Der "moderne" Fußball

  • Hoffentlich geht das so lange, bis im Fußball mal halbwegs nachvollziehbare Gehälter und Ablösen gezahlt werden.

    Und nur um Fortuna als Beispiel zu nehmen, alle anderen Vereine sind da ähnlich: Das Trikot kostet immer noch 85 Euro.

    Viele Menschen sind weiter in Kurzarbeit, müssen ihre Geschäfte schließen, die Hilfen für den Lockdown zurückzahlen, alles was man zum Leben braucht wird teurer, aber ein Trikot soll 85 Euro kosten. Bier und Wurst im Stadion bald bei 5 Euro.
    Habe beim letzten Spiel einen Kumpel eingeladen, Eintritt. (Je 30), Parkgebühren, jeder 1 Wurst und 1 Bier = 100 Euro.
    Es wird Zeit, dass der „Volkssport“ mal wieder an das Volk denkt, und nicht daran, dass jemand für die kickerei Millionen bekommen muss.

    In solchen Zeiten sollte der Fußball den Menschen Freude bringen, vom beschissenen Alltag ablenken den wir alle haben, und nicht die Kohle aus der Tasche ziehen.

    Dankeschön für diesen Post! :thumbup:

  • Es gibt da einen relativ einfachen Weg: diesen Zirkus nicht mehr mit machen und konsumieren. Fußball kann man auch ganz gut in niedrigeren Liegen gucken und dabei auch Bratwurst, Bier und Fußball genießen.

    bier und wurst werden aber überall teurer, auch in den unteren klassen.

    es gehen nun halt weniger leute in kneipen, restaurants, stadien etc. und das würde sich auch nicht ändern, wenn die preise niedriger wären.

    um also die (auch steigenden) kosten zu decken hat der bierverkäufer keinen anderen hebel als den preis zu erhöhen.

    bei Fortuna sehe ich das wie sankt benrath. aber mit bier, wurst und parkplatzpreisen hat Fortuna nix zu tun.

  • Pressemitteilungen – ein Rundumschlag


    Pressemitteilungen sind ein viel genutztes Instrument der Öffentlichkeitsarbeit und sollen als Mitteilung des Informationsanbieters die Informationsverwerter – das sind die Redaktionen von Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen – zu journalistischer Verwertung anregen. Nur allzu oft besteht die ›Verwertung‹ durch Zeitungsredaktionen im unveränderten Abdruck. Drei Beispiele fanden in jüngster Zeit als Zitate ihren Weg ins Forum und laden zur näheren Betrachtung ein:



    1 | Laura Becker leitet ab heute als General Manager die MERKUR SPIEL-ARENA

    »›Laura gehört zu der neuen Generation von Veranstaltungsstätten-Manager:innen, die mit Leidenschaft, Engagement und Professionalität den heutigen und zukünftigen Anforderungen an die Leitung eines State-of-the-Art Stadions entspricht. Sie ist fokussiert auf die Bedürfnisse unserer Kunden, die Wünsche und Anforderungen unserer Besucher:innen und ein echter Teamplayer – mit all diesen Qualitäten wird Laura gemeinsam mit ihrem Team den Herausforderungen des wettbewerbsintensiven Marktes entgegentreten. Und wir sind stolz, wieder eine Mitarbeiterin aus unserem Team konsequent weiterentwickeln zu dürfen‹, sagt Michael Brill, Geschäftsführer D.LIVE.«

    Quelle: https://www.eventlocation-stad…er-die-merkur-spiel-arena


    Was erfahren wir hier?

    1. Behauptung: Es gebe eine neue Generation von Veranstaltungsmanager:innen

    => Laura Becker wird uns demnach sogleich als Vertreterin einer neuen Generation vorgestellt. Aha.


    2. Behauptung: Diese Generation zeichne sich durch u. a. durch ›Leidenschaft‹ aus, welche den Anforderungen an die Leitung eines Stadions entspreche.

    => Was genau ist ›Leidenschaft‹? Philipp von Zesen (1619–1689) führte den Begriff für das lateinische Wort passio [= Leiden, Martyrium] in die deutsche Sprache ein. Heute verstehen wir darunter anderes: die große Begeisterung, ausgeprägte [auf Genuss ausgerichtete] Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet.

    Solches erwarten manche Arbeitgeber von ihren Angestellten, und nicht wenige von denen sprechen auch selbst davon, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Können die das ernst meinen?


