Das Fußball-Regelwerk

JTM schrieb:

Ein Nationaltrainer der einen Rücktritt nicht akzeptiert, ist meiner Ansicht nach auch nicht ganz rein in der Birne.

Ich denke diese Regelung soll dazu dienen, dass auch die besten Spieler zu jedem Spiel reisen für das sie nominiert sind und sich nicht nur die Rosinen rauspicken.

Darüber hinaus finde ich es schon lustig, dass hier Leute die "Pflicht" zur Teilnahme an Länderspielen so empört. Wir reden hier von überirdisch gut bezahlten Menschen die teilweise in 1-2 Minuten Arbeit so viel verdienen wie andere Leute im Monat. Da kann man durchaus auch erwarten, dass sie für ihr Geld hier und da etwas in ihrem Beruf tun.

Soso. DAS wäre die moderne Art der Versklavung... Es sollte jawohl jedem Menschen, Fussballer freigestellt sein, ob er etwas möchte oder nicht, oder? Wenn es dir als Arbeitnehmer nicht passt, dass du in einem Jahr zum 10ten Mal ins Ausland musst, dann hast du die Wahl. Entweder du akzeptierst es oder du wechselst den Job. Hat Ribery die Möglichkeit? Dass sich da jemand von "oben" einmischt, ist das Allerletzte. Ein wenig Gedankenfreiheit, sollte man auch Weltklassespielern überlassen - gerade wenn man schon einiges an Blessuren durch - vielleicht sogar Überlastung - hatte...

Fortunanovesia schrieb:

Riberys Entschluss ist endgültig und bezieht sich auf alle Länderspiele in der Zukunft. Damit halte ich Platinis Kritik auch für ziemlich daneben.

Für den Fall sehe ich das genauso. Da muss man sich dann mit dem Nationaltrainer einigen, dass dieser einen auch nicht mehr nominiert. Ich denke jeder normal tickende Traier wird das auch entsprechend respektieren. Nur bei den Franzosen weiß man halt nie.

derjaschka schrieb:

Soso. DAS wäre die moderne Art der Versklavung... Es sollte jawohl jedem Menschen, Fussballer freigestellt sein, ob er etwas möchte oder nicht, oder? Wenn es dir als Arbeitnehmer nicht passt, dass du in einem Jahr zum 10ten Mal ins Ausland musst, dann hast du die Wahl. Entweder du akzeptierst es oder du wechselst den Job. Hat Ribery die Möglichkeit?

Hä? Ribéry hat nicht die freie Berufswahl? Das wäre mir auch neu, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Ich kann einfach nicht glauben, dass es Menschen gibt, die dazu gezwungen werden Fußballer zu sein.

Ist schon ein schweres Los...und wohin dann auch mit der ganzen Kohle...

JTM schrieb:

Fortunanovesia schrieb:

Riberys Entschluss ist endgültig und bezieht sich auf alle Länderspiele in der Zukunft. Damit halte ich Platinis Kritik auch für ziemlich daneben.

Für den Fall sehe ich das genauso. Da muss man sich dann mit dem Nationaltrainer einigen, dass dieser einen auch nicht mehr nominiert. Ich denke jeder normal tickende Traier wird das auch entsprechend respektieren. Nur bei den Franzosen weiß man halt nie.

Sollte Ribery sich das kurz vor dem Turnier oder irgendwann in der Zukunft nochmal überlegen, dann würde ich ihm als Verband/Trainer einfach die kalte Schulter zeigen. Dann wäre es in gewisser Weise auch arm von Ribery: Auf die ganzen Testspiele in der Zeit bis zum Turnier keinen Bock haben, aber beim Turnier mitkicken wollen?

Aber das ist alles rein hypothetisch. Fakt ist: Ribery ist zurückgetreten und das haben meiner Meinung nach Verband und Trainer zu akzeptieren - Fertig.

