Das aktuelle Wortstudio

  • Beitrag von Werner Lungwitz ()

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  • Watt...?

    Das macht ihr mit euren Verschieben.


    Was machen wir mit dem Verschieben? Dich in eine rechte Ecke "deuen"? Sorry... :facepalm:

  • Beitrag von Werner Lungwitz ()

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  • Was machen wir mit dem Verschieben? Dich in eine rechte Ecke "deuen"? Sorry...

    In eine Gesprächsrunde wo ich nicht mag, und ich mich hier nicht zu äussere.


    Das ist aber nicht das Kriterium, wo Du "magst". Im Lumpi-Thread hast Du es zwar offenbar "gemocht", aber da gehört's wegen OT nun mal nicht (mehr) hin.

  • Definition Gutmensch für mich:

    Genderism, Quotenfrauen, Fleischverbot, Vegan für alle, Alkoholverbot, Drogenverbot... Verbot für was auch immer noch...Mir aufzwingen zu wollen, wie ich mein Leben abseits der üblichen sozialen / demokratischen Denkweisen zu leben habe.

    Bin ich inhaltlich komplett bei dir. Ich bin liberal und gegen jede Form von Diskriminierung. Trotzdem lehne ich Bevormundung und Übertreibung in die andere Richtung ab.


    Für diese Haltung ist aber "Gutmensch" der falsche Begriff. Denn dieser ist bereits besetzt und ist ein Kampfbegriff rechter Hetzer, die gegen Liberlaismus und eine offene Gesellschaft sind,

  • Das ist aber nicht das Kriterium, wo Du "magst". Im Lumpi-Thread hast Du es zwar offenbar "gemocht", aber da gehört's wegen OT nun mal nicht (mehr) hin.

    Das Kriterium ist zu welcher Sache ich was hier schreibe, also verbiete ich mir das Verschieben in Diskussionen wo es Nationalsozialismus und Gutmenschen geht.

  • Für diese Haltung ist aber "Gutmensch" der falsche Begriff. Denn dieser ist bereits besetzt und ist ein Kampfbegriff rechter Hetzer, die gegen Liberlaismus und eine offene Gesellschaft sind,


    Ich muss mich an der Stelle wiederholen:


    [...] Wie ich (noch im ursprünglichen Lumpi-Thread) schrieb:

    Ob man das jetzt unter "Gutmensch" subsumieren möchte, da hat wohl jeder seine eigene Vorstellung und Wortwahl.

    Es geht mir jedenfalls zu weit, jedem, der diesen Begriff verwendet, eine tendenziell rechte Gesinnung zu unterstellen. Im Moment kann ich mich noch am ehesten mit der => beispielhaften Beschreibung von Kaffee anfreunden, eine etwas allgemeiner formulierte reiche ich evtl. mal nach.


    Wer bitte definiert, ab wann ein Begriff wie "besetzt" ist...? Denn wie man erkennen kann, wird er aktuell von mehreren Usern ja ganz unterschiedlich verstanden und verwendet (und somit auch anders "besetzt").

  • Das ist aber nicht das Kriterium, wo Du "magst". Im Lumpi-Thread hast Du es zwar offenbar "gemocht", aber da gehört's wegen OT nun mal nicht (mehr) hin.

    Das Kriterium ist zu welcher Sache ich was hier schreibe, also verbiete ich mir das Verschieben in Diskussionen wo es Nationalsozialismus und Gutmenschen geht.


    Musst Du Dir nicht verbieten, Du hast ja gar nicht die Möglichkeit, Beiträge zu verschieben. Und ja, ich weiß, dass Du vermutlich "verbitten" statt "verbieten" meinst, aber erwartest Du jetzt ernsthaft, dass jeder Moderator jede seiner Entscheidungen alleine davon abhängig macht, ob Du sie "magst"?


    Außerdem ist doch gar kein Beitrag von Dir zu diesem Thema verschoben (oder wenn kurzzeitig, dann wieder zurückverschoben) worden - was willst Du eigentlich?

