Ich lese gerade ...

  • Masse und Macht von Elias Canetti.


    Bin zwar noch am Anfang, aber ist schon jetzt interessant. Das Buch ist 1960 erschienen nach langer Vorbereitung und bislang scheint es zeitlos zu sein. Es gilt als philosophisches Hauptwerk von Canetti (seines Zeichens Literaturnobelpreisträger 1981).


    Mal ein Ausschnitt über die sg. stockenden Massen. Wenn rechtlich gesehen zu lang, bitte mir sagen, dann kürze ich etwas (das Buch ist auch ohne Anmerkungen mehr als 500 Seiten):


    "Unsere modernen sportlichen Veranstaltungen sind zweckmäßiger. Die Zuschauer können sitzen; die allgemeine Geduld wird sich selber sichtbar. Sie haben die Freiheit ihrer Füße zum Stampfen und bleiben doch am selben Fleck. Sie haben die Freiheit ihrer Hände zum Klatschen. Eine gewisse Zeitdauer ist für die Veranstaltung vorgesehen; es ist im allgemeinen nicht anzunehmen, daß sie verkürzt wird; so lange wenigstens bleibt man bestimmt beisammen. Innerhalb dieser Zeit kann dann alles mögliche geschehen. Man kann nicht vorher wissen, ob und wann und auf welcher Seite ein Tor geschossen wird; und auch neben diesen begehrten Hauptereignissen gibt es manches andere, das zu lauten Ausbrüchen führt. Die Stimme hört sich oft und bei verschiedenen Gelegenheiten. Dem schließlichen Zerfall aber, dem Auseinandergehen, ist durch die zeitliche Vorausbestimmtheit etwas von seinem schmerzlichen Charakter genommen worden. Auch wird der Geschlagene Gelegenheit haben, Revanche zu nehmen, und es ist nicht alles für immer zu Ende. Die Masse kann sich hier breitmachen; sich erst an den Eingängen stauen, dann auf den Sitzen stocken; auf allerhand Arten schreien, wenn der richtige Augenblick sich ergibt; und selbst wenn alles vorüber ist, auf künftige, ähnliche Gelegenheiten hoffen."


    Passt doch irgendwie, oder?

  • Campino hat's empfohlen, ich habe es trotzdem gelesen und es ist eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr bisher gelesen habe:


    Herbert Clyde Lewis, Ein Gentleman geht über Bord


    Selten fasst ein Buchtitel den gesamten Inhalt des Buches so genau zusammen.


    Um es in Harald Schmidts Worten zu sagen: Kaufbefehl

  • Ja, an seinem Knieschuss muss er echt noch arbeiten. Eine Schande für einen Profi 😉

    Die wahren Meister des Knieschuss waren Old Shatterhand und Winnetou. Bei Karl May an mehreren Stellen nachzulesen. Zur Interpretation, siehe Arno Schmidt, "Sitara und der Weg dorthin".

    Herrlich, das war auch mein erster Gedanke, habe es mir aber verkniffen, wegen Off- Topic.

  • Lesen tue ich es gerade nicht, aber ist mir wieder in den Sinn gekommen und kann es nur empfehlen: Deutschlandreise im Strafraum von Péter Esterházy. Ein schöner Roman in dem der leider schon verstorbene Esterházy seine Eindrücke über Deutschland schildert mit Blickwinkel zum Fußball (Esterházy war glühender Fan des Sports).


    Obwohl ich eigentlich alles von Esterházy empfehlen kann. Sein Spiel mit der Sprache. Ich bin tief beeindruckt, dass man ihn ins Deutsche übersetzen konnte.

  • ... den neuen Asterix. Habe aber auf Seite 10 erst mal Pause gemacht. Der Zeichenstil von Didier Conrad gefällt immer weniger, besonders Caesar. Mal schauen wie es ausgeht. Darauf erst mal einen Tee von HaraldShanwari . Oder doch lieber einen Côtes du Rhône.

    Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau, Mit allen seinen Geschwüren.

    Heinrich Heine. Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

  • ... den neuen Asterix. Habe aber auf Seite 10 erst mal Pause gemacht. Der Zeichenstil von Didier Conrad gefällt immer weniger, besonders Caesar. Mal schauen wie es ausgeht. Darauf erst mal einen Tee von HaraldShanwari . Oder doch lieber einen Côtes du Rhône.

    Der Witz kehrt aber wieder zurück.

    Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen.

  • Walter Moers, Die Insel der tausend Leuchttürme.


    Der einzige Autor, der mich zum Schmunzeln bringt mit Worten wie


    "...ich habe sieben Gookenpriene hintereinander gefiekt, bei Windstärke sechs und Nieselregen"

    Wenn ein anderer Autor dich mit diesen Worten zum Schmunzeln zu bringen versuchte, wäre es ja ein Plagiat. ;-)

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!

  • Eine freudige Ergänzung:


    GERALD KRIEGHOFER, der herausragende Experte für die großen Irrtümer infolge von vor ihrer Verwendung nicht ausreichend geprüften Zitaten, hat endlich auch an die Freunde des gedruckten Buches gedacht. Am 11. September 2023 ist seine Sammlung von falschen Zitaten und Kuckuckszitaten erschienen:


    Die besten falschesten Zitate aller Zeiten:

    Was Einstein, Freud und Pippi Langstrumpf so niemals gesagt haben.

    Molden Verlag (Wien), 176 Seiten, 22,00 EUR

    Der originelle Hyperlativ [= Steigerung eines nicht steigerbaren Adjektivs] in der ersten Titelzeile erinnert an eine kürzliche Erörterung in unserem Wortstudio.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

  • Mein Favorit findet sich aber gar nicht auf der Homepage. Vielleicht stimmt es ja doch?


    "Die französische Revolution war besonders deswegen so erfolgreich, weil die Gegner auch Franzosen waren."

    Otto von Bismarck

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Auf Hin- und Rückfahrt nach Baden-Baden:


    Uwe Wittstock, Marseille 1940 - Die große Flucht der Literatur.


    Vieles weiß man ja. Aber so detailliert wurde das noch nicht beschrieben. Dazu spannend wie ein Abenteuerroman. Solche Sachbücher kennt man bisher meist nur aus dem angelsächsischen.

  • Secondhand-Zeit von der belarussischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijetwisch. In diesem in 2013 erschienen Buch lässt sie Leute zu Wort kommen, die ihr Leben während und nach dem Zerfall der Sowjetunion erzählen, von vielen Blickwinkeln. Bin ca. erst bei einem Drittel des Buches, aber es gibt einen guten Einblick in die mentale Situation der Zeit und lässt so einiges Durchblicken wie es kommen konnte, dass Russland so ist, wie es geworden ist.