Die wahren Offtopics

  • Ich kann auch sehr gut ohne absolute Übereinstimmung leben.

    Wir haben kein Problem miteinander. Insbesondere sind wir uns wohl einig, was die Auswüchse und den Missbrauch von Leih-, Werksvertragsarbeit und - das gehört m. E. in die Reihe - erzwungener Scheinselbständigkeit angeht.

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!

  • Warum nicht..... " he Arbeitnehmer, ich brauche ganz dringend jemand, aber nur für drei Monate. Willst du das ? Ich kann XXX Zahlen ( also deutlich mehr als mit Zwischenhändler )
    Ich wette, das würde bestens funktionieren. Wäre ich noch Aktiv, das würde ich lieber so handhaben ( also direkt mit dem Arbeitgeber verhandeln ) als Sklavenhändler zwischen zu schalten.

    Lieber stehend sterben als kriechend zu leben.

  • warum Sklavenhändler? (Ja die Verträge sind kacke) Aber es gibt Menschen die arbeiten gerne für unterschiedliche AG in kürzeren Phasen. Nicht jeder ist dafür geeignet Tag ein Tag aus die selbe Hackfresse gegenüber zu ertragen.


    Vielleicht gibts auch gute und seriöse Sklavenhalter

  • Warum nicht..... " he Arbeitnehmer, ich brauche ganz dringend jemand, aber nur für drei Monate. Willst du das ? Ich kann XXX Zahlen ( also deutlich mehr als mit Zwischenhändler )
    Ich wette, das würde bestens funktionieren. Wäre ich noch Aktiv, das würde ich lieber so handhaben ( also direkt mit dem Arbeitgeber verhandeln ) als Sklavenhändler zwischen zu schalten.

    Ist gar nicht mmer einfach , so eine Stelle zu besetzen. Ich - also formal mein Arbeitgeber für mein Team - suche jemanden zur Festanstellung. Bisherige Bewerber waren Freelancer. Die wollen keine Anstellung und ich will die ohne nicht einarbeiten. Im Ergebnis kommen dann für befristete Teilaufgaben auch Werkverträge ins Spiel.

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!

  • Warum nicht..... " he Arbeitnehmer, ich brauche ganz dringend jemand, aber nur für drei Monate. Willst du das ? Ich kann XXX Zahlen ( also deutlich mehr als mit Zwischenhändler )
    Ich wette, das würde bestens funktionieren. Wäre ich noch Aktiv, das würde ich lieber so handhaben ( also direkt mit dem Arbeitgeber verhandeln ) als Sklavenhändler zwischen zu schalten.

    Ist gar nicht mmer einfach , so eine Stelle zu besetzen. Ich - also formal mein Arbeitgeber für mein Team - suche jemanden zur Festanstellung. Bisherige Bewerber waren Freelancer. Die wollen keine Anstellung und ich will die ohne nicht einarbeiten. Im Ergebnis kommen dann für befristete Teilaufgaben auch Werkverträge ins Spiel.

    Wohl wahr, ich kenne die Probleme aus Arbeitgebersicht auch ganz gut. Ich war zwar keiner , aber im kleinen Familienbetrieb bekommt man schon recht viel mit.
    Arbeiternehmerschutz ist keine schlechte Sache. Aber viel davon macht es Arbeitgebern und somit auch Arbeitnehmern ziemlich schwer, unkompliziert zusammen zu kommen.
    Mein damaliger Arbeitgeber zb. hätte mir gerne mehr gezahlt. Konnte er aber gar nicht. Er hat mich mal zur Seite genommen und mir gezeigt, was ich ihn inkl. aller "Nebenkosten" monatlich so koste.
    Das war eeeerrschreckend. Vor dem Hintergrund was davon nachher Netto für mich übrig blieb.
    Wäre das weniger, hätte er mir gerne mehr gezahlt. So wäre es einfach zu teuer gewesen.
    Interessant so etwas als Arbeitnehmer mal mit zu bekommen.
    Das galt für den Mittelständler. Wie das bei Amazon und co läuft....... keine Ahnung. Für die würde ich eh nicht arbeiten.

