine Millionarios, ist für mich eine Unverschämtheit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwa in Sandhausen ein Spieler pro Saison 40.000 €, also pro Monat 3.000 € brutto verdient. In jedem Verein dürfte somit jeder Profispieler mehr verdienen als ein durchschnittlicher Anggestellte des Vereines. Während man etwa in der NBA reihenweise iest, dass Spieler auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, damit davon das Hallenpersonal bezahlt werden kann, gilt bei der Bundesliga: Fehlanzeige.
Null Solidarität unter den Vereinen, geschweige denn in den Vereinen.
Und dabei wäre es so einfach gewesen: die Bundesligavereine beschließen, dass die letzte Zahlung der TV-Gelder nicht nach dem bekannten Schlüssel verteilt wird, sondern gleichmäßig unter den Vereinen; darüber hinaus erklärt sich jeder Bundesligaprofi bereit, für diesen Zeitraum auf 10 % seines Gehaltes zu Gunsten der Vereinsangestellten zu verzichten, damit in der Folge die Saison auch mit den Fans wieder aufgenommen werden kann.
Doch nein, nichts davon. Wir warten einfach, bis wir wieder spielen dürfen, Und so schnell wie möglich fangen wir wieder an. Was mit den Fans ist, scheiss drauf.
Und offensichtlich stehen die Vereine geschlossen hinter diesen Aussagen. Keinen anderen Rückschluss lassen die Kommentare der Vereinsvertreter auf Kicker.de zu.
Nach meiner Lebensphilosophie ist jeder für sein Handeln verantwortlich und muss die Konsequenzen tragen.
Und für mich heisst die Konsequenz: wenn die DFL mic nicht haben will, dann bettele ich nicht groß, sondern wende mich ab.
Erster Schritt: mein bisheriges Sky-Abo ist soeben gekündigt. Ich sehe nicht ein, dass die DFL auch weiter nur einen Cent von mir bekommt. Und das letzte Wochenende hat gezeigt, dass man die Zeit auch gut ohne Fussball im Fernsehen verbringen kann.
Zweiter Schritt: ich gehe auch so lange nicht mehr zu den Spielen der Fortuna, wie ich hier die Grundeinstellung der Vereine gegenüber den Fns nicht wieder ändert. Denn ich habe bislang von den Verantwortlichen des Vereines nichts gegenteiliges gelesen, so dss ich davon ausgehe, dass auch diese hinter der Marschrichtung der DFL stehen.
Ja mir ist durchaus bewusst, dass ich alleine nichts ändern werde. Aber ich bin der Meinung, wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, muss ich etwas ändern; uns sei es, dass ich nach 55 Jahren nicht mehr ins Stadion gehe.
Und wer weiss, vielleicht bin ich ja nicht der Einzige. Denn eines hat der gestrige Tag deutlich gemacht: die Vereine reagieren erst, wenn es um das Geld geht. Wenden sich die Fans von den Vereinen und den Übertragungen ab, werden die TV-Sender sich zweimal überlegen, so viel Geld für die Übertragungsrechte auszugeben. Und dann dürfte auch den Verantwortlichen klar werden, wie sehr sie letztlich auf den Fan angewiesen sind.