Diese Vision leben hundertausende Vereine in ganz Deutschland.
Die hängen dann aber in der Bezirksliga fest oder betreiben schlicht andere Sportarten als Fussball. Im Baseball zum Beispiel könnte ich Dir da einen klasse Verein in Deiner Nähe nennen, wir können engagierte Leute gebrauchen
Dein visionäres System funktioniert einfach dann nicht mehr, sobald auch nur EINER der hundertausende Vereine auf die Idee kommt "keine Lust mehr auf Kreisklasse C, für ein paar Kisten Bier spielen die Jungs von da drübern nächstes Jahr bei uns" - dann machts irgendwann jeder, dann wird aus Bier Handgeld, aus Handgeld Gehalt, aus Gehalt ein grosses Gehalt, aus grossem Gehalt Wahnsinn - dann sind wir bei Problem 1.
Das ansich wäre ja noch nicht schlimm. Wenn genug Geld da wäre - bitte. Ist es aber nicht, und da kommt die Finanzierungsfrage auf. Anfangs dachten einige Traditionsvereine "kann man ja mit Jägermeister Werbung...." oder sie dachten gar nicht und wurden (und werden!!) dann direkt oder indirekt vom Steuerzahler gerettet. Ob allerdings ein Fussballclub genau so sytemrelevant ist, wie Kreditvergabe an Unternehmen, bezweifle ich jetzt mal. Auch habe ich keine "Occupy Betzenberg oder we are the 99% Schalke" Kundgebungen in Erinnerung. Vereinzelt haben sich mal Leute beschwert "Steuergeld für Kindergärten und Oper statt Fortuna" - Ok. Ansonsten war der Aufschrei eher gering.
Hier setze ich an und sage: Ein Konzern, der bereits versteuertes Geld aus seinen eigenen Gewinnen in eine eigene werbetreibende Abteilung Fussball steckt - und auch noch ehrlich drauf schreibt, das man drin steckt- mag nicht das non plus Ultra sein. Aber immer noch besser, als eine Gebilde der permanenten Misswirtschaft, das sich dann nicht nur von der öffentlichen Hand retten lässt, sondern das auch noch so erwartet und danach dann gegen diejenigen, die sich anders finanziert haben, stänkert. Noch dazu hängt dieses Gebilde selber am Tropf von Mäzenen, oder hat sich von Sonnenkönigen retten lassen, oder ist selber der grösste Preistreiber am Transfermarkt und kauft die Liga leer, nachdem man sich noch am Vortag darüber beschwert hat, das Bayern ja die Liga leer kauft - nee sorry, dann wird das ganze Traditionsgeblubber lächerlich.
Wer etwas will wie Markus, kann sich genauso gut darüber beschweren, das nicht einfach alle angeblichen Traditionsclubs danach handeln und gemeinsam die Konzernvereine ausbooten. Stattdessen wird scheinheilig mit der gleichen Methodik gearbeitet (ohne wird auch schwer, denn der besagte Kasten Bier in der Bezirksliga IST ja schon genau dieses System...).
Im RB Thread hat jemand einen guten Artikel der SZ gepostet, der auch sehr gut auf genau diese Scheinheiligkeit eingeht. Das irgendwann jemand wie RB auf die Idee kommt, das System auf die Spitze zu treiben, muss eigentlich ja wirklich nicht sein - ist aber leider der Geist, den man selbst gerufen hat und den man auch selber darstellt - wenn auch nicht genauso vollumfänglich bösartig.
Kommunismus ist eben auch nur solange das beste Gesellschaftssystem der Welt, solange sich jeder dran hält. Sobald EINER aus der Reihe tanzt, ist es nicht das Beste, sondern eins der Schlechtesten. leider MUSS ja sogar mindestens einer aus der Reihe tanzen - nämlich der, der kontrolliert, ob einer aus der Reihe tanzt. System insich kaputt, solange man den Menschen keine "Antiegoismus Chips" implantiert. EINEN gibts immer - und EINER reicht. So auch im Fussball.
Ergo: Proficlubs entweder "wie früher" mit deutlichst niedrigeren Anforderungen. Ich bezweifle aber, das jemand bereit ist, vorm Spiel wieder selber mit der Harke über die Wiese zu laufen und die guten SPieler alle nur im Fernsehen aus Frankreich und SPanien und England zu kennen. Wenn das Menschenwille wäre, wären die Bezirksligaplätze alle voll und Bundesligastadien leer. - Oder man hört endlich auf, die Finanzierungsmethoden anderer Clubs anzuprangern. Das System hat man selbst so etabliert. Gerade Dortmund, *öln, Schalke, Bayern, Fortuna und besonders St. Pauli sind da eben NICHT unschuldig, sondern hauptschuldig.
Ob sich nun ein konzern zwecks Werbung nen Fussballclub hält, oder ein Fussballclub zur Finanzierung einen Modekonzern mit Totenkopf - nur das die Totenkopfträger behaupten, die guten zu sein. Irgendwie genauso shizo, wie die antikommerziell eingestellten Fangruppen mit eigenem Fanartikelstand - in unterne klassen grösser, als der des Vereins... .
Nach Sortierung nach den strengen Traditionskriterien bleiben unter den ersten drei bis vier ligen keine 4 Clubs über, die auch nur annähernd "Traditionsclub" sind - höchstens haben sie Wurzeln in einem ehemals traditionsverein (dann gilt das aber auch für 1899 und 1904 !!) oder haben "Traditionsfans" - DAS mag sein. Und vielleicht führen wir eher die letztere Diskussion hier?
Und mal by the way - wir sind uns ja glaube ich einig, das wir die Karnevals- und Kaspervorbeterveranstaltungen a la Mainz und *öln nicht sonderlich erquicklich finden. Andere tun das aber. Mit der gleichen Geschmacksfrage könnte ich sagen, das mit die ebenfalls offiziell gewollte Punkkonzertveranstaltung eines anderen Bundesligavereins vom Rhein geschmacklich auch überhaupt nicht zusagt. Oder? Aber das ist OT.