Weiß nicht so recht, wohin damit, daher hier:
Stehe draußen vorm Stammgriechen und quarze eine. Kommt jemand vom Hotel runter und fragt mich in unverkennbarem Säggsisch, ob ich ihm 'ne Kippe verschnorren kann, er habe seine vergessen und sei zu faul, nochmal in sein Zimmer hochzulaufen/-fahren. Sind gerade viele Messebauer aus aller Herren Länder (überwiegend Polen) hier unterwegs.
Latsche also wieder zum Griechen rein (meine Kippen hatte ich auf dem Tisch liegengelassen), gebe ihm eine, und es entwickelt sich ein Gespräch. Er ist Chemnitzer (dass Düsseldorf eine Partnerstadt von Chemnitz ist, wusste er gar nicht), mit Fußball im allgemeinen und dem CFC im besonderen hat er aber nix am am Hut.
Wir kommen auf die diversen Vorkommnisse in Chemnitz zu sprechen (auch und insbesondere die, die nix mit Fußball zu tun haben), und ohne dass ich das Gespräch hier in allen Details wiedergeben kann und will, ist mir nochmal deutlich vor Augen geführt worden: die sind offenbar anders drauf, die Ossis, da machste nix. Ein Merksatz war, er käme sich hier bisweilen vor wie im Ausland (wäre er ein Eingeborener aus Marxloh gewesen, gut, dann hätte man ihm das abkaufen können). Und die Proteste/Ausschreitungen in Chemnitz anlässlich der Messerstecherei im August 2018 hätten sich gar nicht gegen Ausländer, sondern gegen die Meinungsmache der Presse gerichtet.
Der Mauerfall liegt fast 30 Jahre zurück, und die Zeit davor hat er nicht nur nicht bewusst, sondern gar nicht mehr erlebt (so jedenfalls habe ich sein Alter eingeschätzt).
Es gibt Situationen, da fühlt man sich komplett hilflos und unverstanden. Ging ihm aber wahrscheinlich nicht anders.