Das aktuelle Wortstudio

  • Gibt es, außer der gewählteren Wortwahl, einen Unterschied zwischen "gestorben" und "verstorben"?

    https://bestatterweblog.de/gestorben-oder-verstorben/


    (ver-)sterben


    Die unterschiedliche Verwendung und Wirkung beider Verben wurden hier schon angesprochen. Die gewohnte Empfindung ist, ›versterben/Verstorbene‹ als gehobener, würdiger und pietätvoller gegenüber dem gleichbedeutendensterben/Gestorbene‹ zu werten, wenngleich ›sterben‹ selbst bereits ein verhüllendes Wort ist für ›erstarren‹. Diese Empfindung stimmt mit der sprachwissenschaftlichen Erklärung überein:


    Die dem Wortstamm des Vollverbs ›sterbenvorangestellte Worterweiterung [= Präfix]ver-‹ kann eine Vielzahl von Funktionen haben. Eine davon ist es, ein Verb zu intensivieren. ›Intensive Verben‹ drücken eine höhere Intensivierung des Geschehens aus. Beispiele dafür sind

    ver-bleiben

    ver-helfen

    ver-meiden

    ver-schonen

    ver-spüren

    ver-sterben


    Ein Präfix ›ver-‹ deutet also in den obigen Fällen auf die Absicht der Verstärkung hin. Das möge jedoch unterschieden werden von anderen Funktionen, von denen hier beispielhaft nur einige genannt seien:

    applikative Verben => Ausstatten mit etwas => ver-glasen, ver-golden, ver-silbern

    kausative Verben => Anfertigung oder Umformung => ver-eisen, ver-filmen

    Verbindung => ver-kitten, ver-knüpfen

    fehlerhafte Handlung => sich ver-laufen, sich ver-sprechen, sich ver-irren

    negativer Ansatz => ver-achten, ver-nachlässigen


    Zum Schluss und passend noch eine weitere Funktion des Präfixes ›ver-‹:

    egressive Verben, wie ver-siegen, ver-sinken, ver-blühen, bezeichnen das Ende eines Geschehens.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

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  • Mir fehlt der Fachbegriff dafür, aber es scheint noch eine weitere "ver"-Variante zu geben, nämlich die, das Gegenteil auszudrücken:


    ver-kaufen


    Wobei der Begriff "verkaufen" auch doppeldeutig ist: "Ich habe mich verkauft" kann sowohl bedeuten, dass man sich hat bestechen lassen oder Sex gegen Geld geliefert hat, als aber auch, dass ein gekauftes Produkt nicht die eigenen Erwartungen erfüllt hat.

  • Vielleicht meinst Du die weitere mögliche Funktion des Präfixes >ver-<, mit der Verben negiert werden oder ein gegensätzliches, ein schwieriges oder ein misslungenes Geschehen ausgedrückt wird. Beispiele für diese => negative Markierung:

    # ver-achten

    # ver-bremsen

    # ver-laufen

    # ver-legen

    # ver-nachlässigen

    # ver-schandeln

    und eben auch

    # ver-kaufen, sich (in der zweiten der beiden von Dir genannten Bedeutungen)

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0


  • "Negative Markierung" meinte ich ja gerade nicht. Ob ich etwas kaufe oder etwas verkaufe - beides ist ja nicht negativ, sondern lediglich das jeweilige Gegenteil. "Negierend", könnte man vielleicht sagen? Gut, kommt natürlich wieder darauf an, was man unter "negativ" versteht (ein Foto-Negativ ist die farbliche Umkehrung des Originals, wenn man es so versteht, stimmt es dann wieder).


    Auf der gedanklichen Suche nach weiteren Beispielen fallen mir gerade noch ganz andere Fälle ein:


    # ver-äußern
    # ver-suchen


    Haben jeweils beide kaum bis nichts etwas miteinander zu tun, zumindest beim ersten Beispiel. Noch einer:


    # ver-lieben


    Da dient das Präfix nach allgemeinem Verständnis ja eher der Abschwächung als der Intensivierung, denn wer verliebt ist, liebt deswegen ja noch nicht.


    Ich frage mich gerade wieder, wie man das als Ausländer alles lernen und verstehen können soll. ;)

  • Ich frage mich gerade wieder, wie man das als Ausländer alles lernen und verstehen können soll.