    Gute und passende Arbeitnehmer zu finden ist ja auch nicht leichter geworden.

    Lieber stehend sterben als kriechend zu leben.

  • Sorry für die sehr verspätete Antwort. Aber die besondere Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik in Dänemark ist schon ein schwieriges Thema, und ich bin mir da selbst nicht klar drüber, was die Gründe für diese Politik sind. Ich schreibe hier mal ein paar Sachen auf, ohne mir sicher zu sein, ob ich da Richtig liege:


    Ich glaube eigentlich nicht, dass die dänische Bevölkerung generell fremdenfeindlicher ist als z.B. die Bevölkerung in Deutschland, UK, Frankreich, der Schweiz und so weiter. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob die Mehrheit der dänischen Bevölkerung wirklich die seit fast 20 Jahren sich hier immer mehr verschärfende Einwanderungs- und Flüchtlingspunkt unterstützt. Kann sein, dass es da eine knappe Mehrheit gibt, kann aber auch sein, dass es da keine Mehrheit gibt. Allerdings scheint es klar zu sein, dass es keine Mehrheit in der Bevölkerung gibt, und erst recht nicht in den politischen Parteien, von links bis rechts, die die dänische Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik skandalös genug findet, um diese konsequent zu bekämpfen. Man nimmt es weitgehend hin, dass die sogenannten bürgerlichen Parteien (Venstre, Konversative, Liberal Alliance) von 2001 bis 2019 sich von der Danske Folkeparti (DF, wie gesagt, so eine Art dänische AfD) unterstützten haben lassen und für diese Unterstützung haben die bürgerlichen Parteien der DF all ihre Wünsche hinsichtlich Einwanderungs- und Flüchtlingsrecht erfüllt.


    Da DF Stimmen enttäuschter Sozialdemokraten aus dem linken Lager abgezogen und dem bürgerlichen Lager zugeführt haben, sind hierdurch die Sozialdemokraten und die sie unterstützenden Parteien (Socialistik Folkeparti, Radikale Venstre, Enhedslisten, Alternativet) von 2001 bis 2019 praktisch nicht mehr regierungsfähig gewesen (mit Ausnahme der Jahre 2011-2015). Die Sozialdemokraten sind erst wieder dadurch 2019 regierungsfähig geworden, dass sie versprochen haben, die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik von DF weiterzuführen und hierdurch wieder Stimmen der DF Wählerschaft in das linke Lager zurückholen konnten und somit wieder eine knappe Mehrheit für das linke Lager erzielen konnten. Und auch diese Wendung der Sozialdemokraten nimmt die Mehrheit der dänischen Bevölkerung hin, und nehmen die anderen Parteien des linken Lagers hin. Die Sozialdemokraten spielen das ganz gut. Sie haben bei der Wahl 2019 nur 25,9% der Stimmen geholt und stellen mit diesem Viertel der Wählerstimmen eine rein sozialdemokratische Regierung. Ist also eine Minderheitsregierung (ganz typisch hier im Norden, in Deutschland undenkbar), die bei so Sachen wie Haushaltsgesetzgebung oder Klimagesetzgebung von den zwei linken Stützparteien (Socialistik Folkeparti, Enhedslisten) und der sozialliberalen Stützpartei (Radikale Venstre) die Stimmen bekommen. Und wenn es um Gesetzgebung bei der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik geht, dann arbeiten die Sozialdemokraten auch gerne mit DF und den bürgerlichen Parteien zusammen. Und die Stützparteien nehmen das hin, die Alternative wäre den Sozialdemokraten die Unterstützung zu entziehen, es auf Neuwahlen ankommen zu lassen, die dann möglicherweise wieder eine Regierung des bürgerlichen Lagers mit DF als Stützpartei ergeben würde. Auch keine tolle Alternative.


