ich weiss nicht warum gerne auf der Übersterblichkeit geritten wird.
Ist es in einem Jahr wo weniger gestorben wird ok, wenn die Verkehrstoten oder Drogentoten dann diese „Lücke auffüllen“?
Jeder Tote ist einer zuviel.
Übrigens habe ich gestern von einem W-Taler Notarzt gehört Intensiv sind alle voll? Solingen knapp davor.Besser jetzt keinen Herzklabaster bekommn.
Hat mich einfach nur mal interessiert, nachdem ich ein Artikel zur übersterblichkeit gelesen habe. Ich war erstaunt dass dem angeblich nicht so ist. Kannst dich wieder beruhigen, habe meinen Beitrag gelöscht.
Auf die schnelle, scheint mir das hier eine vielleicht ganz gute Übersicht zur Übersterblichkeit zu sein:
Belinski A & Emanual EJ. COVID-19 and excess all-cause mortality in the US and 18 comparison countries. Journal of the American Medical Association 2020;324(20):2100-2102.
https://jamanetwork.com/journa…e/10.1001/jama.2020.20717
Der Artikel ist von November, also ziemlich aktuell, die Zahlen sind aber natürlich die aus der ersten Welle (bis 25. Juli). Die wichtige Tabelle ist hier Tabelle 2. Sie zeigt die Übersterblichkeit in 2020 (bis 25. Juli 2020) im Vergleich zum Mittel der Jahre 2015 bis 2019 (für den Vergleichszeitraum). Das Thema des Artikels ist, wie die USA im Vergleich zu den anderen Ländern abschneiden (Ergebnis: ziemlich schlecht). Aber wenn man von diesem Thema mal absieht, dann kann man in Tabelle 2 erkennen:
1) Dass es in Ländern, mit einer nur moderaten COVID-19 Sterblichkeitsrate (5 bis 25 Tote per 100.000 Einwohner) in der ersten Hälfte 2020 es nur eine sehr geringfügige Übersterblichkeit gab (Übersterblichkeit sind alle Todesursachen zusammen, inklusive COVID-19). Deutschland hatte demnach eine Übersterblichkeit von 10 per 100.000, Dänemark von 5 per 100.000. Norwegen hatte sogar eine Untersterblichkeit.
2) Betrachtet man die Länder, in denen COVID-19 schlimm gewütet hat (COVID-19 Sterblichkeit von >25 per 100.000), dann sieht man markante Übersterblichkeiten für alle Todesursachen zusammen genommen. Am stärksten, in dem Land, zu dem Du ja eine enge Beziehung hast, Spanien, hier liegt die Übersterblichkeit seit Beginn der Pandemi (bis 25. Juli) bei 102 Toten per 100.000. Auch United Kingdom (95 per 100.000), United States (72 per 100.000) und Belgien (68 per 100.000) sehen nicht gut aus.
Interessant in der Tabelle ist auch, wenn man die Übersterblichkeit seit dem 10. Mai und dem 7. Juni sich anguckt, also als es Frühjahr wurde und das Infektionsgeschehen zurückging. Hier geht die Übersterblichkeit in den meisten Ländern drastisch runter, in Belgien kommt es sogar zu Untersterblichkeit. Zeigt sehr deutlich, wie sehr die Übersterblichkeit sich in den Monaten März und April abgespielt hat. In den USA jedoch, und das ist dann einer der Hauptpunkte in dem Artikel, blieb die Übersterblichkeit auch nach dem 10. Mai/7. Juni deutlich erhöht.
Es wird interessant zu sehen, wie es für das ganze Jahr 2020 aussehen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass es in vielen Ländern zwischen Mai bis September zu einer leichten Untersterblichkeit gekommen ist, ganz einfach weil COVID-19 im März/April teilweise Menschen mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen vorzeitig getötet hat, die sonst im Laufe des Jahres an anderen Erkrankungen gestorben wären. Zudem führt verringerte ökonomische Aktivität einer Gesellschaft manchmal auch zu weniger Todesfällen (z.B. zu weniger Verkehrstoten). Diese mögliche leichte Untersterblichkeit (ist Spekulation, ich weiss es ja nicht, ob und wo es die von Mai bis September wirklich gegeben hat) wird aber nicht die Übersterblichkeit aus März/April ausgleichen und wenn jetzt noch eine deutliche Übersterblichkeit im November/Dezember hinzukommt, dann dürften die allermeisten Staaten für das Gesamtjahr 2020 eine bedeutsame Übersterblichkeit aufweisen.
Zu Theme Übersterblichkeit hier auch ein lesenswertes Editorial von Howard Bauchner (Editor-in-Chief von JAMA) und Pil B. Fontanarosa: "Excess Deaths and the Great Pandemic of 2020"