Ca. 84% der antisemitischen Straftaten werden von Rechtsextremisten begangen (Quelle u.a. Statista und Rias).
Nur 4% der Taten sind auf "ausländische beziehungsweise religiöse Ideologien" zurückzuführen.
Möchte das Problem des "migrantischen Antisemitismus" damit nicht kleinreden. Natürlich muss das adressiert, muss gehandelt werden!
Aber hier wird ja fast ausschließlich darüber geschrieben so, als wäre Antisemitismus unter Deutschen ohne Migrationshintergrund kein Thema.
Das Gegenteil ist der Fall.
Mich deucht, dass die sicherlich abstoßenden Szenen auf propalästinensischen Demos einigen als dünnes Deckmäntelchen dient...
um ihre Islamophobie und die damit einhergehende Feindseligkeit gegenüber arabischen, türkischen, nordafrikanischen, persischen Mitmenschen hemmungsloser denn je auszuspitten.
Und das ist keinen Deut besser als Judenhass.
Es ist nur eine andere Spielart derselben Ekelhaftigkeit.
Fuck that!
https://de.statista.com/infogr…walttaten-in-deutschland/
https://report-antisemitism.de/rias-berlin/
Alles anzeigen
Wenn ich jedenfalls im Kern auch mit einigem durchaus d´accord gehe, ein in meinen Augen im aktuellen Kontext dennoch insgesamt gesehen recht fragwürdiger Beitrag deinerseits, zumal es hier in den letzten Tagen auch zumeist um den aktuell zu sehenden Antisemitismus geht.
1.) Du schreibst im 1. Satz "WERDEN", bringst dann aber eine Statistik von 2022. Die linke taz berichtet jedoch davon, dass es etwa in Berlin 2022 381 antisemitische Straftaten gegeben habe, allein seit dem 7.10. aber anscheinend innerhalb von nur 11 Tagen 369 "antiisraelische" Straftaten.
https://taz.de/Antisemitische-…-in-Deutschland/!5967456/
Gestern hieß es bei welt.de:
"Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas sind in Deutschland nach vorläufigen Zahlen bislang mehr als 1100 Straftaten in diesem Kontext registriert worden."
https://www.welt.de/politik/de…-100-Beamte-verletzt.html
Vielleicht nicht alles antisemitische Straftaten wie in der Headline suggeriert, aber sicher dennoch zum größten Teil als antisemtische oder antiisraelische zu werten - und vermutlich zum größten Teil auch von Menschen mit Migrationshintergrund verübt.
Finde also, du machst es dir hier zu einfach. Wenn du die Präsens-Form "werden" benutzt, solltest du dann auch die Ereignisse der letzten Tage, des Jahres 2023 besonders im Fokus haben. Und da sind Menschen mit Migrationshintergrund (die gleichwohl natürlich sehr häufig einen deutschen Pass haben) nun offenbar seit dem 7.10. deutlich überproportional vertreten, da sind wohl eher seltenst Leute von NPD, Die Rechte, III. Weg oder der AfD (welche sich tendenziell in diesen Tagen auffallend israelfreundlich und in der Israel-Thematik auch auffallend Scholz-freundlich gibt, was wiederum einigen rechten Medien, etwa Compact, und auch einigen Sympathisanten gar nicht so gut gefällt) ohne Migrationshintergrund die Täter.
2.) Die Graue-Wölfe-Bewegung gilt (jedenfalls, wenn man die AfD nicht als solche ansieht) als größte rechtsextremistische Bewegung auf deutschem Boden. In dieser ist der Antisemitismus fester Bestandteil und in dieser dürften (zumindest fast) ausschließlich Leute mit Migrationshintergrund aktiv sein. Diese Bewegung wird meines Wissens unter "ausländische Ideologie" geführt und sie dürfte straftatentechnisch in den letzten Jahren tatsächlich kaum ins Gewicht fallen. Experten betonten allerdings auch in der jüngeren Vergangenheit, dass die Grauen Wölfe und ihre Vereine in Deutschland in den letzten Jahren versuchten, möglichst keine Straftaten zu begehen, nachdem insbesondere in den 70ern viel Gewalt und auch einige Morde von dieser Bewegung ausgingen. Dennoch in meinen Augen gewissermaßen eine tickende, auch antisemitische Zeitbombe, die jederzeit wieder explodieren könnte.