  • [...] aber erwartest Du jetzt ernsthaft, dass jeder Moderator jede seiner Entscheidungen [...]


    Mir fällt gerade auf: Ich muss mich bei den/der weiblichen Moderator*in/en entschuldigen (kann man das noch so sagen?). Korrekt hätte es natürlich heißen müssen:

    • [...] aber erwartest Du jetzt ernsthaft, dass jede*r Moderator*in jede seiner*ihrer Entscheidungen [...]

    Obwohl - ist auch unpassend, weil die grammatischen Bezüge in der Reihenfolge nicht übereinstimmen, das geht ja völlig durcheinander. Also dann so:

    • [...] aber erwartest Du jetzt ernsthaft, dass jeder Moderator seine und jede Moderatorin ihre Entscheidungen [...]

    So richtig...? Na dann, viel Erfolg bei der weiteren Vergenderung der Sprache. Ich klink mich da mal b.a.w. aus.

  • Die Zeiten, ais denen das Wort "Gutmensch" kommt (1933) sind hoffentlich antquiert.

    Das Wort "Gutmensch" hat mit 1933 oder der NS-Zeit überhaupt nichts zu tun.

    Soviel sollte bekannt sein.

    Den Gutmenschen zeichnet aus, dass er mit seinem Gewissen eine maßregelnde, moralische Instanz einschaltet. Dieses Gewissen war und ist Nazis als zivilisierender Kompass im Weg.


    "Das Gewissen ist eine jüdische Erfindung, eine Verstümmelung des menschlichen Wesens. Ich befreie den Menschen von der schmutzigen und erniedrigenden Selbstpeinigung." - Adolf Hitler

  • Möglich, habe das Buch nie gelesen (obwohl's mir bei einer Haushaltsauflösung mal in die Hände gefallen ist und jetzt bei mir - vermutlich verbotenerweise? - rumliegt).

    Auch andere Begriffe werden "sehr oft von ziemlich weit rechts stehenden Leuten" benutzt (Frau, Mann, Haus, Auto, Garten, Deutschland, Nation), deswegen muss man ihnen aber nicht kampflos die Deutungshoheit überlassen. Wie ich (noch im ursprünglichen Lumpi-Thread) schrieb:

    Da kann ich Dich beruhigen, der Besitz von "Mein Kampf" ist nicht verboten, lediglich der Nachdruck des Buches war bis 2016 untersagt.


    "Gutmensch" ist für mich ein Begriff, der genauso inflationär und häufig auch unpassend verwendet wird wie mittlerweile auch z.B. der Begriff "Verschwörungstheorethiker".


    Durch die Verwendung solcher Begriffe werden m.E. Diskussionsgegner häufig abgestempelt, herabgewürdigt usw. Es wird dazu auch gegriffen, wenn einem die Argumente ausgehen. Ich diskutiere da lieber "in der Sache"...

    Fortuna Düsseldorf war schon Pokalsieger als Dietmar Hopp noch mit Lochkarten arbeitete, Deutscher Meister bevor die Stadt Wolfsburg überhaupt gegründet wurde und stellte bereits einen Großteil der deutschen Nationalmannschaft bevor der Chemiekonzern Bayer überhaupt realisiert hatte, dass es in Leverkusen auch außerhalb des Werkgeländes menschliches Leben gibt.

  • Was für ein Glück, das ich mich in Diskussionen, in denen " Gutmensch" und " Verschwörungstheoretiker" verwendet wird, schnellstens subtrahiere. Diskussionen mit den meisten Verwendern führen zu nix und kosten Lebenszeit. Ich versuche nur derlei Leuchten unserer Demokratie für mich unter Beobachtung zu halten. Und auf Abstand...

    Alles was ich schreibe beruht auf Fakten oder Hörensagen oder weil ich es mir so denke.
    Manchmal rate ich auch nur.
    Auf jeden Fall ist es meine Meinung oder die von jemand anderen die ich zu meiner gemacht habe.

