Der "moderne" Fußball

blauerbock schrieb:

Wie kann man nur seinen 12 Jährigen loslassen um das Große Geld (in Gedanken) zu kassieren?

Dabei ist Union in diesem Fall nochnichtmal etwas vorzuwerfen. Die haben ein paar Buben nicht geweckt? Aha!

Das kann jetzt nicht wirklich Dein Ernst sein, oder?

Gut, ich gebe zu, beim Lesen auch an manchen Stellen spontan gedacht zu haben "Meine Güte, was ist das Problem, wenn sich 12-14jährige mal was bei REWE zum Essen kaufen müssen?". Ich hab das schon mit 6-8 Jahren (also '66-'68) machen müssen – allerdings im damaligen Tante-Emma-Laden auf der Pommernstraße in Neuss, mit handgeschriebenem Einkaufszettel von der Mutter und 'nem 10-DM-Schein im Gepäck. Oder mal alleine nachts nach Hause gehen, so what? Nur ist Köpenick 2021 vielleicht doch nicht ganz mit der Neusserfurth 1967 zu vergleichen...

Da war seinerzeit vieles aus der Not geboren und eine völlig andere Situation und Zeit – Eltern früh geschieden, Mutter alleinerziehend und trotzdem vollzeit-berufstätig, Sozialwohnung mit Kohleheizung in der Schabernackstraße 22. Nicht sonderlich schön, aber prägend, und das nicht nur negativ. Man lernte ein gewisses Maß an Selbständigkeit, war aber eben auch "Schlüsselkind" (auch nicht nur toll). Leider und völlig zurecht wurde ich aber weder vom VfR Neuss noch von Fortuna "ausgescoutet".

Wir leben aber nicht mehr Mitte der '60er, i.S. Betreuung und Erziehung von Jugendlichen gelten (zum Glück) andere Maßstäbe, und die Welt ist eine völlig andere und komplexere geworden. Mir scheint, dass man heute sich noch deutlich intensiver um die "Kids" kümmern müsste, ohne aber den Fehler zu begehen, in den berüchtigten "Helikoptereltern-Modus" zu verfallen.

Keine einfache Aufgabe jedenfalls, für alle Beteiligten. Aber wenn ein Proficlub (egal welcher) mit den dollsten Versprechungen Kinder und Jugendliche unter seine Fittiche nimmt und ihnen damit auch den Kopf verdreht (nicht zuletzt, weil er sich langfristig einen finnziellen Profit davon erhofft), dann kann und darf er sie nicht in dem Maße sich selbst überlassen und vernachlässigen, wie es in dem Artikel beschrieben wird.

Das ganze System der NLZ ist insgesamt einfach nur krank und beruht auf Ausbeutung und gnadenloser Selektion. Dazu gibt es auf YouTube auch schöne Dokus der ÖR.

Fortuna spielt natürlich mit und hat auch keine andere Wahl, wenn man einigermaßen bestehen möchte. Alleine schon, dass Spieler wie Siebert und Appelkamp reine Spekulationsobjekte sind, ist einfach krank.

myfreexp schrieb:

blauerbock schrieb:

Wie kann man nur seinen 12 Jährigen loslassen um das Große Geld (in Gedanken) zu kassieren?

Dabei ist Union in diesem Fall nochnichtmal etwas vorzuwerfen. Die haben ein paar Buben nicht geweckt? Aha!

Das kann jetzt nicht wirklich Dein Ernst sein, oder?

Gut, ich gebe zu, beim Lesen auch an manchen Stellen spontan gedacht zu haben "Meine Güte, was ist das Problem, wenn sich 12-14jährige mal was bei REWE zum Essen kaufen müssen?". Ich hab das schon mit 6-8 Jahren (also '66-'68) machen müssen – allerdings im damaligen Tante-Emma-Laden auf der Pommernstraße in Neuss, mit handgeschriebenem Einkaufszettel von der Mutter und 'nem 10-DM-Schein im Gepäck.

Aber das war aus der Not geboren und eine völlig andere Situation und Zeit – Eltern früh geschieden, Mutter alleinerziehend und trotzdem vollzeit-berufstätig, Sozialwohnung mit Kohleheizung in der Schabernackstraße 22. Nicht sonderlich schön, aber prägend, und das nicht nur negativ, im Gegenteil. Leider und völlig zurecht wurde ich aber weder vom VfR Neuss noch von Fortuna "ausgescoutet".

Wir leben aber nicht mehr Mitte der '60er, i.S. Betreuung und Erziehung von Jugendlichen gelten (zum Glück) andere Maßstäbe, und die Welt ist eine völlig andere und komplexere geworden. Mir scheint, dass man heute sich noch deutlich intensiver um die "Kids" kümmern müsste, ohne aber den Fehler zu begehen, in den berüchtigten "Helikoptereltern-Modus" zu verfallen.

