Ich finde es schade und beängstigend, dass einige nichts aus der Geschichte gelernt haben, und dass sie die Meinungsfreiheit als fundamentales Grundrecht nicht verinnerlicht haben. Demokratie und Freiheit zeigt sich immer, wie man mit Andersdenkenden umgeht. Überall - auch im Zug.
Du hast in vielen - wenn nicht sogar in allen - Punkten recht. Eine Kleinigkeit übersiehst Du jedoch. Die AfD fischt am rechten Rand und spricht damit auch rechtsradikale Wirrköpfe, extrem Nationale usw. an. Diese Menschen sind nun einmal keine aufrechten Demokraten, sondern zeichnen sich durch Intoleranz gegenüber allen abweichenden Meinungen aus. Eine Frage stellt sich für mich dann doch: Wieviel Toleranz sollte man gegenüber Intoleranten aufbringen? Die NSDAP wurde von den Deutschen mit großer Mehrheit gewählt. Sie bediente sich also demokratischer Mittel, um anschließend die Demokratie abzuschaffen. An diesem Punkt sollte man daher sehr vorsichtig sein: Das wirklich Gefährliche erscheint oft zunächst in der Gestalt des volksnahen Biedermanns.
Danke für die zustimmenden Worte. Deine Frage wie viel Toleranz man der Intoleranz entgegensetzen sollte ist - gerade in einer toleranten und offenen Gesellschaft - enorm wichtig und sehr berechtigt. Wir neigen derzeit wirklich dazu, durch zu große Toleranz für Intolerante, unserer freien Gesellschaft das Wasser abzugraben. Man bewegt sich auf einem schmalen, gefährlichen Pfad, wenn man aus Toleranzgründen Abweichungen von den Prinzipien des Grundgesetzes erlaubt.
Dein Beispiel der Wahl der NSDAP hinkt allerdings. Die NSDAP wurde nie mit verfassungsändernder Mehrheit der Bevölkerung gewählt, sondern kam durch das "Umfallen" der katholischen Zentrumspartei an die diktatorische Macht. Die Zentrumspartei schwenke zu den Nazis über, weil Papst Pius XI und Hitler sich über das Konkordat (also die Sicherung von Macht, Geld, Einfluss, Kirchensteuereinzug) geeinigt hatten. Das hört die Kirche heute zwar nicht gerne, aber Fakt ist, die Kirche hat Hitler an die Macht gebracht, als sie durch ihre Stimmen das Ermächtigungsgesetzt (2/3 Mehrheit nötig) ermöglichte. (Klugscheißermodus aus)
Zurück zu den Kölnern: Einen Politiker aus einem Zug zu pöbeln ist eine bewährte Nazi-Methode und hat nichts mit Kampf gegen Intoleranz zu tun. Das ist nicht durch Lukes Gesinnung zu rechtfertigen und schon gar nicht durch die Gesinnung oder Einstellung eventueller Anhänger von ihm. (Hier ist die im Forum viel zitierte Sippenhaft nun wirklich nicht angebracht.) Andersdenkende anzupöbeln, zu bedrohen und einzuschüchtern ist jedenfalls keine zu rechtfertigende Methode in einer toleranten Gesellschaft. Es ist genau die Methode, die Nazis anwenden, wie ich auch schon in Post 11207 sagte. Mit pöbelndem Volk zu arbeiten, machen alle Diktatoren von Rang und Namen - es ist niemals ein Weg zur Toleranz.