  • Auch andere Begriffe werden "sehr oft von ziemlich weit rechts stehenden Leuten" benutzt (Frau, Mann, Haus, Auto, Garten, Deutschland, Nation), deswegen muss man ihnen aber nicht kampflos die Deutungshoheit überlassen. Wie ich (noch im ursprünglichen Lumpi-Thread) schrieb:


    Ob man das jetzt unter "Gutmensch" subsumieren möchte, da hat wohl jeder seine eigene Vorstellung und Wortwahl.


    Es geht mir jedenfalls zu weit, jedem, der diesen Begriff verwendet, eine tendenziell rechte Gesinnung zu unterstellen. Im Moment kann ich mich noch am ehesten mit der => beispielhaften Beschreibung von Kaffee anfreunden, eine etwas allgemeiner formulierte reiche ich evtl. mal nach.

    ....also den Begriff "Gutmensch" jetzt mit Alltagsbegriffen wie Mann, Frau, Haus, etc. gleichzusetzen, finde ich schon ziemlich haarsträubend.


    Und natürlich kann sich jetzt jeder seine eigene Definition des Begriffs zusammenbasteln. Vielleicht sollte man aber eher mal die deutscher Sprachwissenschaftler zur Kenntnis nehmen, die den Begriff Gutmensch im Jahr 2015 zum Unwort des Jahres gekürt haben.

    Und dabei ging es im Kontext eben nicht um Gendersternchen, die Frauenquote, Veganes Essen, etc., etc., sondern um Fremdenfeindlichkeit im Zuge der Flüchtlingskrise.


    https://www.spiegel.de/kultur/…ahres-2015-a-1071545.html


    "Als 'Gutmenschen' wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen", hieß es weiter. "Mit dem Vorwurf 'Gutmensch', 'Gutbürger' oder 'Gutmenschentum' werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert."


    Nun muss man nicht zwingend jedem eine rechte Gesinnung unterstellen, ich empfinde die Verwendung allerdings sehr fragwürdig. Der Begriff ist sehr wohl (negativ) besetzt ist und zwar eindeutig in Bezug auf Femdenfeindlichkeit.

    Und auch bei der Verwendung des Begriffs in Bezug auf Gendersternchen, Frauenquote, etc., die meiner Meinung nach aber nur eine untergeordente Rolle spielen - von einigen hier ja aber diesbezüglich begrüßt wird, bleibt es bei einer herabsetzenden und diffamierenden Verwendung, die jede Diskussion zum Thema erschlägt und unmöglich macht.


    Wünschenswert wäre es doch, die Deutung des Begriffs ins positive zu wenden. In dem Zusammenhang ist ganz interessant, dass die Toten Hosen - um dem Begriff eine positive Bedeutung zu geben, schon 2014 nicht nur ein T-Shirt haben auflegen lassen - Gutmensch, no one likes us, we don`t care! - mit einer ganz netten Geschichte dazu auf der Shopseite


    https://shop.dietotenhosen.de/…No-One-Likes-Us_-Maenner/


    sondern den Begriff 2015 auch markenrechtlich beim Patentamt haben schützen lassen


    https://www.spiegel.de/kultur/…-gutmensch-a-1072085.html


    "Eigentlich sei die Eintragung ein "interner Gag" gewesen, sagte Orth auf Anfrage der dpa. "Nachdem ja schon seit Jahrzehnten aus allen möglichen Richtungen versucht wird, Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, mit dem Wort zu diskreditieren." ......" Um die Deutungshoheit zurückzugewinnen, hatten wir den Einfall, das Wort als Marke eintragen zu lassen", sagte Orth. Durch den Verkauf von "Gutmensch"-Produkten könne man nun Initiativen unterstützen, die einem am Herzen lägen.


    ...so gehen 10 Euro von jedem verkauften T-Shirt übrigens an den "RAA Sachsen Opferberatung-Unterstützung für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt".....wohl auch nicht zufällig!

