Was so in der Glotze läuft ...

  • Sehr interessant, der Film "Der Baader Meinhof Komplex" . Mit Katharina Wackernagel, deren Onkel Christoph selbst der RAF angehörte. Lief letzte Woche noch im TV.


    Hier auf => YouTube (man muss allerdings angemeldet sein).


    Da bekommen die, die es bisher noch nicht wussten, gleich zu Beginn des Films auch eine Erklärung, wie der Begriff "Jubelperser" ursprünglich entstanden ist. Dann die Geschichte um Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke und deren nahezu zwangsläufige Fortsetzung.


    Ein wenig Geschichtsunterricht über das "neue Deutschland" (und damit ist nicht das Parteiorgan der DDR gemeint).


    Für die Jüngeren unter uns ist vielleicht auch die damalige Wortwahl unter den Linken interessant: "Jetzt benimm dich nicht wie so 'ne halbschwule Tussi" (beim Mixen des Brand-Cocktails für den ersten Anschlag auf das Kaufhaus Schneider). Sicher, so wird es im Film gesagt, man war ja nicht selbst dabei und weiß nicht genau, ob die Dialoge tatsächlich genau so abgelaufen sind - aber ich verspreche, so war damals der Jargon, auch unter den Systemkritikern und den dabei beteiligten Frauen, die sich dadurch anscheinend nicht diskriminiert fühlten.


    "Fun" fact: in der Gerichtsverhandlung zu diesem Anschlag werden Baader und Ensslin vom Anwalt und RAF-Mitbegründer Horst Mahler vertreten, der später zu einem Nenonazi konvertiert ist. Man mag daran ermessen, wie verwirrt so mancher Geist in dieser Zeit (und dann vor allem auch später) war.


    Nun täte man der RAF und ihren "klammheimlichen" (dieser Begriff hat eine besondere Bedeutung in diesem Zusammenhang, man google nach "Göttinger Mescalero" und "Buback") Sympathisanten unrecht, sie lediglich als "geistig Verwirrte" abzustempeln. Aber man kann auf jeden Fall festhalten, dass sie die "Arbeiterklasse", die sie ja eigentlich vom Joch der vermeintlichen Unterdrückung befreien wollte, nie erreicht hat - ganz im Gegenteil. Und wenn man sich heute noch das skandierte "Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!" der frühen '68er ins Gedächtnis ruft, fragt man sich schon, was bei vielen damals in der Birne schiefgelaufen sein muss. Aber ich höre an der Stelle lieber auf, sonst rede ich mich noch um Kopf und Kragen.


    "Die bleierne Zeit" passt auch dazu


    Wenn ich mich recht erinnere, war der gesamte Film allerdings auch sehr "bleiern" (ach ja, sehe jetzt erst den Kommentar "voll Depri" von f95-andi oben, das passt).


    Das "Komische" ist irgendwie: abseits der ganzen RAF-Thematik waren die späten '70er nach meiner Wahrnehmung und Erinnerung eigentlich 'ne Super-Zeit (wenn auch modisch fragwürdig). Der Alltag war weit weniger reglementiert als heute, zumindest habe ich das so empfunden.

  • ...der Film "die bleierne Zeit" ...gibt diese Stimmung ( voll Depri ) gut wieder...bei Netflix ist eine Doku über den Mord an Rohwedder hier in Düsseldorf entweder in Planung oder schon in der Mache...ist bis heute ungeklärt ob wirklich RAF oder Stasi.....da die DDR ja untergetauchte RAF-Mitglieder gedeckt hat nicht mal so abwegig der Zusammenhang


    ...werde diese Zeit niemals vergessen, im Wege der Schleyer-Fahndung ( Wohnwagen in der Eifel /Erftstadt transit nötig) ) permanent kontrolliert worden wegen langer Haare... und ein paar Tage nach einem Besuch des Lieblingchinesen auf der Oststr. ( nicht weit vom Schumacher ) wurde Stoll da erschossen...sowas vergisstman nie mehr

    Guck mal hier, schon fertig... --;;)

    Rohwedder auf Netflix, 4 teilige Doku, viel Düsseldorf zu sehen, super gemacht!