Keine einfache Aufgabe jedenfalls, für alle Beteiligten. Aber wenn ein Proficlub (egal welcher) mit den dollsten Versprechungen Kinder und Jugendliche unter seine Fittiche nimmt (nicht zuletzt, weil er sich langfristig einen finnziellen Profit davon erhofft), dann kann und darf er sie nicht in dem Maße sich selbst überlassen und vernachlässigen, wie es in dem Artikel beschrieben wird.

Alles anzeigen

Und wer genau ist nochmal für die Erziehung verantwortlich? Union Berlin oder etwa doch die geldgeilen Eltern?

Tyler Durden schrieb:

Das ganze System der NLZ ist insgesamt einfach nur krank und beruht auf Ausbeutung und gnadenloser Selektion...

In welcher Sporart, in der Leistungssport betrieben wird, wo es Auswahlmannschaften gibt etc, sind solche Abläufe denn nicht gegeben?

Ausputzer schrieb:

Tyler Durden schrieb:

Das ganze System der NLZ ist insgesamt einfach nur krank und beruht auf Ausbeutung und gnadenloser Selektion...

In welcher Sporart, in der Leistungssport betrieben wird, wo es Auswahlmannschaften gibt etc, sind solche Abläufe denn nicht gegeben?

Natürlich gibt es das Prinzip der Selektion auch in anderen Sportarten. Allerdings ist es im Fußball mittlerweile ganz extrem, weil jeder drauf hofft das nächste Super-Talent zu finden, das man dann für eine horrende Ablösesumme verkaufen kann. Das ist in anderen Sportarten nicht so extrem.

Natürlich liegt es auch daran, dass es so viele Fußballer gibt. Im Eishockey hast du z.B. gerade mal 25.000 Spieler in Deutschland insgesamt.

blauerbock schrieb:

myfreexp schrieb:

Das kann jetzt nicht wirklich Dein Ernst sein, oder?

Gut, ich gebe zu, beim Lesen auch an manchen Stellen spontan gedacht zu haben "Meine Güte, was ist das Problem, wenn sich 12-14jährige mal was bei REWE zum Essen kaufen müssen?". Ich hab das schon mit 6-8 Jahren (also '66-'68) machen müssen – allerdings im damaligen Tante-Emma-Laden auf der Pommernstraße in Neuss, mit handgeschriebenem Einkaufszettel von der Mutter und 'nem 10-DM-Schein im Gepäck.

Aber das war aus der Not geboren und eine völlig andere Situation und Zeit – Eltern früh geschieden, Mutter alleinerziehend und trotzdem vollzeit-berufstätig, Sozialwohnung mit Kohleheizung in der Schabernackstraße 22. Nicht sonderlich schön, aber prägend, und das nicht nur negativ, im Gegenteil. Leider und völlig zurecht wurde ich aber weder vom VfR Neuss noch von Fortuna "ausgescoutet".

Wir leben aber nicht mehr Mitte der '60er, i.S. Betreuung und Erziehung von Jugendlichen gelten (zum Glück) andere Maßstäbe, und die Welt ist eine völlig andere und komplexere geworden. Mir scheint, dass man heute sich noch deutlich intensiver um die "Kids" kümmern müsste, ohne aber den Fehler zu begehen, in den berüchtigten "Helikoptereltern-Modus" zu verfallen.

Keine einfache Aufgabe jedenfalls, für alle Beteiligten. Aber wenn ein Proficlub (egal welcher) mit den dollsten Versprechungen Kinder und Jugendliche unter seine Fittiche nimmt (nicht zuletzt, weil er sich langfristig einen finnziellen Profit davon erhofft), dann kann und darf er sie nicht in dem Maße sich selbst überlassen und vernachlässigen, wie es in dem Artikel beschrieben wird.

Alles anzeigen

Und wer genau ist nochmal für die Erziehung verantwortlich? Union Berlin oder etwa doch die geldgeilen Eltern?

Alles anzeigen

Nun, wenn man die Kinder in ein "Internat" gibt (ich nenne das jetzt mal so, auch weil ich selber in einem war, allerdings weit jenseits vom Kontext Fußball), dann natürlich das Internat.

Die Eltern (oder der Elternteil) vertrauen im guten Glauben natürlich auf die Zusagen und Versprechungen des Internats, gerade wenn es sich um einen namhaften Proficlub handelt, der seinen Spielern Millionengehältern zu zahlen imstande ist. Da geht man ja nicht davon aus, dass es an der Grundversorgung mangeln könnte.

