Gesundheit & Corona

  • Und die Eltern, zur Erinnerung, das sind die Brötchengeber der Lehrer (wird gerne vergessen), machen dann zwei Jobs. Da darf man schon mal sauer sein, ob der Inaktivität der sog. Pauker, ne?

    Und viele Lehrer, zur Erinnerung, machen heute den Job der Eltern gleich mit. Und das nicht nur in besonderen Zeiten wie diesen.

    Da stimme ich zu. Auch hier habe ich enorm negative Beispiele wie scheissegal Eltern die Schule ist, bzw welche erzieherische Erwartungshaltung vorliegt. Auch die zunehmende Anwaltsrennerei ist bekannt. Ich habe Lehrer in der Verwandtschaft, auch eine Schulleiterin.

    Aber: mir geht es aktuell darum dass engagierten Eltern vor den Kopf gestossen wird. Dadurch wird nichts, gerade dein Punkt eben auch nicht, besser.

    Allen Schulen geht es momentan recht gleich und wenn die Schule meiner Kinder im Vergleich ganz schlecht abschneidet, wenn einzelne Lehrer Coronaferien machen, so gehört dies angesprochen.

    Warum sollen Eltern Extrameilen gehen und einzelne legen sich hin? Geht gar nicht!

  • Wahlhesse : Es gibt auch hoch motivierte ältere Lehrer. Aber es gibt auch die ausgebrannten Lehrer, die man schon an ihrem Verhalten erkennen kann. Glaubt mir, ich bin selbst Teil dieser Lehrerschaft gewesen und ich war es gerne während meiner aktiven Zeit. Jetzt aus der Ferne und im Ruhestand kann die Schüler/Eltern/Lehrer Situationen besser einschätzen und beobachten, weil ich ein Enkelkind auf dem Gymnasium habe, ein Patenkind auf dem Gymnasium und ein Patenkind auf der Uni im Medizinstudium. Da kann man aus der Ferne viele Beobachtungen machen, was "Ursprung und Wirkung" von Bildung angeht, wie Schule funktioniert. Ich habe den Kopf freier dafür um vorbehaltlos wahrzunehmen. Ein guter Grundstein ist die Grundschule mit guten Lehrern. Sie ist unbezahlbar. Vielleicht auch schon runter gebrochen die Kitas. Grundlegend ist auch das in den Familien von Anfang an gelegte sogenannte Humankapital. Heute sagt man dazu wohl auch "der Stall aus dem man kommt". Das alles funktioniert eigentlich noch recht gut am Anfang. Aber dann kommt die Obrigkeit ins Spiel, die Schulbehörde die Grenzen setzt, die sanktioniert und die im Konservativismus erstarrt ist. Darunter leiden dann Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam. Lehrer sind oftmals eingepresst zwischen diesen Mühlsteinen Eltern, Behörde, Schulleitung. Egal, was sie machen, irgendjemand wird dagegen sein. Dabei brennen die Lehrer aus , ihr Engagement wird zermahlen, sie kommen an ihre psychischen und körperlichen Grenzen, kündigen innerlich ihr Arbeitsverhältnis zum Selbstschutz auf. Mittlerweile ist die Situation durch Vielerlei Ereignisse derartig gespannt, dass man kaum noch praktikable Lösungen findet und sich durch oftmals gegenläufige Maßnahmen gegenseitig ausmanövriert. Ein E- Learning war in den Schulformen Grund und Hauptschule oder Gymnasium eigentlich gar nicht vorgesehen bisher. Die Erwachsenen Bildung war da schon mal etwas forscher dran. Der Wandel von jetzt auf gleich hat unmögliche Konstrukte ermöglicht, die eine fruchtbare Lernumwelt überhaupt nicht möglich machen. Das Ergebnis sind gestresste Lehrer Schüler und Eltern. Ich bitte oder pädiere daher hier doch um und für eine mildere und qualifiziertere Bewertung der Leistungen von Lehrpersonen in den verschiedenen Schulsystemen. Bildung hat in den verschiedenen politischen Systemen der Welt sehr oft nur eine untergeordnete Funktion gehabt. Der Arbeiter und Bauernstaat war sehr oft wertvoller als ein gut ausgearbeitetes Bildungssystem. Intellektuelle wie z.B. die Lehrer an weiterführenden Schulen oder Hochschulen wurden immer mehr ein Ziel für Verfolger als Arbeiter es waren, die für die Gesellschaft vermeintlich mehr, mehr auch Anfassbares, erschaffen haben. Und Lehrer haben zumeist in solchen Systemen das Salz in der Suppe nicht verdienen können. Deshalb möchte ich in den heutigen Zeiten auch keine Vergleiche anstellen zwischen Menschen die in der Wirtschaft ihr Einkommen generieren und Menschen die Bildung vermitteln in den Bildungssystemen. Vielleicht ist ja auch die in den Köpfen vieler Menschen verortete Vorstellung von den "Dauerferien" der Lehrer die Ursache für einen immer wieder latent aufbrechenden Neid verantwortlich für die Spannungen zwischen Lehrern und Eltern. Auch da sollte man vielleicht mal etwas genauer hinschauen. Ein Unterricht ist kein Selbstläufer, der muss jedesmal neu und aktuell aufbereitet werden. Da stecken viele Stunden Arbeit dahinter. Und so sind Lehrer nicht nur Menschen, die nur in der Schule arbeiten, sondern Menschen die ihren Beruf zuhause auch noch in die gemeinsame Familien Zeit mit hineinnehmen. Da kommen schon einige Stunden im Monat zusammen, die nicht bezahlt werden. Die Verhältnisse in den Schulen, die überspitzt in den alten Theo Lingen Pauker Filmen, durch an den Haaren herbei gezogenen Slap Stick Einlagen einer zum Widerstand aufstreben rebellischen Jugend dargeboten wurden, die sind doch überwunden. Ich möchte hier nicht klein kariert aufrechnen. Ich möchte hier eine Lanze brechen für ein besseres Verständnis von Eltern, Schülern und Lehrern als gemeinsame Lerngruppe in einer nicht immer einfach zu gestaltenden Welt heutzutage. Da können auch wir etwas zu tun. Da braucht es Mut, nicht Wut. Und mutig ist jeder, der hier schreibt. Packen wir es an. Es gibt viel zu tun.