    3. Laura Becker ist ›fokussiert auf die Bedürfnisse unserer Kunden und Besucher:innen‹.

    => Wer wollte da annehmen, dass sie vor allem für D.LIVE und Herrn Brill Geld verdienen soll?


    4. Laura Becker wird den Herausforderungen (von irgendetwas) ›entgegentreten‹.

    => Wäre ihr nicht eher zu wünschen, diese zu bewältigen?



    2 | Das sagt Murat Beyazyüz, Peker Holding, zu deren Beitrag zu Fortunas geplantem Funktionsgebäude:

    »Wir haben in den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Fortuna schnell gemerkt, dass wir eine gemeinsame Idee der Zusammenarbeit verfolgen. Die Werte Familie, Tradition, Vielfalt, Zusammenhalt und transparente Kommunikation werden bei der Fortuna und bei Peker sowie unseren Partnern großgeschrieben. Mit diesem gelebten Umgang wollen wir – im Rahmen dieser strategisch ausgelegten Partnerschaft – durch Verlässlichkeit und einen hohen Qualitätsanspruch dabei helfen, den Verein zukunftsfähiger zu gestalten. Denn wir sind aufgrund der professionellen Zusammenarbeit mit dem Vorstandsteam um Thomas Röttgermann vom eingeschlagenen Weg der Fortuna überzeugt. Dank gilt auch meinem Team und besonders Andreas Nawrocki. Dadurch sind für uns die Vision und Entschlossenheit des Vereins spürbar geworden. Auch die Gespräche mit der Stadt laufen – wie bei unseren bisherigen Projekten in Düsseldorf – sehr konstruktiv und vertrauensvoll. Daher freuen wir uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit Stadt und Verein.«

    Quelle: https://rp-online.de/sport/fus…aid-64351455#successLogin


    Hier werden Werte behauptet, die jenseits kommerzieller Interessen zu liegen scheinen und deren praktizierte Existenz (= der behauptete ›gelebte Umgang‹) im Einzelnen zu prüfen wäre:

    Familie

    Tradition

    Vielfalt

    Zusammenhalt

    transparente Kommunikation

    Alle diese Werte werden hier unserer Fortuna zugesprochen. Insbesondere am Vorhandensein der letztgenannten, der ›transparenten Kommunikation‹, seien Zweifel bekundet.


    Der Sprecher vergisst nicht, sich und den Hauptverantwortlichen auf Fortunas Seite, eine ›professionelle Zusammenarbeit› zu bescheinigen. Das wird dieser gerne gehört haben. Hasan Peker selbst versteht sich in besonderer Weise aufs Schmeicheln, wenn er in einer anderen Mitteilung, der anlässlich der Grundsteinlegung für das Northgate-Bauprojekt, seine Freundschaft zur Stadt Düsseldorf betont und dabei den orientalischen Mystiker Mevlana zitiert:

    »Die Tür wird sich öffnen, wenn man weiß, wie man klopft.«

    Quelle: https://www.tagesspiegel.de/ad…duesseldorf/25031720.html


    Anstelle eines Kommentars sei hier aus Gracians ›Handorakel und die Kunst der Weltklugheit‹ [1647] erwidernd zitiert:

    Man darf nie dem kleineren Übel die Tür öffnen: denn hinter ihm werden sich stets viele andere und größere einschleichen.

    Quelle: Gracián, Handorakel und die Kunst der Weltklugheit (Oráculo manual y arte de prudencia), 1647. Erste deutsche Übersetzung 1711. Hier in der Übersetzung von Arthur Schopenhauer 1828-32, Erstdruck 1871. [31.]



    Wurden im Zusammenhang mit Fortunas Funktionsgebäude noch traditionelle Werte bemüht, so finden wir in einer

    3 | Mitteilung des 1. FC Union Berlin

    einen Fortschritt der Meinungsbeeinflussung durch Umwertung von Werten:


    »Der Klubchef bezifferte "das tatsächliche Vermögen der Union-Gruppe" auf "über 250 Millionen Euro" und erklärte: "Wir schaffen durch die Aufnahme von Krediten Vermögen. Wir sind bereit, Verbindlichkeiten zu tragen. Damit haben wir null Probleme. Ich weiß, dass neumodern von Nachhaltigkeit und Schuldenfreiheit erzählt wird. Das sind alles Themen, mit denen befassen wir uns nicht.«

    Quelle: https://www.kicker.de/union-mi…kordzahlen-881219/artikel


    • ›Wir sind bereit, Verbindlichkeiten zu tragen.