    Ich habe mich mal in der Türkei mit einem Türken ( tatsächlich :D) unterhalten, der Deutsch studiert hat. Er war bis dahin auch nur ca. 3 Monate in Deutschland gewesen, also kein "Deutschtürke". Er war sehr oft kurz davor aufzugeben.

    Auch so ein Beispiel: "Ich gehe in DIE Schule. Ich war in DER Schule."

  • Ich frage mich gerade wieder, wie man das als Ausländer alles lernen und verstehen können soll.

    Ich habe mich mal in der Türkei mit einem Türken ( tatsächlich :D) unterhalten, der Deutsch studiert hat. Er war bis dahin auch nur ca. 3 Monate in Deutschland gewesen, also kein "Deutschtürke". Er war sehr oft kurz davor aufzugeben.

    Auch so ein Beispiel: "Ich gehe in DIE Schule. Ich war in DER Schule."

    Immer wieder schön:


    Morgens - Das Korn, Der Weizen

    Abends - Der Korn, Das Weizen

  • Ich habe im internationalen Umfeld bemerkt, dass die deutschsprachigen Kollegen (egal ob "schwarz-rot-gold" oder "rot-weiss") sich nicht mehr daran stören, wenn ausländische Mitarbeiter die Artikel falsch sagen. War am Anfang meiner Arbeitstätigkeit noch anders.


    Auch ein nettes Beispiel: Umfahren ist das Gegenteil von umfahren.

  • Auch ein nettes Beispiel: Umfahren ist das Gegenteil von umfahren.


    Hatten wir schon mehrfach hier, z.B. am 16.02.2019:


    x9btc47g.jpg


    Das wurde dann hier aufgegriffen und fortgesetzt.

  • Im Kontext des heutigen Spiels:


    #ver-wechselt.

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • Wir sind eben nur ein Karnevals-Ver-ein

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • Leidensgenosse.


    Alles Geschriebene „schreit“ mich an: „Ich will gelesen und möglichst auch verstanden werden.“

    Ich glaub, ich hab's schon mal erzählt. Einst schaute ich ein deutschsprachiges Video auf Youtube und habe nach 2 Minuten festgestellt, dass ich die spanischen Untertitel mitgelesen habe. Dabei kann ich gar kein spanisch.

    Ich weiß genau, wovon Ihr sprecht. Vielleicht bin ich doch nicht der einzige Mann, der Bedienungs- und Aufbauanleitungen tatsächlich liest? Und jegliche Gedenk- und Informationstafeln entlang des Weges, egal in welcher Sprache? Meine Frau freut sich immer sehr, dann auf mich warten zu dürfen.

    "Ich will keine Zukunft - ich will Fortuna!"
    STUNDE X

  • Ich frage mich gerade wieder, wie man das als Ausländer alles lernen und verstehen können soll.

    Ich habe mich mal in der Türkei mit einem Türken ( tatsächlich :D) unterhalten, der Deutsch studiert hat. Er war bis dahin auch nur ca. 3 Monate in Deutschland gewesen, also kein "Deutschtürke". Er war sehr oft kurz davor aufzugeben.

    Auch so ein Beispiel: "Ich gehe in DIE Schule. Ich war in DER Schule."

    Manchmal ist es auch für Deutsche nicht ganz klar... ;--)h

    Eine echt erlebte Geschichte: Peter (damals recht frisch in Deutschland) fragte seine damalige Arbeitskollegin, ob "Wohnung" männlich oder weiblich sei.

    Die Kollegin (Deutsche!!!!) antwortete ganz ernsthaft "das kommt darauf an! Wenn man über "DIE Wohnung" spricht, ist es weiblich und wenn man "in DER Wohnung" sagt, ist es männlich" :wtf::wtf:

    Ich hab gedacht, er verarscht mich, als er mir das erzählt hat und völlig hilflos war, dass er es nicht verstanden hat ....;(

    ich weiche nicht zurück .... ich nehme nur Anlauf

  • Wenn man etwas von jemandem will, soll man denjenigen auch korrekt ansprechen.

    Sind sandhâuser nicht häuser, die vom wind verweht werden können und bei regen schwer und instabil werden? ...

    Damit das nicht passiert, haben sie ja das Dach auf dem â.

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844