Das aktuelle Wortstudio

  • (S)Chose


    Die Suche nach einer Wortherkunft vermittelt oft auch einen Blick auf historische Verläufe. Dieses Lehnwort aus dem Französischen ist bereits im 17. Jahrhundert in unserem Sprachraum geläufig gewesen - und dies sogar in der uns heute vielleicht merkwürdig erscheinenden Schreibweise. So ist im umfassendsten Wörterbuch der deutschen Sprache, dem GRIMM [Deutsches Wörterbuch – DWB], zu lesen:


    »SCHOSE, f. aus franz. chose, besonders in Norddeutschland verbreitet, meist im plur. schosen kurzweil, scherz. [...] späsze, alberne scherze, possen [...] dumme streiche, alberne erzählungen [...] sachen, saubere geschichten, lügen [...] lügen, flausen [...].«


    Die französische ›chose‹ ist, wie bereits der Initiator unseres schönen Wortstudios @Peterpump oben schrieb, aus dem lateinischen ›causa‹ [Sache, Grund; vergleiche kausal] hervorgegangen, und hier nähern wir uns schon der uns bekannten heutigen Verwendung an, die eine spätere Neuentlehnung vermuten lässt, wenn wir von einer (peinlichen) Sache oder Angelegenheit sprechen.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Nein. Ich stelle einfach nur fest, daß du alle Leute für intellektuell beschränkte Vollidioten hälst, die nicht deiner Meinung entsprechen.

    Du hast den Begriff ins Spiel gebracht, ich schlage aber vor: Vergiss es!

    Wo genau habe ich halse ins Spiel gebracht?

    hälst/hältst halsen passt trotzdem nicht

  • Ich hab (S)Chose immer als gesellschaftlich akzeptierte Abwandlung von "Scheisse" gehalten, aber so ist es sprachhistorisch eloquenter.

    Die Sache triffst aber so oder so punktgenau...


    Zu o.g. Halse oder halsen:

    Dies ist der Wendevorgang mit einem Segelboot oder Windsurfer, wenn dabei das Heck als erstes durch den Wind gedreht wird.

    Aber den Begriff " hälst" gibt es auch hierbei nicht...

    Alles was ich schreibe beruht auf Fakten oder Hörensagen oder weil ich es mir so denke.
    Manchmal rate ich auch nur.
    Auf jeden Fall ist es meine Meinung oder die von jemand anderen die ich zu meiner gemacht habe.

  • Ich hab (S)Chose immer als gesellschaftlich akzeptierte Abwandlung von "Sch[...]" gehalten, aber so ist es sprachhistorisch eloquenter. [...]


    Danke für diesen Hinweis. Wenn ein Sprecher von einer Wortverwendung berichtet, ist dies bereits ein Beleg. Nun wären weitere Belege hilfreich, um die oben genannte Varietät als typisch für z. B. eine Region, eine Zeit oder eine sozial definierte Gruppe zu erkennen. Wissen noch weitere Leser von der oben angebotenen Wortverwendung?


    Sollte es sich im Beispiel also weder um einen Irrtum noch gar um eine seltene artifizielle - eben besonders vornehm tuende - Ausspracheform handeln (aus ›ei‹ wird ›oi‹, hier sogar ›o‹, und aus dem stimmlosen ›ß‹ ein stimmhaftes ›s‹), wäre demnach tatsächlich an die Funktion eines ›Hüllwortes‹ zu denken, mit dessen Gebrauch sich der Sprecher durch die Abwandlung des gemeinten Begriffes noch im Rahmen der Höflichkeitskonventionen bewegen will.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Der Klopp hat ja jetzt scheinbar die Zahnleiste vom Raab. Was gibt es da noch zu erreichen?

    Edith fragt, ob anstatt scheinbar auch anscheinend, offensichtlich oder offenbar richtig sein könnte...

    Wenn der Klopp behauptet, es sei die Zahnleiste vom Raab, obwohl das nicht stimmt, dann trägt er sie scheinbar.

    Wenn du vermutest, der Klopp trüge die Zahnleiste vom Raab, es aber nicht hundertprozentig weißt, dann trägt er sie anscheinend oder offensichtlich.