    Und ich nehme diese Politik auch hin. Ich finde die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik hier in Dänemark furchtbar. Aber ich finde sie offensichtlich nicht furchtbar genug, um meinen Job hier aufzukündigen und das Land zu verlassen. Könnte ich ja machen, tue ich aber nicht. Mir sind andere Dinge offensichtlich wichtiger als eine humane Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Ich glaube, so geht es vielen hier. Bin ich nicht stolz drauf.


    Womit ich jetzt nicht sagen will, dass es hier keine oder wenig Fremdenfeindlichkeit gibt. Die gibt es, mehr als genug, aber, wie gesagt, nicht unbedingt mehr als in Deutschland oder anderen vergleichbaren Ländern. DF hat bei den Wahlen zwischen 2001 und 2011 konstant 12% bis 13% geholt. Also sehr gut vergleichbar mit dem AfD Ergebnis von 2017. 2015 gab es dann den Ausreisser nach oben, mit 21,1%, 2019 dann den Absturz auf 8,7%.


    Der grosse Unterschied zwischen DF und AfD ist, dass die AfD in Deutschland weitgehend vom etablierten System ausgegrenzt wird. Keine der etablierten Parteien will mit der AfD irgendwie zusammenarbeiten. Und Fernsehjournalisten gehen mit Politikern der AfD wesentlich ruppiger und aggressiver um, als mit Politikern anderer Parteien. So ist zumindest mein Eindruck.


    Das ist hier anders: DF ist eine anerkannte Partei, es gibt keine Ausgrenzung, die anderen Parteien arbeiten mit DF zusammen und Fernsehjournalisten behandeln DF nicht kritischer oder unkritischer als andere Parteien.


    Wie kommt das? Ich glaube, ein Grund ist, das hier in Dänemark doch weit verbreitete Zusammengehörigkeitsgefühl. Fællesskab (Gemeinschaft) ist hier ein ganz zentraler Begriff. Das wir hier als Dänen trotz aller unterschiedlichen Meinungen und unterschiedlichen sozialen Lange zusammenstehen und Teil einer grossen (und irgendwie klassenlosen) Gemeinschaft sind und, wenn es darauf ankommt, alle an einem Strang ziehen, das ist hier schon ein weit verbreitetes Narrativ. Und dazu passt, die hier weitverbreitete Konsens- und Kompromisskultur, die Kultur des Aushandels, und auch die Kultur der Minderheitsregierungen, wo man sich immer wieder im Parlament die Mehrheiten bei verschiedenen Parteien zusammensucht. Es wird relativ wenig innerhalb der dänischen Gesellschaft ausgegrenzt, auch nicht solche Erscheinungen wie DF, und wenn dann die Konstellation im Parlament günstig ist, dann kann dann eine Partei wie DF immens viel erreichen.


    Dieses hohe Mass an fælleskab, an Gemeinschaftssinn, macht das Leben hier zum Teil ganz angenehm. Es gibt ein hohes Mass an Vertrauen in die Politik und die öffentliche Verwaltung, was viele Dinge leichter macht, zum Beispiel die Bekämpfung von COVID-19. Da gibt es auch hier kontroverse Diskussionen, aber die werden bei einer viel niedrigeren Temperatur geführt als zum Beispiel in Deutschland. Und sowohl die Einführung der COVID-19 Bekämpfungsmassnahmen als auch die nun erfolge Aufhebung der Massnahmen wurden im Parlament im Konsens vereinbart, wo 9 der 10 vertretenen Parteien zusammengestimmt haben, von DF bis Enhedslisten (nur Nye Borgerlige, eine neue und ziemlich kleine Partei (2,4% bei der letzten Wahl), die einiges mit DF gemeinsam hat, wollte nicht an den Absprachen teilnehmen). Und die Leute haben sich hier auch sehr gewissenhaft an die Massnahmen gehalten. Und haben sie dann, im Einklang mit den Beschlüssen der Regierung, zu Beginn der EM dann auf die Seite gelegt.