Edit: Nochmal zu dem "Einigen": Ich finde das immer noch ein wenig befremdlich: Wenn ich komplett aufhören will im Nationalteam, dann muss ich mich mit meinem Trainer einigen? Wenn ich meine Nationalmannschaftskarriere beenden will, mich mein Trainer aber dennoch nominiert, weil er dagegen ist, dann muss ich trotzdem antreten?

Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen.

JTM schrieb:

derjaschka schrieb:

Soso. DAS wäre die moderne Art der Versklavung... Es sollte jawohl jedem Menschen, Fussballer freigestellt sein, ob er etwas möchte oder nicht, oder? Wenn es dir als Arbeitnehmer nicht passt, dass du in einem Jahr zum 10ten Mal ins Ausland musst, dann hast du die Wahl. Entweder du akzeptierst es oder du wechselst den Job. Hat Ribery die Möglichkeit?

Hä? Ribéry hat nicht die freie Berufswahl? Das wäre mir auch neu, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Ich kann einfach nicht glauben, dass es Menschen gibt, die dazu gezwungen werden Fußballer zu sein.

Ist schon ein schweres Los...und wohin dann auch mit der ganzen Kohle...

Nicht verstanden? Der Arbeitnehmer wechselt nicht das Berufsfeld, sondern die Firma und übte eine ähnliche Tatigkeit aus. Brauchst dich nicht dumm stellen... 8)

JTM schrieb:

Was für ein Humbug ist das denn? Ein Fußballprofi hat einen Arbeitsvertrag.

Humbug ist nach meiner Auffassung Deine Sichtweise auf die Problematik. Es geht um Freiheit, um Eigenverantwortlichkeit für die eigene Person und nicht für die Nationalmannschaft. Dort nicht zu spielen, wenn man nicht will, ist keine Fahnenflucht.

JTM schrieb:

Ein Fußballprofi hat einen Arbeitsvertrag.

Vertragspartner ist aber der Verein, bei dem er angestellt ist und nicht die UEFA

JTM schrieb:

Bestandteil eines Arbeitsvertrages ist in der Regel, dass Arbeit geleistet werden muss.

Das ist richtig, was den Verein als Vertragspartner angeht. Ihn für die Nationalmannschaft freizustellen als Verein ist ein anderes Ding. Das muss der Verein wohl, das steht wohl in den Statuten drinnen. Aber auch nur dann, wenn der Spieler auch selber will. Wenn er sagt, ich spiele nicht mehr Nationalmannschaft dann ist es eben so.

JTM schrieb:

Es wäre mir neu dass die UEFA irgendwen dazu zwingt, für sie zu arbeiten.

Doch sie zwingt ihn dazu für Frankreich national zu spielen, obwohl er nicht will. Und wenn er es nicht macht darf er gar nicht mehr spielen. Man kann es auch als Nötigung sehen

JTM schrieb:

Wer über einen Profivertrag in einem europäischen Mitgliedsverband verfügt, der unterliegt auch den Statuten der UEFA.

Wenn ich einen Arbeitsvertrag an einer Deutschen Dorfschule habe muss ich dann automatisch freigestellt werden, um an einer Deutschen Elite Uni Vorträge zu halten? Nur ein Name, der genau das Gegenteil von dem darstellt was Du behauptest . Ein Spieler kann durchaus auch nicht nach der Pfeife des Nationaltrainer tanzen: Stefan Kießling von Leverkusen ist so einer, der selbst bestimmt, wo er spielt..

AlexR schrieb:

Stefan Kießling von Leverkusen ist so einer, der selbst bestimmt, wo er spielt..

Ist so auch nicht ganz richtig: Kießling kann Leistung bringen wie er will, Löw nominiert ihn einfach nicht, daher stellt sich diese Problematik hier erst gar nicht.

Fortunanovesia schrieb:

AlexR schrieb:

Stefan Kießling von Leverkusen ist so einer, der selbst bestimmt, wo er spielt..

Ist so auch nicht ganz richtig: Kießling kann Leistung bringen wie er will, Löw nominiert ihn einfach nicht, daher stellt sich diese Problematik hier erst gar nicht.

