Polizeieinsätze im Fußball

  • Am Ende haben beide Seiten recht. Man sollte aber beides voneinander trennen, denn das eine rechtfertigt jeweils nicht das andere.


    Wer sich Sturmhauben aufzieht und versucht in der Anonymität einen Fanmarsch oder Polizeisperren zu stürmen oder anderweitig offensiv und anonym Straftaten aus der Menge heraus zu begehen, der sollte sich keinesfalls wundern, wenn es Senge gibt. Dass die Kollegen von der BFE-Sondereinheit der Bereitschaftspolizei nicht zimperlich sind, sollte sich eigentlich in diesen Kreisen rumgesprochen haben. Insofern wirkt es schon etwas widersprüchlich, wenn gerade diejenigen über Polizeigewalt klagen, die eine gewalttätige Auseinandersetzung selbst gesucht haben.


    Gleichzeitig gibt es der Polizei aber nicht das Recht vom Rechtsstaatsprinzip abzuweichen. Der Einsatz des gewählten Mittels muss verhältnismäßig sein und wenn eine Person, die von mehreren Beamten zu Boden gedrückt wird und von noch mehr Beamten abgeschirmt wird, dann auch noch mit Tritten und Schlägen bedacht wird, dann wirft das auf jeden Fall Fragen nach der Erforderlichkeit auf. Das steht angesichts der Bilder außer Frage, dass es bzgl. Der Gewaltanwendung der Polizei dringenden Klärungsbedarf gibt.


    Auch ich habe schon so manchen unprovozierten unverhältnismäßigen Einsatz von Polizeigewalt erlebt. Es sei nur an die Einlasskontrollen vor ein paar Jahren in Duisburg erinnert. Ich bin also eigentlich niemand, der Bereitschaftspolizisten allzu schnell in Schutz nimmt. Mit Blick auf die roten Sturmhauben muss ich aber zugeben, dass meine erste Reaktion bei solchen Idioten jetzt nicht gerade der Aufschrei nach Polizeigewalt ist. Selbstredend hat sich die Polizei jederzeit an Recht und Gesetz zu halten. Mir will jedoch nicht in den Kopf, warum man so ne Scheiße nicht einfach sein lassen kann, dann provoziert man diese mutmaßlich unverhältnismäßige Polizeigewalt nämlich erst gar nicht. Dass macht den unverhältnismäßigen Einsatz von Polizeigewalt weder rechtens noch entschuldigt es ihn, solche Aktionen sind aber ebenso völlig unnötig. Mit den Jungs von der BFE würde ich mich jedenfalls schon aus Selbstschutz nicht anlegen wollen, denn auch das sind alles andere als Chorknaben.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

    "Don't cry because it's over, smile because it happened."

  • Am Ende haben beide Seiten recht. Man sollte aber beides voneinander trennen, denn das eine rechtfertigt jeweils nicht das andere.

    Sehe ich auch so.


    Ich sehe allerdings auch den Menschen, der den Beruf Polizist ausübt. Das der Mensch auch mal an den Punkt gelangt, daß ihm die Sicherung durchbrennt, ist für mich verständlich. Es sind ja keine gefühlskalten Menschen oder Maschinen. Vielleicht bin ich da auch weniger kritisch als andere, wenn Polizisten mal ausrasten, weil mir mein Freund des Öfteren aus seinem Polizeialltag berichtet. Aber das das Ausrasten eine Strafe nach sich ziehen wird, wissen die Jungs auch, ist denen aber in dem Moment egal. Ich vermute, daß wird der Gegenseite nicht anders ergehen.

  • Sehe ich auch so.


    Ich sehe allerdings auch den Menschen, der den Beruf Polizist ausübt. Das der Mensch auch mal an den Punkt gelangt, daß ihm die Sicherung durchbrennt, ist für mich verständlich. Es sind ja keine gefühlskalten Menschen oder Maschinen.