    Das ist doch eine sehr andere Gesellschaft als wie ich sie zum Beispiel aus den USA kenne, wo ich auch ein paar Jahre gelebt habe, und wo man mehr den Eindruck hat, dass, trotz aller Beschwörungen des Patriotismus und der Fähnchenschwenkerei, grosse Teile der Gesellschaft im Krieg miteinander liegen. Das ist hier ganz anders.


    Dieser Gemeinschaftssinn, dieses fællesskab, umfasst aber nur die Dänen. Nicht die Ausländer. Die stehen da irgendwie außerhalb der fælleskab. Und manchmal kann man schon den üblen Gedanken haben, dass der Schritt von Gemeinschaft zu Volksgemeinschaft kein so grosser Schritt ist.


    Ich könnte jetzt noch mehr schreiben, zum Beispiel, dass für hochentwickelte Sozialstaaten, wie hier im Norden, Einwanderung tatsächlich eine riesige Herausforderung darstellt, mehr, so denke ich, als in wirtschaftsliberalen Staaten wie USA und UK. Und dass vor diesem Hintergrund die Politik der dänischen Sozialdemokraten zwar nicht sympathischer wird, aber doch eine gewisse Logik hat. Aber das ist noch mal ein anderes Thema.

  • Dieser Gemeinschaftssinn, dieses fællesskab, umfasst aber nur die Dänen. Nicht die Ausländer. Die stehen da irgendwie außerhalb der fælleskab. Und manchmal kann man schon den üblen Gedanken haben, dass der Schritt von Gemeinschaft zu Volksgemeinschaft kein so grosser Schritt ist.


    Danke für die (wieder mal) ausführliche Schilderung. Und ich denke, der obige Absatz beschreibt das ganz gut, auch wenn er es nicht wirklich erklärt. Mag sein, dass wir im Nachkriegsdeutschland eine solche "fælleskab" in der Form nie hatten (dazu ist Deutschland vielleicht auch zu groß), aber ein wenig erinnert mich das schon an die '60er und '70er hierzulande. Ja, es gab Ausländer, aber es waren im Vergleich zu heute wenige, und sie wurden zum Arbeiten geholt (ja, ich kenne den Satz "Man hat Arbeiter geholt, und es kamen Menschen").


    Und es kann gut sein, dass eine solche "fælleskab" ins Wanken gerät, wenn zuviele Menschen zu unterschiedlicher Kulturen im Land leben. Oder dass zumindest diese Befürchtung besteht, auch nach Identitätsverlust. Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob es Zufall ist, dass die berüchtigten Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung erschienen sind. Gibt es in Dänemark Moscheen?


    Schwieriges Thema anscheinend.

  • Anna-Lensche, Anna-Lensche ...

    Zitat

    Die Welt so beschreiben, wie sie ist. So umschreibt Annalena Baerbock in einem Interview das Ziel ihres neuen Buchs »Jetzt«. Doch über die Frage, wie das geht und auf was sie dabei zurückgreifen darf, wird seit Tagen heftig gestritten. Der Medienwissenschaftler Stefan Weber wirft der Grünen-Kanzlerkandidatin vor, Teile abgeschrieben zu haben, ohne dies anzugeben.


    Zuletzt hatte Baerbock öffentlich gesagt, es handle sich nicht um ein »Sachbuch« – nachdem sie bei einer Vorstellung des Buchs auf die Frage, ob es sich um eine Biografie oder um ein politisches Sachbuch handle, noch gesagt hatte, es sei »beides«.

    https://www.spiegel.de/politik…73-4c38-99dd-1f98268c4e4b


    In neuen Umfragen liegt die Union mittlerweile zwischen 8 und 11,5 Prozentpunkten vor den Grünen ...