    Vielen Dank für Deine ausführlichen Zeilen und Einschätzungen aus "1. Hand mit verschiedenen Blickwinkeln".


    Eines möchte ich noch klar stellen: Aus meiner Sicht habe ich kein pauschales "Lehrer Bashing" betrieben, sondern bewusst auch formuliert wie z.B. "Ausnahmen bestätigen die Regeln... Sicherlich gibt es auch...".


    Die Beispiele meines 4. Klässlers sind sehr praxisnah, auch wenn meine Frau das größtenteils ausbadet. Firmen müssen aktuell flexibel sein, um in 6 Monaten überhaupt noch zu existieren. Da wird sich schnell zeigen, wer auf der Strecke bleibt. Am Beispiel Schule und deren Bediensteten erfahre ich aktuell, dass viele dann doch eher so beweglich und flexibel sind wie eine Bahnschranke. Als flexibler Lehrer ist man aber auch in einem sehr starren System mitgefangen.

  • Nichts ist da pauschal. Das es solche und solche gibt habe ich doch nun wirklich klar herausgestellt. Und das ist auch nicht nur jetzt so.

    Mein subjektiver Eindruck und der aller die ich sprach ist nun mal dass das Engagement aktuell sich mit zunehmenden Alter offenbar verringert. Liegt vielleicht auch an der Generation aus technischer Sicht. Ich weiß es nicht. Es gibt da natürlich Ausnahmen, die älteste Lehrerin macht beim Sohn am meisten.


    Ich glaube dir auch dass 80% alles geben, an unserer Schule sind es gefühlt 40%. Warum darf ich mal fragen, oder?

    Ferner ist wie gesagt die EDV der Flaschenhals. Viele Lehrer würden gerne online was machen, können aber nicht. ABER: wenn ich wirklich Bock habe versuche ich halt was anderes. Wenn bei mir auf der Arbeit was nicht funktioniert muss ich auch umdisponieren. Da fehlt mir der Impuls bei den allermeisten. Die machen dann einfach - nichts!


    Und zum Thema Rundmails: Infos sind nach Wochen noch immer nicht an die Elternschaft kommuniziert, z.B. dass das Kind ohne Anerkennung des Pflichtjahres wiederholen kann. Ist das ok?? Ohne meine Lehrerverwandtschaft wüsste ich das auch nicht. Nur mal ein Beispiel von ganz vielen...

  • Ben  
    Andre242


    ich bin sicher, dass nicht "die Lehrer" schuld sind; einzelne vielleicht schon, aber auf keinen Fall die große Zahl derer, die ihren Job gerne machen und ernst nehmen!


    Aber das Problem, speziell jetzt und speziell hier in NRW, ist die oberste Chefin.
    Fisch, Kopf, Geruch .. ihr wisst schon.