    "Antifaschismus ist nicht links, sondern eine Haltung, die alle Demokraten einnehmen sollten"

    Ruprecht Polenz (CDU)

  • Angeregt durch Arthur Friedenreich Link Das aktuelle Wortstudio

    bin ich auf folgende Rezension gestoßen:


    Das Wörterbuch des Gutmenschen (wer Lust hat, kann sich ja auch noch die eine Kundenkritik zur Taschenbuchausgabe bei dem großen Versender anschauen, da war wohl jemand arg enttäuscht :))


    Es zeigt recht deutlich, dass sich Bedeutungen von Wörtern ändern können, oft tatsächlich dadurch, wer diese Wörter vornehmlich benutzt. So etwas scheint heutzutage schneller zu passieren als früher, das ist aber nur ein Gefühl.


    Manchmal gelingt es aber auch, Wörter wieder positiv zu besetzen, so wie fortuna-junkie es oben beschreibt.

  • Zum Gebrauch des Begriffs ”Gutmensch”: Das Wort mag es ja schon länger geben, aber als Begriff in der politischen Diskussion kenne ich ihn erst aus den 1980er Jahren. Die sprach- und ideologiekritische Linke, also das Umfeld von „konkret“ und „Titanic“ et al. benutze diesen Begriff, um die sich für links haltenden Bürgerkinder, die bei den Aufreger-Themen der damaligen Zeit dabei waren (Friedensbewegung, Nato-Doppelbeschluss, die aufkommende Umweltschutzbewegung, Anti-AKW-Bewegung), als zwar gutmeinend aber als schlicht im Geiste zu denunzieren. Getreu dem Ausspruch von Wiglaf Droste: „Ist das Hirn zu kurz gekommen, wird sehr gern Moral genommen“.


    Gegenstand der Kritik waren damalige Prominiente wie z. B. Heinrich Böll („der gute Mensch aus *öln“ https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=406544), Dorothee Sölle oder Walter Jens, die an keiner Unterschriftenliste und Sitzblockade vorbeigehen konnten (alle schon lange tot, wie auch viele ihrer Kritiker, ich bin so alt geworden, schrecklich, naja anderes Thema). Aber natürlich waren nicht nur die Prominenten Gegenstand der Kritik, sondern auch die Masse der Nichtprominenten, die zu der damaligen Zeit die Kirchentage und die riesigen Friedensdemonstrationen (Hunderttausende in Bonn, die Älteren unter uns werden sich erinnern) bevölkerten und vor Mutlangen herumsaßen. Für einen Linken, also für einen an Marx, Engels und der Kritischen Theorie geschulten Menschen, war das eine komische Situationen. Auf der einen Seite war man ja selbst gegen den Nato-Doppelbeschluss und hätte die Stationierung der Pershing 2 und Cruise Missiles gerne verhindert. Aber dazu bedurfte es sowas wie einer Massenbewegung, und das bedeutete, dass man gemeinsame Sache machten musste, mit all diesen seltsamen Gestalten, die da glaubten, dass man durch gemeinsames Beten und Singen eine bessere Welt erschaffen könnte, die für jeden esoterischen Unfug offen waren, die ständig erzählen mussten, wie „betroffen“ sie das alles machte und von denen einige am meisten darunter zu leiden schienen, dass ausgerechnet ihr deutsches Vaterland von fremden Mächten als Ort der Apokalypse ausgewählt worden war. Hartes Brot für einen Linken.


