Die akute Bronchitis ist aber nicht immer eine selbstlimitierende Erkrankung. Oft entwickelt sich unbehandelt daraus entweder ein Asthma oder eine chronische Bronchitis – Erkrankungen, die einen Spitzenplatz in der Todesursachenstatistik einnehmen. Es ist daher eine adäquate Therapie zur Verhinderung chronischer Lungenleiden notwendig.
Fraglicher Nutzen einer Antibiotika-Therapie
Die akute Bronchitis wird in der Regel mit einem Virusinfekt eingeleitet. In 90 bis 95 Prozent aller Fälle sind unterschiedliche Viren (z. B. Adenoviren, Parainfluenza-Viren, Corona-Viren) Verursacher des Atemwegsinfektes. Eine bakterielle Superinfektion macht lediglich 5 Prozent der Erkrankungsfälle aus.
Dennoch werden ca. zwei Drittel der Patienten mit Atemwegserkrankungen mit einem Antibiotikum behandelt, obwohl Untersuchungen zeigen konnten, dass dadurch der Krankheitsverlauf nicht wesentlich verkürzt wird. Lediglich die Dauer des Hustens konnte mit Antibiotika um etwa einen halben Tag reduziert werden. Diesem fraglichen Nutzen stehen andererseits die Risiken einer Antibiotika-Therapie mit ihren Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, allergische Reaktionen oder Pilzinfektionen) und der Resistenzentwicklung entgegen.
Infektabwehr aus der Natur
Auf der Suche nach therapeutischen Alternativen konnte ein Extrakt aus Pelargonium sidoides (Umckaloabo), ein in Südafrika seit Jahrhunderten traditionell bei Atemwegserkrankungen angewendetes Phytotherapeutikum, gefunden werden.
In modernen In-vitro-Prüfmodellen, klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen konnte für ihn die Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Patienten mit Atemwegsinfekten belegt werden. Neue Untersuchungen sollen den bisher noch weitgehend unbekannten Wirkmechanismus des Wurzelextraktes aus Pelargonium sidoides aufklären.
Suche nach dem Wirkmechanismus
Antibakterielle Aktivität: Experimentelle Untersuchungen konnten eine direkte antibakterielle Aktivität finden. Der südafrikanische Wurzelextrakt hemmt die Vermehrung verschiedener grampositiver und gramnegativer Bakterien wie beispielsweise Staphylokokken, Streptokokken, E. coli oder Haemophilus influenzae.
Da die Effekte im Vergleich zu Antibiotika schwächer sind, hat man in Modellversuchen nach weiteren antibakteriellen Wirkmechanismen geforscht. Es konnten Eingriffe von Umckaloabo in die Infektionsstrategie der Bakterien festgestellt werden. Der Extrakt verhindert ein Anheften von Bakterien an Schleimhautzellen (Adhäsion), womit der erste Schritt im Entzündungsgeschehen abgewehrt wird.
Weitere Untersuchungen klären derzeit, ob sich die Vermutung bestätigt, dass Umckaloabo das Eindringen der Erreger in die Tiefe des Gewebes (parazelluläre Translokation) und in die Zellen selbst (Internalisierung) verhindert. Sind Erreger in die Schleimhautzellen eingedrungen, dann verbessert Umckaloabo signifikant die Phagozytose durch Aktivierung der Makrophagen.
Antivirale Eigenschaften: Außerdem besitzt der südafrikanische Wurzelextrakt ausgeprägte immunmodulatorische Effekte, welche insbesondere viralen Infektionen entgegenwirken. Darüber hinaus verstärkt Umckaloabo körpereigene Mechanismen zur Virusbekämpfung. So steigert der Extrakt die Produktion von Interferon g, einem zentralen Botenstoff der körpereigenen Virusabwehr.
Weiterhin aktiviert der Extrakt natürliche Killerzellen, welche den Virus abtöten. Dabei kommt es nicht zu einer fortwährenden Steigerung der Immunabwehr, sondern nur dann, wenn Viren angreifen.
Quelle:
https://www.deutsche-apotheker…003/daz-41-2003/uid-10753