Und noch was:
Spitzenvertretern scheinbar aller oder fast aller im türkischen Parlament vertretenen Parteien scheint das Schicksal Israels und seiner Staatsbürger gefühlt doch ziemlich am A… vorbeizugehen, teilweise gibt es sogar demonstrative Solidarität mit der Hamas. Auch der in meinen Augen in deutschen Medien teilweise vor den diesjährigen Wahlen schöngeredete Anti-Erdogan-Block um Kemal Kılıçdaroğlu gibt ein in weiten Teilen trauriges bis widerwärtiges Bild ab, insbesondere auch mal wieder Meral Aksener von der Iyi-Partei. (Ich habe ja vor den Wahlen ein-, zweimal in diesem Forum sinngemäß darauf hingewiesen, dass ich den auch von einigen deutschen Medien mal mehr, mal weniger erweckten Anschein, es gebe in Kilicdaroglu und Co. eine annehmbare Alternative zu Erdogan, nicht so wirklich teilen kann)
https://www.fr.de/politik/krie…ie-hamas-zr-92574212.html
Interessant auch, was im türkischen Fußball derzeit so läuft:
https://www.spiegel.de/sport/f…96-4c87-86c7-7d3af26d5dd1
Da frage ich mich natürlich schon, wie sich das denn so unter den in Deutschland türkischen Wählern, den türkischen Fußballfans in Deutschland alles so widerspiegelt. Ich befürchte leider, dass die Solidarität mit Israel in diesen Tagen bei diesen doch relativ überschaubar sein dürfte im Gegensatz jedenfalls zu jener mit den Palästinensern.
Und ich muss auch sagen: Wenn gestern in meiner Geburtsstadt Düsseldorf ein "pro-palästinensischer" Redner vor Tausenden OB Keller auffordert, er solle seinen Kurs ändern, sonst kämen die Demonstranten jeden Samstag, denn "ihre Kinder" (Kinder muslimischer Eltern oder was meint er?) würden bereits 30 Prozent der Schüler in Düsseldorf ausmachen, dann empfinde ich das schon als gesellschaftsspaltend und auch leicht bedrohlich. Gerade dann, wenn viele, viele Demoteilnehmer derselben Veranstaltung dann auch noch auf der Kö "Massenmörder Israel. Kindermörder Israel" brüllen, eskortiert von deutschen Polizisten. Gut, da werden jetzt sicher auch einige sagen oder denken: "Aber das ist doch alles nicht dezidiert antisemitisch."
Die Darlegungen des Makkabi-Chefs Alon Meyer bspw. zur Causa Mazraoui im Sportstudio empfand ich ebenfalls als sehr bedrückend - so wie ich übrigens auch das über viele Stunden bis gar über Tage gehende Schweigen und/oder Relativieren seitens muslimischer Verbände in Deutschland hinsichtlich des Geschehens am 7.10. als ziemlich traurig empfand.
Ok, wo ich wiederum bei dir bin: Dass vielleicht gar nicht mal so wenige derzeit offenbar meinen, es gebe aktuell günstigere Umstände, ihre eh vorhandenen antimuslimischen Ressentiments rauskotzen zu können in Mehr-oder-weniger-Tim-Kellner-Manier, scheint mir ebenfalls evident; es ist aber eben nur ein Teilaspekt der aktuellen Debatte. Ein anderer ist, dass nicht nur radikale, sondern auch viele liberalere, sich als demokratisch empfindende "Biodeutsche" Antisemitismus von Migranten oft verharmlost haben in den letzten Jahren, ihn teilweise sogar noch bewusst, vielleicht auch unbewusst sogar noch gefördert haben. Und da fällt mir schon auf, dass "Selbstkritisches", "Kurs-Korrigierendes" von jenen, die hier linken oder eher linken Parteien oder von mir aus auch nur dem Merkel-Kurs nahestehen oder nahestanden, so gut wie überhaupt nicht wahrnehmbar ist. Von einigen Politikern und Journalisten kommt sowas hingegen ja immerhin schon in den letzten Tagen.