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  • "" Die Welt so beschreiben, wie sie ist."" ...... Von der Analena ;-) .
    Alter, der Ihr Lebenslauf wurde inzwischen so oft angepasst... passt aber, das die "Kanzlerkandidatin" dieser Partei ist.

    Lieber stehend sterben als kriechend zu leben.

  • Baerbock ist auf den Schulzzug aufgestiegen und die Bild sitzt am Steuer und heizt den Ofen an.


    Ich denke nach wie vor, Habeck wäre die bessere Wahl gewesen.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Wenn ein Frauenverein beschließt "women first" hast du als Mann keine Chance mehr. Im Grund macht sich die Partei dadurch offen sichtbar zur Klientel Bediener Partei was man leider auch von den meisten anderen Parteien sagen kann. Das hat mit wirklicher Demokratie rein nichts mehr zu tun.

    Ich mag Amateure. Denn sie tun es aus Liebe.

  • Baerbock ist auf den Schulzzug aufgestiegen und die Bild sitzt am Steuer und heizt den Ofen an.


    Ich denke nach wie vor, Habeck wäre die bessere Wahl gewesen.

    Nicht nur das. Die Springer-Truppe hat sich jetzt auf sie eingeschossen. Die wird jetzt bis September mit einer wahren Flut von Drecksartikeln hochseriösen Berichten eingedeckt. Habeck hätte in der Tat weniger Angriffsfläche geboten... Feuer frei! :popcorn:

    "Train yourself to let go of everything you fear to lose!" (Master Yoda)

  • Peinlich, wie mittlerweile in Deutschland Wahlkampf betrieben wird.

    Auch wie sich hier im Forum einige auf Baerbock einschiessen, mit Glitzerstaub und Einhorn Floskeln um sich werfen…ich nenne das Shitstorm und menschenverachtend.
    Genauso wie mit Lauterbach. Den muss man nicht mögen, aber etwas Anstand und Respekt darf ihm entgegengebracht werden.

  • Der typische BILD/Welt-Leser ist aber generell wohl auch eher selten anfällig dafür, Baerbock zu wählen. ;-) Und für ihre Fehler und widersprüchlichen Aussagen/Angaben ist Frau Baerbock dann schon auch samma inschgesamt vornehmlich selbst verantwortlich. Halt gewogen und für zu leicht befunden.


    Und Vergleiche aus Reihen der Grünen von Kritik in der BRD-Presse mit NS-Propaganda oder Vorwürfe aus Reihen der Spitzen-Grünen, Laschets Klimapolitik koste viele Kanadier das Leben, sind zumindest wohl mal wenig zielführend aus eigener Sicht und meiner Ansicht nach auch ziemlich daneben und geschmacklos - wohl dann halt kein Wunder, dass der Gegenwind da eher noch stärker wird. Die aktuell gerne zur Schau getragene Opferrolle wird die Grünen kaum voranbringen. Naja, sollen sie mal weiter rumheulen wegen "Kampagnen" usw.


    Zitat

    Peinlich, wie mittlerweile in Deutschland Wahlkampf betrieben wird.

    Ach herrjeh, als ob es zu Zeiten von Schmidt, Wehner, Brandt, Kohl, Strauß oder selbst noch Schröder sonderlich sanftmütiger und fairer zugegangen wäre ... Politische Lebbe ist kein Ponyhof. Mag hart klingen und mag man von mir aus auch bedauern - aber wer am gemeinsamen Tisch mit Erdogan und Putin künftig die Welt verändern will und schon bei ein bisschen Kritik von BILD und Co. derart beeindruckt scheint, der wird halt vermutlich politisch nicht allzu weit kommen.

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  • Baerbock ist auf den Schulzzug aufgestiegen und die Bild sitzt am Steuer und heizt den Ofen an.


    Ich denke nach wie vor, Habeck wäre die bessere Wahl gewesen.