    Das sollte man in all dem auch nicht vergessen. Das ist nicht nur physisch sondern auch psychisch ein sehr fordernder Job, stets das Feindbild darzustellen und in solch einer Einheit im Zweifel auch unter Einsatz des eigenen körperlichen Wohlergehens den Rechtsstaat zu verteidigen und durchzusetzen. Auf ner Demo stehen, sich von irgendwelchen Idioten als Volksverräter bezeichnen zu lassen, mit Pyrotechnik, Flaschen oder Steinen beworfen zu werden. Das ist teilweise schon höchst asozial, mit was man sich da so auseinandersetzen muss und allzu oft werden diese Polizisten auch nicht mehr als Menschen betrachtet, sondern nur noch als Erfüllungsgehilfen des unliebsamen Staates, auf die sich sodann der gesamte Hass entlädt.


    Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass derjenige, der sich in einem solchen Einsatz gehen lässt, wohl doch nicht dafür geeignet ist. Sei es weil er nach einer Provokation überreagiert oder noch viel Schlimmer unprovoziert seine Macht und das ihm anvertraute Gewaltmonopol missbraucht. Zur Wahrheit gehört eben auch, dass es in diesen Einheiten auch genau solche Junkies gibt, die geil darauf sind am Wochenende auch mal die Sau rauszulassen und draufknüppeln zu können. Es gibt wie immer im Leben solche und solche.


    Ich möchte diesen Job der Bereitschaftspolizisten jedenfalls ehrlich gesagt nicht machen müssen.

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  • Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass derjenige, der sich in einem solchen Einsatz gehen lässt, wohl doch nicht dafür geeignet ist.

    Dem größten Teil deines Beitrages stimme ich zu. Nur diesen Absatz, beginnend mit dem zitierten Satz, widerspreche ich. Was muß sich denn ein Polizist deiner Meinung nach gefallen lassen, damit man für den Beruf geeignet ist? Als außenstehender Student hat man gut Reden.

  • Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass derjenige, der sich in einem solchen Einsatz gehen lässt, wohl doch nicht dafür geeignet ist.

    Dem größten Teil deines Beitrages stimme ich zu. Nur diesen Absatz, beginnend mit dem zitierten Satz, widerspreche ich. Was muß sich denn ein Polizist deiner Meinung nach gefallen lassen, damit man für den Beruf geeignet ist? Als außenstehender Student hat man gut Reden.

    Als Polizist bist du Teil der Exekutive und übst an "vorderster Front" das Gewaltmonopol des Staates aus. Als solcher hast du dich laut Art Art 20 III HS. 2 GG an Recht und Gesetz zu halten, wenn du die dir anvertraute staatliche Macht als Exekutivorgan ausübst (Rechtsstaatsgebot). Entsprechend hat sich ein Polizist - auch wenn er noch so sehr provoziert wird - immer und ohne Ausnahme an Recht und Gesetz zu halten. Verstößt er dagegen ist es Willkür und Machmissbrauch und damit selbstredend widerrechtlich.


    Denn man darf eben nie vergessen: Die Polizei ist Trägerin de Gewaltmonopols und solange die Maßnahme verhältnismäßig ist, darf sie diese Gewalt auch legal gegen Störer anwenden, die jegliche Gewalt wiederum grundsätzlich nicht legal einsetzen dürfen und sich der polizeilichen Maßnahme fügen müssen. Mit dieser Machtfülle geht jedoch eine besondere Gefährlichkeit einher, dass dieses Gewaltmonopol eben vom Amtsträger missbraucht wird. Deshalb hat der Gesetzgeber den § 340 StGB geschaffen, die Körperverletzung im Amt.


    Ein Polizist hat sich daher - wird er auch noch so provoziert - jederzeit an Recht und Gesetz zu halten. Dass ein Polizist aber auch nur ein Mensch ist, ist doch klar. Schrieb ich ja auch oben. Dieser Job ist für mich ein extrem fordernder, stets diesen Anfeindungen auf solchen Veranstaltungen ausgesetzt zu sein.