Könnte man so sehen aber vor der WM ist vorsichtig bei Kießling angefragt worden, ob er denn bereit wäre und da hat er sich eindeutig öffentlich in der Presse für nein entschieden.

Zum Thema:

Löw:

Zitat

"Sollte sich jemand verletzten oder in ein Formtief geraten, bin ich bereit, meinen Plan komplett zu überdenken", beantwortete Löw Vettels Frage, warum der Bundestrainer Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kießling von Bayer Leverkusen "keine echte Chance" in der Nationalmannschaft gebe.

"Ich habe ihm gesagt, dass ich auf der Mittelstürmerposition eher auf Miroslav Klose und Mario Gomez zähle", antwortete Löw, ehe er eventuelle Verletzungsprobleme und Formschwäche und damit wieder Kießling ins Spiel brachte.

Kießling:

Zitat

"Das wird nicht passieren", so Kießling. Löw habe ihm klar gesagt, "dass er nicht mit mir plant, auch nicht für die WM. Da kann passieren, was will. Es ist okay, dass er mir das gesagt hat. Aber damit ist das Thema für mich durch". Einen Rücktritt aus der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes hatte der Bayer-Torjäger allerdings ausgeschlossen.

Klose ist zurückgetreten, Kießling hat in dieser Saison in 5 Pflichtspielen bereits schon 9 Tore geschossen.

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass Kießling unter Löw unter normalen Umständen nicht ein Spiel mehr machen wird - Da kann Kießling so viele Tore schießen wie er will, er ist halt kein Schwabe oder Badenser.

Um mal zurück zur eigentlichen Diskussion zurückzukommen (und ohne Experte zu sein): Ich kann mir schon vorstellen, warum es irgendwo eine entsprechende Regel gibt. Die Nationalmannschaften sollen doch die besten Spieler der Mitgliedsverbände repräsentieren, und das wird nun mal vollkommen unterlaufen, wenn Topstars sich "lieber auf ihren Club konzentrieren". Wenn sich eine solche Attitüde weiter durchsetzt, könnte das langfristig dazu führen, dass Länderspiele und sogar die beiden großen Verbandsturniere massiv abgewertet werden, weil dort eben nur noch Spieler aus der zweiten Reihe auftreten, die die Verbandstrainer noch so gerade auftreiben konnten (und die wahrscheinlich nicht in EL und CL gebraucht werden). Außerdem würden Vereine sicher heftiger als dies jetzt schon bereits geschieht (mysteriöse Testspielkrankheit im Kader von Bayern München etc.) Spieler dahingehend beeinflussen, möglichst wenig Spiele außerhalb des Clubs zu bestreiten.

Auf der anderen Seite steht halt leider das ökonomische Problem, dass ein Spieler ohne Bock noch nicht mal in der Kreisliga zu gebrauchen ist und somit letzten Endes immer am längeren Hebel sitzt, da man ihn für "schlechte Leistung" oder Dienst nach Vorschrift kaum bestrafen wird können.

Alles in allem also eine meiner Meinung nach bedenkliche Entwicklung (auch und gerade in Hinblick auf Lahm), bei der die Drohungen Platinis auch nur ein Ausdruck der machtlosen Verzweiflung sind.

Über Platinis Aussagen kann man nur noch den Kopf schütteln. Der hat wohl zuviel Froschschenkel intus... Er war zweifelsohne ein sehr guter Fußballer,aber als Funktionär?
Der hat doch komplett wirre Ideen und Vorstellungen. Zur EM nichteuropäische Teams einladen, die EM 2020,aktuelle Aussage über Ribery. Das ist mmn. alles irre. Der will als Revoluzzer in die Geschichte eingehen.Anders kann ich mir seinen Schwachsinn nicht erklären.