    => Der Klubchef attestiert sich Mut zum Schuldenmachen, indem er dem Verein Lasten aufbürdet, an denen seine Nach- und Nach-Nachfolger noch zu tragen haben werden. Das ist das Gerede von angestellten Managern, welches von verantwortungsvollen Unternehmensinhabern nur höchst selten zu hören ist.


    • Es werde ›neumodern‹ von Schuldenfreiheit erzählt, sagt jener Klubchef im Weiteren.

    => Er hält also das Vermeiden von Schulden, welches ehedem als tugendhaft galt, nunmehr für ›neumodern‹ mit der Konnotation von ›neumodisch‹. Einem an Schulden verdienenden Gläubiger mag das zupasskommen – dem Schuldner soll durch die Umwertung des Begriffes ein Skrupel genommen werden.


    *****


    Alle drei Beispiele zeigen einfältige Verdummungsversuche. Dem daran gewöhnten Publikum werden hingegen notwendige Fakten zur fundierten Urteilsbildung vorenthalten. Stattdessen wird es mit traditionellen Werten oder mit ins Positive gewendeten Bedeutungen von ehedem gegenteilig verstandenen Begriffen bedient. Die Sprecher geben sich dabei gerne so gemeinwohlorientiert, als sprächen sie für einen Wohlfahrtsverband. Das erspart ihnen darauf hinzuweisen, was sie tatsächlich wollen: Unser Geld/ihr Einkommen – von uns als Fan, als Zuschauer, als Konsument.


    Dieses ganzen Gewäschs von Marketing- und Kommunikationsexperten, von Öffentlichkeitsarbeitern und Pressesprechern, von all jenen Schönrednern und ›Werte‹-Inanspruchnehmern ... bin ich einfach nur: überdrüssig.

    "Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden [...] in eine Gemeinschaft oder seinen Aufstieg in einen anderen persönlichen Seinszustand ..." | [Quelle: wikipedia, abgerufen am 24.05.2013] Regionalliga West, Saison 1967/68, 15. Spieltag, 12.11.1967 | Fortuna 95 - Westfalia Herne 4:0

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  • Egon18Geye95Allofs


    ....Dieses ganzen Gewäschs von Marketing- und Kommunikationsexperten, von Öffentlichkeitsarbeitern und Pressesprechern, von all jenen Schönrednern und ›Werte‹-Inanspruchnehmern ... bin ich einfach nur: überdrüssig... Ad


    Aber genau diese Leute suchen sich in den letzten Jahren mehr und mehr den Fußball als ihr berufliches Betätigungsfeld aus. Ich sage es ja wie viele andere hier im Forum auch schon lange... bis max zur Landesliga kann man sich den Fussball mit allem "Drumherum" nur noch geben... allem darüber hinaus, insbesondere dem reinen Berufsfussball kann man eigentlich gar nicht mehr folgen. Dazu gehört auch F95.... nur mein Gendefekt hält mich weiterhin mit diesem Verein verbunden.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ausputzer ()

  • Ist aber auch teilweise auch eine Generationsgeschichte, meine Generation (und die jüngeren) haben sich an dieses Sprech gewöhnt. Im Umfeld der multinationalen Firmenwelt, wo auch ich arbeite, ist dies an sich gebräuchlich (wenn es auch bei "Übernutzung" ermüdend sein kann), also echauffiert sich man nicht drüber so.

  • Egon18Geye95Allofs


    ....Dieses ganzen Gewäschs von Marketing- und Kommunikationsexperten, von Öffentlichkeitsarbeitern und Pressesprechern, von all jenen Schönrednern und ›Werte‹-Inanspruchnehmern ... bin ich einfach nur: überdrüssig... Ad


    Aber genau diese Leute suchen sich in den letzten Jahren mehr und mehr den Fußball als ihr berufliches Betätigungsfeld aus. Ich sage es ja wie viele andere hier im Forum auch schon lange... bis max zur Landesliga kann man sich den Fussball mit allem "Drumherum" nur noch geben... allem darüber hinaus, insbesondere dem reinen Berufsfussball kann man eigentlich gar nicht mehr folgen. Dazu gehört auch F95.... nur mein Gendefekt hält mich weiterhin mit diesem Verein verbunden.