    Die mit dieser Aufgabe, Ministerin zu sein, völlig überforderte Gebauer ist die Ursache des weitreichenden Versagens in den Schulen!
    Auch die KMK als Bindeglied der einzelnen Länder kann die nun zu Tage tretenden Nachteile des Föderalismus nicht kompensieren.
    Versteht mich nicht falsch - ich bin FÜR Föderalismus! Aber nur dann, wenn er nicht von den Handelnden als "Wahlkampfwaffe" genutzt wird. Und genau dies passiert im Augenblick in der Republik.
    Auf dem Rücken der SuS, der LuL und der Eltern!
    Das ist das wirklich Unerträgliche an der Situation.

    Beispiel:
    Freunde von uns leben und arbeiten halbjährig in Boston, MA
    Die Kinder sind zT drüben geboren, die Mutter ist US-BürgerIn.
    Die haben ihre Kinder beim Schul-Lockdown hier in der Bundesrepublik innerhalb von drei Tagen auf die dortigen Schulen, Elementary und Junior High, angemeldet. Der Schulbetrieb drüben ist auch ausschließlich online. Aber JEDEN Tag haben die Kids mindestens 6 Stunden "Live" Unterricht, streaming, im Kursverband. Übungen werden im Chatverlauf verteilt, von den Kids online ausgefüllt und sofort wieder hochgeladen und verarbeitet von den Lehrern; Feedback sofort.

    Müßig zu erwähnen, das selbstverständlich JEDES Kind, unabhängig vom SES der Eltern, über ein I-Pad verfügt. Viele haben eigene, Einige haben die Schulgeräte zur Verfügung.

    SO stelle ich mir Online-Unterricht vor (ich war Prä-Infektion selbst "live" dabei); dagegen sind wir hier, auch wegen der systematischen Ablehnung in den Kollegien, im Mittelalter stehengeblieben bzw leben in der Digital-Dritten-Welt.



    EDIT
    Für die nicht-so-ganz-in-der-Materie-Mitleser
    KMK = Kultusministerkonferenz

    SuS = Schüler und Schülerinnen
    LuL = Lehrer und Lehrerinnen
    SES = Socio Economic Status

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  • in der Tat ein schwieriges Thema, wenn man den Zeitpunkt der verpassten Digitalisierung feststellen möchte.
    Dass man sich jetzt umstellen muss und vielleicht liebgewonnenes abgeben muss, ist mMn das Thema. Schema F, sowohl bei Lehrern (Päne) wie bei Eltern (Parken der Kinder) war gestern.

  • Ganz klar: Fehlende Kommunikation ist absolut anzuprangern und da verstehe ich natürlich die Kollegen überhaupt nicht. Deine Kritikpunkte sind alle nachvollziehbar.
    Mir geht es darum, dass viele Leute aktuell so tun, als ob das für alle Lehrer gelte. Und das ist mitnichten der Fall.
    Ich habe z.B. über das vorhin erwähnte itslearning einen wesentlich höheren Korrektur- Aufwand. Das ist selbstverständlich in der schwierigen Situation und natürlich die einzig, mögliche Lösung. Mein Nachbar bekommt da aber nix von mit, der labert lieber über Lehrer-Gehälter.
    Nochmal: Die Kommunikation zu verweigern ist indiskutabel!
    Wenn ich polemisch werden wollte, würde ich sagen, dass sich einige Eltern in den letzten 3 Monaten das erste Mal seit langer Zeit um die Erziehung ihrer Kinder kümmern müssen. ( Damit meine ich ausdrücklich nicht die hier beschriebenen Beispiele.)

  • waaaaaaas? Ich habe erst vor 3 Monaten erfahren DASS ich Kinder habe --;)ir


    Spass beiseite... itslearning ist kacke, für alle Beteiligten. Würde es dennoch gutheißen die Übungshefte einzusammeln (gab ja einen Präsenztag) zu korrigieren und damit sich ein Bild über den Leistungsstand zu machen um die nächste Lernzeitpläne dementsprechend anzupassen.

    Aber auch itslearning kam ja aus dem nichts (verpasste Digitalisierung)

    Das andere ist gewöhnliche Fußarbeit mMn.


  • Beispiel:
    Freunde von uns leben und arbeiten halbjährig in Boston, MA
    Die Kinder sind zT drüben geboren, die Mutter ist US-BürgerIn.
    Die haben ihre Kinder beim Schul-Lockdown hier in der Bundesrepublik innerhalb von drei Tagen auf die dortigen Schulen, Elementary und Junior High, angemeldet. Der Schulbetrieb drüben ist auch ausschließlich online. Aber JEDEN Tag haben die Kids mindestens 6 Stunden "Live" Unterricht, streaming, im Kursverband. Übungen werden im Chatverlauf verteilt, von den Kids online ausgefüllt und sofort wieder hochgeladen und verarbeitet von den Lehrern; Feedback sofort.