Vollkommener Unsinn, die Aussage von Platini. Natürlich kann man bei buchstabengetreuer Auslegung der Regel zu dem Schluss kommen, dass jeder Spieler kommen muss, wenn er nominiert wird.
Aber die Regel ist doch nur dafür gedacht, den Nationalmannschaften Rechte gegenüber den Klubs einzuräumen, wenn diese ihre Spieler bei vermeindlich leichten Aufgaben oder Freundschaftsspielen nicht abstellen wollen. Aber das ist doch absolut nicht zutreffend für Leute, die die absolut legitime Entscheidung treffen, nicht mehr für ihr Land auflaufen zu wollen.

Da hat der Kießling aber Glück.

AlexR schrieb:

Vertragspartner ist aber der Verein, bei dem er angestellt ist und nicht die UEFA

Auch das ist so nicht korrekt. Wer einen Profivertrag in einem Mitgliedsland der UEFA hat, ist den UEFA Statuten per Vertrag unterworfen.
Informier dich doch vorher bevor du sowas schreibst.

AlexR schrieb:

Wenn ich einen Arbeitsvertrag an einer Deutschen Dorfschule habe muss ich dann automatisch freigestellt werden, um an einer Deutschen Elite Uni Vorträge zu halten? Nur ein Name, der genau das Gegenteil von dem darstellt was Du behauptest . Ein Spieler kann durchaus auch nicht nach der Pfeife des Nationaltrainer tanzen: Stefan Kießling von Leverkusen ist so einer, der selbst bestimmt, wo er spielt..

Du willst es gar nicht kapieren. Der Spieler unterschreibt doch seinen Arbeitsvertrag freiwillig, oder? Oder wer zwingt ihn? Und er weiß vor der Unterschrift, dass er sich damit AUCH den Statuten der DFL / UEFA und FIFA unterwirft. Das alles ist kein Geheimnis. Und würde aus dem Arbeitsvertrag eines Dorflehrers hervorgehen, dass dieser an eine Elite Uni zu dozieren hat, dann wird er das wohl tun müssen da es Bestandteil seines Vertrages ist.
Und an Länderspielen teilzunehmen ist Bestandteil des Vertrages. So easy.

blauerbock schrieb:

JTM schrieb:

Und an Länderspielen teilzunehmen ist Bestandteil des Vertrages. So easy.

Unter Waffengewalt?

Hä? Es ist Bestandteil des Arbeitsvertrages. Sag doch du deinem Chef mal, dass du nur den Bestandteilen deines Anstellungsvertrages nachkommen wirst zu denen du Lust hast. Er wird das mit Begeisterung aufnehmen und es gibt keine Konsequenzen, richtig?
Unsinnige Diskussion.

Was haben die Franzmänner eigentlich von einem Spieler, der gegen seinen Willen nominiert wird und Spielen muss, wenn der Trainer ihn aufstellt?

Zeigt er die nötige Motivation und Einsatz oder trabt er gemütlich über den Platz. weil er eigentlich eh keinen Bock hat?

Wenn es für einen Spieler keine Ehre ist, für "sein" Land zu spielen, mangelt es meiner Meinung nach an dessen charackterlicher Stärke. Es sollte für jeden Fussballer (andere Sportarten natürlich auch) das Größte sein, für sein Land spielen zu dürfen.

Ribery kann noch einige Jahre auf höchstem Niveau spielen, von daher kann ich seine Entscheidung nicht nachvollziehen.

Wenn der Verband dem nachgibt und dem einseitigen Rücktritt akzeptiert, könnten recht zügig viele Spieler auf den gleichen Gedanken kommen, nur noch für ihren Verein zu spielen, weil der sie fürstlich bezahlt.

Die Quali-Runde ist doch finanziell für einen Nationalspieler nur Klimpergeld, das dort zu verdienen ist, erst bei einer EM-Finalteilnahme rollt der Rubel enigermaßen. Und das muss man erst mal erreichen.

JTM schrieb:

Du willst es gar nicht kapieren. Der Spieler unterschreibt doch seinen Arbeitsvertrag freiwillig, oder?

Na klar. Aber er unterschreibt nicht bei der UEFA sondern beim Arbeitgeber XY. Ich kann mir nicht vorstellen dass darin steht, dass er auch Nationalmannschaft spielen muss.