Da magst du theoretisch Recht haben, und eigentlich sollte das auch so sein. In der Realität kenne ich wenig Antifaschistinnen und Antifaschisten, die nicht links von der CDU stehen, meist deutlich. Aber das führt in diesem Faden jetzt wahrscheinlich zu weit
Genau deshalb wird seit Jahren von rechts ein Framing betrieben, dass das Engagement gegen Rechtsextremismus links sei und eine antifaschistische Einstellung wird mit der Antifa gleichgesetzt, die wiederum pauschal als terroristische Vereinigung gebrandmarkt wird.
Dieses jahrelang betriebene Framing verfängt offenbar und führt dazu, dass sich Leute aus dem bürgerlich-konservativen Milieu schwerer damit tun, sich offensiv gegen Rechtsaußen zu positionieren oder sich gar als antifaschistisch zu bezeichnen, obwohl sie es per Definition eigentlich sind. Weil sie Angst davor haben, mit Linken und Terroristen in eine Schublade gesteckt zu werden.
Ich antworte auf
den Kommentar von Wackinho
aus dem St. Pauli thread mal hier, passt besser,
denke ich.
Klingt gut, die
ganze Gesellschaft eine antifaschistische Front, von den Konservativen, über
die Liberalen und Linksliberalen zu den noch übrig gebliebenen Linken. Und in
der Tat gab es Konservative, die Antifaschisten waren, man denke nur an den großen
Schriftsteller Thomas Mann.
Allerdings
fürchte ich, dass die linke Sichtweise, dass Faschismus eine Form bürgerlicher
Herrschaft ist, auf die das Bürgertum und das Kapital unter bestimmten
Bedingungen gerne mal zurückgreift, leider zutreffend ist. Und in den
verschiedenen faschistisch organisierten Gesellschaften (Italien 1922-1945,
Deutschland 1933-1945, Spanien 1936-1977, Chile 1973-1990) haben sich, so wie
ich das sehe, die meisten Konservativen und viele Liberale doch ganz gut
eingefügt.
Nun ist die
heutige Zeit eine andere, und die Hauptgemeinsamkeit der vier hier genannten
faschistischen Gesellschaften, die terroristische Bekämpfung der Gegner des
Kapitals und die physische Vernichtung der sozialistischen und kommunistischen
Opposition, steht heute nicht mehr auf der Tagesordnung, weil es die Gegner des
Kapitals und die sozialistische und kommunistische Opposition im nennenswerten
Umfange nicht mehr gibt. Ein neuer Faschismus wird also sehr viel anders
aussehen, als der historische Faschismus. Man kann hoffen, dass es, wenn es
ernst wird, diesmal von Konservativen und Liberalen mehr Widerstand
kommt, aber allzu sehr drauf rechnen würde ich lieber nicht.