    Da wird übrigens von mehreren Typen (Verfassungsschutz etc.) klar gesagt dass das LKA Düsseldorf mit das schlechteste in ganz Deutschland war damals, ob sich das bis heute geändert hat?


    Bei Deutschland 89 nimmt übrigens der Herrhausen Anschlag eine zentrale Rolle ein, natürlich alles fiktiv, aber da prügeln sich quasi die Stasi/HVA und die RAF darum wer den Mord begehen darf. Viele Dinge werden wir nach all den Jahren einfach gar nicht mehr erfahren. Finde es aber mega interessant zu sehen wie sich die drei von der 3. Generation bis heute mit Supermarkt- und Gelstransporterüberfällen im Untergrund über Wasser halten. Wie geht sowas 30 Jahre lang in einer solch modernen Zeit? 70/80er verstehe ich ja noch irgendwie ohne Internet, DNA-Untersuchungen etc.


    Mein Vater war damals zur Hochphase 73/74 nahe Bonn stationiert und musste teilweise den Bundeskanzler bewachen. Einmal hatte seine Truppe bei der Nachtwache so schiss, dass sie ein Reh nahe dem Bundeskanzleramt erschossen haben, weil sie dachten es nähert sich jemand. Kann mir solche Zeiten heutzutage gar nicht mehr vorstellen, damals muss alles interessant und immer im Wandel gewesen sein, heutzutage wird man irgendwie von allem so eingeschläfert und wartet immer auf einen großen Knall. Geht zumindest mir so...


    Horst Mahler wird übrigens am 27.10.2020 aus der Haft entlassen, aber bei dem geht es wohl dem Ende entgegen, ein Bein hatte er vor Jahren schon verloren.

    Da waren schon einige verlorene Seelen involviert, aus der heutigen Sicht macht das alles irgendwie kaum noch Sinn, bzw. passt gar nicht mehr in unsere Cancel-Culture.

  • Ich schaue seit Tagen in kleinen Etappen den Baader Meinhof Komplex und hatte gar nicht (mehr) auf dem Schirm, dass Jan Josef Liefers da auch mitspielt. Ich mag seine leicht brüchige und ironisch klingende Stimme, und jedesmal, wenn ich die in diesem Film höre, habe ich den Prof. Börne vor meinem geistigen Auge.

  • Eine - wie ich finde - gute Doku der RAF von ZDFinfo in 6 Teilen:


  • zum 80sten von Klaus Lemke zeigt der wdr 4 Filme...besonders die 70er mit Cleo Kretschmer z.B. "Amore" sind schon fast Kulr ( Käfer-Pick-uo / Krämerladen / Disco ) ....herrlich locker unverkrampft...alle auch in der Mediathek....


    sieht so aus als wenn das ganze ohne Drehbuch gespielt ist

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von f95-andi ()

  • Günter Gaus im Gespräch mit Helmut Schmidt (1966)


    Zum Thema "Früher war alles besser" - ob alles, weiß ich nicht, aber dieses mir bisher unbekannte Interview ganz sicher. Heute in dieser Klarheit, Deutlichkeit und bar jeder Floskeln schlicht undenkbar, interessant auch die Kommentare unter dem Video:



    Wobei sowohl dem Interviewer Gaus (später der "Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR") wie auch dem Interviewten Schmidt gleichermaßen Lob gebührt.

