Ist doch schon alles gesagt. Kießling und jeder andere geht davon aus, dass der Ball nicht drin ist. Enttäuschung auf der einen, Freude auf der anderen Seite. Plötzlich liegt der Ball aber doch im Kasten. Jetzt fragt sich natürlich jeder, der die Szene nicht in Super-Slow-Motion gesehen hat, "wie kommt der Ball da jetzt rein?".
Und ausnahmslos alle haben gedacht, dass sie einer optischen Täuschung erlegen sind, dass die Perspektive "schief" war, dass der Ball eben doch reingegangen ist. Denn Tatsache ist, der Ball liegt hinter dem Torwart in den Maschen. Wenn man mit Zeugen zu tun hat, kennt man eine Besonderheit: Der sogenannte "Knallzeuge". Das ist der, der den Knall eines Unfalls hört, sich erst dann umdreht und trotzdem den gesamten Unfallhergang beschreiben kann. Warum? Weil sein Gehirn sich den Verlauf aus Erfahrungswerten zusammenreimt. Es "kann nur so" gewesen sein. Das Gleiche ist hier auch geschehen. Kopfball, anscheinend ans Außennetz, aber der Ball liegt im Tor. Dann kann er ja nur ordnungsgemäß reingegangen sein. Für ein "außen-durchs-Außennetz-Tor" fehlte allen Betiligten der Erfahrungswert.
Später schauen sich alle die Szene auf dem Bildschirm an und sind schlauer. Hier haben alle vollkommen korrekt gehandelt, einschließlich Kießling.
Und ein Wiederholungsspiel wird es auch nicht geben. Ein Fehlverhalten (Regelverstoß) des Schiedsrichters liegt nicht vor. Die Nummer vom damaligen Helmer-Tor (1994), dass der Regelverstoß angeblich darin gelegen hatte, dass der Schiedsrichter den Linienrichter nicht gefragt hatte, obwohl er Zweifel hatte, wird hier nicht noch einmal ziehen und wird die FIFA auch nicht mehr mitmachen. Schließlich hat der DFB die Lücke 1997 geschlossen, als er - um zukünftig Ärger mit der FIFA zu vermeiden - in die RuVO hereingeschrieben hat, dass für den Fall, dass auf Spielwiederholung entscheiden wird, die FIFA abschließend entscheiden muß. Da keiner will, dass die FIFA eine solche Entscheidung kassiert, ist der Fall schon vorab dahingeschickt worden.
Die FIFA ist aber ein glasklarer Verfechter des Tatsachenentscheidung: "Entscheidungen, die der Schiedsrichter während einer Begegnung fällt und den Verlauf eines Spieles betreffen, sind Tatsachenentscheidungen". Ausnahmen hiervon hat die FIFA auch bei "unerträglichen Entscheidungen" noch nicht gemacht. Ich bezweifele, dass das hier erstmalig der Fall sein wird.