    Sprach- und Ideologiekritik an der Friedens- und anderen sozialen Bewegungen der 1980er Jahre und ihrem Gutmenschentum findet sich bei Autoren wie Wolfgang Pohrt oder, in mehr satirischer Form, bei Eckard Henscheid. Das 1985 von Eckhard Henscheid, Carl Lierow, Elsemarie Maletzke und Chlodwig Poth herausgegebene Buch „Dummdeutsch. Ein satirisch-polemisches Wörterbuch“ beleuchtet das Vokabular der als „Gutmenschentum“ denunzierten gutmeinenden aber gedankenschwachen linksalternativen Kultur der damaligen Zeit, aus der dann ja die Partei der Grünen entstanden ist. Ich kann dieses Buch nur jedem der hier im Aktuellen Wortstudie Mitlesenden ans Herz legen, wobei der erste Band deutlich besser ist als der zweite. (https://de.wikipedia.org/wiki/Dummdeutsch). Und, da wir schon bei Leseempfehlungen hier im Wortstudio sind: Theodor W. Adorno. Jargon der Eigentlichkeit, Suhrkamp 1964. https://de.wikipedia.org/wiki/Jargon_der_Eigentlichkeit


    Mit dem Ende der Sowjetunion und dem „vorläufigen Endsieg des Kapitalismus“ (Georg Fülberth) hat sich die Sache mit der Sprach- und Ideologiekritik innerhalb dessen, was man mal als die „Linke“ bezeichnet hat, erledigt. Die Älteren, die in den 1980er auf den evangelischen Kirchentagen, der Bonner Hofgartenwiese und ähnlichen Veranstaltungen herumliefen, sind mittlerweile unter der Erde oder im Pflegeheim, die jüngeren von damals sind heute auch nicht mehr weit von der Rente entfernt. Und der Begriff des „Gutmenschen“ gehört heute der AfD und ähnlichen Organisationen, mit denen sie Leute beschimpfen, die so etwas wie Mitgefühl und Empathie auch für Menschen außerhalb des eigenen nationalen Kollektivs empfinden und die sich deshalb zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe engagieren. Auch solches Engagement kann man natürlich ideologiekritisch betrachten, aber Ideologiekritik, also das Sichtbarmachen eines notwendig falschen Bewusstseins, ist nun nicht wirklich das Kernanliegen der AfD.


    Zusammenfassend kann man feststellen, dass das Benutzen des Begriffs „Gutmensch“ sich von den 1980er Jahren zu heute vollständig umgedreht hat. In den 1980er Jahren diente der Begriff dazu, sich von Leuten zu distanzieren, mit denen man sich gemeinsam gegen eine Sache engagierte (z.B. Nato-Doppelbeschluss), mit denen man aber ansonsten eigentlich nichts zu tun haben wollte. Würde ich den Begriff des „Gutmenschen“ aber heute benutzen, täte ich das Gegenteil: Ich distanziere mich nicht von Leuten, mit denen ich nichts tun haben möchte, sondern ich mache mich mit Leuten gemein, wie zum Beispiel Anhängern der AfD, mit denen ich nichts zu tun haben möchte. „Gutmensch“ steht daher bei mir auf dem Index der nicht zu benutzenden Wörter.

  • Danke für die ausführliche Darstellung, Zimbo4 ! Lese ich immer gerne. :-)


    Eine kleine Addition, wie man mit diesem Kampfbegriff u. a. auch umgehen kann: in einem Interview vor nicht all zu langer Zeit mit alt-MdB Hans-Christian Ströbele (finde ich jetzte auf Anhieb nicht) wurde ihm die Frage gestellt, was er darüber denke, als Gutmensch bezeichnet zu werden. Antwort: "ich bin gerne Gutmensch".

  • Danke, Zimbo4 , das hat mir (als jahrzehntelanger und immer noch aktueller Titanic-Abonnent) viel Zeit erspart.


    Allerdings teile ich - entgegen meiner Zustimmung zu Deinem Beitrag - nicht die Auffassung, dass man sich zwingend mit z.B. Anhängern der AfD gemein macht, wenn man ihn heute verwendet. Ich selbst verwende ihn zwar nicht (jedenfalls nicht wissentlich), aber man hat vielleicht einfach die Bedeutungswandlung nicht mitvollzogen oder wehrt sich möglicherweise auch ganz bewusst gegen diese. Ist sicher auch eine Altersfrage... ;)


    Der ausführliche Wikipedia-Artikel beschreibt ebenfalls eine nach wie vor sehr vielfältige Verwendung des Begriffs.