    Um in solchen Situationen souverän zu bleiben, werden diese Polizisten auch besonders ausgebildet. Dennoch kann es natürlich in Extremsituationen zu polizeilichem Fehlverhalten kommen. Das mag dann nachvollziehbar sein, ist aber nicht zu entschuldigen.


    Davon trennen sollte man aber unprovozierte Polizeigewalt. Denn es gibt durchaus Situationen, in denen Bereitschaftspolizisten hin und wieder mal selbst eine Situation so entwickeln, dass es zur Eskalation kommt. Remember Duisburg, Remember Kastanie. Das sind aber ganz andere Situationen als die von Freitag in Hamburg. Auch diese rechtfertigt keine unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Polizei, jedoch hält sich mein Mitleid relativ in Grenzen, wenn so ein paar Halbstarke mit ihren Sturmhauben die direkte Auseinandersetzung mit ner BFE suchen.

    "Es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach!"

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  • Da bin ich ja bei dir. Nur das es in dem Moment des Konflikts beiderseits etwas handfester wird, ist doch kein Grund zum heulen. Aber eben in dem Moment der Auseinandersetzung oder in der Hitze des Gefechts gibt es halt mal etwas auf die Kauleiste oder in die Rippen. Ganz nach dem Motto, wer nicht hören will muß fühlen. Das den Taten auch nachgegangen wird, ist doch selbstredend.

    Etwas handfester?

    Das Video hast Du aber gesehen oder?

    Immerhin beim letzten Satz stimme ich Dir absolut zu.

  • Insofern wirkt es schon etwas widersprüchlich, wenn gerade diejenigen über Polizeigewalt klagen, die eine gewalttätige Auseinandersetzung selbst gesucht haben.


    Ich bezweifel, dass sich die Hools beschweren oder die polizeilichen Maßnahmen überprüfen lassen. Der Verein St. Pauli und Unbeteiligte (z. B. wir hier im Forum) sind die, die sich beklagen.

  • https://www.express.de/sport/f…krawallen-verletzt-112902


    Dazu gibt es wohl keine Handyvideos, oder? Da soll ein Polizist Ruhe bewahren? Bitte...

    Ja, muss und soll sie.

    Die Polizei soll und muss sich vor einem Angriff schützen, bekommt da ein Angreifer einem Schlagstock ab, so what, hat ja drum gebettelt

    Ich erwarte aber schon von der Polizei, dass nach einer erfolgreichen Festnahme und Fixierung am Boden, nicht noch auf den Kopf eines Festgenommen eingeschlagen wird.

  • Insofern wirkt es schon etwas widersprüchlich, wenn gerade diejenigen über Polizeigewalt klagen, die eine gewalttätige Auseinandersetzung selbst gesucht haben.

    Ich bezweifel, dass sich die Hools beschweren oder die polizeilichen Maßnahmen überprüfen lassen. Der Verein St. Pauli und Unbeteiligte (z. B. wir hier im Forum) sind die, die sich beklagen.

    Der Fanblog "Magischer FC" spricht von Polizeigewalt. Als Fußballfan in Deutschland müsse man jederzeit damit rechnen, dass die körperliche Gesundheit vorsätzlich gefährdet werde – und zwar von denen, die sie eigentlich schützen sollen. Der Fanblog "MillernTon" schreibt von einer Eskalation durch die Polizei: Deren Einheiten seien aggressiv in eine Menschenmenge vor dem Stadion gelaufen.


    Denke schon das zumindest der zweitgenannte Fanblog Kontakt zu Beteiligten hatte.

    Auch das ein Strafverfahren gegen einen Polizisten bereits eröffnet wurde wird nicht durch Anzeige eines nicht beteiligten Fans oder des Vereins St Pauli herrühren.

  • Der Fanblog "Magischer FC" spricht von Polizeigewalt. Als Fußballfan in Deutschland müsse man jederzeit damit rechnen, dass die körperliche Gesundheit vorsätzlich gefährdet werde – und zwar von denen, die sie eigentlich schützen sollen. Der Fanblog "MillernTon" schreibt von einer Eskalation durch die Polizei: Deren Einheiten seien aggressiv in eine Menschenmenge vor dem Stadion gelaufen.


