@ rantanplan
Also, um mal das Ganze übersichtlicher aufzusplitten...
1. Mein nicht vorhandener dt. Patriotismus (auf den Fußball bezogen) geht seit der EM 1996 einher. Mich beeindruckten die Spieler und die Spielweise der Engländer, insbesondere die von Paul Gascoigne, Alan Shearer, Jamie Redknapp und Teddy Sheringham. Warum genau kann ich nicht erklären, ich war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt. Und daraufhin verfolgte ich mehr und mehr die englische Nationalmannschaft. Da hatte ich immer das Gefühl, die zerreißen sich wirklich Bein und Hintern aus, um zu gewinnen. Der klägliche Fluch des 11-Meterschießens war Tragödie und Sympathie zugleich - jeder Held hat eine schwache Seite. Die endgültige Distanz zum dt. Nationalteam schaffte allen Ernstes nach, Erich Ribbeck. Das heißt nicht, dass ich das deutsche Nationalteam verfluche, es spricht mich ganz einfach nicht mehr an.
2. - der Lokalpatriotismus
Mein Verständnis für Lokalpatriotismus ist insoweit zu verstehen, dass man seine Stadt, sein Zuhause lieben lernt, weil man sich dort wohlfühlt. Gleichzeitig ist nun das Glück da, dass dieses Gefühl durch die Toten Hosen, die ihre Herkunft ja nun immer wieder stark betonen
mehr und mehr fundamentiert. Zudem war dies spätestens seit der Fortuna-Spende auch dem Letzten klar. Auch nicht zu vergessen, der Hosenmontagszug 1996 - der erste "Kontakt" für mich zu den Hosen. Und wie die Hosen auch kommt Fortuna Düsseldorf aus Flingern, wo ich selbst aufgewachsen bin und eben genau diese Fortuna ist nun einmal ein ansässiger, traditionsreicher, emotionaler, beständiger Fußballverein, der eben genau dies immer miteinander verband. Der Club trägt die Farben der Stadt und identifiziert sich 1000%ig mit dieser Ein sympathischer Beigeschmack ist eben auch, dass Düsseldorf als hochnäsige Modestadt, nicht zuletzt reduziert auf die Königsallee, in vielen deutschen Köpfen ein Dorn im Auge ist. Auf der anderen Seite hat man wiederum den alljährlich, völlig gegensätzlichen Karneval mit all seinen Vorzügen und international genoss die DEG zudem europaweit einen guten Ruf - besonders innerhalb der Fanszene.
3. Patriotismus
Zum nun letzten Punkt ist eigentlich klar... ich habe freie Meinungsäußerung genossen, eine anständige Schulbildung, viele soziale Aspekte und Freunde kennen lernen dürfen, so dass ich seitdem ich wusste, welch' Vergangenheit Deutschland aufzuweisen hatte, dass ich diese "neonationalen, pseudodemokratischen" Weltanschauungen gewisser Menschen und Parteien nie im Leben tolerieren würde. Das führt und führte eben auch dazu, dass ich - obwohl vielleicht völlig politisch korrekt gemeint und verhalten - ich es nicht verstehen kann, wie Menschen eine WM feiern können und im Anschluss dessen zu erkennen ist und war, dass man plötzlich wieder der Meinung ist, man bräuchte als Deutscher keine falsche Bescheidenheit in Bezug auf "Nationalstolz" und "Patriotismus" in Kauf zu nehmen. Dies wiederum stößt dann erst recht wieder in mir sauer auf, wenn sich dann noch gewisse Parteien diese "Marktlücke" zu Eigen machen und eben statt der angesprochenen "rot-weiß-schwarz"-Finten, sich plötzlich derer Farben annehmen, die für eine erfolgreiche WM, ein Gesamtdeutschland und für Demokratie mit einheitlicher Pflicht zur Einhaltung der Menschenrechte stehen!
Natürlich darf sich jeder Deutsche über einen Sieg des DFB-Teams freuen, aber wenn hier sofort in diesem Zusammenhang das Wort "Patriotismus" fällt, werde ich eben hellhöriger - auch wenn dieser Mensch es vllt. gar nicht so meint, so lässt es mich zumindest aufhorchen, ob da nicht doch gleich ein Funke des völlig unangebrachten Nationalstolzes überspringt, der flächengreifend gefährlich werden könnte. Ich mache dies nicht um jemanden zu diffamieren, oder voreilig zu urteilen, sondern um meine Ideale zu halten und der Geschichte dieses Landes irgendwie gerecht zu werden. Deshalb bin ich auf solche "Schlüsselwörter" recht symptomatisiert.
Und der Punkt FC Bayern...
- ich mochte diesen Verein noch nie
- Uli Hoeneß stachelt dies noch mehr auf
- mir egal ob CL, oder nicht - ich missgönne es ihnen, obwohl ich auch Robben sympathisch finde
ich verstehe einfach diese Doppelmoral nicht: in der Liga ist jeder über ein Versagen der Bayern froh, ebenso im DFB-Pokal, andererseits soll dann jeder die Daumen drücken, weil es um eine "Repräsentation Deutschlands" geht?! Kann ich nicht nachvollziehen, damit (mit Absicht überspitzt gesagt) "Alpha-Deutschland" zumindest sportlich über allem anderen steht, oder warum sonst?
Würde das etwa auch gelten, wenn der FC Köln, oder RW Essen in so einem Finale stünden? Dann wahrscheinlich wieder nicht, denn das wäre eine andere Situation, wie etwa...
Lokalvereinsrecht bricht Rekordmeisterrecht?
Ich hoffe zumindest ansatzweise verständlich geschrieben zu haben, um evtl. die Wogen ein wenig zu glätten.