Alles anzeigenImmer häufiger öffentlich zur Schau gestellte Feindlichkeit gegenüber Kulturen verschiedenster Art.
Waren heute einmal mehr auf einem Flohmarkt in Kassel. Noch nie in meinem nun nicht mehr ganz sooo jungen Leben habe ich derart viel Anfeindungen gegenüber Mitbürger*innen diverser Kulturen erlebt. Die beschämendsten Highlights unterschiedlicher Personen (wenn man das so bezeichnen darf) waren u.a. "wir sind hier in Deutschland und nicht in Kannackistan*" (*bin mir nicht sicher bzgl. der Schreibweise) sowie "diese Musik kannst du woanders spielen, wir sind hier in Deutschland, da hört man soetwas nicht". Letzterer Ausspruch kam von einer eleganten Mittfünfzigerin, welche einen Stand unweitweg eines Verkäufers diverser Musikinstrumente betrieb, an dem sich zwei jüngere Herren an einer Gitarre übten in Kaufabsicht. Klang aus meiner Sicht sehr professionell. So auch der eingestimmte Gesang.
Auf unseren Einwand (meine Frau begleitete mich) nach mehr Toleranz sowie dem Hinweis auf die offenbar gute Performance mischte sich ein weiterer Standbesitzer - die elegante Mitfünzigerin verteidigend - ein, mit dem Hinweis das man in seinem "eigenen Land" auf seine "eigene Musik" bestehen dürfe. Ich mutmaßte hier blau/braune Gesinnung örtlicher Blockwartschaft, gepaart mit Querdenkersyndrom und erntete hierauf umgehend ein aus vermeintlicher Opferrolle positioniertes "ja,ja, kaum sagt mal jemand seine Meinung wir man sofort in die rechte Schiene gedrängt".
Mit Gegenwehr nicht umgehen können löste sich die Diskussionsrunde auch sodann unter fast geräuschlosem Gemurmel auf und "Björns Blaue Jünger" verliefen sich wieder in der Menge.
Erschreckend wie salonfähig diese Feindlichkeit geworden ist. Speziell ob der "wegsehenden" Kundschaft.
Das ist der bürgerlich-konservative Nährboden, von dem ich immer spreche, welchen die AfD natürlich nur zu gerne zu bediene versucht.
Ich würde diese Menschen nur aufgrund ihrer mangelnden Toleranz nicht mal als rechts bzw, rechtsextrem bezeichnen, aber dein Beispiel zeigt wunderbar auf, wie doch allgemeine Fremdenfeindlichkeit auch im deutschen Bürgertum verwachsen ist. Hört man dann mal etwas genauer hin und gibt man sich das Geschwurbel, dann wird aus den "Sorgen um deutsche Kultur" und Vorurteilen recht schnell offene Fremdenfeindlichkeit ("Kannickistan") und auch Antisemitismus steht dann gerne mal hoch im Kurs.
Das schlimme ist nur, viele sind sich dann nicht mal bewusst, was sie für ne xenophob-rassistische Scheiße labern, weil es für sie in ihrem Weltbild einfach als "richtig" erscheint. Dergestalt gibt es in den Hochburgen der AfD auch nicht wenige Menschen, die gar nicht verstehen, was wir an der AfD bitte zu kritisieren haben, denn deren "Kritik" entspricht dem eigenen Weltbild - was ist also bitte falsch daran?