    Denke schon das zumindest der zweitgenannte Fanblog Kontakt zu Beteiligten hatte.

    Auch das ein Strafverfahren gegen einen Polizisten bereits eröffnet wurde wird nicht durch Anzeige eines nicht beteiligten Fans oder des Vereins St Pauli herrühren.

    Beide Seiten werden zunächst ihre Sicht darstellen. Daher sind die Aussagen in irgendwelchen Fanblogs erstmal nur eine subjektive Darstellung.


    Die Anzeige kann von jedem erstattet worden sein. Gibt ja überall Leute, die sofort was raushauen.

  • Mir ist bewusst, dass es immer zwei Seiten gibt. Aber ich habe gestern mit einem Augenzeugen gesprochen (ja, ich kenne fiese Menschen), der außerhalb jeglichen Verdachtes steht Gewalt und Aggressionen zu befürworten. Er schilderte mir, dass die Polizei ohne Rücksicht auf Verluste in eine Menschenmenge gestürmt sei und Verletzungen völlig unbeteiligter Personen billigend in Kauf genommen habe. Zudem erzählte er, dass es maximal eine Annäherung von ca. 50 Personen an den HSV-Fanmarsch gegeben habe, die aufgrund der Polizeipräsenz sofort wieder unterlassen worden sei. Das Thema Verhältnismäßigkeit scheint mir hier doch an erster Stelle zu stehen.

    Wie niedlich geschrieben. Es gab eine Annäherung. Dein „Augenzeuge“ ist neutral da gewesen und hat das Geschehen vollumfänglich aus nächster Nähe gesehen. Jede einzelne Situation!

    Ja genau…..

    Ich habe lediglich seine Äußerungen beschrieben und einige, persönliche Empfindungen seinerseits weggelassen, damit vielleicht eine Diskussion ohne Schaum vor Mund möglich ist. Wüsste nicht, was daran niedlich wäre.

  • Wie niedlich geschrieben. Es gab eine Annäherung. Dein „Augenzeuge“ ist neutral da gewesen und hat das Geschehen vollumfänglich aus nächster Nähe gesehen. Jede einzelne Situation!

    Ja genau…..

    Ich habe lediglich seine Äußerungen beschrieben und einige, persönliche Empfindungen seinerseits weggelassen, damit vielleicht eine Diskussion ohne Schaum vor Mund möglich ist. Wüsste nicht, was daran niedlich wäre.

    Wenn ca. 100 Mann mit Sturmhauben vermummt einen von Polizei begleiteten friedlichen Fanmarsch versuchen zu attackieren, so finde ich Deine Formulierung "Es gab eine Annäherung" ironisch gemeint "niedlich".

    Schönen Tag noch.

  • Und ewig wird gejammert.

    Wenn ich mich auf sowas einlasse und Backenfutter suche, dann schreie ich am Ende nicht nach Mama!

    Ist ja wie in der Schule hier. Erst provozieren, dann Watsch abholen und anschließend zum Lehrer rennen und petzen.

    Und nochmal: es geht nicht das auf jemand der liegt, von Polizist*innen mit Ellbogen auf den Kopf und mit Fäusten in die Unterbauchregion eingeprügelt wird.

  • Ich finde die Legitimation von Polizeigewalt in Bezug auf Menschengruppen, egal um wen und worum es geht, generell bedenklich.

    Und weiter finde ich es bedenklich, dass durch solche Einsätze das Ansehen der Polizei an sich wegen Einzelner (weiter) in Verruf gerät.


    Die verkackten Stereotypen, die hier immer wieder abgesondert werden hinsichtlich der "Opfer, die ja Täter sind" verwundern mich nicht und regen mich nur so ein wenig auf.

    Viele Menschen kennen anscheinend Rechtsbegriffe nur aus der Bibel.