Schaut euch einfach mal bei Kontraste die Eltern an und die was die so zu sagen haben.

Tatsächlich sehen die dümmlich aus. Die merken das bloß nicht.

myfreexp schrieb:

blauerbock schrieb:

Und wer genau ist nochmal für die Erziehung verantwortlich? Union Berlin oder etwa doch die geldgeilen Eltern?

Nun, wenn man die Kinder in ein "Internat" gibt (ich nenne das jetzt mal so, auch weil ich selber in einem war, allerdings weit jenseits vom Kontext Fußball), dann natürlich das Internat.

Die Eltern (oder der Elternteil) vertrauen im guten Glauben natürlich auf die Zusagen und Versprechungen des Internats, gerade wenn es sich um einen namhaften Proficlub handelt, der seinen Spielern Millionengehältern zu zahlen imstande ist. Da geht man ja nicht davon aus, dass es an der Grundversorgung mangeln könnte.

Von einem Internat war und ist keine Rede. Es geht um eine WG.

Eltern haben ihre 12 Jährigen in eine Union WG abgegeben. Nun kommst du.

Noch besser, die Eltern, beschweren sich 2 Jahre später über ihre eigenen Unzulänglichkeiten!

Selbst nicht in der Lage ein Kind zu erziehen, aber nach 2 Jahren doch bemerken das nur Ravioli aus der Dose nicht gut ist.

Das können die nicht nach einer Woche feststellen, sondern nur wenn der Vertrag platzt?

Großes Kino!

Tyler Durden schrieb:

Natürlich gibt es das Prinzip der Selektion auch in anderen Sportarten. Allerdings ist es im Fußball mittlerweile ganz extrem, weil jeder drauf hofft das nächste Super-Talent zu finden, das man dann für eine horrende Ablösesumme verkaufen kann. Das ist in anderen Sportarten nicht so extrem.

Natürlich liegt es auch daran, dass es so viele Fußballer gibt. Im Eishockey hast du z.B. gerade mal 25.000 Spieler in Deutschland insgesamt.

Deshalb schaffen es auch die wenigsten fussballerisch talentierten Jungs bis zur U19/u23 in den NLZ... vom Profibereich will ich erst gar nicht sprechen. Häufig sind die "Arbeiter" stressresistenter und können mit dem wöchentlichen Druck besser umgehen. Wenn du dir in der 2.Liga die Passqualität, den ersten Kontakt, fehlende Spielintelligenz etc von vielen Profis anschaust... nun ja...

blauerbock schrieb:

Schaut euch einfach mal bei Kontraste die Eltern an und die was die so zu sagen haben.

Tatsächlich sehen die dümmlich aus. Die merken das bloß nicht.

Die Kinder sollen das schaffen, was deren Eltern nicht erreicht haben. So sieht's oftmals aus! Solche Eltern sind für mich Arschloch-Eltern...

Fortunist schrieb:

blauerbock schrieb:

Schaut euch einfach mal bei Kontraste die Eltern an und die was die so zu sagen haben.

Tatsächlich sehen die dümmlich aus. Die merken das bloß nicht.

Die Kinder sollen das schaffen, was deren Eltern nicht erreicht haben. So sieht's oftmals aus! Solche Eltern sind für mich Arschloch-Eltern...

Hast du Kinder? Einen 13-15 Jahre alten Jungen gegen seinen Willen zu drillen, zu pushen, egal in welchem Bereich, das ist heutzutage doch gar nicht mehr möglich...

Fortunist schrieb:

blauerbock schrieb:

Schaut euch einfach mal bei Kontraste die Eltern an und die was die so zu sagen haben.

Tatsächlich sehen die dümmlich aus. Die merken das bloß nicht.

Die Kinder sollen das schaffen, was deren Eltern nicht erreicht haben. So sieht's oftmals aus! Solche Eltern sind für mich Arschloch-Eltern...

Naja, meine Kinder haben auch eine höhere Schulbildung als meine Frau und ich. Ohne irgendwelchen Zwang auszuüben selbstverständlich. Sind wir jetzt Arschlöcher?

Jethro Tull schrieb:

Fortunist schrieb:

Die Kinder sollen das schaffen, was deren Eltern nicht erreicht haben. So sieht's oftmals aus! Solche Eltern sind für mich Arschloch-Eltern...

Naja, meine Kinder haben auch eine höhere Schulbildung als meine Frau und ich. Ohne irgendwelchen Zwang auszuüben selbstverständlich. Sind wir jetzt Arschlöcher?

Nein, natürlich nicht! Ich kenne aber genügend Eltern, die in ihrem Sohn der kommenden Superstar sehen und das große Geld ins Haus fließt, wenn Papa den "Berater" mimt.