    Nein, der hätte die gleiche Schmutzkampagne abbekommen, wo Kleinigkeiten skandalisiert worden wären. Und Kleinigkeiten findest du bei jedem, wenn du nur lange genug suchst.


    Es sitzt übrigens nicht nur Springer am Steuer des Zuges. Die Kampagnen werden teilweise auch aus Laschets Wahlkampfteam gesteuert. Deren Chefin ist ja eine ehemalige Blöd-Redakteurin. Es sind wohl auch viele CDU-Politiker involviert, die auf Social Media massiv die Stimmung gegen Baerbock anheizen.


    Ich bin nicht nur angewidert, sondern auch erschrocken, wie viele Leute darauf reinfallen. Die CDU hat null Inhalt in ihrem Wahlprogramm. Es müssen viele dringende Probleme bewältigt werden, die gerade bei Corona nochmal deutlich wurden. Und die gehen in den Wahlkampf mit einem "weiter so". Viel schlimmer noch. Die einzigen Punkte, wo sie konkret werden, ist eine weitere Umverteilung von unten nach oben.


    Und um davon abzulenken und bloß nicht über Inhalte reden zu müssen wird der politische Gegner durch Schmutzkampagnen und Desinformation geschwächt. Und das scheint tatsächlich zu funktionieren. Weil die Leute nur Schlagzeilen lesen und sich nicht wirklich informieren, wer konkret für welche Inhalte steht. Leider geben auch die ÖRR-Medien kein gutes Bild ab. Weil sie meistens auf den Zug aufspringen und nur die Themen wiederkauen, die von Springer gesetzt werden. Die haben wahrscheinlich Angst, als parteiisch wahrgenommen zu werden, wenn die auf Fakten setzen und Kontrapunkte zum schiefen Meinungsbild setzen. Die jahrelange Diffamierung als linksgrünversiffte Meinungsjournalisten hat wohl Spuren hinterlassen.


    Mal eine seltene aber erfreuliche Ausnahme.

  • "Null Inhalt" - auch ziemlich plump, dies stimmt definitiv so nicht. Widerspricht sich ja auch sowieso schon in sich, wenn du kurz darauf doch von den "einzigen Punkten" sprichst. Zum Beispiel werden Steuererhöhungen als falsch bezeichnet, kleine und mittlere Einkommen sollen steuerlich entlastet werden, die Sozialbeiträge für Geringverdiener sollen nicht steigen, die Beitragsbemessungsgrenze soll angehoben werden, die EEG-Umlage abgeschafft werden. Nur der Fairness und Richtigkeit halber - habe die Union auf Landes- und Bundesebene nie gewählt und werde es wohl auch nie tun. Aber mit leicht widerlegbaren, ein wenig weinerlich wirkenden Stammtischparolen von (eher) links wird man ihr auch 2021 mal wieder nicht beikommen.



    Zitat

    Leider geben auch die ÖRR-Medien kein gutes Bild ab. Weil sie meistens auf den Zug aufspringen und nur die Themen wiederkauen, die von Springer gesetzt werden. Die haben wahrscheinlich Angst, als parteiisch wahrgenommen zu werden, wenn die auf Fakten setzen und Kontrapunkte zum schiefen Meinungsbild setzen

    Auch wieder ein m.E. merkwürdig plump daherkommendes einseitiges Pauschalurteil. Im Übrigen legen sich jedenfalls bspw. Teile des WDR zuletzt ganz nett für die Grünen ins Zeug, das ein oder andere hörte sich fast schon ein wenig nach Wahlempfehlung pro Grüne an in den letzten Tagen.

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  • Zitat

    Peinlich, wie mittlerweile in Deutschland Wahlkampf betrieben wird.

