Die aktuelle Debatte belegt für mich erneut: Die Einführung des VAR verlagert den Ermessensspielraum des Schiedsrichters vor Ort in (vermeintlich) strittigen Szenen auf die Schiedsrichter im Videokeller.
Das Problem ist meines Erachtens, und das hat das Schalke-Spiel deutlich gemacht, dass der Schiedsrichter den Videobeweis als taktisches Mittel einsetzt. Brych hat das angebliche oder tatsächliche Foul von Raman nicht unmittelbar bewerten wollen, das Spiel weiterlaufen lassen, um erst anschließend mit Hilfe des VAR seine Entscheidung "wasserdicht" machen zu können. Das kann nicht im Sinne dieser neuen Regel sein, es käme eine Abschaffung der Tatsachenentscheidungen gleich. Ich befürchte, dass sich derartige Vorkommnisse in Zukunft häufen werden, zumal sich auch die Schiedsrichter untereinander in einem Konkurrenzkampf um Anerkennung und internationale Reputation befinden (siehe u.a. Gräfe vs. Zwayer). Der VAR darf m.E. auf keinen Fall dazu führen, dass aus Angst vor Fehlern die Schiedsrichter direkte Entscheidungen scheuen und sich erst auf den "zweiten Blick" entscheiden.