  • Ich habe vor 2 Wochen alle 60er Gespräche von Günter Gaus angeschaut...danach oder währenddessen bei Wikipedia mein Geschichtswissen aufgefrischt, um die Aussagen besser einordnen zu können. Mehr als lohnenswert.
    Von den neueren ist sicher das Gespräch mit Christa Wolf interessant, akute Aufarbeitung eines Lebens in der DDR und ihrer Stasiakte.
    Hier zeigt sich für mich das Besondere an den Gesprächen mit Herrn Gaus. Seine Gäste lassen sich auf diese Situation ein und bleiben so offen, wie es ihnen möglich ist, sie brechen und kämpfen mit sich...habe in "heutigen" Interviewsituationen diese Bereitschaft schwer vermisst.
    Schön auch das Gespräch mit Franz Josef Strauss, der derart stark und glatt bleibt und bemüht ist, alles an sich abperlen zu lassen, bis man merkt, das dahinter weitere Fragen und Antworten stecken.


    Besonders zu empfehlen das Gespräch mit Hannah Ahrendt.

    ;-)
    Löwenzahn


    "Heute ist die gute alte Zeit von morgen." Karl Valentin

  • Ich habe vor 2 Wochen alle 60er Gespräche von Günter Gaus angeschaut...danach oder währenddessen bei Wikipedia mein Geschichtswissen aufgefrischt, um die Aussagen besser einordnen zu können.

    Der Fluch der späten Geburt. ;)


    Wobei ich 1966 (also mit 6 Jahren) solche Interviews natürlich auch noch nicht verfolgt habe.

  • Zufallstreffer in der ARD-Mediathek:


    Unter Nachbarn


    10 × spannender und psychologisch interessanter als jeder (auch gute) Tatort, und das ganz ohne Action und Schüsse. Mit Charly Hübner ("Bukow" im Rostocker Polizeiruf 110) und Maxim Mehmet (Kriminaltechniker "Menzel" in den Leipzig-Tatorten mit Simone Thomalla aka "Saalfeld" und Martin Wuttke aka "Keppler").

  • Ich habe in England in den späten 1980ern, frühen 1990ern die Krimi-Serie Inspector Morse geliebt!

    Wurde auch vielfach im Ausland - z.B. Niederlande, aber nicht in Deutschland, war wohl intellektuell zu anspruchsvoll(!) - gesendet.

    Interessanterweise lief die Nachfolgerserie Lewis auch bei uns im ZDF neo, ebenso wie die neueste Variante, dem Prequel Der junge Inspektor Morse („Endeavour“).

    Da schaue ich gerade die Staffel 5 in der ZDF-Mediathek.

  • Ich habe in England in den späten 1980ern, frühen 1990ern die Krimi-Serie Inspector Morse geliebt!

    Wurde auch vielfach im Ausland - z.B. Niederlande, aber nicht in Deutschland, war wohl intellektuell zu anspruchsvoll(!) - gesendet.

    Interessanterweise lief die Nachfolgerserie Lewis auch bei uns im ZDF neo, ebenso wie die neueste Variante, dem Prequel Der junge Inspektor Morse („Endeavour“).

    Da schaue ich gerade die Staffel 5 in der ZDF-Mediathek.

    Habe ein paar Bücher von Colin Dexter gelesen, die fand ich auch gut. Der Inspektor könnte hier im Forum anfangen:


    spürt gerne Rechtschreib- und Grammatikfehler auf


    :)

  • ...gerade auf Arte: Letzter Aufruf BER....fantastische Doku über die Flughafen- Bau Misere....sehenswert läuft noch bi 0:30...oder in der Mediathek nehme ich mal an...wie die sich da alle einen in die Tasche gelogen haben, genauestens dokumentiert


    https://www.arte.tv/de/videos/…000-A/letzter-aufruf-ber/

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von f95-andi ()

  • In 10 Minuten um 00:15 Uhr auf BR kommt ein Film den JEDER

    Gesehen haben sollte. JEDER auf der ganzen Welt:


    Die Brücke


    Ich werde ihn gleich auch nochmal sehen.

    Übrigens: Mit Loriot in einer winzigen Rolle als Funker.

    Das Leben ist kein Zuckerpony


    Faber est suae quisque Fortunae