    Ach herrjeh, als ob es zu Zeiten von Schmidt, Wehner, Brandt, Kohl, Strauß oder selbst noch Schröder sonderlich sanftmütiger und fairer zugegangen wäre ... Politische Lebbe ist kein Ponyhof. Mag hart klingen und mag man von mir aus auch bedauern - aber wer am gemeinsamen Tisch mit Erdogan und Putin künftig die Welt verändern will und schon bei ein bisschen Kritik von BILD und Co. derart beeindruckt scheint, der wird halt vermutlich politisch nicht allzu weit kommen.

    Schade das wir kein Phrasenschwein haben….


    Gemeinsam mit Putin und Erdogan die Welt verändern? WTF? Bitte nicht.


    Öffentlichen Shitstorm aushalten müssen, weil sonst der Stempel als Mimöschen droht? Gäääähn!


    Schön das Du wieder da bist!

  • Ja, klar gibt es in Dänemark Moscheen. Jede Menge. Das ist hier ja, trotz allem, ein liberaler Rechtsstaat, in dem die Religionsfreiheit garantiert ist.


    Allerdings gibt es gerade eine Gesetzesvorlage der Sozialdemokraten, die bestimmen soll, dass zukünftig Religionsveranstaltungen entweder in dänischer Sprache abzuhalten sind oder aber, wenn man in einer anderen Sprache die Veranstaltung durchführen will, man eine schriftliche dänische Übersetzung vorlegen muss. Das zielt natürlich auf die Moscheen, weil die Sozialdemokraten den Menschen in den Moscheen gerne sagen möchte, dass man sie für Brutstätten des Terrorismus hält. Damit bringt man Integration bestimmt gut voran. Da man aber natürlich in einem liberalen Rechtsstaat keine Sonderbehandlung für bestimmte Religionsgruppen anordnen kann, trifft dieses Gesetz auch andere Religionsgruppen, zum Beispiel die evangelische Sankt Petri Kirche in Kopenhagen, wo seit Jahrhunderten auf Deutsch gepredigt wird, was nun in Gefahr ist. Die Süddeutsche Zeitung hatte im Dezember einen interessanten Artikel hierzu veröffentlicht.

    Sprachverwirrung - Politik - SZ.de (sueddeutsche.de)


    Wie der aktuelle Stand dieses Gesetzgebungsverfahrens ist, weiß ich nicht, habe das nicht mehr richtig weiterverfolgt.


    Die Mohamed Karikaturen sehe ich ambivalent. Einerseits fand ich es eklig, dass die Zeitung Jyllands Posten 2005, also zu einer Zeit, als die Dänische Folkeparti im Gang war, die dänische Ausländerpolitik zu dominieren und die Hetze gegen „nicht-westliche Einwanderer“ (wie man das hier so nennt) zu befeuern, auf die Idee gekommen ist, Karikaturen in Auftrag zu geben, die die Religion, die viele dieser nicht-westlichen Einwanderer haben, zu beleidigen.


    Andererseits finde ich, dass auch Menschen muslimischen Glaubens ein Recht darauf haben, dass ihre Religion verspottet und lächerlich gemacht wird. Das Verspotten und lächerlich machen von Glaubensbekenntnissen sehe ich als durchaus zivilisatorische Errungenschaft an. Als alter Titanic Leser wirst Du mir da vielleicht auch zustimmen. Und dieses Recht wird Menschen muslimischen Glaubens vorenthalten, weil sich kaum jemand traut, diese Religion zu verspotten, weil das halt nicht nur eine Strafanzeige und Gerichtsverhandlung nach sich ziehen kann (was in einem Rechtsstaat ja auch in Ordnung ist), sondern auch zur Folge haben kann, in Lebensgefahr zu geraten. Und das ist ja nicht theoretisch. Im Haus einer der Zeichner, Kurt Westergaard, ist 2010 ein junger Mann mit Axt und Messer aufgetaucht und konnte gerade noch so am Mordanschlag gehindert werden.