  • Wer "Gutmensch" verunglimpfend oder mit der Absicht der Beleidigung verwendet, muss nicht unbedingt rechts sein. Aber es handelt sich meiner Meinung nach unbedingt um ein Arschloch und wird von mir auch so bezeichnet.

    Dafür brauche ich wenigstens keine historische Einordnung, kein Wikipedia und muss nicht lange absurde Diskussionen führen.

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!

  • Danke, Zimbo4 , das hat mir (als jahrzehntelanger und immer noch aktueller Titanic-Abonnent) viel Zeit erspart.


    Allerdings bin ich - entgegen meiner Zustimmung zu Deinem Beitrag - nicht der Meinung, dass man sich automatisch mit z.B. Anhängern der AfD gemein macht, wenn man ihn heute verwendet. Ich selbst verwende ihn zwar nicht (jedenfalls nicht wissentlich), aber man hat vielleicht einfach die Bedeutungswandlung nicht mitvollzogen oder wehrt sich möglicherweise auch ganz bewusst gegen diese. Ist sicher auch eine Altersfrage... ;)


    Der ausführliche Wikipedia-Artikel beschreibt ebenfalls eine nach wie vor sehr vielfältige Verwendung des Begriffs.

    Ja, einverstanden, wenn man "Gutmensch" in denunziatorischer Absicht sagt, mancht man sich nicht automatisch mit de AfD gemein, man kann es auch anders meinen, insbesondere, wenn man, wie wir, etwas älter ist und den Begriff in völlig anderen Diskussionszusammenhängen kennengelernt hat. Aber der von Dir verlinkte Wikipedia Artikel zeigt schon, dass der Begriff heutzutage vor allem von AfD Anhängern und ähnlichen Kreisen verwendet wird, vor allem zur Diffamierung von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen ausserhalb des eigenen nationalen Kollektivs. Und da lasse ich das lieber mit diesem Begriff in der Alltagsdiskussion sein, wäre mir einfach unangenehm, wenn man mich diesen Kreisen zurechnen würde, auch wenn es eine fälschliche Zurechnung wäre.


    Wobei die Dinge schon kompliziert sind. Eine meiner Lieblingsstücke ist der Song "Über die Unsicherheit menschlicher Verhältnisse". Hier sagt Jonathan Jeremiah Peachum:


    Ein guter Mensch sein! Ja, wer wär’s nicht gern?

    Sein Gut den Armen geben? Warum nicht?

    Wenn alle gut sind, ist Sein Reich nicht fern.

    Wer säße nicht sehr gern in Seinem Licht?

    Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär’s nicht gern?

    Doch leider sind auf diesem Sterne eben

    die Mittel kärglich und die Menschen roh.

    Wer möchte nicht in Fried’n und Eintracht leben?

    Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so!


    Worauf dann seine Frau und seine Tochter Polly antworten:

    Da hat er eben leider recht,

    die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht.


    Worauf Herr Peachum sagt:

    Natürlich hab ich leider recht,

    die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht.

    Wer wollt auf Erden nicht ein Paradies?

    Doch die Verhältnisse, gestatten sie’s?

    Nein, sie gestatten’s eben nicht.



    In dieses Lied werden viele AfD Anhänger wahrscheinlich begeistert einstimmen können. Und die Entgegnung, die Unsereiner dann bringen müsste, ist ja nicht; "stimmt alles gar nicht, der Mensch ist gar nicht schlecht sondern gut", sondern die Entgegnung wäre: "stimmt schon, es ist so, weil die Verhältnisse so sind, wie sie sind. Aber die Verhältnisse sind änderbar". Den letzten Satz mit wirklicher Überzeugung zu sagen, fällt allerdings nicht ganz einfach, fürchte ich.