    Müßig zu erwähnen, das selbstverständlich JEDES Kind, unabhängig vom SES der Eltern, über ein I-Pad verfügt. Viele haben eigene, Einige haben die Schulgeräte zur Verfügung.

    SO stelle ich mir Online-Unterricht vor (ich war Prä-Infektion selbst "live" dabei); dagegen sind wir hier, auch wegen der systematischen Ablehnung in den Kollegien, im Mittelalter stehengeblieben bzw leben in der Digital-Dritten-Welt.

    Ist das denn auch Standard in den USA oder sind es besonders gut ausgestattete Schulen oder ist Boston, bzw. MA da besonders weit? Deutschland ist ohne Frage nicht gerade ein Vorreiter was Digitales Lernen betrifft, ich frage mich nur, ob wirklich jede Schule in den USA so viel weiter ist. Weißt Du da mehr?

  • Ich möchte hier deinen letzten Absatz abmildern: mir war nicht bewusst dass über die normalen Hausaufgaben hinaus das ganze so anstregend sein kann. Und wir haben noch Glück, die Tochter in Q1 ist total eigenständig unterwegs. Bei mehreren Kindern ist das fast unmöglich.

    Bei mir hat der Respekt vor Lehrern noch mal zugenommen. Trotzdem gibt es sofort den Beißreflex wenn man kritisiert. Vor allem von Schulleitungen und Verbänden. Und das kann nicht sein, den "Faulen" müssen die auf die Finger klopfen, das ist i.d.R. woanders ja auch so.


    In den USA ist auch nicht alles toll. Eine Verwandte schrieb da die Schulen dicht sind und die ja wenig Urlaub haben schicken die dort die Kinder unter Verwandten hin und her. In der Nachbarschaft tauchen dann plötzlich Kinder aus Florida und Carolina auf. Alles ungetestet, alle spielen ohne Mundschutz. Die machen quasi Ferien. Demnach kann es auch kein Onlinelernen geben. Die sind aber alle unter 10 die Kinder.


    Eine Arbeitskollegin hat ne Schwester in Zürich. Die Kinder (9 und 13) haben mit Beginn der Pandemie ein Tablet bekommen und werden seitdem darüber unterrichtet. Die hat (angeblich) noch nicht eine Minute mit Lernen verbracht.

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  • ob wirklich jede Schule in den USA so viel weiter ist. Weißt Du da mehr?


    die Frage ist gut und berechtigt - vielen Dank dafür.


    Ich habe keinen vollständigen Überblick.
    Und ich kann sagen, dass es sich bei dem Beispiel um eine Private Schule handelt. Wie es auf Community Schools - kaum, nein eigentlich nicht, vergleichbar mit unseren staatlichen Schulen - aktuell aussieht kann ich leider nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich befürchte aber, dass es dort nicht so priviligiert zugeht.

    Aber das haben wir hier auch.
    Die Unterschiede von Schule zu Schule

    [ nicht von Schulform zu Schulform, denn diesen Unterschied kennen US-Amerikaner nicht, dortige Schulen sind durch alle Altersklassen hindurch quasi das was wir hier "Gesamtschule" nennen; es gibt immer mindestens zwei, meist drei, selten sogar vier, Schwierigkeitsstufen pro Fach. Von "einfach" (quasi "Hauptschulniveau") über "normal" ("Realschule") über "abspruchsvoll" ("Gymnasium") bis "expert" ("Vor-Studium"); speziell letzteres entscheidet bei High School Seniors (Klasse 12) über den Zugang zu Colleges (Elite -> Privat -> Community) und über die Vergabe von Stipendien. Insgesamt ein umfangreiches und vielfältiges Thema ]

    sind deutlich größer als bei uns; aber das kennen wir hier doch auch. Es gab immer "dünn-Brett-Bohrer-Gymnasien" wie das Leibniz, das Rückert oder das Rethel und Elite-Gymnasien wie das Humboldt, das alte! Elisen und für die Mädels das Urselinen.


    ein trivialer aber einführender Artikel, der allerdings die föderalen Unterschiede der USA einerseits und die Diskrepanz Privat/Community andererseits außer Acht lässt
    https://www.usa-info.net/usa-w…erikanisches-schulsystem/

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  • So ich hab jetzt ein Auto, ab sofort hasse ich Fahrradfahrer in Düsseldorf...


    Na also, geht doch! 8)

  • myfreexps schlimmster Albtraum ist in Stuttgart wahr geworden:

    https://www.swr.de/swraktuell/…yeUQw1jucNsFesE3fWUhGarRc


    Haben wir in Düsseldorf doch längst alles.