Fortunist schrieb:

Jethro Tull schrieb:

Naja, meine Kinder haben auch eine höhere Schulbildung als meine Frau und ich. Ohne irgendwelchen Zwang auszuüben selbstverständlich. Sind wir jetzt Arschlöcher?

Nein, natürlich nicht! Ich kenne aber genügend Eltern, die in ihrem Sohn der kommenden Superstar sehen und das große Geld ins Haus fließt, wenn Papa den "Berater" mimt.

Und ist der Filiuus erst mal ein paar Wochen beim "Verein", wird sich beschwert, dass der Rubel noch nicht rollt. Da soll wohl manchmal der 1´3-jährige die Famielie ernähren,

Ihr habt ja Ideen bzgl. der Höhe der Förderverträge in deutschen NLZ ;-). Abseits der ganz großen NLZ gibt es auch in der u19 eher ein Taschengeld. Max die 1-2 Toptalente bekommen bei Fortuna in der u19 mehr als 1.000€ pro Monat...

Ich kenne einen Spieler, der bereits in der Landesliga (Düsseldorfer Verein) 1.500 Euro im Monat bekommt...

Ausserdem kenne ich 2 Spieler, die in U19 Mannschaften (im Umkreis von < 50km) jeweils ca. 4.000 bzw. 4.500 Euro pro Monat bekommen...

Diese 3 Spieler sind definitiv nicht die bestbezahltesten Spieler in ihren Mannschaften...

Also, sooo schlecht finde ich das nun nicht...

100563 schrieb:

Ich kenne einen Spieler, der bereits in der Landesliga (Düsseldorfer Verein) 1.500 Euro im Monat bekommt...

Ausserdem kenne ich 2 Spieler, die in U19 Mannschaften (im Umkreis von < 50km) jeweils ca. 4.000 bzw. 4.500 Euro pro Monat bekommen...

Diese 3 Spieler sind definitiv nicht die bestbezahltesten Spieler in ihren Mannschaften...

Also, sooo schlecht finde ich das nun nicht...

Gladbacher oder Leverkusener Spieler! Bei den 1000€ habe ich über F95 geschrieben. Unstrittig ist natürlich, dass die #Topjungs# bei LEV, BMG, S04 und BVB in der u19 zT mehr als 10.000 € pro Monat haben, das dann aber mehrheitlich mit in den Seniorenbereich hineinlaufenden Verträgen. Nur mit 13 oder etwas älter geht da finanziell kaum was... wobei es da auch ganz wenige Ausnahmen gibt.

Jethro Tull schrieb:

Fortunist schrieb:

Die Kinder sollen das schaffen, was deren Eltern nicht erreicht haben. So sieht's oftmals aus! Solche Eltern sind für mich Arschloch-Eltern...

Naja, meine Kinder haben auch eine höhere Schulbildung als meine Frau und ich. Ohne irgendwelchen Zwang auszuüben selbstverständlich. Sind wir jetzt Arschlöcher?

Nein! Auf gar keinen Fall. Ihr seid ein sehr lobenswertes Beispiel dafür, wie man mit liebevollem Umgang mit den Kindern Motivation schafft, damit die Kinder es zu etwas bringen können ohne Zwang im Leben. Chapeau.

Hoffentlich geht das so lange, bis im Fußball mal halbwegs nachvollziehbare Gehälter und Ablösen gezahlt werden.

Und nur um Fortuna als Beispiel zu nehmen, alle anderen Vereine sind da ähnlich: Das Trikot kostet immer noch 85 Euro.

Viele Menschen sind weiter in Kurzarbeit, müssen ihre Geschäfte schließen, die Hilfen für den Lockdown zurückzahlen, alles was man zum Leben braucht wird teurer, aber ein Trikot soll 85 Euro kosten. Bier und Wurst im Stadion bald bei 5 Euro.
Habe beim letzten Spiel einen Kumpel eingeladen, Eintritt. (Je 30), Parkgebühren, jeder 1 Wurst und 1 Bier = 100 Euro.
Es wird Zeit, dass der „Volkssport“ mal wieder an das Volk denkt, und nicht daran, dass jemand für die kickerei Millionen bekommen muss.

In solchen Zeiten sollte der Fußball den Menschen Freude bringen, vom beschissenen Alltag ablenken den wir alle haben, und nicht die Kohle aus der Tasche ziehen.

Es gibt da einen relativ einfachen Weg: diesen Zirkus nicht mehr mit machen und konsumieren. Fußball kann man auch ganz gut in niedrigeren Liegen gucken und dabei auch Bratwurst, Bier und Fußball genießen.