Masse und Macht von Elias Canetti.
Bin zwar noch am Anfang, aber ist schon jetzt interessant. Das Buch ist 1960 erschienen nach langer Vorbereitung und bislang scheint es zeitlos zu sein. Es gilt als philosophisches Hauptwerk von Canetti (seines Zeichens Literaturnobelpreisträger 1981).
Mal ein Ausschnitt über die sg. stockenden Massen. Wenn rechtlich gesehen zu lang, bitte mir sagen, dann kürze ich etwas (das Buch ist auch ohne Anmerkungen mehr als 500 Seiten):
"Unsere modernen sportlichen Veranstaltungen sind zweckmäßiger. Die Zuschauer können sitzen; die allgemeine Geduld wird sich selber sichtbar. Sie haben die Freiheit ihrer Füße zum Stampfen und bleiben doch am selben Fleck. Sie haben die Freiheit ihrer Hände zum Klatschen. Eine gewisse Zeitdauer ist für die Veranstaltung vorgesehen; es ist im allgemeinen nicht anzunehmen, daß sie verkürzt wird; so lange wenigstens bleibt man bestimmt beisammen. Innerhalb dieser Zeit kann dann alles mögliche geschehen. Man kann nicht vorher wissen, ob und wann und auf welcher Seite ein Tor geschossen wird; und auch neben diesen begehrten Hauptereignissen gibt es manches andere, das zu lauten Ausbrüchen führt. Die Stimme hört sich oft und bei verschiedenen Gelegenheiten. Dem schließlichen Zerfall aber, dem Auseinandergehen, ist durch die zeitliche Vorausbestimmtheit etwas von seinem schmerzlichen Charakter genommen worden. Auch wird der Geschlagene Gelegenheit haben, Revanche zu nehmen, und es ist nicht alles für immer zu Ende. Die Masse kann sich hier breitmachen; sich erst an den Eingängen stauen, dann auf den Sitzen stocken; auf allerhand Arten schreien, wenn der richtige Augenblick sich ergibt; und selbst wenn alles vorüber ist, auf künftige, ähnliche Gelegenheiten hoffen."
Passt doch irgendwie, oder?