    Mohammed-Karikaturen – Wikipedia


    Wie du sagst, das ist ein schwieriges Thema. Und ein Thema, wo es, denke ich, manches einerseits, andererseits gibt. Eine Sache scheint mir aber ziemlich klar zu sein: Dass, was die dänischen Sozialdemokraten hier durchziehen, und woran sie von ihren linken und linksliberalen Stützparteien nicht wirklich dran gehindert werden, ist eine üble Sache. Und bestärkt mich in meiner Auffassung, dass eine linke Politik internationalistisch sein muss, oder sie ist eben keine linke Politik. Wobei man dann allerdings, wenn man den ganz großen Bogen schlagen will, anführen kann, dass die internationalistische Ausrichtung der europäischen sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien im Sommer 1914 katastrophal und vielleicht für immer gescheitert ist.


    Jetzt mache ich aber Schluss, schwinge mich auf mein Fahrrad und fahr nach Kopenhagen rein. War eben schon kurz in der Stadt, alles in Rot und Weiss, die Public Viewing Orte sind schon seit heute Morgen voll, das Bier fliesst in Strömen, alles fiebert dem Spiel in Baku entgegen. Und alles läuft unter dem Begriff fællesskab (ist auch, surprise, surprise, eine der Lieblingsvokabeln von Kasper Hjulmand), und Rep-Sepp-Ten läuft aus vielen Autoradios und in den Musikboxen der Kneipen. Und das ganze normalerweise in sehr friedlicher Stimmung, die dänischen Fans nennen sich ja nicht umsonst statt Hooligans, „Roligans“ (von dänisch „rolig“: ruhig, gesittet). Und auch wenn ich selbst nicht Teil dieser fællesskab bin und ich vieles an diesem massenpsychologischen Phänomen hier kritisch sehe, hat es irgendwie doch auch einen Charme für mich, dem ich mich manchmal nur schwer entziehen kann. Ich gebe zu, das ist jetzt nicht wirklich logisch-stringent folgend aus dem, was ich hier gerade bislang geschrieben habe. Aber Fussball und Fussballbegeisterung ist ja auch nicht unbedingt eine Sache, die einer stringenten Logik folgt.


    Ich hoffe jedenfalls, dass dregene heute Abend in Baku das Ding rocken und die EM für die Dänen noch weitergeht.

  • Ach herrjeh, als ob es zu Zeiten von Schmidt, Wehner, Brandt, Kohl, Strauß oder selbst noch Schröder sonderlich sanftmütiger und fairer zugegangen wäre ... Politische Lebbe ist kein Ponyhof. Mag hart klingen und mag man von mir aus auch bedauern - aber wer am gemeinsamen Tisch mit Erdogan und Putin künftig die Welt verändern will und schon bei ein bisschen Kritik von BILD und Co. derart beeindruckt scheint, der wird halt vermutlich politisch nicht allzu weit kommen.

    Schade das wir kein Phrasenschwein haben….


    Gemeinsam miT Putin und Erdogan die Welt verändern? WTF? Bitte nicht.


    Öffentlichen Shitstorm aushalten müssen, weil sonst der Stempel als Mimöschen droht? Gäääähn!


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    Am gemeinsamen Tisch mit Putin und Erdogan - bitte sauber zitieren. Ansonsten DANKE und gerne! Und "das" hier mit zwei "s" nach einem Komma - nur der schönen Ordnung halber. ;-)


    Eine Alternative zum Irgendwie-dann-doch-aushalten-Müssen des Shitstorms wird es als Kanzlerkandidatin halt wohl kaum geben, so ist es halt im politischen Geschäft. Ist ja nicht so, dass Herr Laschet in den letzten Monaten davon verschont geblieben wäre, ganz im Gegenteil - er wirkte dabei nicht nur auf mich aber irgendwie weniger weinerlich. Und wer derart plump-überzogen austeilt wie nun einige Grüne, kann wohl davon ausgehen, dass der Wind nicht unbedingt softer weht in den nächsten Wochen.

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