Schlendrian ist das falsche Wort, denn das impliziert eine Sorglosigkeit. Dabei ist meiner Meinung nach genau das Gegenteil der Fall. Man will so sehr gewinnen, dass man Angst hat, es noch aus der Hand zu geben. Ich glaube, viele unsere Spieler, die nicht erst diese Saison neu dazugestoßen sind, haben immer noch die letzte Saison im Kopf. Wir sind hauptsächlich deshalb abgestiegen, weil wir am Ende der Spiele immer ohne Ende Punkte verloren haben. So etwas verselbstständigt sich irgendwann. Du bist dann am Ende nicht mehr locker genug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und verkrampfst.
Ich fürchte, einige Spieler haben diesen mentalen Rucksack immer noch nicht abgelegt und geraten nach wie vor am Ende des Spiels ins Schwimmen, wenn Fortuna führt und der Gegner nochmal was probiert. Immerhin kämpfen sie wie die Löwen, so dass sie den Sieg trotzdem über die Linie bringen. Trotzdem ist das ein Problem und ich dachte, das wird bei immer mehr Siegen besser. Leider ist es immer noch existent.
Fußball ist genauso wie andere Sportarten sehr viel Kopfsache. Wer das nicht glaubt, der sollte mal regelmäßig Darts gucken. Das gucke ich unter anderem deshalb so gerne, weil es eine Einzelsportart ist und es da wenig taktische Dinge gibt. So dass man an der jeweiligen Performance zu einem bestimmten Zeitpunkt des Spiels ziemlich gut ablesen kann, wie es um das Gemüt des Spielers steht. Bestes Beispiel das WM-Finale vorgestern. Price in allen Belangen überlegen und ist klar besser als Anderson. Kurz vor Ende, wo er merkt, dass er was zu verlieren hat, trifft er auf einmal die Doppel nicht mehr und man sieht einen völlig anderen Spieler. Ähnlich kann man sich das bei unseren Jungs vorstellen. Eine Stunde den Gegner kontrolliert und man hätte höher führen müssen. Auf einmal wird der Gegner besser, die gelingt nicht mehr alles und es fängt im Kopf an zu arbeiten. Du merkst, dass du was zu verlieren hast und verkrampfst.