Ich lese hier immer, dass bei der Bewertung der Vorgänge von Köln auch die Gefährlichkeit der Antifa betrachtet werden muss. Ich verstehe dieses Argument nicht: Gegen wen richtet sich die Antifa? Gegen Faschisten. Wer sollte sich folglich bedroht fühlen? Faschisten. Mich lässt dieses Wissen ruhig schlafen, die Antifa ist keine Gefahr für mich.
Faschisten brennen Wohnhäuser und Asylantenheime nieder, jagen ausländische Mitbürger durch Straßen und schlagen sie gegebenfalls tot. Sie bedrohen alle und jeden der nicht in ihr widerliches Weltbild passt. Gewalt und Hass ist das tägliche Brot eines solchen Subjekts. Faschisten ermorden mindestens neun ausländische Mitbürger und eine deutsche Polizistin. Diese Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen.
Das Menschen dieses Schlages, die ausschließlich Angst und Schrecken verbreiten, ihrerseits sich fürchten müssen, ist für mich kein allzu bedrohlicher Zustand. Wo liegt also das Problem, dass hier offensichtlich viele mit der Antifa haben?
Die Frage ist doch hier, was von der Antifa als faschistisch eingestuft wird.
Wenn es dabei nur um die Kameradschaften, die NPDler, die Holocaust-Lügner und sonstiges geht, dann ist das in Ordnung für mich.
Wobei ich da schon das Anprangern von Einzelpersonen im Internet abstoßend finde.
Dann kommt aber hinzu, dass deren Verständnis von Faschismus mittlerweile sehr weit ausgelegt ist und man das kapitalistische System als solches ablehnt.
Gerade in Berlin werden ja dann in manchen Vierteln Autos möglicherweise Besserverdienender angezündet, Farbbeutel-Attacken auf neue Wohnkomplexe durchgeführt usw. Sind das auch Faschisten oder habe ich da was verpasst?
Genauso sieht es ja bei der Flüchtlings-Thematik aus: Alle, die nicht jeden und sofort aufnehmen wollen, die eventuell eine geordnete Einwanderungspolitik, wie sie auch in anderen Ländern praktiziert wird, fordern, werden sofort diffamiert und als Faschisten beschimpft.
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Ich stimme Dir zu. Ein Problem ist, dass der Begriff "Faschist" oft überstrapaziert wird. Allerdings weiß ich nicht, ob wirklich die Antifa für die brennenden Autos z.B. in Berlin verantwortlich zu machen ist. Gemäß Wikipedia kam es in Berlin im Jahr 2013 zu insgesamt 249 Brandanschlägen auf Autos, "nur" 23 davon waren politisch motiviert. Warum für diese Restfälle gerade die Antifa verantwortlich sein soll, ist für mich nicht nachvollziehbar. Beweise gibt es m.E. hierfür nicht. Teilweise kamen die Täter z.B. aus den Reihen radikaler Umweltschützer, die es auf PKWs mit hohem Spritverbrauch abgesehen haben.
Aber lassen wir dies einmal so stehen. Die andere Seite ist, dass seit 1990 bis Ende 2012 in Deutschland ungefähr 184 Menschen Opfer rechtsextremer oder rassistischer Gewalt wurden. Opfer heißt in diesen Fällen: Sie wurden umgebracht. Ich möchte nicht moralisieren, aber brennende Autos gegen totgeschlagene Menschen aufzurechnen, erscheint mir abwegig.
Es ist sicherlich schwachsinnig, Farbbeutel-Attacken auf neue Wohnkomplexe durchzuführen (Frage: Warum wird die Antifa dafür verantwortlich gemacht?), aber es ist für mein Empfinden nicht zu gleichzusetzen mit Brandanschlägen auf Wohnhäuser z.B. in Solingen (5 Tote, 17 Schwerverletzte) und Mölln (3 Tote, neun Schwerverletzte).
Um es kurz zu machen: Das wahre Problem sind die Nazis und ihre kranke und menschenverachtende Ideologie. Die Antifa - und das respektiere ich - stellt sich diesen gemeingefährlichen Schwachsinnigen entgegen. Wird nicht immer und überall Zivilcourage gefordert? Auch wenn es einem politisch nicht in den Kram passt, die Antifa ist nicht das Böse, das zu bekämpfen ist.