    Wenn er sie offenbar trägt, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass es nicht die vom Raab ist.


    Egon18Geye95Allofs möge mich berichtigen.

    "Ich werde nie von einem Verein oder einem Präsidenten abhängen - ich glaub', in Österreich haben Präsidenten von österreichischen Fußballclubs mehr Sponsoren verjagt als jeder andere. Nicht einen Euro, wenn wir nicht die Kontrolle, die Verantwortung und die Geradlinigkeit innehaben." (Dietrich Mateschitz, angeblich nur ein normaler Sponsor...)

  • offensichtlich geht über die Vermutung hinaus da es für jeden überprüfbar ist, da sichtbar.

    Für mein Sprachempfinden...

    Ja, inzwischen denke ich auch, dass 'offensichtlich' und 'offenbar' anscheinend Synonyme sind.

    "Ich werde nie von einem Verein oder einem Präsidenten abhängen - ich glaub', in Österreich haben Präsidenten von österreichischen Fußballclubs mehr Sponsoren verjagt als jeder andere. Nicht einen Euro, wenn wir nicht die Kontrolle, die Verantwortung und die Geradlinigkeit innehaben." (Dietrich Mateschitz, angeblich nur ein normaler Sponsor...)

  • Das lässt allerdings mein Vertrauen in den Duden schwinden, denn der "übersetzt" 'offensichtlich' mit 'anscheinend'.

    "Ich werde nie von einem Verein oder einem Präsidenten abhängen - ich glaub', in Österreich haben Präsidenten von österreichischen Fußballclubs mehr Sponsoren verjagt als jeder andere. Nicht einen Euro, wenn wir nicht die Kontrolle, die Verantwortung und die Geradlinigkeit innehaben." (Dietrich Mateschitz, angeblich nur ein normaler Sponsor...)

  • Diese elegante und treffende Darstellung möchte ich allenfalls ergänzen und dabei den hier schon mehrfach erläuterten Unterschied zwischen anscheinend und scheinbar noch einmal aufgreifen:


    anscheinend/scheinbar

    # Mit anscheinend wird die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint; man glaubt, dass etwas aufgrund des Anscheins auch wirklich so ist.

    # Das Adjektiv scheinbar besagt, dass etwas nur dem Schein nach, aber nicht in Wirklichkeit so ist, wie es sich darstellt. Dieses Wort steht im Gegensatz zu wirklich, wahr, tatsächlich. Was nur scheinbar ist, existiert in Wirklichkeit nicht.

    # Verwechslungen zwischen anscheinend und scheinbar entstehen nur beim adverbialen Gebrauch. Dafür ein Beispiel: Die meisten Bergsteiger stürzen nicht in erster Linie im schweren Fels, sondern vorwiegend im scheinbar harmlosen Gelände.

    [Beispiel zitiert nach: DUDEN. Leicht verwechselbare Wörter. Mannheim 1973]


    Während man zwar oft aus dem Textzusammenhang den beabsichtigten Sinn erkennen kann, gibt es jedoch nicht selten auch Texte, bei denen es auf den richtigen Gebrauch, auf die genaue Unterscheidung der beiden Wörter ankommt, weil anderenfalls der Text missverstanden werden kann. Die Aussage über Jürgen Klopps Gesamtheit seiner Zähne ist ein Beispiel dafür. In der Alltagssprache wird der Bedeutungsunterschied zwischen anscheinend und scheinbar bedauerlicherweise häufig außer Acht gelassen.



    offenbar/offenkundig/offensichtlich

    Das Adjektiv offenbar wird im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache [DUDEN, 1999. Band 6] umschrieben mit offen zutage tretend, klar ersichtlich – und unterscheidet sich darin nicht von offenkundig (für jeden ersichtlich, klar erkennbar, sehr deutlich) oder offensichtlich (klar erkennbar, sehr deutlich, offenkundig). Auch in der adverbialen Verwendung sind offenbar (dem Anschein nach, wie es scheint) und offensichtlich (dem Anschein nach, anscheinend) gleich.