    Sind wir nicht alle durch diesen "Gendefekt" in irgendeiner Form miteinander verbunden?

    Signaturen werden oftmals überbewertet...

  • Ist aber auch teilweise auch eine Generationsgeschichte, meine Generation (und die jüngeren) haben sich an dieses Sprech gewöhnt. Im Umfeld der multinationalen Firmenwelt, wo auch ich arbeite, ist dies an sich gebräuchlich (wenn es auch bei "Übernutzung" ermüdend sein kann), also echauffiert sich man nicht drüber so.

    Sehe ich genauso. Nach einer gewissen Zeit nimmt man es auch nur hin, bzw. überhört es sogar bewusst. Weil oft steckt hinter diesen Anglizismen und Übertreibungen relativ wenig. Das beste Beispiel "Facility Manager" = Hausmeister.

  • Gehört hier nicht wirklich hin, aber bei vielen der angeblichen "Anglizismen" würden sich die meisten Engländer nur die Augen reiben...

    Das mit Abstand krudeste Beispiel ist "public viewing"... --;;)

    Signaturen werden oftmals überbewertet...

  • Wobei eine Leichenschau spannender sein kann als manches Rudelgucken ^^


    Weitere populäre Beispiele sind Handy, Beamer & Smoking.

    Smoking ist aber schon aus dem englischen kommend (Smoking Jacket), das die Briten dann zur Raucherjacke noch eine Abendbrotjacke erfinden, muss man dann ja nicht unbedingt auch noch mitmachen. :)

  • Es gab aber vor dem Dinner Jacket ein Smoking Jacket (also die Jacke, die sich die Herren anzogen, wenn sie sich nach dem Essen in den Rauchersalon zurückzogen. Wenn man sich z.B. die wunderbaren Romane von P.G. Wodehouse durchliest, haben die Briten ihre Freizeit hauptsächlich damit verbracht, sich umzuziehen).


    Zumindest ist dann in Kontinenraleuropa der Smoking übriggeblieben.

    "Cancel the VAR", Roger Schmidt

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  • Ich habe grad noch mal ein bisschen recherchiert & einige Seiten gefunden, die meine obige Auffassung stützen

    - z.B. den Wiki-Artikel Scheinanglizismus,

    https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinanglizismus

    wo es heißt:

    • Ein weiterer europäischer Scheinanglizismus ist Smoking. In den meisten europäischen Sprachen bezeichnet dieses Wort einen „meist schwarzen Abendanzug mit seidenem Revers für kleinere gesellschaftliche Veranstaltungen“.
    • Im Englischen ist diese Bedeutung von Smoking aber inexistent. Im Englischen bedeutet smoking „das Rauchen“,[2] der Abendanzug heißt im amerikanischen Englisch tuxedo, im britischen Englisch dinner suit oder dinner jacket.


    Inexistent ist dabei aber zumindest irreführend, denn unter der Rubrik Smoking heißt es:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Smoking


    "Die Bezeichnung ist aus dem Englischen entlehnt: smoking jacket bezeichnete ursprünglich eine aus Samt gefertigte und gegebenenfalls mit Tressen verzierte Jacke. Die spätere Entwicklung des Begriffs ist deutsch und französisch geprägt,[1] er ist in den deutsch- und französischsprachigen Ländern sowie in Italien gebräuchlich. Im britischen Englisch heißt der Smoking dinner jacket."


    Also sind ein englisches smoking jacket & ein deutscher (oder frz.) Smoking keineswegs identische Kleidungsstücke, auch wenn sich Letzterer begrifflich von Ersterem ableitet, sodass die Klassifizierung als Scheinanglizismus m.E. durchaus korrekt ist.



    (Diese OT-Diskussion kann natürlich gern ins Wortstudio verschoben werden @Mods)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Nightflyer ()

  • Es ist ganz einfach im modernen Fußball. Man muss nicht nach dem ersten Treffer bei Google aufhören.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Smoking


    Zitat


    Ein Smoking ist ein besonders eleganter Anzug und Teil der Abendgarderobe für Herren. Er wird auch als Kleiner Gesellschaftsanzug bezeichnet im Gegensatz zum Frack als großem Pendant. Die Bezeichnung ist aus dem Englischen entlehnt: smoking jacket bezeichnete ursprünglich eine aus Samt gefertigte und gegebenenfalls mit Tressen verzierte Jacke.

    Wie dumm kann man eigentlich sein?


    - Ja!