Das aktuelle Wortstudio

  • An der aktuellen Generation von Sportmoderator*innen stört mich, dass Fragen ständig mit "Wie+Adjektiv" eingeleitet werden.

    "Wie tief sitzt der Frust?"

    "Wie groß ist die Erleichterung/Freude?"



    Es nervt, weil das im Prinzip Suggestivfragen sind, die also die Antwort schon implizieren.

    Das ist so eklig pseudo-empathisch und sollte wohl mal starke, emotionale Antworten provozieren, als Professor Sky das seine Jungjournalistenschar lehrte.

    Mittlerweile ist diese Art zu fragen aber sowas von inflationärer Usus, dass fast nur noch stereotype Antworten kommen.

    "Der Frust sitzt natürlich SEHR tief."

    "Die Erleichterung/Freude ist ÜBERRAGEND."


    Vorschlag:

    Eine Skala einführen!

    "Wie tief sitzt der Frust auf einer Skala von 0 bis 10?"

    "8."

    "Wie groß ist die Erleichterung/Freude auf einer Skala von 0 bis 10?"

    "11."


    Oder, ernsthaft, bitte anders fragen!

    Offener, weniger suggestiv.



  • Über gut formulierte und andere Fragen

    Zitat

    An der aktuellen Generation von Sportmoderator*innen stört mich, dass Fragen ständig mit "Wie + Adjektiv" eingeleitet werden.

    "Wie tief sitzt der Frust?"

    "Wie groß ist die Erleichterung/Freude?"

    Es nervt, weil das im Prinzip Suggestivfragen sind, die also die Antwort schon implizieren. [...]


    Diese Beobachtung samt Bewertung teile ich. Immerhin handelt es sich in den Beispielen zumindest formal um offene Fragen, welche noch eine Antwort ermöglichen, die über das JA oder NEIN auf eine Entscheidungsfrage oder ein kurzes A oder B auf eine Alternativfrage hinausgehen. Auch bemüht sich die Mehrzahl der Sportmoderatoren um einen Ertrag durch die Verwendung zunächst geeignet erscheinender Fragepronomen.


    Die Wahl fällt dabei – nicht immer gekonnt – auf zum Beispiel

    WAS? => zielt auf Sachverhaltsermittlung

    WARUM? => zielt auf Vergangenheit und Rechtfertigung [damit kann man sich auch das Privatleben mühelos erschweren]

    WER? => zielt fallweise auf Verantwortungszuweisung [dito]

    WOFÜR?/WOZU? => zielt auf Ergebnis und Zukunft?

    und eben

    WIE? => kann eine unvoreingenommene offene Frage einleiten, aber im schlechten Falle [siehe Eingangszitate] auch bereits Vorannahmen enthalten und lenken.


    Das ist nur eine kleine Auswahl an Fragewörtern. Gut gewählte Fragewörter können, richtig verwendet, dem Fragesteller helfen, zum Beispiel …

    … Zusammenhänge zu erforschen

    … Sachinformationen zu beschaffen

    … zitierfähige Aussagen zu erhalten

    … Hintergründe zu erhellen.


    Die Kunst ist es, die Fragen bewusst frei von Vorannahmen und vorweggenommenen Antworten zu formulieren – sie zugleich jedoch auch nicht wie ein Verhör wirken zu lassen. Journalisten sollten das beherrschen. Angelernte ›Moderatoren‹ haben es hingegen schwerer, wenn sie sich beim Fragen allein auf ihre Alltagskompetenz verlassen wollen.


    *****

    Und dann …

    Nach jedem Heimspiel unserer Fortuna gibt es im Anschluss zwei lehrreiche Beispiele für die verfehlte Kunst des Fragestellens:

    • Das eine ist die Pressekonferenz, in der unser freundlicher Trainer die oftmals unprofessionell fragenden Berichterstatter mit eloquenten Antworten vor den Folgen misslungener Fragen rettet.