    -bar und -lich

    Bei dieser Gelegenheit noch eine kleine Feinheit: Von manchen Verben werden konkurrierende Adjektive mit den Endungen -bar und -lich gebildet. Sie sind zwar oft inhaltlich identisch oder ähnlich, doch unterscheiden sie sich gelegentlich insofern voneinander, als die Formen mit -bar die Möglichkeit, die Formen mit -lich ein Merkmal angeben und zusätzlich ausdrücken, dass etwas ohne Schwierigkeiten, leicht getan werden kann, zum Beispiel bewegbar/beweglich, lösbar/löslich oder auch erklärbar/erklärlich. Was erklärbar ist, ist einer Erklärung grundsätzlich zugänglich. Was erklärlich ist, kann durch Erklären auch tatsächlich verstanden werden, ist daher so gut wie selbstverständlich.



    So sind die obigen Unterscheidungen gewiss alle erklärbar, vielleicht sogar leicht erklärlich. Doch ob die gegebenen Erklärungen jetzt auch gelungen sind, möge jeder Leser für sich entscheiden.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Wobei sich ja die Scheister geidern, ob es Taxis oder Taxen heißt, wenn mehrere angefordert werden. Früher hörte ich immer Taxen und das Taxis falsch sei. Im Duden steht aber Taxi und Taxis.

    Mein längst verblichener Schwager war lange Fahrer eines solchen und sprach immer nur von der Droschke.

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • Die 2 Dinger von Brügge waren aber klassisch gebrökert...

    gebrökert, bzw. brökern ist einer der seltenen Fälle, bei dem aus einem Personennamen ein Verb wurde. Andere Beispiele sind pasteurisiert, röntgen oder lynchen.

    Im deutschen Sprachgebrauch soll es etwa 50 davon geben habe ich mal gelesen. Sehr schön fände ich es, wenn unser brökern offiziell dazu gehören würde.

    Nur versteht außerhalb dieses Forums wahrscheinlich niemand.


    Edit: In der Fußballsprache fällt mir ansonsten nur "müllern" ein.


  • guter Hoffnung sein/guter Dinge sein


    Im Diskussionsstrang ›Vor dem Kick: Hertha B$C vs F95‹ heute aufgeschnappt:

    Zitat

    Da Fortuna aber dazu neigt, Träume und Wünsche platzen zu lassen, bin ich guter Hoffnung.

    Zitat

    Guter Hoffnung sein steht mNm in einem anderen Zusammenhang, daher meine Frage.



    geschrieben: guter Hoffnung sein

    Die Redewendung guter Hoffnung sein ist als Ausweich- oder Hüllformel für Schwangerschaft seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich. Dabei greift sie die Bedeutung von Hoffnung auf: die Erwartung einer günstigeren Lage. Ein Wort von SÖREN KIERGEGAARD [1813-1855] gibt dies anschaulich wieder:

    Schwanger sein heißt, guter Hoffnung sein und Hoffen heißt die Möglichkeit des Guten zu erwarten.



    gemeint: guter Dinge sein

    Diese Redensart ist seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen und bezog sich wider Erwarten ursprünglich nicht auf Ding, sondern auf das früher häufige mittelhochdeutsche Wort Gedinge, das zunächst zuversichtliches Erwarten bedeutete und später die Bedeutung von (Rechts-)Verhandlung annahm. Wie kam das? Ding lässt sich zunächst auf die Volks- und Gerichtsversammlung nach germanischen Rechten, dem Thing, zurückzuführen. Später wurde die Bedeutung zur Gerichtssache selbst verschoben ... und daraus wurde neuhochdeutsch verallgemeinernd Ding (die Sache, das sinnlich Bemerkbare).

    Das erwähnte Gedinge (vergleiche: sich verdingen) kennen wir heute hingegen noch in seiner wiederum anderen Bedeutung als eine typische Leistungsentlohnung im Bergbau oder in der Landwirtschaft - eine Art ausgehandelte Akkordarbeit.



    Nun seien wir guter Dinge, dass die Redewendungen guter Hoffnung sein und guter Dinge sein sich hoffentlich gut auseinanderhalten lassen.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • ne der Kevin hat halt Rückgrat (noch)


    Heißt das nicht Rückrad? Oder so?

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844