    • Das zweite Beispiel folgt im unmittelbaren Anschluss: Was bitte soll der von unserem Stadionsprecher befragte Spieler auf so manche Frage, welche bereits ausführlichste Antwortelemente enthält und überdies als geschlossene formuliert wird, denn noch Informatives antworten? Da fasst sich nicht nur der frisch geduschte und noch schwitzende Spieler wiederholt an den Kopf.




    Die Kunst zu fragen ist nicht so leicht als man denkt;

    es ist weit mehr als die Kunst des Meisters als die des Schülers.

    Man muss viel gelernt haben,

    um über das, was man nicht weiß,

    fragen zu können.


    JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712-1778)




    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Tim Walter hat uns heute ein Zitat geschenkt, das wohl in die Sammlung der vielen Zitate aus dem Sport landen wird, die sprachlich etwas verunglückt sind.


    Reporter: "Was meinen sie, wären sie mit Vušković aufgestiegen?"


    Tim Walter: "Das ist makulativ!"


    :D

  • Mir ist vor drei Wochen mein Notebook kaputt gegangen und ich komme auch an nichts mehr heran. Ich habe mittlerweile einen Neuen (gebrauchten) und bin heilfroh, dass ich zuletzt meine Paranoia bzgl. Datenschutz ad acta gelegt hatte und alle meine wichtigen Dateien mit der Microsoft-Cloud synchronisiert habe. So hatte ich jetzt alle Dateien ganz einfach und schnell wieder da.


    Die Info nutzt dir jetzt bei deinem Problem recht wenig, aber es könnte der Anstoß für den ein oder anderen Cloud-Skeptiker sein, über diesen Aspekt nochmal nachzudenken.

    ...und wahrscheinlich nicht nur Du;...gibt doch USB bzw. externe Festplatten mit riesigen Speicherkapazitäten, da braucht man eigentlich die Datenklauwolken eher nicht..ich teile Deine Daten-Paranoia vollends, es gibt Paranoien ( Plural so okay Herr Friedenreich ? )

    Nein, da muss ich dich enttäuschen. Da gibt es gar keinen Plural.


    Auch wenn man aufgrund des einen oder anderen Users vielleicht Gegenteiliges denken könnte. 8o

    Brothers, Sisters

    One Day we will be free.

    From Fighting, Violence, People Crying in the Streets.


  • Das war auch nicht etwa ein Versprecher: Nach dem Spiel gegen H96 hier in Minute 8:07 ebenfalls zu hören.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Abgesehen davon, wird die 1. Bundesliga seine Spitzenposition wahrscheinlich an die Premier League verlieren.

    Jetzt wird schon Bundesliga gegendert... ;-)

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • "Turnustreffen"


    Das Wort habe ich noch nie gehört. Ich kenne "turnusmäßig", wenn etwas regelmäßig wiederkehrend ist. Bei einer Suche im Internet bin ich nur auf Artikel im Zusammenhang mit Dynamo Dresden gestoßen. Ist das was Dynamospezfisches oder ein allgemein üblicher Begriff in Sachsen?


    Ganz davon ab finde ich "Sonderturnustreffen" aber ein Paradoxon. Wenn Turnustreffen ein regelmäßig wiederkehrendes Treffen ist, dann ist ein Sondertreffen ja ein nicht reguläres Treffen.


    Also übersetzt ist das ein nicht reguläres Regeltreffen. :D

  • Neues vom Gendern


    Der "Rat der deutschen Rechtschreibung" empfiehlt das Gendern weiterhin nicht.


    Aber: OLG München: "Gender-Gegner haben kein Recht darauf "in Ruhe gelassen zu werden".


    Zitat

    Ein Mitarbeiter der Konzernmutter VW, der mit Audi-Kollegen zusammenarbeiten muss, hatte den Ingolstädter Autohersteller verklagt. Er hatte sich daran gestört, dass die Audi-Beschäftigten in der Kommunikation mit ihm wegen des Leitfadens Gender-Formen mit Unterstrich („Mitarbeiter_innen“) nutzen - den sogenannten Gender-Gap. Der VW-Mitarbeiter hatte deswegen Audi auf Unterlassung verklagt.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Beitrag von AlexR ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().